Die entzückende Dame zur Rechten hört auf den Namen Eugenie Bernardine Desirée Clary. Bei der Lektüre, die mich dann doch einige Zeit im letzten Jahr gekostet hat, habe ich mich mehr, als mir lieb ist, mit dieser Dame beschäftigt, von der ich bisher nicht einmal wusste, dass sie existierte. Denn glesen habe ich "Desirée" von Annemarie Selinko, einen 1957 veröffentlichten mehr oder wneiger biographischen Roman.
Desirée Clary wurde in Marseille geboren, war die Tochter eines Seidenhändlers und verlobte sich mit 15 Jahren mit einem jungen aufstrebenden General, der in der jungen französischen Republik ideale ausgangsmöglichkeiten für seine Karriere sah. Den Namen dieses Hoffnungsträgers kennt man noch heute, denn es handelt sich um niemand anderen als Napoleon. Desirées Schwester Julie heiratete seinen Bruder Joseph, wodurch sie später, dank Napoleons Thronverschiebungen in Europa, zur Königin von Spanien werden sollte. Die Verlobung mit Napoleon wurde jedoch gelöst, kaum dass der Hoffnungstäger in Paris die Bekanntschaft einer Dame gemacht hatte, die ihm nicht nur hoffnungslos den Kopf verdrehte, sondern ihm auch einflussreiche bekanntschaften vermittelte: Josephine. Desirée wendete sich einem anderen Mann zu, dessen politishce Karriere wie ein kompletter Gegenentwurf zu Napoleon wirkt: dem Marschall Jean-.Baptiste Bernadotte. Diesem wurde vom schwedischen Reichstag letztendlich die schwedische Krone angeboten, so dass Desirée die Stammmutter des bis heute in Schweden herrschenden Königshauses ist. Alles in allem also wirklich eine Frau, die es geschafft hat, von einem erfolgreichen Verlobten zum noch erfolgreicheren ehemann zu wechseln und deren Einfluss bis heute spürbar ist - denn nicht zuletzt dieser bürgerlichen Seidenhändlertochter ist es zu verdanken, dass die nordeuropäischen Königshäuser als sehr bodenständig und gut-bürgerlich gelten ;-)
Annemarie Selinko schrieb ihren Roman in den Fünfziger Jahren, und so interessant der Stoff ist, das merkt man jeder einzelnen Seite an - kein Wunder, dass ich zwei Wochen daran gelesen habe. Es ist streckenweise furchtbar altbacken, kein Stäubchen trübt Desirées weiße Weste - schade, dabei habe ich inzwischen, wikipedia sei Dank, gelesen, dass es da so einige wunderschöne Episoden gegeben hätte - und die Figuren sind streckenweise extrem aus der Klischeekiste geholt. Grade die restlichen Figuren neben der Heldin und Napoleon bleiben wahnsinnig blass, streckenweise ist es eher ein Name-Dropping (ach, da war doch noch dieser französische Revolutionär, na, dann lassen wir den auch noch einen Satz sagen...) und Julie Clary tut mir gradezu Leid, so naiv und dämlich wird sie dargestellt. Auch Bernadott ist irgendwie sehr blass, dabei wäre es natürlich interessant gewesen, bedenkt man, dass die bernadottes immer noch die schwedische Königsfamilie stellen. Andererseits, das Buch war einfach sehr nett zu lesen, einfach nett und ohne großen Aufklärungsanspruch, und wenn man einfach mal was Nettes zum Schmökern will, dabei aber Zeit hat, dann ist man mit "Desirée" sicher bestens bedient.
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