Montag, 29. Januar 2018

[Rezensionsexemplar] Anna Romer - Der Schattengarten

Nach einigen Jahren in London kehrt Lucy Briar wieder nach Melbourne zurück. Sie möchte ein ruhiges Leben führen, doch als ihr Vater Ron einen Unfall hat, holt sie ihre Vergangenheit ein. Lucys Vater bittet sie, in Bitterwood Park, dem mittlerweile halb verfallenen Anwesen der Familie, nach einem alten Fotoalbum zu suchen. Mit Bitterwood verbindet Lucy böse Erinnerungen und düstere Träume, die sie seit ihrer Kindheit quälen. Auf der Suche nach dem Album entdeckt sie schließlich ein schreckliches Geheimnis. Und sie muss sich endlich ihren Dämonen stellen ...

Das letzte Buch von Anna Romer hatte mich ja nicht so wirklich für die Autorin erwärmen können, aber ich dachte, ich gebe ihr eine zweite Chance, denn der Inhalt des Buchs klang ja gar nicht so schlecht.


Fangen wir mit dem Positiven an. Das Buch istsehr locker geschrieben, es rollt gradezu von den Seiten und man möchte gerne weiterlesen. Die Geschichte schildert parallel zu Lucys Handlung im Jahr 1993 auch die Geschichte von Orah 1934. Als Orah mit ihrer Mutter nach Australien auswandert, um endlich wieder mit ihrem Vater zusammenzuleben, gerät das Schiff in einen schweren Sturm und Orah ist die einzige Überlebende. Sie wird in Bitterwood von den Besitzern aufgenommen und ist sschon bald Teil der Familie. Die beiden Handlungsstänge sind gut miteinander verknüpft, ich fand es schön, wie hier und da einfach Dinge oder Personen wieder auftauchen und man erst später erfährt, welche Rolle sie früher gespielt haben. Vor allem die Darstellung von Bitterwood in den Dreißigern fand ich gut gewählt, weil es mal eine andere Zeitebene ist und die Tatsache, dass es ein Feriendomozil ist macht das Setting auch mal ein wenig anders als die üblichen englischen Herrenhäuser. Ich mochte auch die Auszüge aus der letzten Geschichte von Lucys Vater serh gerne, wobei ich finde, dass die Idee "Ich verarbite hier Dinge, die ich mir nicht erklären kann" schon an die Grenzen der Glaubwürdigkeit gedehnt wird, mit den zufälligen Parallelen zur tatsächlichen Geschichte. Aber gut, es gab dem Roman einfach ein wenig

Lucy stolpert bei ihren Recherchen über eine Fotografie von Orah, beginnt nachzuforschen und deckt damit ein Geheimnis auf, das nicht nur ihren Blick auf ihren Großvater verändern wird, sondern auch den Tod ihrer Mutter vor vierzehn Jahren endültig aufklärt. Der mysteriöse Unfalltod ihrer Mutter und die damit zusammenhängenden Alpträume, die Lucy seit ihrer Pubertät verfolgen wären eigentlich schon genug, aber dann muss es jetzt noch aktuell eine gescheiterte Verlobung geben und eine alte Jugendliebe, die wieder auftaucht. Und damit fangen ein bisschen meine Probleme an. Ich finde einfach, dass in dem Buch mindest ein Problem zuviel auf die arme Lucy einprasselt.U genau zu sein, ich kann mic nicht entscheiden, welche der beiden Handlungen ich hier für überflüssiger halte - die gesamte Geschichte mit Mama bringt eigentlich nur noch eine dritte Zeitebene rein, die es gar nicht bräuchte, warum nicht einfach die Alpträume durch dasselbe Erlebnis im Urlaub erklären? Und der ach so wunderbare, großartige, heroische Held der Jungmädchenträume ist mir persönlich einfach echt unsympathisch (vor allem, asl er plötzlich nachts im Garten steht!), nicht jeder Roman braucht nach einem Beziehungsende automatsich direkt den nächsten Heiratskandidaten, der um die Ecke geschwenzelt kommt!

Die beiden Handlungsstränge haben mir das Buch leider wirklich ein wenig verleidet, dabei war der Rest so schön. Ich habe zum ersten Mal bei einem Buch dieses genres selbst versucht, herauszufinden, wie die Geschichten zusammenhängen, wie die Autorin Gegenwart und Vergangenheit verküpft, und hätte gerne noch mehr über Seidenfabrikation erfahren, statt Lucy zum hundersten Mal drüber grübeln zu lassen, warum sie damals nicht mit ihm zusammengekommen ist. Insgesamt war es ein netter Roman, angenehm spannend zu lesen und nur ein paar Abzüge in der B-Note.

Donnerstag, 25. Januar 2018

[Rezensionsexemplar] Ellen Sandberg - Die Vergessenen

2013. In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris. Durch seine Familiengeschichte bedingt ist er jemand, der das Recht für seine Auftraggeber auch einmal selbst in die Hand nimmt. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Zur selben Zeit erleidet die Tante von Journalistin Vera einen Schlaganfall, ausgelöst von ihrem Neffen Chris. Der steckt in Geldnöten und versucht anscheinend jemand zu erpressen mit einer Geschichte aus der Vergangenheit. Bei ihren Nachforschungen, was es damit auf sich hat, stößt Vera in ein Wespennest und deckt nicht nur ein Familiengeheimnis auf, das seinen Ausgangspunkt in den einer Pflegeanstalt des Jahres 1944 nahm ...

Mein Lieblingsgenre, dann noch, wie es scheint, gekoppelt an eine sehr spannende Storyline, das klang einfach nach meinem Buch, sodass ich beim bloggerportal sofort zugeschlagen habe, als es das Buch zu lesen gab. In der Tat habe ich nur drei Tage dafür gebraucht, es war mein Zug-Buch für den Weg zur Arbeit und nach Hause (und heute auch noch mein während-des-Laufens-Buch, weil ich es nicht zur Seite legen konnte). Ich muss aber auch sagen, dass ich nciht restlos begeistert bin, sondern ein paar Kritikpunkte habe.

Zuerst einmal braucht das Buch nahezu 200 Seiten bis es wirklich an Fahrt gewinnt und die beiden Storylines sich so überschneiden, dass man weiß, was sie gemeinsam haben. Davor fand ich es stellenweise ein wenig lahm zu lesen, insbesondere die so detaillierten Schilderunen von Trackingsystemen in Handy und Computer. Nach diesem langen Vorlauf kommt dann aber wirklich eine Knallerwendung, bei der die Figuren auch mehr Tiefe gewinnen, da ihre Motivation für bestimmte Handlungen plötzlih deutlich grauer wird als sich im bis dahin ein bisschen vorherrschenden Schwarz-Weiß-Denken zu erschöpfen. Insbesondere Kathrins Verhalten nach dem Krieg bringt einen wirklich zum Nachdenken und ist eine durchaus auch typische Haltung dieser Generation. Die beiden Figuren dieser Zeitebene sind meiner Meinung nach die am überzeugendsten gestalteten, und vor allem Kathrin ist jemand, die man - obwohl man ihr Verhalten nachvollziehen kann - trotzdem nicht sympathisch findet.

Wirklich gestört hat mich aber etwas anderes. Ich finde, in dem Buch ist einfach zuviel drin. Das Schlimme ist, ich verstehe genau, warum die Autorin dieses Zuviel einbringen musste. Vera benötigt ab einer bestimmten Stelle das Knowhow von jemandem wie Manolis, klar. Das heißt, er benötigt ein Motiv, um ihr zu helfen. Und dieses Motiv muss stark sein. Aber blöderweise entscheidet sich Ellen Sandberg dafür, Manolis mit einer so extrem starken Hintergrundstory auszustatten, dass das alleine bereits für einen Roman reicht. Weil sie es aber in "Die Vergessenen" mit hineinquetschen muss, wird das alles so schnell und vordergründig erzählt, dass Manolis und seine gesamte Familie im Klischee ersticken und für mich fast unerträglich plakativ wirken. Dass Manolis dann auch noch ein Veefechter der Selbstjustiz ist, macht ihn mir gleich dreimal unsympathisch und ehrlich, diese ganze "uh, ich bin der Verfechter des Guten und bediene micha ller illegalen Tricks"-Getue war mir einfach zu sehr ausgedacht. Um genau zu sein, ich finde, dass die gesamte Storyline um Manolis eigentlich gestrichen werden könnte, stattdessen Vera ein wenig ausgebaut werden kann und man auf die Weise einen wunderbaren, spannenden und großartigen Roman erhalten würde, der an eine der vergessenen Gräueltaten des Nationalsozialismus erinnert. Und dann als Folgeroman die komplette Storyline um manolis, auch hier detaillierter und vielleicht einfach nur als Entwicklungsroman von Manolis - das würde ich viel mehr lesen wollen als die strrekenweise sehr hastige Kombination aus beidem.

Insgesamt sage ich nicht, dass das Buch schlecht ist. Aber durch die Zusammenlegung von gleich zwei verschiedenen NS-Verbrechen, die aber nicht zusammengeführt werden, ist es eher eine unglückliche Kombination, die mich nicht ganz befriedigt zurückgelassen hat. 3,5 Sterne, wenn ich mich entscheiden müsste

[Top Ten Thursday] Bücher, die mit U anfangen

Jede Woche wird durch eine Truppe Blogger eine neue Top Ten Liste zusammengestellt, dessen Thema sich inzwischen die Weltenwanderin einfallen lässt. Genauere Infos und die Themen dazu findet ihr *hier*, jede Beteiligung ist willkommen.
Die Aufgabe für diese Woche heißt:

Zeige 10 Bücher, die mit U anfangen.

Ah, das Alphabet wird weitergeführt und es wird wieder einmal interessant. U - das klingt nach viel Mysteriösem, aber auch nach vielen Phantasy-Ländern, vor allem aber nach vielen Verneinungen. Ich bin also mal gespannt, was sich da in euren Regalen findet. Bei mir wieder einmal mit dem festen Vorsatz, mich nicht zu wiederholen und die ganze Bandbreite meiner Lektüre abzudecken, treten heute ins Rampenlicht:



Milan Kunderas "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" ist für alle Leser gedacht, die eine nicht so platte Liebesgeschichte in eelganter Sprache mögen.
"Unsere Liebe Frau vom Wald" von David Gutterson ist ein dicht gepackter Roman über Hoffnung, Verblendung und Spiritualität.
In "Underground Railroad" nimmt Colson Whitehead den Leser mit auf die Spuren der fliehenden Sklavin Cora.
Stephen Hawkings "Das Universum in der Nussschale" ist trotz aller Einfachheit ein Gehirnfutter, das ich liebe.
Jeannette Walls wirdt mit "Ein ungezähmtes Leben" einen Blick in die spannende, unglaubliche und tragikomische Lebensgeschichte ihrer Großmutter.
"Die unendliche Geschichte" ist Michael Endes Meisterwerk und so viel mehr als nurdieser nette Glücksdrache und ein im Moor versinkendes Pferd.
Wer mit Thomas Mann nicht so richtig warm wird, der sollte seinem Bruder Heinrich eine Chance geben, der in "Der Untertan" süffisant, schnell und stets objektiv das Leben eines klassischen Untertanen schildert.
Jojo Moyes neuestes Werk "Über uns der Himmel, unter uns das Meer" begleitet einige junge Australierinnen nach England, wo sie ihre Ehemänner nach dem Krieg wiedersehen werden.
Immer wieder Kästner, bei mir. Aber "Über das Verbrennen von Büchern" sind nur vier kurze Texte, in denen Kästner schildert und sinniert, was es damit auf sich hat, dass man glaubt, das Verbrennen von Büchern würde deren Gedanken ungeschehen machen.
"Und Nietzsche weinte" von Irvin D. Yalom schließlich ist ein Buch, das wirklich beindruckt - Philosophie, Psychologie, eine interessante Geschichte und wunderschöne Erzählung in einem.


So, dann mal her mit euren Eindrücken. Welche Bücher kennt ihr, welche mögt ihr, welche habt ihr bei euch im Schrank? Ich freu mich schon auf Austausch!
 

Mittwoch, 24. Januar 2018

[Rezensionsexemplar] Gunnar Homann - Sabbatical

Ein Jahr Auszeit! Nur hat Lehrer Viktor Hoffmann keinen Plan, was er während seines Sabbaticals machen soll. Außer erst mal mit seinem besten Kumpel Brettschneider für ein paar Wochen ins Blaue fahren. Doch weil sein Freund hoffnungslos in Liane verliebt ist, die einen Bildhauerei-Workshop auf einem Bauernhof in Frankreich leitet, landen die beiden ebendort. So hatte sich Viktor den Roadtrip nicht vorgestellt. Dummerweise hat die schöne Liane aber ein Auge auf Viktor geworfen. Und als dann auch noch der schnöselige Professor Herbst auftaucht, der ihm vor Jahren die Frau ausspannte, wird es turbulent. Und Viktor muss endlich herausfinden, was er eigentlich von diesem Jahr – und vom Leben an sich – will …

Ich gestehe, ich stecke grade in so einer Art Lesekrise. Also nicht direkt eine Krise, aber im Moment bin ich bei vielen meiner Bücher in einer Zwickmühle, die da heißt: ich mag ja Krimis, aber mir geht grade Gewaltdarstellung wirklich an die Nieren. Also war ich auf der Suche nach einer richtigen Abwechslung und bin beim bloggerportal wie es eben so geht über ein Buch gestolpert, bei dem das Cover einfach irgendwie frisch, nett, leicht aussah. Der Klappentext klang auch vernünftigt, und so habe ich dann am Samstag meinen ereader geöffnet und mich überraschen lassen.

Und ich war wirklich angetan. Bekommen habe ich hier nämlich eine sehr spritzige, sommerleichte Komödie mit den Irrungen und Wirrungen der Liebe, mit einigen wirklich lustigen Szenen und sympathischen Charakteren. Allen voran Kollege Brettschneider, Mitte 40, Chemiker aus Leidenschaft und unglücklich verliebt in Liane, die Schönheit des Kollegiums. Und ja, wir alle kennen diese Brettis, wir leiden mit ihnen und rollen gelegentlich die Augen. Genauso kennen wir aber auch die Victors dieser Welt und fühlen mit ihnen. In diesem Fall ist Victor ein Mann, der mit dem Schicksal hadert, dass auf ihn zu Hause nur Inspector Barnaby wartet und er eigentlich ncht so richtig weiß, was er mit seinem Leben machen soll.  Ich bin den beiden charmanten Losern gern nach Frankreich gefolgt, mitten in eine Sammlung kurioser, dennoch netter Menschen im Wahn der Kreativität. Einzig den Handlungsstrang mit dem Roman hätte ich nicht gebraucht, das wirkte so ein bisschen zu sehr draufgesetzt, dabei wäre das Buch auch so ein charmanter Sommerroman gewesen, den ich im Moment wirklich gebraucht habe.

Wer also Lektüre für den Strand oder das Freibad sucht: zuschlagen :-)

Donnerstag, 18. Januar 2018

[Top Ten Thursday] Deine 10 liebsten Einzelbände

Jede Woche wird eine neue Top Ten Liste zusammengestellt, die Infos und die Themen dazu findet ihr *hier*
Die Aufgabe für diese Woche heißt:

Zeige deine 10 liebsten Einzelbände.

Jetzt bin ich gespannt, was heute alles zusammen kommt. Bei mir jedenfalls ist es wieder einmal eine nette Collage quer durchs Regal und durch alle Genres geworden. Ich hätte eigentlich noch viele mehr finden können, wenn ich so drüber nachdenke, aber ich bin trotzdem zufrieden mit der Auswahl.


 Alina Bronsky ist großartig, aber mit "Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche" hat sie eine Hauptfigur geschaffen, die so liebenswert-skrupellos ist, dass sie einfach Spaß macht. 

Wer eine ebensolche Person in der Realität kennenlernen möchte, sollte sich Oliver Hilmes Biografie "Witwe im Wahn" ansehen - Alma Mahler-Werfel war nicht nur die Muse der österreichischen kaiserlichen Kulturszene oder die Frau, die Oskar Kokoschka einen totalen Dachschaden beschert hat, sondern so durchgeknallt, wahnsinnig und irgendwie total cool, dass man sie kennenlernen muss. 

Ganz anders bestellt ist es um die Figuren in Falladas "Jeder stribt für sich allein", die geradlinig, schnörkellos und realistisch gezeichnet sind. So wie eben immer bei ihm.

Immer zur Hand nehmen sollte man Stewart O'Nan, Stephen Kings Kumpel, der aber völlig anders schreibt, der jedes Komma so setzt, dass es sich richtig anfühlt.

Wer es sprachlich prägnant liebt, gleichzeitig völlig gebannt von Geschichten sein will, schnappt sich bitte Neil Gaimans "Niemalsland" und lernt die meiner Meinung nach furchtbarsten Bösewichte der Phantasy-Literatur kennen.

Ein Bösewicht, der mich immer verfolgt hat, ist Ritter Cato aus "Mio, mein Mio" von Astrid Lindgren. Doch auch sonst hat mich dieses Buch als Kind fast merh erschreckt und beschäftigt als "Die Brüder Löwenherz". Seit der tollen Lindgren-Biografie habe ich auch ein bisschen mehr Hintergrundwissen darüber, warum gerade alleingelassene kleine Jungen bei Lindgren immer wieder zum Helden werden, und finde das Buch dadurch noch viel wichtiger und schöner.

Nach O'Nan nimmt man sich seinen alten Kumpel Stephen King in die Hand. Mein absoluter udn ewiger Liebling wird "Sie" bleiben. Nicht nur, weil diese gesamte Situation so aberwitzig ist oder weil ich den Film "Misery" so toll finde ("Sie haben sie umgebracht!" - Kathy Bates Meisterleistung), sondern vor allem auch, weil ich es großartig finde, wie King beweist, dass er sogar Herzschmerz-Literatur der Extraklasse schreiben könnte.

Wem das zu experimentell ist, der findet bei Stephen Frys "Der Sterne Tennisbälle" die alte Geschichte des Grafen von Monte Christo, versetzt in die Achtziger Jahre und die DotCom-Spekulationsblase, angerecihert mit Wortwitz, Humor und einer Extraportion Fry.

Nach diesem Abstecher wühlt einen "Wir müssen über Kevin reden" von Lion Shiver nur noch mehr auf, als es das sowieso schon tun würde. Ein großartiges Buch mit der Frage nach dem Warum eines Amoklaufs.

Um diese düstere Gegenwart hinter sich zu lassen, hilft nur noch einer: Erich Kästner. "Pünktchen und Anton" ist nicht nur eine nette Geschichte über Freundschaft, sondern gleichzeitig Sittengemälde, witzig und idyllisch. 


Kennt ihr die Bücher, habt ihr andere gewählt, welche dürften bei euch nicht fehlen? Sprecht euch aus - ich such dann später mal bei euren Schätzen :-)
 

Montag, 15. Januar 2018

[Rezensionsexemplar] Wulf Dorn - Die Kinder

Auf einer abgelegenen Bergstraße wird die völlig verstörte Laura Schrader aus den Trümmern eines Wagens geborgen. Im Kofferraum entdecken die Retter eine grausam entstellte Leiche. Als die Polizei den Psychologen Robert Winter hinzuzieht, wird dieser mit dem rätselhaftesten Fall seiner Karriere konfrontiert: Die Geschichte, die Laura Schrader ihm erzählt, klingt unglaublich. Doch irgendwo innerhalb dieses Wahnkonstrukts muss die Wahrheit verborgen sein. Je weiter Robert vordringt, desto mehr muss er erkennen, dass die Gefahr, vor der Laura Schrader warnt, weitaus erschreckender ist als jeder Wahn ...

Man, klang dieser Klappentext spannend. Ich hatte mich so richtig gefreut auf das Buch, als ich es mir als Rezensionsexemplar im bloggerportal bestellt habe. Und dann ... ach, ichweiß auch nicht. Liegt es an mir, dass ich im Moment einfach nicht das Sujet "Kinder, die missbraucht oder gequält werden oder allgemein in schlimmen Umständen leben" vertragen kann? Oder war es einfach die Art des Buches, die in einer Tradition steht mit (und sich im Text auch immer bezieht auf) DuMauriers Buch "Die Vögel", den ich für den nervigsten Film aller Zeiten halte? Vielleicht auch die Kombination aus beidem, jedenfalls führte es dazu, dass ich von Seite zu Seite merh genervt war vom Buch. Nicht unebdingt von Dorns Schreibweise, die ist flott und zieht dich immer weiter (was es mir auch unmöglich gemacht hat, das Buch vorzeitig abzubrechen), aber die gesamte Darstellung und Figurenzeichnung.

Allen voran ist da Laura und ihre Schwangerschaft - Himmel, diese über-esoterische Mutterund-Kind-Verbindung mit dem Plus auf dem Schwangerschaftstest! Dieses gesamte Verhalten von Laura war so unrealistisch und so drüber für meinen Geschmack, dass ich mit ihr einfach nicht arm geworden bin. dasselbe gilt für ihre Schwester Su, die ich einfach ziemlich doof finde und die vom Leben um sie herum nichts mitzubekommen scheint, oder Mia, die enervierend altkluge Siebenjährige. Insgesamt sind diese vermutlich wirklich ausgefeilten Charaktere natürlich genau die, die eine solche Geschichte benötigt, aber damit sind sie been auch genau die Art von Leuten, die ich persönlich in Büchern nur schwer ins Herz schließen kann. Die übrigen Figuren bleiben dann auch noch sehr viel blasser, vor allem Robert kriegt am Ende halt noch schnell eine Biografie, damit man so einen "Die Vögel"-artigen dräuenden Schluss produzieren kann.

Insgesamt muss ich also leider sagen, dass ich ziemlich Probleme mit dem Buch hatte, die mir den Lesegenuss ziemlich verdorben haben. Wulf Dorn wird also erstmal eher nicht mehr auf meinem Lesestape zu finden sein.

Sonntag, 14. Januar 2018

[Rezensionexemplar] Douglas Preston - Die Stadt des Affengottes

Schon seit dem 16. Jahrhundert gab es Gerüchte über eine Provinz im Regenwald von Honduras, deren Städte reich und prachtvoll seien, ganz besonders die Weiße Stadt, auch Stadt des Affengottes genannt. Immer wieder machten sich Abenteurer und Archäologen auf die Suche nach den Zeugnissen dieser Zivilisation, die offenbar nicht zu den Mayas gehörte. Manchmal stießen sie tatsächlich auf Ruinen, aber eine wirkliche Erforschung war in dem von giftigen Schlangen und tödlichen Krankheitserregern verseuchten und vom Dschungel überwucherten Gelände unmöglich. Erst die moderne Lasertechnik, mit deren Hilfe das Gelände aus der Luft gescannt wird, ermöglichte genauere Hinweise, wo sich größere Ansiedlungen befinden. Um sie vor Ort zu untersuchen muss man sich allerdings auch heute noch auf den beschwerlichen Weg durch den Dschungel machen ...

Ich kenne Douglas Preston wirklich nur als Autor in Kombinaton mit Lincoln Child, deswegen war ich natürlich sehr gespannt auf dieses Rezensionexemplar vom bloggerportal, das ihn mir als Sachbuchautor nahebringen sollte. Und was soll ich sagen, ich bin wirklich schwer beeindruckt vom Buch, auch wenn ich mir hier und da ein bisschen mehr Tiefe gewünscht hätte.

Preston war 2015 für die National Geographic Teil des Expeditionsteams, das die T1 genannte Siedlung in Honduras untersuchen sollte. Im Buch beschreibt er aus der Ich-Perspektive sehr detailliert die Vorgeschichte der Entdeckung und geht allgemein auf die Hintergrundgeschichte von der Sage der Affengottstadt ein. Die Schilderung, wie Anfang des 20.Jahrhunderts immer noch Glücksritter versuchen, in Honduras versunkene Schätze zu finden, war extrem anschaulich und spannend, fast schon wie ein eigener Abenteuerroman. Wobei ich finde, dass er grade bei dieser doch ziemlich extremen Offenbarung über die letzte Expedition ein bisschen mehr Quellen hätte bringen müssen, das war schon eher auf Unterhaltung des Lesers aus als auf wissenschftliche Darstellung. Insgesamt war die Schreibweise trotz aller Spannung schon serh unwissenschaftlich, was sich dann vor allem auch bei der wissenschaftlichen Kontroverse nach der Entdeckung der Stast zeigt. Da hätte ich mir gewünscht, dass er ein wenig mehr auf den Diskurs eingeht, warum Ausdrücke wie "prähistorisch" und dergleichen in der Archäologie sehr umstritten sind, und den Leser nicht nur in die Richtung "die doofen Kritiker, die waren ja gar nicht dabei" lenkt.

Wenn Preston die Expedition an sich beschreibt und die nachfolgenden gesundheitlichen Probleme - alle Teilnehmer haben sich mit einer zum Teil sehr schwerwiegenden Krankheit infiziert - fühlt man sich als Leser wirklich deutlich in die Szenerie versetzt. Ich hätte es allerdings schöner gefunden, wenn die wirklich tollen Bilder nicht gesammeltn am Ende meines ebooks wären, sondern im Text integriert wären, denn ehrlich, man kann sich diesen Urwald selbst mit ncoh so guter Beschreibung nicht vorstellen. Die meisten von uns stellen sich unter "Expedition in den Urwald" vermutlich große Steinpyramiden vor, die hier und da von malerischen Lianen umrankt werden - in Wirklichkeit sieht man einfach gar nichts von den Geäuden, nada, niente! Das ist so unvorstellbar, so dicht und grün und auch extrem gefährlich, dass man diese Bebilderung wirklich benötigt, ohne ständig blättern zu müssen. Und ich hätte mir vielleicht noch ein paar mehr Bilder von den Entdeckungen gewünscht, wenn es möglich gwesen wäre, und nicht nur vom Urwald, auch wenn das natürlich faszinierend zu sehen war.

Mich hat das Buch wirklich gefesselt, ich habe es regelrecht verschlungen, was eindeutig dem Schreibstil zu verdanken ist. Das Buch ist ein bisschen wie Terra X, also nicht zu wissenschaftlich, es gibt wichtige Hintergrundinformationen, die man als Leser vielleicht benötigt, und unterhält. Wer aber mehr Hintergrund oder Diskurs möchte, ist hier ein wenig fehl am Platz.

Freitag, 12. Januar 2018

[Rezensionsexemplar] Rufi Thorpe - Ein Sommer in Corona del Mar

Es ist Sommer in der südkalifornischen Stadt Corona del Mar. Die beiden Freundinnen Mia und Lorrie Ann sind unzertrennlich. Doch als Lorrie Anns Vater stirbt, weiß Mia nicht, was sie für ihre Freundin tun kann. Und dies ist nur der erste von vielen schweren Schicksalsschlägen, die Lorrie Ann treffen werden … Jahre später steht Lorrie Ann plötzlich wieder vor Mias Tür: barfuß, hungrig und vom Leben gezeichnet. Und Mia kann nicht verstehen, wie das Leben ihrer scheinbar makellosen Freundin so aus dem Ruder laufen konnte. Kann es sein, dass sie Lorrie Ann nie wirklich gekannt hat?

Ich hatte mich ja sponta in das Titelbild verliebt und dann den Klappentext nicht mehr wirklich gelesen, als es darum ging, mir im bloggerportal ein neues Rezensionsexemplar auszusuchen. Dementsprechend hatte ich gestern Morgen im Zug erwartet, ein irgendwie locker-schnuffiges Buch zu finden, vielleicht so im Stil von Stephen Kings "Th Body", so eine Teenager-Freundschaft, diein diesem Sommer ihren Zenit erlebt ... Das war es dann doch nicht. Stattdessen habe ich ein Buch bekommen, dass mich dazu veranlasst hat, die drei Kilometer vom Bahnhof zur Arbeit und wieder zurück zu laufen, statt das Fahrrad zu nehmen, damit ich während des Laufens weiterlesen kann.

Mich hat das Buch von Anfang an gefangen genommen. Da sind zuerst einmal Mia und Lorrie Ann, denen man am Anfang begegnet und die so gegensätzlich sind, wie sie nur sein können. Mia, die nüchtern auf das Leben blickt und als Ich-Erzählerin durch das Leben führt, und Lorrie Ann, die Träumerin, die an die große Liebe glaubt. Von Anfang an macht Mia klar, dass es Lorrie Ann schlecht ergehen wird, aber boah, die wird im Laufe des Buchs wirklich von einer miesen Situation in die nächste geworfen! Das ganze wird von Thorpe so schonungslos und ohne jede Regung erzählt, dass man manchmal wirklich schlucken muss. Im Gegensatz macht ausgerechnet Mia einen Abschluss in Yale, wird eine renommierte forscherin und findet ganz allmählich und ohne es eigentlich zu wollen, das Glück, das sie immer finden wollte - nicht zuletzt aber auch dank Lorrie Ann. Das wird Mia aber vermulich nie zeigen, denn es stimmt, was Lorrie Ann mal feststellt - sie braucht die andere eigentlich dazu, um über sich selbst zu sprechen, letztlich ist Lorrie Anns Schicksal für Mia aber fast schon egal, sie mag es nur nicht, nicht daran teil zu haben.

Diese Geschichte einer Freundschaft knüpft Thorpe dann in einem ziemlich dramatischen Hauptteildialog mit großen Fragen nach dem Mutterbild, das wir oder die Gesellschaft haben will, der Frage nach Abtreibung und Sterbehilfe, danach, ob das eigene Glück manchmal wichtiger sein darf als das Glück von anderen. Für mich war das schwere Kost zu lesen, wirklich, aber ich fand die beiden Positionen spannend vertreten, und genau deshalb konnte ich mich wie gesagt gar nicht los reißen.

Ein wirklich, wirklich gutes Buch, das ich euch uneingeschränkt ans Herz lege!

[Rezensionsexemplar] David Sedaris - Wer's findet, dem gehört's

In Wer's findet, dem gehört's gewährt Sedaris der Welt zum ersten Mal Einblick in seine privaten Aufzeichnungen - eine persönliche Erzählung davon, wie ein drogensüchtiger Schulabbrecher mit einer Schwäche für billige Pfannkuchen und dem Talent, jeden Job zu verlieren, zu einem der lustigsten Menschen auf dem Planeten wurde. Die meisten Tagebücher - sogar die großer Schriftsteller - sind unvorstellbar dröge, weil sie von Gefühlen, Träumen, dem Innenleben handeln. Sedaris' Tagebücher sind einzigartig, weil sie sich nach außen wenden. Er erklärt uns nicht, wie sich die Welt für ihn anfühlt, er zeigt uns die Welt, und damit auch, was ihn wirklich ausmacht ...

Soweit also der Klappentext. Und natürlich sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich das Buch selbst dann als Rezensionsexemplar angenomme hätte, hätte der Klappentext mir erklärt, es hier mit dem drögesten, nutzlosesten Stück der Literaturgeschichte zu tun zu haben, einfach weile s David Sedaris ist. Aber eben weil er es ist, kann das Buch gar nicht dröge sein, sondern eben ... naja, anders eben.

Ich habe die Einträge natürlich gelesen mit den anderen Büchern im Hinterkopf. Und daher war es irssinig spannend, immer wieder über Szenen zu stolpern, die dann später in seinen Geschichten verarbeitet wurden. Wenn da also einfach mal mittendrin erwähnt wird, dass er sich bei Macys als Weihnachtszwerg bewirbt, dann weiß man, dass daraus dann die Sntaland Diaries werden, die letztlich seinen Durchbruch bringen. Oder wenn er 1990 davon redet, dass er von einer Freundin für 20$ Transportkosten eine Leiter abholen soll aus einem Loft - mein erster Gedanke war "oh mein Gott, die Geschichte ist wirklich wahr!" - und ab dann der Name Hugh immer öfter erscheinen wird. Nicht zu vergessen die Krebserkrankung seiner Mutter und der plötzliche Eintrag "Mum ist gestern überaschend gestorben", der wirklich umhaut. Für Sedaris-Leser ist das Buch also eine immer wiederkehrende Quelle der Erinnerung und des spontanen Aufjuchzens, weil man sozusagen einen Blick hinter die Kulissen bekommen, der Entstehung seiner Bücher mehr oder weniger beiwohnt, ohne ihn je davon sprechen zu hören, sie wirklich zu schreiben.

Gleichzeitig ist das Buch aber auch eine spannende Sammlung von Anekdoten und Beobachtungen der Welt dort draußen und der Menschen. Bedingt durch seine finanziellen Verhältnisse, seinen lang anhaltenden Drogen und Alkoholmissbrauch und überhaupt alles andere, lebt Sedaris sehr lange in Wohnungen, deren Umfeld geradezu danach schreit, Wahnsinnige, Durchgeknallte oder latent Gewalttätige anzuziehen. Und all diese Verlierertypen der Gesellschaft werden von ihm dennoch auf Augenhöhe behandelt und erlebt, ihre geschichten als absolut gleichwertig empfunden und ins Tagebuch aufgenommen. Ohne jemals davon zu sprechen, lässt er den Leser oft die menschlichen Abgründe hinter einer Person erahnen, lässt ihn Mitleid empfinden oder milde lächeln, und zeigt vor allem, dasss seine rauhe Schale des Menschenhassers doch manchmal sehr brüchig ist. Ds ist eine unheimliche Stärke des Buchs und deshalb liest es sicha uch so flüssig.

Hinter diesen Außenbeobachtungen tritt das Ich aber fast komplett zurück. Dieses Buch kann man nicht lesen, um die Frage "Wer ist David Sedaris?" zu beantworten. Man erfährt maximal zwischen den Zeilen viele Dinge über ihn, die er sich während der Einträge selbst nicht eingestehen wollte. Man kann sich Gedanken machen über Alkoholabhängigkeit und sexuelle Belästigung, über Depression oder Einsamkeit, über die psychische Erkrankung seiner Schwester - all das wird aber nicht in Worte gefasst, sondern taucht nur am Rand einer Anekote auf. Dieses typische Sedarische Idyllenfresserchen, wie ich es nennen möchte, ist also nicht einfach nur ein Stilmittel in seinen Geschichten, sondern scheint ein Teil seines Blicks auf die Welt zu sein. Damit gibt sich für den Leser also auch die Gelegenheit, ein wenig mehr Verstehen von Sedaris Texten zu erhalten, falls man denn einen literaturwissenschaftlichen Leseanreiz braucht. Andererseits - bei Sedaris tut es auch einfach sein Name auf dem Umschlag ;-)

Donnerstag, 11. Januar 2018

[Top Ten Thursday] Bücher, bei denen der Autor wede deutsch- noch englischsprachig ist


Jede Woche wird von einer Bande unerschorckener Blogger eine neue Top Ten Liste zusammengestellt. Die Infos und die Themen dazu findet ihr *hier* bei weltenwanderer.

Die Aufgabe für diese Woche heißt:

"Zeige 10 Bücher, deren Autor weder deutsch- noch englischsprachig ist."

Hach, was für ein schönes Thema! Ich bin ja gespannt, was ihr so findet. Ich jedenfalls habe in meinem Regal gestöbert und diese Schätze für euch herausgezogen:





Aus Frankreich tummeln sich natürlich "Madame Bovary" und "Der Graf von Monte Christo". Aber auch eine wahnsinnig gute Graphic Novel von Riad Sattouf, nämlich die bald vierbändige Reihe "Der Araber von morgen". 
Aus Schweden kommt nicht Astrid Lindgren direkt, auch wenn ich natürlich viele von ihren Bücher hier horte, wohl aber die sehr gute Biografie über sie von Jens Anderssen. 
Für Italien tritt das für mich überraschend gute "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" an.
Ungalublich, aber wahr, ich habe auch gleich drei Werke aus Ungarn am Start, de ich uneingechränkt empfehlen kann: "Die Glut" von Sandor Marai und "Zwölf Schritte" von Akos Molnar stamen aus dem ungarischen Expressionismus, während "Roman eines Schicksalslosen" von Imre Kertesz aktueller ist. 
Aus Russland findet sich neben einigen anderen "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch von Alexander Solschenizyn. 
Und zu guter Letzt gibt es sogar Island, das seinen einzigen Literaturnobelpreis Halldor Laxness verdankt, der mir "Das gute Fräulein" auf den SuB beschert hat.

Ich bin gespannt, ob wir Gemeinamkeiten haben oder zumindest ähnliche Länder kommen. Ich geh dann mal bei euch allen stöbern!
 

Freitag, 5. Januar 2018

[Buchgedanken] Yrsa Sigurdsdóttir - Das gefrorene Licht

Sommer 2006, im Westen von Island. Auf der Halbinsel Snæfellsnes wird die Architektin eines Wellness-Hotels tot am Strand gefunden. Sie wurde vergewaltigt und brutal erschlagen, in ihren Fußsohlen stecken Nadeln. Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir findet heraus, dass die Ermordete sich sehr für die Geschichte der verlassenen Gegend interessiert hat. Vor vielen Jahrzehnten standen auf dem Hotelgrundstück die Höfe zweier Brüder. Offenbar ist sie auf ein unaussprechliches Familiengeheimnis gestoßen …

Passend zur Motto-Challenge habe ich natürlich eine neue Autorin kennenlernen wollen und mich im Bücherschrank meiner Eltern bedient. Mein Vater hatte das Buch zu Weihnachten bekommen und direkt weggelesen, also dachte ich, es war nicht schlecht.
Nach 20 Seiten habe ich ihn dann gefragt, wie er es gefunden hätte, und durfte mir eine Viertelstunde lang anhören, wie doof er die Hauptfigur fand und überhaupt. Und was soll ich sagen? Das hätte auch ich sagen können.

Boah, diese Dóra ist echt eine so nervige Figur. Ich mag sie mit ihrem Getue absolut gar nicht. Dieses "ich bin voll unahängig, ey, und ich bring meinen Exmannzur Weißglut, hähähähä, und gleichzeitig bin ich so süß verantwortungslos und überhaupt". Diese Charakterisierung ging mir bereits nach kurzer Zeit auf die Nerven, und dann tauchte auch noch Mattias auf. Der Deutsche, der verknallt ist in sie und vor lauter Baggerm nicht kapiert, wenn sie ihn abblitzen lässt. Welche Funktion hatte der in em Buch eigentlich, außer doof daneben zu stehen, weil er kein Isländisch spricht? Die beiden haben für mich das Buch ziemlich unerträglich gemacht, muss ich von vorne herein sagen, und ich hätte mir deshalb wirklich gewünscht, dass sich die Autorin ein bisschen mehr Zeit genommen hätte, wenigstens diese Handlung in der Vergangenheit auszugestalten. So ein oder zwei Rückblenden, die wären so nett gewesen und hätten mich wirklich versöhnt mit allem. Statt dessen wird möglichst viel bescheuertes Setting im Hotel aufgefahren, Personen befragt, deren Reaktionen mir irgendwie vermitteln, dass der Isländer an sich dazu neigt, plötzlich Wutausbrüche zu bekommen, und ich auf der letzten Seite völlig unbefriedigt zurück bleibe. Schade :-(

[Buchgedanken] Katehrine Webb - The Hiding Places

England, 1922. Zunächst stellt die Ankunft einer Fremden die Idylle und Ordnung des kleinen Dorfes Slaughterford in Wiltshire auf eine harte Probe. Kurz darauf geschieht ein Mord. Verdächtigt wird ein Kriegsheimkehrer, doch zwei Frauen glauben an seine Unschuld. Eine Spurensuche führt das ungleiche Paar in die angrenzenden tiefen Wälder und zu einer Liebe, die nicht sein sollte und mehrere Bewohner des Dorfes voller Schuld zurückließ.

Leute, merkt euch schon einmal den 12. Mai 2018 vor. Dann erscheint dieses Buch auf Deutsch unter dem Titel "Die Frauen am Fluss" und ich kan so viel sagen: das ist das beste Buch, das Katehrine Webb bisher geschrieben hat!

Anfangs dachte ich ja wieder, dass es so ein typischer Webb-Roman ist. Ehrlich, allein der gewählte Name Pudding für ihre Hauptfigur ist so dämlich, dass ich im ersten Kapitel wirklich versucht war, das Buch wieder wegzulegen. Dann habe ich mich aber doch dran gemacht, mal weiterzulesen und habe Irene kennengelernt, deren Hintergrundgeschichte ich wirklich spannend fand. Auch ihre angeheiratete Schwiegertante ist so ein Charakter, der mit wenigen Strichen gezeichnet wird und sofort vor den Augen entsteht - vom Typ her ein wenig Maggie Smith, ein wenig Glenn Close und durchaus vielschichtig.

Der im Klappentext angekündigte Mord lässt ein wenig auf sich warten, est einmal werden sehr, serh viele Figuren eingeführt und ich hatte wieder einmal das Gefühl, dass Katherine Webb die Zeitlinien vermurkst oder ihre Charaktere immer knapp vorbei an ihrem realen Alter agieren lässt. Tatsächlich ist Pudding den Jahreszahlen im Buch nach definitiv zwei Jahre jünger als sie von allen angesehen wird, anderersetis müsse diese zwei Jahre sein, denn sonst wäre diese aufflammende Liebesgeschichte mit dem Polizisten etwas unanständig. Etwa 200 Seiten lang habe ich gelesen, Landschaftsbeshriebungen genossen, Figuren kennengelernt und durchaus ins Herz geschlossen, und fand das Buch einfach nett, aber mehr nicht.

Und dann kam dieser eine, völlig geniale Twist.
Der Twist, der nicht nur alles, was ich bisher auf den Seiten gelesen habe, plötzlich dreht, sondern auch alles völlig logisch erscheinen lässt. Bei dem ich wirklich sagen muss: Chapeau, Mrs Webb, diesmal ist ihnen ein wirklich toller Roman gelungen!

[Buchgedanken] Sebastian Fitzek - Das Paket

Seit die junge Psychiaterin Emma Stein in einem Hotelzimmer vergewaltigt wurde, verlässt sie das Haus nicht mehr. Sie war das dritte Opfer eines Psychopathen, den die Presse den »Friseur« nennt – weil er den misshandelten Frauen die Haare vom Kopf schert, bevor er sie ermordet.
Emma, die als Einzige mit dem Leben davonkam, fürchtet, der »Friseur« könnte sie erneut heimsuchen, um seine grauenhafte Tat zu vollenden. In ihrer Paranoia glaubt sie in jedem Mann ihren Peiniger wiederzuerkennen, dabei hat sie den Täter nie zu Gesicht bekommen. Nur in ihrem kleinen Haus am Rande des Berliner Grunewalds fühlt sie sich noch sicher – bis der Postbote sie eines Tages bittet, ein Paket für ihren Nachbarn anzunehmen.
Einen Mann, dessen Namen sie nicht kennt und den sie noch nie gesehen hat, obwohl sie schon seit Jahren in ihrer Straße lebt ...

Es ist jedes Mal dasselbe. Sebsatian Fitzek ist so ein lieber Kerl. So richtig, richtig nett. Ehrlich. Ich mag ihn, seit er auf einer Lesung bei der Widmung meinen Namen atomatisch richtig geschrieben habt. Und deshalb lese ich seine Bücher jedes Mal, wenn er wieder eins rausbringt. Nur, dass es mir danach jedes Mal genauso geht wie jetzt - am Ende bleibt da ein schaler Gescmack im Mund zurück, als hätte man sich zu lange von McDonalds ernährt.

Woran liegt es? Immer am selben Grund. Fitzek ist immer eine Spur zu sehr drüber, als dass ich die Bücher ernst nehmen könnte. Das klingt selstsam, denn mal ehrlich, einen Anspruch auf Abbildung der Realität hat wohl kein einziger Thriller-Autor, ohl aber auf Glaubwürdigkeit. Also auf das, was in Stephen Kings "Misery" so schön bezeichnet wird als die Fairness des Autors. Und irgendwie bin ich da bei deutschen Autoren anders gepolt als bei amerikanischen. Liegt es daran, dass Amerika sowieso schon so irritierend seltsam ist, dass ich denen einfach andere Dinge zutraue als den deutschen Protagonisten? Oder dass das Leben in amerikanischen Städten so viel weiter weg ist von mir, dass ich bei denselben Ereignissen n Deutschland einfach schreien möchte "ach jetzt komm, bleib doch mal ein bisschen realistisch!" Fitzek fährt auch hier wieder alles an Ideen auf, was bei so einem Fall nur auftauchen kann, inklusive einer kompostierten Leiche - und am Ende stehe ich bei der Auflösung wieder da und denke "ja, hmmmm, ehrlich jetzt?" Der Täter in diesem Fall ist schon sehr angestrengt in seinem Motiv und die Logik insbesondere bei der Schilderung in Emmas Kindheit ist einfach mal so gar nicht vorhanden. Diese ganze Sequenz macht so gar keinen Sinn, denn mal ehrlich, wie soll das gehen?

Und damit bin ich also wieder nur so halb zufrieden, habe das Buch schön runtergelesen und werde mich so lnge drüber ärgern, bis ich den nächsten Fitzek in die Hand nehme und denke: "Mensch, der Fitzek, das ist so ein netter Typ ..."

[Rezensionsexemplar] Lenka Hornakova-Civade - Das weiße Feld

Sie heißen Magdalena, Libusa und Eva und teilen dasselbe Schicksal: Sie wachsen jeweils ohne ihren leiblichen Vater auf. Aber statt an diesem Schicksal, das in den Augen ihrer Umgebung ein regelrechter Makel ist, zu zerbrechen, entwickeln sie jede auf ihre Art einen unbändigen Freiheitswillen: Magdalena, die mit ihrer Mutter Marie aus dem braun gewordenen Wien flieht. Libusa, die mit ihrer Neugierde auf die Außenseiter der uniformierten Gesellschaft ihre Umgebung in Atem hält. Und Eva, die als Linkshänderin pädagogische Umerziehungsprogramme sabotiert und von fernen Ländern träumt. Alle drei eint die Zuneigung zu ihrer ebenso mürrisch-verschlossenen wie unbeirrbar selbstbewussten, beinahe überlebensgroßen Großmutter "Maman Maire", die sich als Hebamme im Dorf unentbehrlich zu machen verstand ...

Dieses Buch habe ich letztes Jahr beim bloggerportal bestellt und am ersten Tag des neuen Jahres wirklich in einem Zug verschlungen. Das liegt nicht nur daran, dass es mit 195 Seiten wirklich angenehm kurz ist, sondern an diesem unglaublichen Sog, den es schon nach wenigen Seiten entwickelt. Die Geschichte wird der Reihe nach aus den Perspektiven von Magdalena, Libusa und Eva erzählt, und umfasst die Jahre 1938 bis 1988. Alle drei sind also nicht, wie der Klappentext es vermuten lässt, Schestern, sondern die jeweilige Tochter der Vorgängerin. Und das weiße Feld ist die freie Fläche in der Geburtsurkunde, in der der Name des Vaters stehen müsste, aber auch verschiedenen Gründen jeweils nicht stehen kann.

Die Autorin schildert sehr direkt das Leben von Frauen, die ihr Leben in die eigene Hand nehmen und den tonangebenden Männern trotzen - unter anderem eben auch damit, dass sie sich sehr bewusst für ihre unehelichen Kinder entscheiden und dadurch in Kauf nehmen, selbst Nachteile zu erfahren oder Ehen schließen zu müssen. Die Männer kommen samt und sonders nicht gut weg. Sie sind feige, üebrheblich oder gewalttätig - und wenn sie doch einmal Verletzlichkeit zeigen, dann müssen sie daran letztlich zugrunde gehen. Die Frauen dagegen werden als Charaktere gezeichnet, die zwar einerseits diesen Männern ausgeliefert zu sein scheinen, dabei aber das Heft in der Hand behalten. Vier sehr unterschiedliche und dennoch ähnliche Frauen, die ich in der Literatur sehr selten finde. Ein wahnsinnig guter Einstieg in dieses Lesejahr, das hoffentlich so weitergeht!

[Rezensionsexemplar] Gabriel Rolón - Der Psychologe

Pablo Rouviot ist Psychologe, ein Mann der Sprache, der weiß, dass jedes Wort noch etwas anderes bedeuten kann, als es den Anschein hat. Als eines Tages die junge Paula Vanussi in seiner Praxis in Buenos Aires auftaucht und ihn um ein psychologisches Gutachten bittet, ahnt er zunächst nicht, in welche Machenschaften ihn dieser Auftrag verwickeln wird. Er soll bescheinigen dass Paulas Bruder Javier, der seit frühester Kindheit an schweren Persönlichkeitsstörungen leidet, schuldunfähig ist. Ein Fall von besonderer Brisanz, denn angeblich soll Javier seinen eigenen Vater, einen einflussreichen Geschäftsmann, ermordet haben. Der Psychologe ahnt, dass sich hinter alldem ein dunkles Drama verbirgt, zu dessen Auflösung er sein ganzes psychoanalytisches Können aufbieten muss ...

Als ich dieses Buch über das Bloggerportal bekommen habe, hatte ich grade eine ganz große Krimi-Leseunlust. Irgendwie hatte ich mich an Mördersuche überfressen, und da war es ganz nett, dachte ich, ein Buch zu lesen, in dem der Täter schon feststeht und es nur noch darum geht, ihn zu verurteilen. Bekommen habe ich dann einen hochspannenden Roman, den ich nicht wirklich als Kriminalroman einordnen würde, denn Rolón geht es eigentlich um andere Fragen als nur Spannung zu erzeugen. Vielmehr will er ergründen, ob der Anspruch nach absoluter Wahrheit und Aufarbeitung, den die Psychologie letztlich benötigt, tatsähclich immer gerechtfertigt ist. Oder ob es manchmal nicht besser ist, nicht alles zu wissen oder aufzudecken.

Ein psychologisches Dilemma, dem er sich mit einer Geschichte annähert, die mich mitgerissen hat, die aber sprachlich manchmal nicht ganz so toll war, wie ich fand. Ich kann es nicht einmal genau festmachen, woran es lag, aber ich bin einfach mit Rolóns Stil nicht warm geworden. Er hindert nicht am Lesen, ich fand es aber anstrengend - vieleicht lag es aber auch nur an vorweihnachtlicher Überarbeitung. Jedenfalls würde ich das Buch trotzdem weiterempfehlen, denn die Handlung und die Gedanken, die man sicha ls Leser automatisch mit der Lektüre macht, sind es auf jeden Fall wert!

[Rezensionsexemplar] Tim Crothers - Das Schachmädchen

Phiona Mutesi zählt zu den Ärmsten der Armen in Afrika. Mit ihrer Mutter und ihren drei Geschwistern lebt sie in einer schäbigen Wellblechhütte in Katwe, einem Slum am Rande der ugandischen Hauptstadt Kampala. Ihre Mutter kann das Geld für die Schule nicht aufbringen, und oft gehen Phiona und ihre Geschwister hungrig schlafen. Doch ein Tag im Jahr 2005 wird ihr Leben für immer verändern. Auf der Suche nach etwas zu essen, folgt sie ihrem Bruder bis zu einer staubigen Veranda – und begegnet Robert Katende, der hier Slumkindern mit einer warmen Mahlzeit versorgt und ihnen das Schachspielen beibringt: ein Spiel, das für sie so fremd ist, dass es in ihrer Sprache keinen Namen dafür gibt. Zur Überraschung aller verfügt Phiona über enormes Talent und das Unglaubliche wird wahr: Mit 11 Jahren wird sie Junioren- Meisterin, mit 15 nationale Meisterin von Uganda, 2010 reist sie nach Sibirien und nimmt an der Schach-Olympiade teil ...

Ich gebe es zu, der Hauptgrund, warum ich dieses Buch lesen wollte, war, dass es in Uganda spielt. Außerdem klang der Klappentest gar nicht so schlecht und ich wollte wissen, was sich hinter dieser Geschichte verbirgt. Ich bin also mit eher wenigen Erwartungen an das Buch gegangen, kann deshalb also nicht sagen, dass ich enttäuscht wurde, aber wirklich zufrieden bin ich eben auch nicht.

Ich habe lange nachgedacht, woran das liegt, und habe festgestellt, dass es für mich vor allem der sehr amerikanische Stil dieser Reportage ist, mit dem ich nicht so ganz klarkomme. Phionas Geschichte ist der klassische Fall des amerikanischen Traums, ein Underdog, der sich aus eigener Kraft und mit eigenem Talent emporarbeitet oder emporarbeiten kann. Dabei wird von Crothers allerdings ein bisschen übertrieben - ja, Phiona ist talentiert und mit der richtigen Förderung und dem Leben in einem Erste-Welt-Land wäre sie vermutlich eine der richtig Großen. Im Moment ist sie halt richtig, richtig gut, was in Uganda bereits ganz oben ist, aber in der internationalen Konkurrenz ist sie eher im Mittelfeld. Crothers schlachtet diese Geschichte ber ziemlich aus, ergeht sich in Details der schweren Kindheit im Slum und irgendwie finde ich es schon fast zu klischeehaft, wie er dabei vorgeht. Auch diese im ersten Drittel des Buchs so lautstark angekündigte geheimnisvolle Geschichte um Phionas Vornamen verpufft am Ende in der simplen Erkenntnis "oh sie wird mit ph geschrieben, weil ihre Mutter nicht wusste, wie man Fiona schreibt".

Darüber hinaus neigt Crothers dazu, die Geschichte aufzublasen, indem er bei jeder neu auftauchenden wichtigen Person für Phiona erst einmal deren Leben von Zeugung an schildert. Das ist in Ordnung, wenn es zum Beispiel über Phionas Trainer geht, wird aber spätestens dann etwas seltsam, wenn er das Leben eines Studenten schildert, dessen einziger Beitrag zu Phionas Schachkarriere es ist, Selbstmord begangen zu haben. Seine Eltern haben nämlich eine Stiftung ins Leben gerufen, die das Schachprogramm unterstützt. Joah - kann man so schildern, muss man aber nicht, wie ich finde. Wenn dann wirklich jede einzelne Person genannt wird und ine Vielzahl davon traditionell ugandische Namen hat, die für westeuropäische Ohren und Augen ersteinmal sehr fremd sind, dann trägt das nur bei zu einer latenten, das gesamten Buch anhaltenden Verwirrung meinerseits.

Insgesamt hätte ich Phionas Geschichte vermutlich lieber als Feature-Reportage in einem Magazon gelesen, verteilt auf deutlich weniger Seiten, dafür mit einem Fokus auf ihr und dem Schach. Dennoch bedanke ich mich beim bloggerportal, dass ich das Buch kosntelos als Rezensionsexemplar bekommen habe. :-)