Mittwoch, 27. Februar 2013

Elizabeth George - Glaube der Lüge

Auch einige Monate nach dem Tod seiner Frau läuft es bei Inspector Lynley nicht wirklich rund. Die Affäre mit seiner Chefin strengt immer mehr an, Helens Spuren sind noch immer im ganzen Haus zu finden und auch zwischen ihn und Barabar Havers sind mehr Dinge unausgesprochen als gut wäre. Da kommt es ganz Recht, dass ausgerechnet der oberste Chef Lynley auf Geheimeinsatz ins Lake District schickt. Dort ist der Neffe von Bernhard Fairclough, einem wohlhabenden Toilettenfabrikanten, ertrunken - ein Unfall, so das offizielle Urteil, doch war es das wirklich? Bei seinen Ermittlungen stößt Lynley in ein Wespennest aus Geheimnissen, Täuschungen und Lügen ...

Hm. Hmm. Hmmm. Hmmmm. So ähnlich klang ich vermutlich beim Lesen des inzwischen 17. Bandes. Ich muss gestehen, das Buch liegt schon seit Dezember bei mir im Lesestapel und jedes Mal habe ich es zur Hand genommen, dann nochmal den Klappentext gelesen und dann wieder wegelegt. Denn was ich oben unterschlagen habe: natürlich sind die St.James ebenfalls im Lake District unterwegs. Und genau das ist ein Problem.
Ich liebe die Lynley-Reihe, auch wenn es einige sehr schwache Bände gibt. Aber ich verabscheue diese Familie St.James so unglaublich, dass ich einen von 17 Bänden nie gleesen habe, nämlich den, in dem sie die Hauptrolle spielen. Ich hatte auch bei diesem Buch jetzt Angst, dass sich dieses nervige "oh, ich kann keine Kinder bekommen"-Gejammere von Deborah weitgehend durch das Buch findet. Ein Spoiler vorneweg: das tut es auch. Ein großer Teil des Romans besteht aus der Story und Deborah und Simon, die immer noch zwischen Adoption und Leihmutterschaft schwanken. Dabei, hatte ich allerdings immer mehr das Gefühl, hat Elizabeth George einfaach den Fall aus den Augen verloren, der die meiste Zeit nur irgendwie dahinplätschert.
Eigentlich ist das Buch kein Krimi. Es ist eine Offenlegung von Familiengeheimnissen und den brüchigen Beziehungen innerhalb dieses Geflechts. Das ist zum Teil interessant, zum Teil überraschend, zum Teil banal. Es macht Spaß, es zu lesen, aber wenn man parallel auf die Lösung eines Krimis wartet, wird es gleegentlich sehr langweilig. Denn viel mehr passiert ansonsten nicht im Buch. Lynley leidet, die St.James leiden, und selbst Barbara leidet unter der neuen Chefin. Am Ende bekommt sie danne inen Handlungsstrang, den ich mir gerne viel ausführlicher gewünscht hätte, das ist so ein bisschen hopplahopp "ach, da muss doch auch noch was passieren".

Das Buch ist nicht schlecht, das will ich gar nicht sagen. Es ist okay, zum mal lesen und weil man wissen will, wie es weiergeht. Aber es hat schon deutlich bessere Teile in der Reihe gegeben.

Montag, 25. Februar 2013

52 Woche, 52 Buchfragen - Woche 9

Nimmst du gerne an Leserunden teil? Welche war deine Letzte Runde?


Ich habe noch nie an einer Leserunde teilgenommen, kann aber gar nicht sagen, warum. Ich glaube, ich wäre dafür auch nicht wirklich geeignet. Ich habe ein zu schnelles Lesetempo, um Rücksicht darauf zu nehmen, wenn es Leute gibt, die nichtso schnell lesen, und ich könnte ein gutes Buch nicht einfach auseinanderstückeln und nur dann lesen, wenn ich lesen "dürfte", um für den nächsten Diskussionstermin bereit zu sein bzw. jemanden zu finden, der schon genau so weit ist wie ich.

Allerdings reizt es mich jedes Mal, wenn ich das VHS-Programm anschaue, endlich mal bei einem der Motagabend-Zirkel teilzunehmen. Vielleicht ab September ...

Freitag, 22. Februar 2013

Tess Gerritsen - Leichenraub

Julia Hamill hat das, was man im Allgemeinen ein echt beschissenes Jahr nennt. Erst lässt sich ihr Mann von ihr scheiden und wird demnächst schon wieder heiraten, dann lässt sie sich ein völlig heruntergekommenes Haus in Boston aufschwatzen, und dann findet sie beim Umgraben des Gartens auch noch ein weibliches Skelett, das bereits seit über hundert Jahren dort liegen muss. In ihrem Nachbarn Tom und dessen Onkel Henry Page findet sie Hilfe bei der Suche nach der Identität der Toten, denn Henry, dem das Haus ursprünglich gehörte, ist im Besitz von Briefen, die Licht ins Dunkel bringen könnten. Sie stammen aus den 1830er Jahren und Julia und Henry tauchen bei ihrer Spurensuche ab in eine Zeit, in der Frauen noch nicht studieren dürfen, in der in den Krankenhäusern und Kliniken des Landes epidemisch das Kindbettfieber umgeht und in der die mittellose Rose Conolly ihrer sterbenden Schwester verspricht, auf das gerade geborene Mädchen aufzupassen. Schon bald wird klar, dass jemand alles tut, um das Kind an sich zu nehmen und dieser Jemand schreckt selbst vor Mord nicht zurück. Mehrere grausig zugerichtete Leichen werden im Umfeld von Rose gefunden und bald gerät nicht nur sie, sondern auch der ehrgeizige Student Norris in Verdacht, etwas damit zu tun zu haben ...
Auch wenn im Klappentext Maura Isles genannt wird, das hier ist kein Rizzoli/Isles-Roman, sondern ein eigenständiger Krimi. Effektiv hätte es die Gegenwartshandlung auch gar nicht gebraucht, denn die historische Schilderung nimmt nicht nur einen Großteil des Buches ein, sie ist auch deutlich spannender, als Julias Stochern im Zufallsnebel. Tess Gerritsen beschreibt nicht nur spannend, sondern vor allem anschaulich das Leben in einer Zeit, in der medizinische Versorgung so ganz anderes bedeutete als heutzutage. Die Schilderung einer Amputation in einer Zeit, in der es noch keine Narkose gibt, sondenr maximal Morphium (das aber nicht einmal im Ansatz die Schmerzen lindert) ist wirklich übel zu lesen! Die Auflösung dieses Krimis war mir dann aber doch etwas zu schnell und gewollt, leider, aber bis dahin war ich sehr fasziniert und begeistert von diesem historischen Medizinthriller.Wenn man über die flache gegenwartsgeschichte hinwegsieht, ist es wirklich ein gutes Buch, das man gut weglesen kann.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Auf Wiedersehen, Ottfried Preußler!

Gerade eben habe ich den Computer angeschaltet und da schallt es mir auch schon auf der Startseite von Spiegel online entgegen. Ottfried Preußler ist tot.

 
 
Halten wir einen kurzen Moment inne für ein Gedenken an den großen Meister der Kinderliteratur. 89 Jahre ist ein schönes Alter, aber dennoch wäre es noch besser gewesen, er hätte uns noch viele weitere Bücher beschert. Meine Erinnerungen an Ottfried Preußler beginnen mit einer Schallplattenkollektion von "Der Räuber Hotzenplotz", bei denen Preußler selbst der Erzähler war. Meine Schwester und ich haben damals immer wieder dazu Playbayktheater gespielt, was besonders bei Massenszenen eine echte Herausforderung war :-) Meine schönste Preußler-Erinnerung seht ihr aber hier unten. 2010 habe ich an einem Uni-Seminar teilgenommen, das eine Kooperation mehrer Universitäten aus Deutschland, Polen und Tschechien war. Das Thema war "Ottfried Preußler im Deutschunterricht" und es bestand effektiv aus vier Workshops, in denen wir Preußler-Bücher in die verschiedensten kreativen Projekte überführt haben. Ob "Hotzenplotz" als Kasperltheater oder "Die kleine Hexe" mit selbst zusammengestellten Kostümen, die alles beinhalteten, was grade da war (und sei es Zahnpasta als Make-up-Schicht, um überzeugende Nebelhexe zu sein!). Die Erinnerungen an dieses Seminar, an die Leute aber auch die Begleitumstände (Eiseskälte und Dauerregen im Juni; Unterkunft in einer mittleren Katastrophe und Tee, der aus den Gartenkräutern bestand) sind immer noch lebendig in mir.
 
Und dafür möchte ich mich jetzt einfach bei Ihnen bedanken, Herr Preußler, ohne Sie hätte es das alles nicht gegeben. Ruhen Sie in Frieden, ich bin sicher, im Himmel wartet eine große Portion Bratwurst mit Sauerkraut auf Sie"
 
 
 

Montag, 18. Februar 2013

52 Wochen, 52 Buchfragen - Woche 8

Welches Buch möchtest du als nächstes lesen?


Uff, was für eine Frage ... Ich weiß es einfach nicht. Meine Leseauswahl ist seit Januar hauptsächlich auf Krimis beschränkt, weil ich die Cover-Challenge beenden möchte. Andererseits lese ich eben wirklich sehr viel verschiedenes, auch wenn Krimis mein Haupt-Genre sind, schnuppere ich gerne mal in andere Richtungen. Zurzeit ist mein SUB wieder einmal auf Matterhornhöhe angekommen, mal schauen, wasich davon als nächstes in Angriff nehme. Doch endlich "Der Laden" von Strittmatter? Oder die Rebecca Gablés, die hier noch herumstehen? Die Chaplin-Biographie wäre auch etwas ... Ich glaube, als nächstes stelle ich mich einfachvor das Regal und lass meinen Mann eine Zahl zwischen 1 und 1000 sagen und zähle dann einfach durch. Und das betreffende Buch lese ich dann.

Sonntag, 17. Februar 2013

Volker Kutscher - Der nasse Fisch

Berlin, 1929. Die Stadt ist im Aufbruch, Schlägereien zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten sind an der Tagesordnung, die völkischen parteien erleben einen ersten Aufschwung und die geheimen Verbecherbanden regieren die Unterwelt. In dieses Chaos wird Gereon Rath aus Köln versetzt - nicht ganz freiwillig, denn dort hat er bei einem Einsatz einen Mann erschossen, der sich als Sohn eines einflussreichen Publizisten entpuppte. Jetzt ist er bei der Sitte und ermittelt gegen Pornofotografen und Prostituierte. Als er aber eines nachts von einem Russen ausdem Bett geklopft wird, der wenig später als Leiche im Landwehrkanals auftaucht, gerät er plötzlich in eine Ermittlung, die ihn nicht nur in die Abgründe Berlins, sondern auch seine eigenen Abgründe führen soll ...
Es ist kein schönes Bild, das Volker Kutscher von den Endzwanzigern zeichnet. Um ehrlich zu sein, ich dachte nach "LA Confidential" eigentlich, dass es nicht dreckiger im Polizeimilieu geht, habe mich aber eindeutig geirrt, denn Volker Kutscher steht dem in nichts nach. Die politischen Verwicklungen, die Stimmung im Jahr 1929, all das zeichnet er mit sehr feiner Feder, die immer schockierend, aber nie überraschend oder übertrieben wirkt. Es ist noch immer fast nicht vorstellbar, diese historischen Hintergründe lesen zu müssen, von denen man eigentlich bereits weiß. Selbst die angedeutete Liebesgeschichte zwischen Rath und der Polizeisekretärin Charly wirkt fast zum Anfang an zum Scheitern verurteilt, es ist alles so ... deprimierend in seiner Wahrhaftigkeit. Kein schönes Buch, aber ein sehr gutes Buch, ein atmosphärischer Krimi, bei dem man aufder Stelle tappt und dennoch wissen will, wie es weitergeht. Wer einen guten, gelungenen historischen Krimi sucht oder einfach nur die Gesellschaft des Jahres 1929 sehen will, ist hier sehr gut bedient.

Freitag, 15. Februar 2013

Eric Corbeyran/Thierry Murat - Lauras Lied

Als Laura den Anruf erhält, weiß sie zunächst nicht, wie sie reagieren soll. Ihr Vater liegt nach einem Unfall im Koma. Die Familie versammelt sich im Krankenhaus und dort erfährt Laura von einer Krankenschwester, dass es möglich ist, dass ihr Vater zumindest Stimmen wahrnehmen kann im Koma. Fortan kommt sie also zweimal die Woche und erzählt ihrem Vater von damals. Von damals, als sie begann, Angst vor ihm zu haben, weil er nachts in ihr Zimmer kam, um sie zu missbrauchen ...
Es ist ziemlich starker Tobak, den sich die beiden Autoren da ausgesucht haben. Das Buch macht es nicht einfach, die Bilder sind mit harten Strichen gezeichnet, die Figuren haben kein Gesicht, vieles wird nur angedeutet. Der Text steht in vielen Panels im Vordergrund, die oftmals immer wieder denselben Inhalt zeigen. Die Geschichte ist genau auf den Punkt zugespitzt, Lauras gespaltene Gefühle gegenüber ihrem Vater (und auch ihrer restlichen Familie) werden sehr deutlich. Die gesamte Geschichte nimmt grade durch die graphische Umsetzung sehr mit. Wer also in den Bereich "graphic novel" schnuppern möchte und nach einer sehr dichten Geschichte sucht, ist hier nicht an der falschen Adresse.

Guy Delisle - Pjöngjang

Guy Delisle wird von einer französischen Firma losgeschickt, um zwei Monate lang die Entstehung einer französischen Trickfilmserie zu überwachen. Einsatzort: Pjönjang, Nordkorea. Die Hauptstadt des wohl isoliertesten Landes der Welt. In dieser Graphic Novel schildert Guy tagebuchartig diese zwei Monate in einem Land, in dem abends der Strom abgeschaltet wird, um die Monumentalbauten beleuchten zu können, und jeder unter Generalverdacht steht. Dabei ist er selbst aber nicht bereit, sich länger mit dem Staat oder seinen Bewohnern zu beschäftigen, er ist einfach nur ein zynischer Beobachter, der weiß, dass sein Aufenthalt begrenzt ist ...
Was mich an dem Comic fasziniert hat, ist zum einen die sehr reduzierte Strichführung (ich bin einfach Alan Moore verwöhnt ;-) , die aber gerade die Absurdität dieses Landes einfängt. Man muss sehr genau hinsehen, um die Unterschiede zwischen den Berichten des staatlich verordneten Reiseleiters und den Bildern festzustellen. Dazwischen wird er dann wieder sehr deutlich, etwa mit dem wiederkehrenden "Eine dieser Personen ist ein Staatsverräter, aber welcher?"-Panel. Allerdings kann das auch dazu führen, dass diese Einblicke nach Nordkorea fast schon isn Surreale abdriften und man als politisch weniger informierter Leser dazu tendiert, das für eine nette Absurdität zu halten. Einerseits wird das Alltagsleben in Nordkorea versprochen, andererseits erfährt man kaum etwas davon, das hat mir an diesem Buch weniger gefallen. Insgesamt ist es nicht schlecht, aber eben nicht volle Punktzahl.

Donnerstag, 14. Februar 2013

Karin Duve - Grrrimm

Vor 200 Jahren erschienen die "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm. Nachdem ich mich vor zwei Jahren mal wirklich durch eine Gesamtausgabe gekämpft habe, werde ich bei dem Namen Grimm immer mal hellhörig. Als ich dann Ende letzten Jahres gehört habe, dass eine deutsche Autorin Variationen einiger Grimm-Märchen geschrieben hat, war ich ziemlich gespannt. Und siehe da, heute ist mir das Buch bei einem Biblioheksbesuch über den Weg gelaufen und wurde noch in der Bibliohek ausgelesen (und ja, ich habe mich heute in der Disziplin "Prokrastination für Fortgeschrittene" versucht). Hmmm, was sage ich dazu?

Bei der ersten Geschichte, einer Schneewittchen-Variante aus der Sicht eines der Zwerge, dachte ich noch "Wow, das wird toll". Vielleicht auch, weil Karen Duve nicht nur eine neue Sicht auf das Märchen liefert, sondern gleich noch drüber hinausschreibt - dass der Prinz nach einem Jahr die Ehe auflösen lässt, weil er es nicht aushält, mit dem Gedanken zu leben, dass seine holde Maid mit sieben Bergarbeitern in einer Kommune gelebt hat, eine tolle Idee! Insgesamt auch, die Zwergensicht, die so gar nichts mit Disney gemeinsam hat. Aber dann kommt als nächstes eine Froschkönig-Variante, die sich nicht so richtig entscheiden kann, was sie will; ein Dornröschen mit netten Ideen, die aber irgendwann verpuffen und in ein übermärchenhaftes Happy-End abdriften; nichtmal das Rotkäppchen in den Karpaten kann es dann noch wirklich rausreißen, auch das wirkt sehr überdreht und mit viel zu viel angereichert (weil gleich noch "Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen" mit verbraten wird). Auch erzählerisch schwanken die Märchen für mich ganz extrem, von den fünf haben mir nur zwei richtig gefallen, eins gar nicht und zwei so lala. Von daher bin ich nicht wirklich begeistert, es ist ein nettes Experiment, aber nicht so wirklich Brillantes dabei herausgekommen.

James Patterson - Die 5. Plage

Lieutenant Lindsay Boxer ermittelt im fünften Fall des "Women Murders Club". Diesmal ist die Anwälting Yuki Castellano direkt betroffen, denn ihre Mutter verstirbt plötzlich im Krankenhaus, obwohl sie doch auf dem Weg der Besserung sein sollte. Dass das Krankenhaus gerade durch die Anwältin Maureen O'Maura verklagt wird, weil sich in der Notaufnahme mysteriöse Todesfälle häuften, erweckt Misstrauen, aber als Lindsay dann auch noch von einer Krankenschwester erfährt, dass immer wieder Tote im Krankenhaus mit Münzen auf den Augenlidern aufgefunden werden. Treibt ein Serienmörder sein Unwesen? ...

Lieber Mr. Patterson! Ich habe vor sehr langer Zeit den ersten Teil der Reihe gelesen und mich seitdem nicht mehr groß mit diesen Büchern beschäftigt. Auch der 5.Band stand seit etwa zwei Jahren in meinem Regal und jedesmal, wenn ich ihn zur Hand nehmen wollte und mein Blick auf den Klappentext fiel, habe ich ihn wieder zurückgestellt. Ich hätte nicht einmal genau sagen können, warum, denn eigentlich klang das Buch spannend - aber andererseits dann auch wieder nicht. Und nachdem ich das Buch jetzt gelesen habe, habe ich doch einige Fragen an Sie:

1) Macht es irgendeinen Sinn, das parallel zu der Handlung ums Krankenhaus noch ein weiterer Serienmordfall geschildert wird, der keinerlei Verbindung zum Titel aufweist? Mir kam es so vor, als hätten Sie bei beiden Fällen nicht genau gewusst, wie Sie ihn auf Romanlänge strecken können, und deshalb halt einfach beide in ein Buch gesteckt.
2) Wie haben Sie es geschafft, dass das Buch sich so schnell lesen lässt, man aber gleichzeitig keinerlei Fieber für die Figuren entwickelt? Die extrem kurzen Kapitel verleiten einfach dazu, zu sagen: "Na gut, noch eins davon, das geht schon", aber dennoch fehlt mir da einfach das romanhafte, das epische Element.
3) Sind Sie wirklich der Überzeugung, eine Frau, die bei 1,75 Körpergröße 69 Kilogramm wiegt, sei mit "eine gewichtige Erscheinung" und diversen anderen Attacken auf ihre angebliche Körperfülle gut gezeichnet? Ich bin weiß Gott extrem unaufmerksam bei solchen Sachen, aber ganz ehrlich: ihre ach so klugen, ach so schlanken, ach so geilen Super-Power-Women nerven!
4) Irre ich mich, oder hatten Sie einfach selbst keine Ahnung, wie der Fall gelöst werden soll? Anders kann ich mir das uninspirierte Ende ohne jede Erklärung und den noch schlimmeren, weil völlig zusammenhanglosen, Epilog nicht erklären.

Ihr seht, ich bin ziemlch unzufrieden mit dem Buch, vor allem mit dem Ende. Ich weiß bis jetzt nicht, wer da jetzt der tatsächliche Mörder ist, noch was genau diese Verschwörung am Ende tatsächlich bedeuten sollte. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, der Autor hat irgendwann einfach die Lust verloren und halt irgendwas zusammengeschrieben. Keine Kaufempfehlung von mir. 

Mittwoch, 13. Februar 2013

Minette Walters - Der Außenseiter

Bournemouth, 1970. Howard Stamp ist Anfang 20 und ein Außenseiter wie er im Buche steht. Körperlich missgebildet und geistig unterentwickelt wie er ist, ist seine Großmutter Grace seine einzige Vertraute. Und dann ist diese plötzlich tot, erstochen in ihrem Haus, und Howard wird verurteilt, obwohl er alles abstreitet. Nach nicht einmal einem Jahr begeht er im Gefängnis Selbstmord und der Fall wird nicht weiter diskutiert. Bis 2003 der Anhropologe Jonathan Hughes die Prozessakten für ein Buchprojekt analysiert und glaubt, dass Howard damals von der Polizei unter Druck gesetzt wurde. Gemeinsam mit der Stadtabgeordneten George Gardener, die seit 30 Jahren von Howards Unschuld überzeugt ist, versucht er, den Fall noch einmal aufzuschlüsseln. Und stolpert dabei über das Verschwinden der Dreizehnjährigen Cill nur wenige Tage vor dem Mord an Grace. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Fällen? Zumindest eine Reihe von Leuten scheint ein großes Interesse daran zu haben, die Vergangenheit ruhen zu lassen ...

Na also, es geht doch - Minette Walters kann durchaus auch verwirrende Krimis schreiben, die dennoch logisch sind und mit einem nicht aus dem Hut gezauberten überraschenden Ende aufwarten. Gut, "Der Außenseiter" ist streckenweise doch ein wenig schwer zu lesen, was an zwei Dingen liegt. Erstens wird keine lineare Geschichte erzählt, sondern es werden zwischen die Handlungspassagen munter andere Dingeee montiert wie eMails, Auszüge aus Büchern, Polizeiprotokolle etc. Auf diese Weise ist man als Leser auf der einen Seite Jon und George im Wissen mitunter etwas vorraus, andererseits muss man sich ziemlich konzentrieren, um den Überblick über die ganzen Details zu behalten. Ich war wirklich eine Zeit lang versucht, eine Liste mit den genauen Zeitabläufen zu schreiben, so verwirrt war ich nach der x-ten Variation der Tatabläufe. Gerade das machte das Buch aber auch sehr spannend für mich, diese vielen verschiedenen Aspekte. Zäher waren da für mich schon ein bisschen die Passagen, in denen es um die inneren Konflikte von Jonathan geht, denn ehrlich, der Typo ging mir einfach sowas von auf den Senkel! Für mich ist er in seinem Selbstmitleid und seinem Leidenswillen eine der unsympathischsten Hauptfiguren aller Zeiten, davon bitte nicht noch mehr. So wechselt der Krimi immer wieder zwischen zähen und spannenden Passagen, die mich auch noch in mein geliebtes Bournemouth entführen - allein dafür mag ich das Buch ;-)

Dienstag, 12. Februar 2013

Ursula Poznanski - Fünf

Bea Kaspary arbeitet bei der Salzburger Mordkommission und schleppt zurzeit ein riesiges Bündel an Problemen mit sich herum. Ihr Ex-Mann terrorisiert sie mit Telefonanrufen, ihre Tochter pubertiert, ihr netter Kollege Florin hat leider eine Freundin - und dann fordert auch noch ein neuer Fall ihre ganze Aufmerksamkeit. Eine weibliche Leiche auf einer Kuhweide, das würde noch angehen. Aber dass die Leiche in ihre Sohlen Koordinaten tätowiert hat, die zu weiteren Leichenteilen führen, ist der Beginn einer makaberen Schnitzeljagd durch Salzburg ...
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal ein Buch von Ursula Poznanski zwei Tage lang lesen würde, denn die beiden anderen habe ich wirklich verschlungen. Aber "Fünf" hat mich einfach nicht gepackt, dafür passiert für meinen Geschmack deutlich zu oft und deutlich zu lange eigentlich gar nichts. Ja, Polizeiarbeit bedeutet oft, im Dunkeln zu tappen, aber ehrlich gesagt, hier war es mir dann doch zuviel. Es ist ja ganz nett, eine Einführung in geochaching zu bekommen, aber das ist nicht genug, um mich bei der Stange zu halten. Dazu kommt, dass mich die Figuren nicht erreichen. Beas emotionale Probleme sind mir deutlich zu viel des Guten, eine Sache hätte genügt. Dafür bleiben die anderen Figuren seltsam blass und blutleer, als hätte sich alles allein auf Bea konzentrieren sollen. Dadurch verbleiben manche einfach nur im Klischee - der trauernde Witwer, der fiese Chef, der übereifrige Neuling, und so weiter. Gegen Ende nimmt das Buch dann erheblich an Fahrt auf, allerdings muss ich auch hier sagen, dass mir das Motiv des Mörders dann etwas zu konstruiert erscheint, der gesamte Fall wenig realistisch wirkt, sondern eher wie ein riesiger Mystery-Cache, bei dem man am Ende dann doch nur eine kaputte Ü-Ei-Figur findet. Schade eigentlich ...

Montag, 11. Februar 2013

52 Wochen, 52 Buchfragen - Woche 7

Über welches Buch hast du deine letzte Rezension geschrieben?


Also, die Antwort dürft ihr auch gerne selbst nachschlagen ;-)  Aber ich nehme die Frage zum Anlass, ein kleines bisschen hinter die Kulissen blicken zu lassen, wie eine solche Rezension überhaupt entsteht.

Einer meiner Vorsätze für dieses Jahr besteht ja darin, jedes von mir gelesene Buch zu rezensieren, bislang klappt das auch ganz gut. Allerdings habe ich ja auch noch ein Leben außerhalb des Blogs, so dass ich ein wenig planen muss.

Mein Blogtag ist eigentlich der Sonntag. An diesem Tag öffne ich als erstes eine simple Word-Datei, in der ich die Rezensionen erstmal vorschreibe und durch das Rechtschreibprogramm jage. Ich kann schnell tippen, aber das Bedauerliche ist, dass ich dazu neige, Buchstaben zu verdrehen. Deshalb wird dann nichmal drübergeschaut, wobei ich gestehen muss: ich übersehe beim Bildschirmlesen auch manchmal den ein oder anderen Tippfehler. Im Anschluss an die Rezensionen geht es dann ins Internet, wo ich dann PicMonkey meine Bilder bearbeite. Das nimmt eigentlich mit am meisten Zeit in Anspruch, wobei die Handgriffe inzwischen wirklich sitzen. Ist euch aufgefallen, dass sich die Farben der Bildrahemn seit einiger Zeit im Cover wiederfinden lassen? Ich finde es irgendwie harmonischer ;-)
Und dann geht's los. Rein ins Dashboard und die Posts erstellt. Das klingt leichter getan als es wirklich ist, denn ich plane die Postings in vielen Fällen einfach ein wenig voraus, d.h. ich gebe eine bestimmte Veröffentlichungszeit ein. Gut, wenn ich an einem Sonntag mal gar nichts zu tun habe, kann es auch passieren, dass ich einen ziemlich großen Schwung an Posts direkt veröffentliche, aber das kennt ihr ja schon.
Parallel zu meinen frisch gelesenen Bücher geschieht genau dasselbe mit Bücher, die sich schon länger in meiner Leseliste tummeln, und glaubt mir, da gibt es noch sehr viele Rezensionen, die euch erwarten. Zur Zeit bin ich tatsächlich schon an Vorarbeiten für Weihnachten, so unglaublich es klingt, macht euch auf etwas gefasst ;-)

Tess Gerritsen - Todsünde

Boston, kurz vor Weihnachten. Jane Rizzoli und die Rechtsmedizinerin Maura Isles werden zum Tatort eines unvorstellbaren Verbrechens bestellt. Ein Unbekannter ist in ein Kloster eingebrochen und hat zwei Nonnen brutal erschlagen. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass eine der beiden vor kurzem ein Kind geboren haben muss, doch das ist verschwunden. Bei einem zweiten Einsatz wird Maura mit der entstellten Leiche einer Unbekannten konfrontiert, die anscheinend unter Lepra litt. Nichts verbindet die beiden Fälle, doch das scheint nur auf den ersten Blick so ...
Ich habe ja schon gesagt, dass ich die Gerritsen-Bücher nicht in der richtigen Reihenfolge lese, weil ich sie zwar okay finde aber nicht so den Kracher, dass ich mich vom Leben der Protagonisten überraschen lassen muss. So ist es auch diesmal bei "Todsünde". Der Fall ist nett, gut konstruiert - aber am Ende ist es mir dann ein bisschen zu viel Konstruktion, um den Täter (den ich sofort in Verdacht hatte) mit Motiv zu versorgen. Viel mehr inhaltlich-bedeutsamen Raum nimmt in diesem Buch eben auch das Leben der Hauptfiguren in Anspruch. Jane ist schwanger und schwankt irgendwo zwischen Ignorieren und Panik, Mauras Ex-Ehemann steht plötzlich vor der Tür und stößt sie in ein Gefühlschaos, dass man ihr gar nicht zugetraut hätte. Und irgendwie plätschert dazwischen der Fall herum. Das Buch ist effektif nicht schlecht, es ist ein solider Krimi mit Showdown - der allerdings relativ kurz und unspektakulär ausfällt, meiner Meinung nach - und in einer Serie gut aufgehoben, eben weil der die Figuren weiterentwickelt. Aber mir fehlt einfach das zündende "Wow" dabei, das mich dazu bringt, gleich zum nächsten zu greifen.

Sonntag, 10. Februar 2013

Volker Klüpfel/Michael Kobr - Rauhnacht


Es hätte nicht schlimmer kommen können. Dieser festen Überzeugung ist Kluftinger, als er sich mit seiner Erika auf den Weg zum Kurzurlaub macht. Nicht nur, dass ihn der in ein Vier-Sterne-Hotel zum Krimi-Wochenende führt, nein, auch noch Langhammers sind mit von der Partie. Aber als dann auch noch einer der Teilnehmer tot im von innen verschlossenen Hotelzimmer liegt und das Hotel durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird, läuft der Allgäuer Kommissar zur Höchstform auf. Poirrot kann einpacken ...
Nach dem kleinen Reinfall mit "Laienspiel" fand ich den fünften Kluftinger-Fall hervorragend. Wie viele andere klassische Krimiautoren geht es um das Rätsel des verschlossenen Zimmers, einen Mord mit zu vielen Verdächtigen und natürlich gibt es die große Auflösung durch den Ermittler am Ende des Romans. Das ganze ohne viel Schnickschnack aber mit wirklich lustigen Szenen zwischen Kluftinger und Langhammer, die sich gegenseitig die Butter vom Ermittler-Brot klauen wollen. Um ehrlich zu sein, für mich ist das der Beste der ganzen Reihe, denn hier ist es wirklich gelungen, einen ganz klassischen Whodunit zu schreiben, der gleichzeitig die Besonderheiten des Allgäus und die Kauzigkeiten seiner Figuren einbezieht, ohne sie großartig der Lächerlichkeit preiszugeben. Gut, abgesehen von einer einzigen Szene, die mir dann doch zu überdreht war, aber ansonsten: schön geschrieben und schnell lesbar, witzige Situationen, die aber nicht den eignetlichen Fall in den Hintergrund drängen.

Samstag, 9. Februar 2013

Cornelia Read - Schneeweißchen und Rosentot

Madeline Dare ist eine Tochter aus gutem Hause. Ostküsten-Adel mit Sommerhaus auf Long Island, mit der Mayflower eingewanderte Vorfahren, eine Jugend in Internaten. Doch jetzt lebt sie mit ihrem Ehemann in Syracuse, der langweiligsten Kleinstadt, in der sie stranden konnte, und ist in der örtlichen Gratiszeitung zuständig für Cocktailtipps und Wetterberichte. Doch dann stößt sie durch Zufall auf einen zwanzig Jahre alten Mordfall. Zwei Mädchen waren brutal ermordet und anschließend wie Schneeweißchen und Rosenrot arrangiert worden. Aber kann es wirklich sein, dass Madelines Cousin zweiten Grades hinter der nie aufgeklärten Tat steckt? Oder ist es doch der undurchsichtige Polizist, der damals an den Ermittlungen beteiligt war? Da geschieht ein weiterer Mord ...
Ach ich weiß auch nicht, was ich zu diesem Buch sagen soll. Titelbild, Titel und Inhaltszusammenfassung klangen unglaublich verheißungsvoll. Aber ehrlich, mich hat die Geschichte schon nach wenigen Seiten einfach nur angeödet. Das liegt zum einen an den Figuren, mit denen ich einfach nicht warm geworden bin. Sie sind mir größtenteils zu wenig ausgearbeitet, erschreckend belandlos und oberflächlich und diese gestelzten, pseudo-zynischen Dialoge gehen mir so auf den Keks. Die sagen sich einfach gar nichts, die bilden nur irgendwelche Laute und glauben, das würde genügen. Dieser bemühte Tonfall zieht sich auch durch die Erzählpassagen des Buches, das ist das größte Problem für mich. Ich habe selten so oft im Kopf überschlagen, wieviele Seiten noch vor mir liegen. Es passiert einfach irgendwie so gar nichts in den ersten 300 Seiten. Leute kommen und gehen, Madeline versucht sich in scheiterndem Zynismus, warum ihr Ehemann überhaupt im Buch erwähnt wird, erschließt sich mir auch nicht, er ist effektiv nicht wichtig für die Handlung ... Ich könnte stundenlang so weitermachen, dieses Buch ist wirklich kein Lesehighlight, sondern eine zeimlich uninspirierte, belanglose Story über eine gelangweilte Oberschichtentussi, die in der angenehmen Situation lebt, alles doof finden zu können.

Freitag, 8. Februar 2013

Daniela Winterfeld - Der geheime Name



Seit sie denken kann ist Fina mit ihrer Mutter auf der Flucht vor ihrem Vater. Der ist ein Psychopath, der sie bedroht und verfolgt, und sobald es Hinweise gibt, dass er sie gefunden hat, ziehen die beiden Frauen weiter. Doch jetzt ist Fina 19 und hat genug von dem Nomandenleben, sie will studieren und ein ganz normales Leben führen. Also flieht sie zu ihrer Großmutter, die in einer verfallenen Mühle am Rand eines Moors lebt. Schon bald fühlt sich Fina von der unheimlichen Landschaft angezogen und trifft im Moor auf Mora, einen seltsamen, verwilderten jungen Mann. Die beiden nähren sich immer mehr an, ohne zu wissen, dass sie nur Figuren in einem Pakt sind, der vor Jahren geschlossen wurde ...
Daniela Winterfeld hat sich vorgenommen, eines der wohl deutschsten Märchen in die Gegenwart zu versetzen und aus einer ganz anderen Perspektive zu erzählen: Rumpelstilzchen aus der Sicht des Königskindes, das die Müllerstochter versprochen hat. Doch was, wenn Rumpelstilzchen um seinen Preis betrogen worden wäre? Starker Tobak und ein Thema, bei dem man viel falsch machen kann. Aber ich sage nur eins: wow! Ich habe noch nie ein Buch so schnell gelesen wie "Der geheime Name", es geht wirklich runter wie Öl. Die zeit ist beim Lesen verfolgen und ich habe mich in dieser Geschichte völlig verloren.
Das liegt zum einen an einem mitreißenden Schreibstil, der zwar mitunter etwas oberflächlich wirkt, aber einfach mitzieht. Darüber hinaus aber ist es vor allem die Figurenzeichnung von Fina und Mora, die mich gefesselt hat. Dieses langsame sich Annähern, das zum Teil quälend vorangeht und unterbrochen wird, das konsequente Durchhalten von logisch erklärbaren Verhalten (vor allem auf Moras Seite) und natürlich diese Verbindung von Märchenwelt und Gegenwart - das ist einfach nur unglaublich. Gerade "der Geheime" ist eine so herrliche Figur, die so faszinierend ausgearbeitet ist und so erschreckend beschrieben wird, dass sie jedem Märchen Konkurrenz macht.  Eigentlich gibt es nur einen einzigen Kritikpunkt: das Ende ist dann ein bisschen schnell und unspektakulär im Vergleich zum restlichen Buch. Aber irgendwie macht das gar nicht viel aus, denn ich würde am liebsten gleich nochmal von vorne anfangen!

Sabine Kornbichler - Gefährliche Täuschung

Emma ist Kinderbuchillustratorin, Mitte 30 und verheiratet. Ihr Leben in einem kleinen Dorf läuft ruhig und idyllisch ab - bis sie eines Tages während einer Radfahrt von einem Unbekannten entführt wird. Der Kidnapper behandelt sie relativ anständig und verspricht, sie freizulassen, sobald ihr Mann Lösegeld bezahlt hat. Nach fünf Tagen kommt Emma frei, doch der Schrecken ist nicht beendet. Nicht nur, dass sie unter Panikattacken leidet, zu allem Überfluss findet die Polizei immer mehr Hinweise darauf, dass die Entführung von Emma selbst inszeniert worden sein könnte. Das will sie nicht auf sich sitzen lassen und begibt sich selbst auf die Suche nach dem Täter ...
Ich hatte Sabine Kornbichler ja neulich sehr gelobt in einer Rezension und muss diesen Überschwang nun ein wenig zurücknehmen. Auch dieses Buch hier liest sich spannend und ich hatte es in einem Rutsch durch. Aber die Geschichte selbst ist so an den Haaren herbeigezogen, dass ich es beim Lesen manchmal fast nicht ausgehalten habe. So nahe dran, ein Buch gegen die Wand zu schlagen, war ich in letzter Zeit nicht. Emma Verhalten grade am Ende ist in meinen Augen sowas von unrealistisch - und die Polizistinnen sind erst recht absurd geraten, ich habe mich ziemlich über sie geärgert. Mehr kann ich eigentlich nicht ohne Spoiler schreiben, von daher nur so viel: man muss es nicht gelesen haben.

Volker Klüpfel/Michael Kobr - Laienspiel

Das Allgäu steht im vierten Fall um Kommissar Kluftigner wirklich Kopf. Terrorverdacht! Ist das Kommissariat tatsächlich einem terroristischen Anschlag auf die Spur gekommen? Das BKA glaubt fest daran und richtet eine Task Force ein unter der Leitung ausgerechnet eines türkischstämmigne Kommissars, der Kluftinger in sein Team holt. Wenn man nur wüsste, wo der Anschlag stattfinden soll. Und nicht nur, dass Klufi beruflich am Limit unterwegs ist, er hat auch noch eine Rolle in der Freilichtinszenierung von "Wilhelm Tell" - und dadurch viele Probeabende mit dem verhassten Doktor Langhammer an der Backe...
Ich mag die Kluftigner-Krimis eignetlich ganz gerne. Klufti ist ein betulicher mittelalter Mann, der älter wirkt als er ist und eigentlich gerne ein Leben in Ruhe und Frieden führen würde. Ein Allgäuer Grantler und Mannsbild, weit entfernt von Tatort-Kommissaren. Dadurch gewinnen die Krimis nicht nur mächtig an Lokalkolorit, sondern einfach an witzigen Aspekten und Ideen. Im vierten Fall ist das allerdings für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr auf die Spitze getrieben, über weite Strecken wirkt das Buch genau wie der Titel es verspricht: ein Laienspiel, bei dem niemand weiß, was er eigentlich zu tun hat oder worum es geht. Die gesamte Polizeiarbeit wirkt dilettantisch und ging mir beim Lesen leider ziemlich auf den Keks, weil die Polizisten dann doch gar zu hinterwäldlerisch dargestellt wurden, insbesondere Kollegen aus Österreich. Nein, diesmal hat mich das Buch wirklich nicht fangen können - treue Fans müssen es gelesen haben, aber man kann sich Zeit damit lassen.

Minette Walters - Fuchsjagd

In dem beschaulichen Drof Shenstead ist die Hölle losgebrochen, seitdem Colonel Lockyer-Fox seine geliebte Frau Ailsa eines Morgens erfroren auf der Terrasse des Herrenhauses vorfand. Auch wenn ihn das Gericht freigesprochen hat, ist ein guter Teil des Dorfes der Meinung: er hat sie ermordet. Lockyer-Fox verschanzt sich in seinem Haus und wird von anonymen Anrufen belästigt, sein Anwalt bemüht sich, den Mann aus seiner Depression zu reißen und Kontakt zu seiner veradoptierten Enkelin herzustellen, und dann taucht auch noch zu allem Überfluss eine Gruppe von fahrendem Volk unter Führung des geheimnisvollen Fox auf und erhebt Anspruch auf ein herrenloses Grundstück in der Nähe des Herrenhauses ...
Ich hatte beim Lesen immer wieder das Gefühl, das Buch schon zu kennen, gleichzeitig hätte ich nicht sagen können, was passiert. Ein Blick in die Leseliste hat mich bestätigt: ich habe es vor vier Jahren schon einmal gelesen - aber ehrlich, es war, als wäre es ein neues Buch. Was vielleicht am besten beschreibt, wie unspektakulär und langatmig der Roman ist - ihr kennt mich inzwischen, ich habe ein Elefantengedächtnis für Bücher. Was hat mir an diesem Buch nicht gefallen? Wo soll ich anfangen? Das erste ist, dass ich entschieden zu viel Stoff in diesem Krimi vorfinde, ich kann mich absolut nicht konzentrieren auf fünf verschiedene Handlungsstränge und zahllose weitere Ansätze zu Ideen - mir hat noch nie so sehr der Überblick gefehlt in einem Krimi wie hier. Ich glaube, das ging auch Minette Walters so, jedenfalls finde ich einen Großteil dieser Dinge erfrischend unkreativ abgehandelt, da ist nichts Neues, nicht Innovatives, nicht Unterhaltendes. Am enttäuschendsten war für mich das Ende. Irgendwie wird so gar nichts aufgelöst, alles bleibt im Dunkeln und dann wird ein Täter präsentiert, bei dem ich mich frage, wo er denn plötzlich herkommt und was nocmal genau sein Motiv gewesen sein soll? Ganz abgesehen davon, dass es mir im Buch entschieden zu viel von mysteriösen Füchsen wimmelt, das hat sowas von genervt!
Nein, diesmal keine Empfehlung, sondern ein ganz klares: Finger weg, Minette Walters kann es viel besser.

Kate Morton - Die verlorenen Spuren

Sommer 1961. Laurel Nicholson ist 16 Jahre alt und ein Teenager, wie er im Buche steht. Sie wächst mit drei Schwestern und einem kleinen Bruder auf der idyllischen Farm Greenacres auf und träumt davon, Schauspielerin zu werden. Am Geburtstag ihres Bruders zieht sie sich zurück in ihr Baumhaus und wird dabei Zeuge, wie etwas geschieht, was sie sich nie hätte vorstellen können. Vor ihren Augen ersticht ihre Mutter Dorothy einen fremden Mann. Die Angelegenheit wird so gut wie möglich unter den Teppich gekehrt und Laurel verdrängt das Erlebnis. Doch als sie nun, im Jahr 2011, zum 90. Geburtstag ihrer Mutter zurückkehrt, beschließt sie, das Geheimnis aufzuklären: wer war dieser Mann und woher kannte er ihre Mutter? Ein erster Anhaltspunkt ist ein Foto, das ihre Mutter und eine unbekannte Frau in den Vierziger Jahren zeigt - und eine Widmung in einem Buch, die von einer Vivien stammt ...
Ich kann nicht sagen, dass ich von diesem Buch enttäuscht wurde, auch wenn ich gestehen muss, dass es nicht das beste Buch von Kate Morton ist. Die Geschichte ist spannend, die Figuren gut gezeichnet (und sollte es jemals verfilmt werden: ich will als alte Laurel unbedingt Helen Mirren sehen!) und die drei Zeitebenen werden hervorragend miteinander verbunden. Grade die Geschichte um Vivien und Dorothy ist großartig dargestellt, London in der Zeit der deutschen Luftangriffe wurde - wie allein schon die Literaturliste am Buchenede beweist - sorgfältig recherchiert und zum Leben erweckt. Das Ende ist unvorhersehbar, auch wenn ich von Anfang an diesen Verdacht hatte (weil ich es genauso geschrieben hätte). Warum dann doch nicht der alles überragende ekstatische Smilie?

Vielleicht deshalb, weil mir diesmal einfach das Prinzip Zufall einmal zu oft bemüht wurde. Bei der Rechercher gelangt Laurel immer wieder an einen toten Punkt, der sich dann aber durch große Zufälle löst. Das ist natürlich der Geschichte geschuldet, aber irgendwann begann es mich ganz leicht zu nerven. Das tut dem Unterhaltungswert der Geschichte an sich keinen Abbruch, ist nur eine kleine Sache, die mir persönlich nicht zugesagt hat. Nichtsdestotrotz empfehle ich das Buch nämlich jedem einzelnen weiter, Kate morton ist einfach die ungekrönte Königin des Familienschicksals-Romans ;-)

Montag, 4. Februar 2013

52 Wochen, 52 Buchfragen - Woche 6

Heute ist die Frage der Woche schwer zu beantworten ...

Welches Buch hast du zuletzt von deiner Wunschliste gekauft?


Hmmm, um ehrlich zu sein, lautet die Antwort: gar keins.

Ich habe keine Wunschliste für Bücher. Das klingt viellecht total irritierend bei den Mengen an Büchern, die ich verschlinge, aber es ist einfach so. Mehrheitlich kaufe ich meine Bücher spontan und ohne jeden Vorwunsch. Natürlich gibt es Bücher, bei denen ich auf eine Fortsetzung warte, aber ich habe noch nie z.B. bei amazon eine Wunschliste erstellt und da Bücher drauf gelistet. Entweder, ich habe sie direkt vorbestellt oder irgendwann gekauft, weil sie nicht ganz oben auf der Prioritätenliste saßen.
Eine Wunschliste führe ich immer nur im Monat vor Weihnachten und im Monat vor meinem Geburtstag. Das ist eine Einigung mit meinem Mann, da ich zu dem Menschenschlag gehöre, der sich seine Wünsche immer selbst erfüllt, was bedeutet, dass er für mich nie Geburtstagsgeschenke gefunden hat. Seit der Listeneinführung sind alle Dinge, die auf der Liste stehen, für mich tabu - ich darf sie mir nicht kaufen. Und da ich es nicht aushalten würde, Bücher nicht zu kaufen, landen auf dieser Wunschliste auch nur in sehr seltenen Fällen Bücher ;-)