Donnerstag, 29. August 2013

Alina Bronsky - Scherbenpark

Sascha Naimann ist 17 Jahre alt, hochbegabte Schülerin eines katholischen Elite-Internats. Sascha Naimann ist 17 Jahre alt, als Kind aus Russland nach Deutschland eingewandert und lebt im Scherbenpark, einer Hochhaussiedlung. Zwischen diesen beiden Extremen findet das Leben der echten Sascha Naimann statt. 17 Jahre alt, intelligent und Waise, nachdem ihr Stiefvater die Mutter und deren neuen Freund aus Eifersucht umgebracht hat. Seitdem möchte Sascha vor allem zweierlei: Rache nehmen und raus aus dieser ganzen Scheiße, die sich ihr Leben nennt. Als sie den Journalisten Volker und dessen Sohn Felix kennen lernt, verliebt sie sich gleich in beide und muss erkennen, dass glückliche Menschen nicht automatisch die sind, die das Geld haben ...

"Scherbenpark" war Alina Bronskys Debutroman, bevor sie "Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche" vorlegte, das ich noch einen kleinen Ticken besser finde. Aber bereits "Scherbenpark" lebt von sehr realitätsnahen Personen, die alle auf der Suche nach dem Glück sind. Sascha geht so energisch, wütend, sauer und gezielt durchs Leben, wie niemand sonst. Die anderen Bewohner des Hochhauses sind ihr fremd mit ihren Träumen von Autos und Familie, Saschas Ehrgeiz steht ihr oftmals selbst im Weg. Sie ist ein völlig widersprüchlicher Charakter, ein Teenager auf dem Weg in ein eigenes Leben, der durch sein Leben hart geworden ist und sein Ziel verfolgt. Ich liebe diese Schnoddrigkeit, mit der Sascha ihr Leben schildert und dennoch zur jeder Zeit ihre Gefühle zeigt. Es ist ein großartiger Jugendroman geworden, den Alina Bronsky da geschrieben hat, den ich wirklich empfehlen kann!

Sonntag, 25. August 2013

S. J. Watson - Ich.darf.nicht.schlafen.

Als Christine aufwacht, ist sie völlig verwirrt: was ist das für ein Schlafzimmer? Wer ist dieser Mann neben ihr? Und warum sieht ihr im Spiegel eine völlig fremde Frau entgegen? Der fremde Mann erklärt es. Er ist Ben, Christines Ehemann. Sie hatte vor Jahren einen Unfall und ist in einer Amnesie gefangen, die dazu führt, dass sie im Schlaf alles vergisst, was nach ihrem 20.Lebensjahr geschehen ist. So wie jeden Morgen erklärt ihr Ben alles, so wir jeden Morgen frühstücken sie. Als Ben zur Arbeit aufbricht, klingelt das Telefon. Ein Dr. Nash ist in der Leitung, der sich als Christines Psychiater vorstellt und ihr den Ort verrät, an dem sie ihr Tagebuch versteckt hat. So, wie jeden Morgen. Als Christine das Buch aufschlägt, liest sie gleich in der ersten Seite den Satz "Vertrau Ben nicht." Warum? Das weiß sie nicht ...

"Ich.darf.nicht.schlafen." beginnt mit einer brillanten Idee, anders kann man es nicht ausdrücken. Christines Ungewissheit wird quasi von Sekunde zu Sekunde deutlich spürbarer, sie kann überhaupt nicht mehr nachvollziehen, was wahr ist und was nicht. Sie ist völlig abhängig von Information von außen, die von jedem manipuliert werden können. Ist Ben tatsächlich der liebende Ehemann? Ist Dr. Nash wirklich der treusorgende Psychiater? Und wer ist eigentlich sie? Was ist nach ihrem 20. Lebensjahr mit ihr passiert? Aus diese Zutaten und Fragen mische S.J.Watson einen sehr gelungen Thriller, der allerdings ein Problem hat: gegen Ende läuft sich die Idee ein wenig tot. Sie plätschert aus und die Auflösung ist dann doch fast schon enttäuschend im Vergleich zu dem furiosen Start. Aber nichtsdestoweniger ist das ein großartiges Buch, das fesselt und eine schlaflose Nacht beschert!

Kimberley Wilkens - Der Wind der Erinnerung

Emma ist eine gefeierte Ballettänzerin und lebt in London. Als sich ihr Freund Josh von ihr trennt, gerät Emma in eine schwere Krise und hat einen folgenschweren Unfall: ihr Knie ist so schwer verletzt, dass sie nicht mehr tanzen können wird. Emmas Lebenstraum zerbricht, sie verkriecht sich immer mehr. Bis sie eine Nachricht aus Australien erhält. Ihre verstorbene Großmutter Beattie hat ihr eine alte Schaffarm in Tasmanien hinterlassen. Eigentlich möchte Emma das Haus nur schnell ausräumen und verkaufen, doch dann stößt sie auf eine seltsame Fotografie: ihre Großmutter am Arm eines fremden Mannes und mit einem Kind im Arm, das nicht Emmas Mutter sein kann? Sie macht sich auf die Spur dieses Rätsels und entdeckt die Geschichte ihrer Großmutter, einer jungen Frau, die 1929 ebenfalls ihre bisherige Lebensplanung aufgeben muss und einen Schritt in ein Leben wagt, für das sie alles tun würde ...

Kate Morton hat ganz schön was losgetreten mit ihren Romanen über Familienschicksale. Inzwischen gibt es einen ganzen Markt und nicht jeder ist wirklich gut. Mit "Der Wind der Erinnerung" (übrigens ein grauenvoller Titel, lieber Knaur-Verlag!) liegt jedoch einer vor, der Lust auf mehr macht. Das liegt erstmal allein an der Aufmachung des Covers. Die Orchideen hätte man sich schenken können, aber diese Postkartenoptik ist wirklich gelungen und verspricht viel.

Die Geschichte selbst ist jetzt nicht so überraschend und innovativ, trotzdem ist es spannend zu lesen, was Kimberley Wilkens daraus gemacht hat. Das liegt vor allem an der Figurenzeichnung, insbesondere bei Beattie. Während Emma ein wenig blass bleibt, zwar eine ziemliche Entwicklung durchmacht, ist Beattie von Anfang an eine Figur mit Ecken und Kanten. Ein Mädchen, das völlig verzweifelt beschließt, sich fortan das zu nehmen, was sie braucht, und dabei auch bereit ist, weiter zu gehen, als es Konventionen erlauben würden. Gleichzeitig eben auch eine Romantikerin, die zum Teil ein wenig naiv daran glaubt, dass alles gut werden kann. Ich bin ihr sehr gerne durch das Buch gefolgt und fand ihre Entwicklung auch gerade zum Ende hin sehr logisch nachvollziehbar und realistisch. Alle Päckchen haben ein Gewicht und dadurch eine Auswirkung auf ihren Träger, das fand ich gut dargestellt. Die unvermeidliche Liebesgeschichte in der Gegenwart nimmt zum Glück nicht so viel Platz ein wie gedacht, ist ganz rührend umgesetzt und freute beim Lesen einfach. Insgesamt ist das ein sehr schönes Sommerbuch, das man gut auf dem Balkon lesen kann und ein bisschen abtaucht ;-)

Stuart MacBride - Knochensplitter

Die Polizei in Aberdeen steht unter Dauerbeobachtung der Öffentlichkeit, denn sie ermittelt in einem spektakulären Fall: Allison McGregor und ihre siebenjährige Tochter Jenny sind entführt worden. Die beiden sind Teilnehmer in der Castingshow "Britain's Big Talent" und der Liebling des Publikums. Die Kidnapper wenden sich nur über die Presse und youtube an die Polizei, sie fordern ein Lösegeld, aber nennen keine Summe. Ein Spendenkonto soll gefüllt werden und bei genug Eingang innerhalb von zwei Wochen werden die beiden freigelassen. Als dann die Polizei zwei Zehen erhält, die von Jenny stammen, ist klar, dass die Entführer es bitterernst meinen. DS Logan McRae und seine Kollegen ermitteln gegen die Zeit ...

Ich wusste beim Ausleihen nicht, dass es sich hier um Band 7 einer Serie handelt, wobei ich auch ohne Serienvorwissen ganz gut reingekommen bin. Ein paar Sachen sind mir unklar (kann mir jemand schnell erklären, warum McRae Vegetarier ist? Ich habe da einen Verdacht, will aber nicht die anderen Bände lesen ;-)
Anfangs fand ich es ziemlich cool, wie MacBride den Leser hier einfach ins Geschehen reinhaut und ihm nichts erklärt. Dazu kommt, dass er eher den hard-boiled-Krimi schreibt, die Arbeitsweise ist dreckig und das Vokabular der Ermittler schlimmer als in jeder Hinterhofkneipe. Im Laufe des Buchs hat mich aber genau das zunehmend gelangweilt und ich war irgendwann nicht mehr wirklich bei der Stange. Das find zu dem Zeitpunkt an, als die sich im Kreis drehende Ermittlung durch wörtlich abgetippte Vernehmungen von Sexualstraftätern ergänzt wurde, was absolut nichts mit dem Fall zu tun hatte und für mich eher wie Zeilenschinderei wirkte. Darüber hinaus fing dann nach der Hälfte ein weiterer Handlungsstrang an, bei dem ebenfalls ein Vermisstenfall behandelt wurde, nämlich der des Drogendealers Shuggie und seiner Freundin. Dieser Strang hat nichts mit dem Thriller zu tun und ich wundere mich immer noch, warum er so zwingend notwendig zu sein schien - vom Prinzip her war es nichts weiter als eine weitere Möglichkeit für viel Geschrei, Gefluche und Brutalität. Diese Seiten hätte sich MacBride auch sparen können, oder nein, besser hätte er die Seiten mal gefüllt mit genaueren Ausführungen über das Verschwinden von Alison und Jenny. Denn das wird immer nur so am Rand und nebenbei erwähnt, man hat als Leser keine Ahnung, was eigentlich genau passiert ist und so wirkt auch das Ende ein wenig angepappt und drangeklatscht. Ich hatte wirklich das Gefühl, irgendwas Entscheidendes überlesen zu haben, aber dem war nicht so. Dieses Gefühl will ich bei Thrillern aber nicht haben, und deshalb empfehle ich "Knochensplitter" nur bedingt.

Kurt Palm - Bad Fucking

Bad Fucking hat schon bessere Tage erlebt. Das österreichische Dorf ist zwar idyllisch in den Bergen gelesen, doch wirklich auf der Höhe der Zeit ist der Ort nicht mehr. Was vielleicht schon daran liegt, dass es im gesamten Dorf keinen Handy- und Internetzugang gibt. Oder dass die Gendarmeriestation seit Jahren die längst durchgeführte Polizeireform irgendwie verschlafen hat. Doch hinter der idyllischen Vorderansicht lauern tiefe, dunkle Abgründe: eine Cheerleadertruppe verdreht den alten Herren den Kopf, der Sonderling Vitus Schallmoser liegt tot in seiner Wohnhöhle, der Zahnarzt Dr.Ulrich wird von seiner Putzfrau erpresst und dann verschwindet auch noch die österreichische Innenministerin, die am Höllensee bei Bad Fucking ein Asylantenheim errichten lassen will. Und währenddessen bewegt sich ein Gewittersturm und eine Horde Aale auf Wanderschaft unaufhörlich in Richtung Bad Fucking ...

Kein Alpenkrimi. So kündet bereits das Cover an und ich muss wirklich sagen: behaltet das immer im Hinterkopf. Kurt Palm hat hier eine gnadenlose Persiflage auf den üblichen Regionalkrimi losgelassen, die nur noch angereichert ist mit skurrilen Figuren und bei der die Krimihandlung so sehr in den Hintergrund tritt, dass es keine einzige Lösung gibt. Das Ganze ist garniert mit nicht etwa idyllischen Landschaftsbeschreibungen sondern einer Gossensprache deluxe, expliziten Sexszenen und jeder Menge ekliger Zusatzinformationen, die man nicht haben will. Absurderweise habe ich das Buch dennoch nicht angeekelt zur Seite legen können, sondern immer weiter gelesen. Vielleicht, weil es nur 277 Seiten sind. Oder weil das Buch selbst kurz vor Schluss sein Motto ziemlich genau festlegt: Von wegen "Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss" - das Leben ist eine einzige beschissene Kloake. Und in genau die nimmt Kurz Palm seinen Leser sehr kurzweilig mit. Man braucht einen harten Magen und die Lust, einfach völlig Groteskes zu lesen, dann kann man mit "Bad Fucking" bestimmt jede Menge Spaß haben.

PS: Ich habe so irrsinngi lange nach einem Krimi mit einer Uhr gesucht, jetzt hab ich ihn :-p Die Uhr ist übrigens auf dem Kirchturm, ist auch auf dem Cover im Original nur schwer zu sehen, aber sie ist da!

Samstag, 24. August 2013

Robert Gerwarth - Reinhard Heydrich

Ich glaube, ich habe hier irgendwann mal erzählt von meinem Arbeitskollegen, dem während einer Stadtführung von einem Australier die Frage gestellt wurde "Tell me, who's your favourite Nazi?" Während ich mich spontan für die Schreibtischtäter wie Eichmann entscheiden würde, lautet die Antwort meines Arbeitskollegen: Heydrich. Denn "Rosshaare" ist so ziemlich die bescheuertste und verdienteste Todesursache, die sich bei den gesammelten Nazi-Köpfen finden lässt.

Tatsächlich ist Reinhard Heydrich ein wenig der "vergessene" Nazi, was einfach daran liegt, dass er bereits 1942 an den Folgen eines Attentats (besagte Rosshaare waren die Füllung seines Autositzes und bei dem Attentat in seinen Körper eingedrungen, wo sie letztlich zu einer Blutvergiftung führten) verstarb. Heydrich war Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren sowie der Mann, der 1942 die Wannsee-Konferenz leitete. Robert Gerwarth schreibt über ihn eine durchaus spannend zu lesende Biographie, die wieder einmal ein Vorurteil bestätigt: betrachtet man die führenden Köpfe des Nazi-Regimes, dann ist es fast noch unverständlicher, dass sie sich zwölf Jahre lang an der Macht halten konnten, so dilettantisch und absurd sind sie. Tatsächlich findet sich auch bei Heydrich wieder einmal eine solche Episode: seine Stellung bei Heinrich Himmler erhält er nur dank eines Missverständnisses. Himmler, der einen internen Geheimdienst aufbauen möchte, bekommt den Nachrichtenoffizier Heydrich empfohlen. Dass Heydrich einfach nur eine Ausbildung als Funker hat und von Geheimdiensten keine Ahnung hat - geschenkt. Denn dank seines in der Jugend mit Hilfe von Spionageromanen aufgebauten Fachwissens kann er Himmler dennoch überzeugen. Der hat vermutlich nicht mal Spionageromane gelesen ...

All das, den Weg des musisch ausgebildeten Sohn des Leiters eines Musikkonservatoriums zum Reichsprotektor, schildert der Autor in sehr sachlicher und angenehm zu lesender Weise. Das Buch enthält einige Bilder, wobei hier schon der erste Minuspunkt auftaucht, ich fand sie zum Teil ein wenig wirr angeordnet und nicht immer wesentlich für die Darstellung im Text. Darüber hinaus habe ich jedoch eine andere Problematik mit em Buch und die hat mit der These zu tun, die der Autor am Anfang aufstellt. Gerwarth möchte in seinem Buch zeigen, dass Heydrich nicht einfach nur ein Mitläufer und Karrierist war (wie z.B. Albert Speer), sondern ein überzeugter Antisemit und Nationalsozialist. Bedauerlicherweise gelingt ihm das in der Biographie nur bedingt, denn die konkreten Beweise für seine Behauptungen bleibt er öfter schuldig. Nur zu behaupten "es ist so, weil es so ist", ist meines Erachtens nach ein wenig zu einfach. Dadurch wirkt das Buch gelegentlich etwas oberflächlich, obwohl so viele Quellen angegeben werden. Nicht falsch verstehen, das ist eine sehr interessante Biographie, die aber genau dort, wo der Autor den Hauptaspekt legen will, sehr blass bleibt.

Jodi Picoult - Neunzehn Minuten

In neunzehn Minuten kann viel passieren. Man kann Wäsche waschen oder einen Roman beginnen. Neunzehn Minuten lang dauert auch der Amoklauf von Peter Houghton, der an der High School in Sterling zehn Mitschüler tötet. Neunzehn Minuten, die das Leben seiner Eltern, seiner Mitschüler, der ganzen Stadt für immer verändern. Denn während sie auf den Prozess warten, stellt sich immer mehr die Frage: Warum ist das alles passiert? Klärung bringen könnte Josie Cormier. Sie war in der Grundschule mit Peter befreundet, hat ihn beschätzt vor den seit dem ersten Schultag währenden zunehmenden Mobbingattacken. Aber Josie kann sie an nichts erinnern ...

Ich wollte das Buch schon sehr lange lesen und habe es immer irgendwie vergessen. Im Nachhinein finde ich das schade, denn es ist sehr, sehr spannend, gefühlvoll und leise. Jodi Picoult ist eine tolle Autorin, auch diesmal gelingt es ihr, in ihrem Buch immer nur Grautöne zu verwenden, die die anfänglich schwarz-weiß scheinende Geschichte am Ende so intensiv wirken lassen. Der Leser muss sich selbst überlegen, welche Schlüsse er zieht, welche Position er einnimmt - damit ist er nicht besser gestellt als die Einwohner Sterlings.
Wie auch schon "Beim Leben meiner Schwester" ist das Buch aus unterschiedlichen Erzählperspektiven geschrieben. Da erlebt man Peters Geschichte vom ersten Schultag an mit, die ständigen Hänseleien, die Demütigungen, die dann in einer so ultimativen Demütigung vor der Schule eskalieren, dass man fast schon selbst versucht ist, die kleinen Arschlochkinder zu vertrimmen, die sich hier zum Gönner der High School aufgespielt haben. Man erlebt auch die Geschichte von Peters Eltern, die nicht wissen, wie sie reagieren sollen auf den Amoklauf. Und die von Josie und ihrer Mutter, die Richterin ist und in Peters Fall entscheiden soll. Keine der Figuren wird im Laufe des Buchs eindimensional, stattdessen entwickeln sie immer mehr Facetten, zeigen immer stärker, wie problematisch es eigentlich ist, die Wahrheit zu suchen, wenn sie sich so lange aufgestaut hat. Es war wahnsinnig bewegend, das Buch zu lesen und mir gefiel vor allem das Ende, das - wie bisher bei allen Picoult-Büchern, die ich gelesen habe - nicht direkt von Seite eins an offen vor dem Leser liegt.
Ich reihe das Buch durchaus ein bei "Wir müssen über Kevin reden", beides sind Bücher zum Thema Amoklauf, die ich jederzeit empfehlen würde.

Wolfgang Wippermann - Fundamentalismus. Radikale Strömungen in den Weltreligionen

Was bringt Menschen dazu, im Namen eines Gottes Morde zu begehen? Warum gibt es Menschen, die die Bibel wörtlich auslegen? Und gibt es so etwas wie fundamentalistische Hindi?

Wolfgang Wippermann will in seinem Buch eine Einführung geben in den Begriff des "Fundamentalismus". Er erklärt, was unter dieser Bezeichnung zu verstehen ist und stellt die These auf, dass Fundamentalismus zum Problem wird, sobald er sich mit Politik verbündet. Im Anschluss daran bringt er dann jeweils für jede Weltreligion (innerhalb des Christentums auch für die einzelnen Konfessionen) Beispiele, in denen er seine These untermauern will.

Was mir als erstes beim Lesen aufgefallen ist, war die Tatsache, dass Wippermann die Bezeichnung "fundamentalistisch" fast schon inflationär gebraucht. Oftmals wirkt es mehr wie ein Synonym für "böse" und wirkt in manchen Fällen auch deplaziert. Darüber hinaus fand ich persönlich, dass er sich in seiner These immer wieder widerspricht. So erklärt er, dass die amerikanische Innen- und Außenpolitik sehr fundamentalistisch wäre, dies wäre aber nicht schlimm, denn schließlich wären die USA demokratisch. Spanien wird bei ihm zu einem durchgängig fundamentalistischen Staat, eine These, der ich einfach nicht mehr folgen konnte.  Ich bin insgesamt nicht grade davon erfreut, dass Wippermann als Historiker immer wieder geschichtliche Darstellungen tätigt, ohne sie wirklich in der Zeit und deren Verständnis zu verorten. Dass die Kreuzzüge grausam waren - klar, d'accord. Aber letztlich entstanden sie in einer Zeit, in der ein Bedrohungsgefühl existierte vor dem Islam, der durch das Osmanische Reich immer weiter in christliche Regionen vordrang. Das wird irgendwo unter den Tisch fallen gelassen. Nicht zuletzt bleibt ein Grundproblem des Buches, dass Wippermann sieben Rundumschläge auf 150 Seiten unternimmt. Wenn er differenziert darstellen und damit eine Grundlage für Reflexionen schaffen hätte wollen, dann hätte er seine Beispiele wesentlich kleiner fassen müssen oder das Buch hätte deutlich umfangreicher werden müssen. Mir fehlt an dem Buch ein wenig die wissenschaftliche Tiefe, dann wäre es wirklich ein gutes Sachbuch geworden.

Eveline Hasler - Anna Göldin. Letzte Hexe

Glarus im Jahr 1782. Die beschauliche Kleinstadt ist in heller Aufruhr. Die kleine Tochter des angesehenen Ratsherrn Tschudi liegt seit längerem krank im Bett. Sie spricht wirr im Fieber und spuckt Stecknadeln und Nägel aus. Schon bald steht für die Glarner fest: die Haushälterin Anna Göldi, die vor kurzem aus dem Dienst entlassen wurde, muss das Kind verflucht haben. Göldi wird steckbrieflich gesucht, gefasst und in einem Prozess der Magie beschuldigt. Ihr Schuldspruch basiert auf einem unter Folter erpressten Geständnis - im Jahr 1782 wird in der Schweiz eine der letzten Hexenhinrichtungen Europas durchgeführt. Im Jahr 2007 wurde Anna Göldi als Opfer eines Justizmords rehabilitiert.

So weit zu den harten Fakten, die man während des Lesens des Romans serviert bekommt. Allerdings handelt es sich bei Eveline Haslers Werk nicht um ein Sachbuch, sondern einen im Stil sehr experimentellen Roman, der den Leser streckenweise ganz schön herausfordert. Zum einen liegt es an der altertümlichen Sprache, zum Teil sind Glarner und Zürcher Dialektanklänge spürbar, zum anderen ist es auch der Aufbau der Erzählung. Es ist keine chronologische Lebensgeschichte, die hier erzählt wird, sondern Hasler arbeitet sehr stark mit Rückblenden. Die muss sich der Leser gelegentlich selbst in die richtige Reihenfolge bringen, muss selbst mit rekonstruieren, wer sie war, diese Anna Göldi. Tochter armer Leute, der Vater stirbt früh, Anna wird mit 14 in Dienst geschickt. Sie hat zwar Lesen, aber nicht Schreiben gelernt, ist intelligent oder zumindest bauernschlau und sucht sich Stellen bei reichen Leuten, deren Dienstboten innerhalb der Hierarchien etwas höher stehen als anderswo. Mit einem Dienstherren hat sie ein Verhältnis, ein uneheliches Kind wird geboren und Anna dafür bestraft. Bei den Tschudis versucht sie, einen Neuanfang zu starten.
Was genau geschieht, wie die Erkrankung des Mädchens abläuft, welche Erklärungen es dafür gibt, darüber lässt Hasler den Leser im Unklaren. Ähnlich wie die Zeugen damals steht man nur vor den Schilderungen und muss versuchen, eine Erklärung zu finden, die überzeugt. Dass Anna eigentlich vor allem vor Gericht gestellt wird, weil die Obrigkeiten nicht anders mit dem Fall umgehen zu wissen und einen Schuldigen brauchen, wirkt heute ebenso absurd, wie es damals gewesen sein muss. Sie selbst steht vor einem unlösbaren Dilemma - zugeben, dass sie das Kind verflucht hat, und damit die Hinrichtugn vorantreiben, oder alles abstreiten und als verstockte Giftmischerin hingerichtet werden. Offiziell stirbt Anna als Giftmischerin, die das Gift aber auf magische Weise beigebracht hat - die Nachwehen der Aufklärung, die Rationalität ist theoretisch vorhanden, treten aber hinter den Hexenglauben zurück. Anna Göldi ist letztlich auch ein Lehrstück über die Frage, wie man mit Untergebenen umgeht, die es wagen, sich nicht allem unterzuordnen, und wie schnell man Dinge glaubt, nur weil sie praktisch sind.

Ich fand das Buch wirklich hervorragend, wenn ich auch diesmal extrem langsam lesen musste. Wer sich für Hexenprozesse interessiert und Infos möchte, erfährt hier nicht viel, wird aber zumindest mit einer anrührenden und experimentellen Darstellung belohnt ;-)

Freitag, 23. August 2013

Literatur im Fernsehen - Under the Dome

Ich bereite gerade eben nichtsahnend meine nächsten Blogposts vor und im Hintergrund rauscht Pro7 vorbei. Aus den Augenwinkeln sehe ich eine Vorschau ... eine kleine Stadt im Weitwinkel, man hört Stimmengewirr, die Kamera zoomt immer weiter zurück, man sieht plötzlich eine Schneekugel um die Stadt ... das ist doch wohl nicht????

Eine kurze Internet-Recherche ergab: doch, ist es.


Am 4.Septermber startet am 20:15 Uhr eine Mini-Serie, die auf Stephen Kings Roman "Die Arena" basiert, den ich euch hier schon vorgestellt habe. In fünf Teilen (d.h. jeweils Doppelfolgen) wird die erste Staffel ausgestrahlt, die derzeit noch in den USA läuft. Eine Fortsetzung ist vermutlich geplant, das heißt aber auch, dass es doch einige Änderungen zum Buch gibt. Wie genau die sich auswirken, weiß ich nicht, ich habe nur mal kurz bei youtube ein bisschen in den Trailern und Teasern gestöbert und die wirken doch ziemlich gut. Die Special Effcts sind großartig, insbesondere die Darstellung der Kuppel, allerdings sind mir die Figuren doch zu amerikansich-glatt gebügelt. Barbie sah vor meinem inneren Auge viel fertiger und abgewrackter, vor allem aber auch älter und dicker aus! Aber lassen wir uns überraschen, in zwei Wochen ghet es los ;-)

Josef Wilfling - Abgründe.Warum aus Menschen Mörder werden

Ich liebe ja "True Crime"-Literatur. Zumeist handelt es sich dabei um populärwissenschaftliche Sachbücher, es gibt allerdings auch ein paar lohnenswerte literarische Variationen. Die Sachbücher tendieren ebenfalls dazu, eher erzählend zu arbeiten und nicht einfach nur Theorie zu vermitteln. Oftmals sind sie von pensionierten Anwälten, Richtern, Kommissaren geschrieben und das ist auch bei diesem Buch der Fall. Josef Wilfing ist pensionierter Kriminalkommissar und stellt in diesem Buch die spannendsten Fälle seiner Laufbahn vor, mit denen er zeigen will, dass Menschen schon seit Anbeginn der Tage aus immer wieder denselben Gründen zum Mörder werden: Neid. Hass. Wut. Lust am Töten. Mit anderen Worten, die sieben Todsünden.

Ich hatte beim Lesen des Buchs immer wieder im Hinterkopf, dass Pro7 vor ein paar Jahren eine Miniserie im Programm hatte, bei der ebenfalls dieses "Morde als Darstellung der Todsünde"-Prinzip verfolgt wurde. Insofern war es jetzt nichts spektakulär Neues, was Wilfling hier nun von sich gibt, sondern eine Sammlung des Kurios-Brutalen. Wirklich gut gefallen hat mir, dass im Vorwort und im einleitenden Kapitel erstmal erklärt wird, was im deutschen Strafrecht ein Mord ist, wo Abgrenzungen zu anderen Straftaten zu sehen sind und welche Strafen es dafür genau gibt. Das alles ist ganz gut als Hintergrundinformation, da in den Fällen dann die Ermittlungsarbeit und die Bewertung der Tat im Mittelpunkt steht. Die Frage nach dem Täter, die sonst meiner Erfahrung nach sehr oft in True-Crime-Büchern auftaucht, bleibt fast völlig außen vor. Es ist spannende Ermittlungsarbeit, die nett und anschaulich erzählt wird.
Was mich an dem Buch jedoch mitunter echt genervt hat, war der Zynismus und die tendenziöse Verurteilung, die Wilfing an den Tag legt. Er drängt dem Leser sehr stark seine Meinung auf, die da lautet: der deutsche Strafvollzug ist zu lasch, die Gesetze zu schwach, sperrt sie endlich für immer weg. Und diese Meinung wird mir zu stark in den Vordergrund gerückt, übernimmt zum Teil die Erzählerfunktion und das hat mich beim Lesen echt abgestoßen. Schade eigentlich, denn vom Prinzip her ist das Buch sehr spannend. 


Klaus Kordon - Julians Bruder

Und schon wieder Nationalsozialismus … Erzählt wird die Geschichte von Paul und Julian. Die beiden Jungen wachsen Fenster an Fenster in einem Berliner Mietshaus auf, besuchen dieselbe Schule und wollen sich ihre Freundschaft von nichts verbieten lassen. Doch mit der Machtergreifung wird es immer schwerer für die beiden, an ihrer Freundschaft festzuhalten. Als Julians Eltern 1942 deportiert werden, taucht er unter und überlebt im Untergrund. Nach Kriegsende wollen die beiden ihre Freundschaft wiederbeleben, doch sie haben nicht mit der sowjetischen Besatzungsmacht gerechnet, die die beiden Jungen in dem alten neuen Konzentrationslager Sachsenhausen interniert …

Irgendwie scheint es so, als wäre eine gigantische Abteilung innerhalb der Jugendliteratur allein für die Aufarbeitung oder Darstellung der Shoa reserviert, wobei die Mehrheit immer wieder (und meiner Meinung nach auch ein wenig leider) sich in althergebrachten „mein bester Freund, der Jude“-Mustern wiederholt. Gut, zwecks Identifizierung ist es einfacher, aber ich muss gestehen, dass mich diese Anfangskonstellation oftmals ein wenig abschreckt. Dass ich bei „Julians Bruder“ dann doch dabei geblieben bin, liegt in erster Linie daran, dass Klaus Kordon es schafft, diese Freundschaft in allen Hochs und Tiefs darzustellen und Paul nicht nur zu einem puren Gegner des Nationalsozialismus zu stilisieren. Was mir besonders gefallen hat, war, dass es eben nicht mit dem Kriegsende endet, sondern noch darüber hinaus geht und auch die Erschwernis der Freundschaft in der Nachkriegszeit darstellt. Kordon ist für mich DER Autor, wenn es darum geht, historische Themen anspruchsvoll und gleichzeitig jugendgerecht aufzubereiten. Bei „Julians Bruder“ gelingt es ihm, die Frage nach Ausgrenzung und Verfolgung in eine übergeordnete Frage zu verwandeln, die nicht einzig und allein den Nationalsozialismus behandelt. Insofern ist das nicht die schlechteste Wahl, wenn man ein Jugendbuch sucht, nicht zuletzt auch wegen des alphabetischen Registers am Ende, in dem noch einmal wirklich alle wichtigen Begriffe geklärt werden.

Matt Ruff - Ich und die anderen

An einer multiplen Persönlichkeit zu leiden ist nicht grade das, was man haben möchte. Andy Gage hat es getroffen und er hat sich mit den Personen in seinem Körper recht gut eingerichtet. Er und die anderen teilen sich einen Körper in einer Art WG, alle sind anwesend, aber nur einer kann steuern. Gemeinsam mit seinem Psychiater Dr. Grey hat Andy eine Art minutiösen Zeitplan ausgerichtet, der den unterschiedlichen Persönlichkeiten ermöglicht, sich in der Realität zu verwirklichen und dennoch Andy ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen. Andy arbeitet in der Softwarefirma „Reality Factory“ und seine Tage sind gleichförmig, unspektakulär und angenehm. Bis zu dem Tag, an dem seine Chefin Penny Driver einstellt, eine charmante junge Dame, die allerdings ebenfalls nicht allein in ihrem Kopf zu sein scheint. Und da Andys Chefin es sich in den Kopf gesetzt hat, ihr zu helfen, setzt sie Andy auf Julie an – dessen Welt plötzlich Kopf steht, als er mit Julie auf einen aberwitzigen Roadtrip durch die USA geht mit einem Dutzend Seelen im Gepäck …

„Ich und die anderen“ ist ein Buch, das hätte scheitern können. Allzu oft wird eine multiple Persönlichkeit halt doch nur zur Basis mäßig-lustiger Witze. Matt Ruff gelingt es allerdings, aus dieser Voraussetzung wirklich etwas zu machen. Julie und Andy ringen immer und immer wieder darum, sich selbst zu finden und nicht im Gewusel der anderen zu verlieren. Der Einblick in Andys inneres Haus und dessen Regeln ist eigentlich nichts anderes als die Organisation, die man selbst immer wieder versucht, wenn man zwischen seinen Lebensrollen wechselt. Matt Ruff empfiehlt, nicht änderbare Dinge mit einer Prise Galgenhumor zu nehmen, um zumindest eine akzeptable Lösung zu finden. Das Ganze verpackt er in eine hinreißend abgedrehte Geschichte mit witzigen Figuren, die nicht der Lächerlichkeit preisgegeben werden, und allein deshalb kann man das Buch nur empfehlen.

Donnerstag, 22. August 2013

Ponines Bücher-ABC: I wie Irmgard


Irmgard. Es gibt so Namen, die liest man in Büchern und weiß sofort, wie eine Person dazu aussieht. irmgard, das ist doch die unverheiratete Tante in hässlichen Klamotten. Die schon immer 48 Jahre alt war und deren Atem nach Hustenbonbons riecht. Es sei denn, man liest "Dolly" und "Hanni und Nanni". Da ist irmgard nämlich Idealbesetzung für einen Mädchennamen für Zehnjährige.

Damit bin ich heute bei einem wundervollen Thema, das ich wahnsinnig spannend finde. Namensvergabe in Büchern. Ich würde gerne mal einem Autor dabei über die Schulter schauen, wie er sich einen Namen ausdenkt. Es ist ja schon schwer genug, Kindernamen auszusuchen, aber in Romanen muss es ja doch irgendwie passen. In meiner fünften Klasse habe ich grade Märchen schreiben lassen und um ehrlich zu sein, beim Korrekturlesen war ich dann doch ein wenig irritiert von dem strahlenden Ritter Pepi. Es gibt so Namen, die bringen den leser zum Stolpern, weil sie zeitlich nicht passen oder so viele verschiedene Sprachen, Bedeutungen und Namensherkunft nebeneinander existieren. In einem fürchterlich, fürchterlich schlechten Vampirroman, den ich mal gelesen habe, war das ein weiteres von vielen Problemen, die Autorin konnte sich nicht entscheiden, ob sie ihre mystischen Wesen jetzt (übertragen) Hans und franz oder doch Dawnor und Asphlegus nennen sollte.

Ach ja, da bin ich beim richtigen Thema - Phantasy-Romane vor allem aus der Fanecke neigen ja ganz gerne dazu, möglichst Namen zu geben, die die Besonderheit und die Individualität ihrer Figur betonen sollen. Gerne aus der griechischen oder japanischen Mythologie, gerne Dabei klappt das doch auch ganz gut, wenn man einfach mal Namen ungewöhnlich abkürt - dass die Hauptfigur in der "Judas"-Reihe von Markus Heitz eigentlich Theresia heißt und nur Sia genannt wird, macht sie doch schon fast liebenswert-normal. Wieso bedient sich niemand bei dem Füllhorn seltsamer Namen, das die mittelalterliche Literatur bereithält? Der "Parzival" von Wolfram von Eschenbach ist gradezu genial. Was wimmelt es da von Namen, die man gerne in Möbelhausdurchsagen hören möchte: "Die kleine Herzeleide sucht ihre Mami." "Schionatulander und Feirefiz möchten aus dem Kinderparadies abgeholt werden." Da muss einem autor doch das Herz aufgehen.

In Bayern2 war vor einigen Monaten auch mal ein Kurzinterview mit Autoren zu genau diesem thema. ich weiß noch, dass einer gesagt hat, er hasst es vor allem, Nachnamen zu vergeben, weil die noch viel regioanler eingschränken als Vornamen.

Mittwoch, 21. August 2013

Markus Heitz - Kinder des Judas / Judassohn / Judastöchter

Mit Fantasy ist das ja so eine Sache bei mir, meistens kann ich nicht unbedingt etwas damit anfangen. Eine Ausnahme gibt es jedoch und die heißt Markus Heitz. Der Name verrät, Heitz ist Deutscher und schreibt meiner Meinung nach einige der coolsten Fantasy-Romane, die erhältlich sind. Die „Judas-Trilogie“ greift dabei den Vampirmythos auf und ich kann sagen: Glitzernde Vampire – na von wegen!

Im ersten Band lernen wir Sia kennen, eine sehr seltsame Frau mit einer Gabe, die irgendwie furchteinflößend wirkt. Sia arbeitet in einem Krankenhaus als Sterbebegleiterin, sie spürt, welche Patienten als nächstes gehen müssen und sitzt dann einfach nur bei ihnen. Was niemand ahnt: Sia ist eine Judastochter, eine Vampirin, die zu einer Vampirgemeinschaft gehört, die sich der Wissenschaft verschrieben und dem Blutgenuss abgeschworen hat. Das Wohl der Menschen ist ihr höchstes Ziel. Diese Gemeinschaft Sia jedoch vor Jahren verlassen und ein nicht unerheblicher Teil des Romans wird vor allem der Hintergrundgeschichte Sias gewidmet, was irrsinnig Spaß mach, zu lesen. Parallel dazu wird die Handlung extrem spannend vorangetragen, denn ein großer Widersacher taucht auf, den Sia in ihrem 300 Jahre andauernden Leben bereits kennengelernt hat. Er, der Judassohn, hat es abgesehen auf Sias Nachkommen, er will Rache nehmen an Sia für einen lange zurückliegenden Verrat.

Das ist kurz und knapp die Handlung der drei Bände und was ich hier nicht untergebracht habe, das ist das, was ich an Heitz Büchern so liebe: seinen Witz, seine Liebe zum historischen Detail – und seine Action. Diese Bücher lesen sich wie ein einziger, gut gemachter Action-Film. Da wird nicht einfach ein bisschen gebissen und Blut tröpfelt sexy vom nackten Schneidezahn, sondern das ist mehr ein „tritt die Tür ein, reiß ihnen die Köpfe ab und wenn sich dann noch jemand bewegt, saug ihn aus“, das diese Vampire auszeichnet. Heitz hat Geschichte studiert, auch das merkt man den Romanen durchaus an, denn viele der historischen Details, die er verwendet, sind Fundstücke aus Originalquellen (Himmel, der Mann hat einen Zweibänder allein über die Tatsache geschrieben, dass die katholische Kirche mehr als 40 Drachenheilige kennt!) und Vampire sind seine Leidenschaft. Diese drei Bände haben mal so gar nichts von Teenagerromantik und sind dennoch streckenweise sehr gefühlvoll und faszinierend, dabei gleichzeitig spannend und atemberaubend temporeich. Alles in allem also ideale Lektüre für Zwischendurch auf hohem Niveau und eine absolute Empfehlung meinerseits.

Dienstag, 20. August 2013

Uwe Klausner - Eichmann-Syndikat

Berlin im Jahr 1962. In Jerusalem findet gerade der Jahrhundertprozess statt: die Verhandlung gegen Adolf Eichmann wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In Deutschland ist die NS-Vergangenheit noch nicht wirklich aufgearbeitet und da würde das Angebot, das Polizeikommissar Tom Sydow erhält, einschlagen wie eine Bombe. Eine BND-Sekretärin bietet eine Karteikarte mit brisantem Inhalt an: den Beweis dafür, dass bereits seit 1952 Tarnname und Adresse Eichmanns in Deutschland bekannt waren, die Ermittlungen aber nicht vorangetrieben wurden (eine Tatsache, die Klausner zum Roman inspiriert hat). Doch noch während der Verhandlungen wird die Frau erschossen und auf ihren Partner, einen Journalisten, wird Jagd gemacht. Nicht nur, dass Sydow plötzlich im Kreuzfeuer zwischen BND, Polizei und amerikanischem Geheimdienst steht, zu allem Überfluss muss er sich jetzt auch noch mit der Nazivergangenheit seiner Familie auseinandersetzen. Hat etwa seine verstorbene Schwester Eichmanns Flucht mit organisiert?

Die letzten Zeilen der Inhaltsangabe fassen mein größtes Problem mit diesem Buch zusammen. Ich hatte beim Lesen ständig ein „boah, nicht auch noch das“ im Hinterkopf und konnte mich nicht einigen genervten Augenrollens enthalten. Ich finde die Ausgangssituation verdammt interessant und man hätte da viel rausholen können, aber Klausner will fast zu viel rausholen. Nicht nur, dass zu der Karteikartengeschichte die Familiengeschichte der Sydows aufgerollt wird (die sich als relativ langweilig und vorhersehbar entpuppt), am meisten hat mich diese Linie um den Journalisten genervt. Denn natürlich ist er einer, der im Nationalsozialismus als kritischer Journalist nicht veröffentlicht hat. Und natürlich ist er Jude. Und natürlich ist er in einer schweren jüdischen Identitätsstörung gefangen, die sich im Roman dadurch auszeichnet, dass innerhalb eines Satzes immer wieder sein Name wechselt zwischen hebräischem Zweit- und deutschem Erstnamen. Es ist echt ermüdend, den Anschluss in Büchern allein dadurch verlieren zu können, dass der Autor es nicht schafft, einigermaßen Logik walten zu lassen, und die wird hier immer mal wieder zugunsten spektakulärer Szenen geopfert. Ein alles in allem durchschnittliches Buch mit gelegentlichen Ausreißern ins Schlechte.

Großmama packt aus (gelesen von Hannelore Hoger)

Vor einiger Zeit habe ich hier ja eine sehr begeisterte Rezension zu „Großmama packt aus“ eingestellt. Da ich im Juni verkehrsbedingt (blöde Bahnsteckensanierung, die mich regelmäßig zwei Stunden mehr gekostet hätte) eher mit dem Auto als dem Zug unterwegs war, habe ich mir dann auch einige Hörbücher besorgt, die ich schon kannte, um sie für euch besser vergleichen zu können. „Großmama packt aus“ ist eines davon und was mir gefallen hat, war die charmante Stimme von Hannelore Hoger, die dieser Oma einiges an Lebendigkeit verliehen hat, die im Buch zwar spürbar, im Hörbuch aber wirklich erlebbar ist. Das snobistische Wüten, das beleidigte Zetern – all das kommt hier noch besser heraus als im Drucktext. War ich da also schon begeistert von der guten Großmama, dann wurde es hier noch viel besser.
Aber, und ich hätte nie gedacht,, dass das geschehen könnte, das Hörbuch hat mich nach einiger Zeit tatsächlich … nein, gelangweilt ist das falsche Wort, angeödet trifft es besser. Die CDs hatten zum Teil extreme Längen für mich, in denen ich einfach nicht mehr folgen wollte – ich habe immer wieder ausgeschaltet und Musik gehört, weil ich keine Lust aufs Weiterhören hatte. Irritierend, oder? Im Buch wirkte es nämlich nicht halb so langsam und gemächlich, ich hatte da viel mehr Schwung im Lesegefühl. Was mir auch aufgefallen ist: ich konnte beim Hören der Erzähllinie einfach nicht mehr folgen – ständig waren Vor- und Rückblenden, wurde innerhalb der Zeiten herumgehüpft und ich hab dann mehrfach den Anschluss verpasst und dachte mir „Wie alt ist Irene jetzt nochmal? Ist das da noch nicht passiert?“ Fürs Autofahren waren die CDs nur bedingt geeignet, zu oft musste ich dann doch nochmal ein Kapitel wiederholen, weil ich das Gefühl hatte, das entscheidende Detail nicht mitbekommen zu haben. Greift zum Buch, statt zur CD in diesem Fall ;-)

Die Stunden (gelesen von Gottfried John)

Eine Inhaltsangabe hierzu ist jetzt ein wenig verzwickt. In dieser Handlung begleitet man drei Frauen, deren Leben eng mit dem Roman Mrs.Dalloway verknüpft ist. Da ist zunächst einmal Virginia Woolf, die Autorin des Romans, die am Anfang von „Die Stunden“ Selbstmord begeht und deren Arbeit an „Mrs. Dalloway“ vom Leser begleitet wird. Dann ist da die Geschichte der Mittfünfzigerin Clarissa, die in den 2000er Jahren in New York eine Party für ihren besten Freund und früheren Beinnahe-Liebhaber Richard ausrichtet, weil er einen Literaturpreis gewonnen hat. Und da ist der Handlungsstrang um „Mrs.Brown“, eine junge Frau mit kleinem Sohn, die in den späten Fünfzigern in einer Kleinstadt an Depressionen leidet. All diese Handlungen sind miteinander verwoben und verstrickt, zitieren immer wieder Passagen aus dem Originalroman oder variieren Motive daraus. Das heißt, es macht eigentlich sehr Sinn, im Vorfeld zu „Die Stunden“ zumindest mal von „Mrs. Dalloway“ gehört zu haben oder sich vorzunehmen, es zu lesen, um diese ganzen Anspielungen ein bisschen besser einordnen zu können. Die Geschichte ist wirklich verstrickt und ich gestehe, dass ich diesen letzten Handlungsstrang um ein Haar nicht verstanden hätte, weil es so nebenbei erwähnt wird.

Damit bin ich auch beim größten Kritikpunkt am Hörbuch. Ich wette, „Die Stunden“ ist ein großartiger Roman und ich werde ihn mir definitiv besorgen. Aber als Hörbuch floppt es, weil es zum einen – zumindest meinem Hörempfinden nach – stark gekürzt wurde und dadurch einfach einiges an Handlung verloren ging, die man als Hörer aber bräuchte um den Anschluss zu finden. Zum anderen, und das wiegt noch schwerer, bin ich mit Gottfried John als Sprecher sehr unzufrieden. Er hat eine wahnsinnig angenehme, ruhige Stimme, aber er liest so emotionslos vor, dass ich mich irrsinnig konzentrieren musste beim Hören, weil der Text sonst nur an mir vorbei geflossen wäre. Das ist für mich aber eher kontraproduktiv, denn Hörbücher sollten eigentlich so in den Alltag integriert werden können, dass man daneben noch zu anderen Handlungen in der Lage ist – sonst kann ich mich auch gleich mit dem Buch auf die Couch legen und es selbst lesen ;-) Ich kann dieses Hörbuch nicht wirklich ans Herz legen, dann eher den Roman selbst lesen, ich glaube, damit hat man mehr Vergnügen …

Wohnen im Norden :-)

So, da sitz ich also. Endlich in einer ausgepackten Wohnung, allerdings noch ohne Couch und ohne Kleiderschrank, aber das wird sich im Lauf des September noch ändern. Gelandet bin ich in der Nähe von Hamburg, einer entzückenden Kleinstadt mit viel Grün und so fürchterlich idyllischen Nachbarschaften, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich mein Dauerlächeln abstellen kann.
Zunächst mal ein wenig Inspiration aus der Wohnung, zumindest das, was zur Zeit vorzeigbar ist. Ja, das sind Umzugskartons hinter dem Lesesessel, die ich im Moment noch zum Teil als Schrankersatz verwende ;-)


















Wichtigstes Utensil war definitiv das Bücherregal im Wohnzimmer, das ziemlich als erstes stand (mein Mann kennt einfach meine Prioritäten). Ich muss aber ehrlich sagen, unabhängig vom Büchervorrat in der Wohnung: ich liebe, liebe, liebe diese offene Küche, die wir jetzt haben. Sie ist hell, sie ist freundlich und wir haben einen guten Kompromiss gefunden, was die Frage "wie viel Landhausstil ist nicht zuviel" betrifft. Die Küchenstühle waren eine wunderbare "wir müssen raus"-Aktion im Möbelhaus (ich glaub, Höffner) und sehen wunderschön aus und sind bequem zum Essen. Die Wände waren komplett bereits vom Vormieter so gestrichen und wir haben es einfach nur beibehalten.
Da ich komplett neu hier bin und vor allem auch gelegentlich Heimweh habe, habe ich mir vorgenommen, in diesem einen Jahr Wochenendbeziehung dafür zu sorgen, zumindest die Umgebung besser kennen zu lernen und sehr viel draußen zu machen. Außerdem würde ich endlich lernen, meine Kamera zu beherrschen und werde deshalb die Rubrik "Wohnen im Norden" eröffnen. Ihr kriegt hier jetzt also nicht mehr nur Bücher serviert, sondern auch noch anderes ;-)

Montag, 19. August 2013

Camilla Grebe / Asa Träff - Das Trauma

An einem verregneten Nachmittag in einem Vorort von Stockholm: Unter dem Küchentisch versteckt muss die fünfjährige Tilde mit ansehen, wie ihre Mutter bestialisch zu Tode getreten wird. Sie ist die einzige Zeugin dieses schrecklichen Verbrechens, kann sich nur vage an das Aussehen des Täters erinnern. Zur gleichen Zeit trifft die Psychotherapeutin Siri Bergmann fünf neue Patientinnen, die sich zu einer Selbsthilfegruppe zusammengefunden haben. Alle waren sie männlicher Gewalt ausgesetzt, alle haben sie schreckliche Geschichten zu erzählen über verratene Liebe, Schläge, Erniedrigungen. Doch schon bald schlägt das Bemühen um Heilung und die Suche nach Versöhnung um – in die Jagd nach einem besessenen Mörder, der seine erste Tat an einem verregneten Vormittag in einem Vorort von Stockholm beging …
Ich muss ehrlich gestehen, diesen Band dann irgendwann nur noch beendet zu haben, weil es das einzige Buch war, das ich im Regal finden konnte, auf dem nackte Füße zu sehen sind, sodass ich mri wenigstens den Punkt für die Challenge abholen konnte. Denn wer sich nach "Die Therapeutin" fragte, ob man einen thriller noch unspannender aufziehen kann, wird hier eindeutig die Antwort "Ja!" finden.
Abgesehen davon, dass man aus der eigentlichen thrillerhandlung vielleicht einen nette, sehr spannende Kurzgeschichte hätte machen können, tut sich in dem Buch nicht viel. Siri wird im Gegenteil sogar noch nerviger als vorher. Siri hat zwar endlich einen neuen Mann an ihrer seite, hängt aber eignetlich immer noch an Stefan, ihrem toten Ex. Mit dem unterhält sie sich seitenlang, nimmt Abschied von ihm, aber jedes Mal, wenn man glaubt, sie sei endlich einen Schritt weitergekommen, geht es wieder mindestens acht Schritte rückwärts. Es ist so un-glaub-lich nervtötend, dieses spätpubertäre Verhalten, dieses "hach, ichw eiß nicht" - immerhin säuft sie nicht mehr so viel. Wer auch immer gesagt hat, Psychologen studieren psychologie, nur um sich selbst zu analysieren, hat völlgi Recht, zumindest wird dieses Vorurteil in diesem Buch noch mehr bestätigt als sonst.

Übrigens, der Mörder ... ich musste grade geschlagene dreißig Minuten überlegen, wer es war. Irgendwie hat sich das im Buch so richtig totgelaufen, dass man jedesmal irritiert war "huch, da geht es ja um einen Kriminalfall ...", wenn die Rede darauf kam.

Camilla Grebe / Asa Träff - Die Therapeutin

Siri Bergmann leitet zusammen mit ihrer besten Freundin eine kleine Praxis für Psychotherapie in der Stockholmer Innenstadt. Seit ihr mann vor einem Jahr bei einem Tauchunfall starb, leidet Siri unter wiederkehrenden depressiven Zügen, ihre Angst vor der Dunkelheit keht stärker als je zuvor zurück, und ihr Alkoholkonsum nimmt stetig zu. Als sie dann beim Baden in ihrem abseits gelegenen Haus ausgerechnet die Leiche einer Patientin findet, wird Siri immer unsicherer. Beobachtet sie jemand? Wer hat es auf sie abgesehen? Oder bildet sie sich doch alles nur ein?

Ich habe das Buch zusammen mit seinen zwei Fortsetzungen von meinem Mann zum Einzug bekommen. Empfohlen wurde es ihm in der Buchhandlung, weil ich Jussi Adler Olsen mag und er mir etwas Spannendes schenken wollte. Man sollte nicht immer auf Buchhändler hören, glaube ich, denn hier hat er mal so richtig daneben gegriffen. "Die Therapeutin" habe ich noch relativ schnell gelesen und war beim Lesen wirklich mächtig irritiert. Die Thrillerhandlung plätscherte ein wenig vor sich hin, war mäßig spannend und endete in einem Finale, das mich dann doch noch mehr irritierte, weil es so völlig ohne jeden Zusammenhang daherzukommen schien (denn mal ehrlich, wer sich auf Seite 300 noch an den Anfang des Buchs erinnert, der hat hier echt was besser gmeacht als ich). Vor allem gestört haben mich aber die Figuren, die alle irgendwie so völlig versoffen, krank und therapiebedürftig wirkten, dass ich mir langsam Sorgen machte um den seelischen Zustand der beiden Autorinnen (nicht, dass die da über sich selbst schreiben ... ) Es gab mal so gar keine, mit der ich irgendwie warm werden konnte. grade die Hauptfigur Siri nervte mich wirkliche xtrem. ja, Siri hat einiges in ihrer vergangenheit aufzuarbeiten - aber es wäre ja noch schöner, wenn sie es denn mal tun würde. Stattdessen verliert sie zum Teil einfach die Fähigkeit, sich ihren Patienten gegenüber objektiv zu verhalten und säuft wie ein Loch. Das macht nicht nur sie, sondern auch ihr Kollege Sven und ihre Freundin Aina, irgendwie gehen alle nur noch ins Systembolaget (das ist das schwedische staatliche alkoholgeschäft) und schleppen die Weinflaschen kistenweise mit sich rum. Dazwischen haben sie Sex oder stehen in der Gegend rum, den Beschreibungen nach zu urteilen, die für den bloßen Vorgang "Siri schaut aus dem Fenster" gerne mal eine Dreiviertelseite reservieren. Das Buchw ar irrsinnig langatmig und ich war bass erstaunt, als ich am Ende dann durch war, dei Fortsetzung lag quasi auf der Hand ...

Ich rate nicht unbedingt zu diesem Buch. Es ist ziemlich langwierig, zwar spannend aber wirkt irgendwie unfertig auf mich.

Donnerstag, 15. August 2013

Ponines Bücher-ABC - H wie Hermann-Hesse-Effekt

Ich glaube, ich bin Erfinder eines Effekts. ich nenne ihn den Hermann-Hesse-Effekt.

Der Hesse-Effekt ist eine Beobachtung, die ich bei sehr vielen lesern gemacht habe, unter anderem auch bei mir: es gibt autoren, die man in einem bestimmten Alter lesen muss, um sie zu mögen - später wird man sich nru schwer an sie annähern. Mein Autor dieser Kathegorie - ihr ahnt es bereits - ist Hermann Hesse.

Hesses "Siddartha" oder auch "Narziss und Goldmund" sind so Bücher, die von der Beat-Generation zu absoluten Lieblingsbüchern erkoren wurden und im Kanon der "endlich ein Autor, der mich versteht"-Bücher gelandet sind. Das ist auch bestimmt sehr schön für Herrn Hesse, allerdings scheine ich dieses Alter einfach verpasst zu haben. Ich komme nicht in Hesse rein, ich finde keinen zugang zu ihm, die Bücher wirken auf mich so verkopft und sperrig,d ass ich einfach auch keine große Lust mehr habe, mich mit ihnen zu beschäftigen. "Siddartha" war für mich in etwa genauso neben der Spur wie Paulo Coelho - und das ist jetzt nicht grade ein Kompliment.

Ähnlich geht es mir mit "Der Fänger im Roggen" - im Ernst, was soll das? Zweihundert Seiten gejammer eines spätpubertären Jünglings, der vor lauter Kohle die Existenzkrise bekommt und einenn auf Rebell machen will - und das ist ein so weltbewegendes Buch? Vermutlich wäre es das für mich mti 16 gewesen, hätte ich nicht diese grausame Übersetzung von Böll in der Hand gehabt, in der Holden nicht nur wie ein spätpubertäres Arschloch klingt, sondern auch noch wie ein arroganter Saftsack, der sich selbst zu gerne reden hört, dabei aber nur heiße Luft produziert - halt wie so viele 16jährige, nur als wäre das ein Dreißigjähirger, der versucht, wie ein 16jähriger zu klingen ... ach, ihr wisst, was ich meine. Ich habe "Der Fänger im Roggen" dann später, mit Mitte 20, noch einmal gelesen und ichf inde es einfahc nur maximal okay, mehr nicht. Schade für das Buch, das so viele Menschen bewegt hat und mich wie den Felsen von Gibraltar wirken lässt.

Dabei mag ich sperrige Bücher ja. Herr im Himmel, ich habe mich im zarten Alter von dreizehn durch den "Herrn der Ringe" und das "Silmarillion" gekämpft (und ehrlich, dagegen ist ein Kampf mit kankra ein Zuckerschlecken!), ich lese zur Zeit (Rezension folgt) wieder einmal "Kristus" von Robert "ach, noch ein kleiner Nebensatz im nebensatz des Nebensatzes kann nicht schaden" Schneider. Aber ich scheitere an Sanlinger. und an Hesse.

Ach ja, Kafka ist auch so ein Fall für sich - aber der wird unter K behandelt werden ;-)

Donnerstag, 8. August 2013

Umzüge sind etwas Feines :-)

Ihr Lieben, ich habe euch schmälich im Stich gelassen, was einfach daran liegt, dass ich seit fast drei Wochen schon damit beschäftigt bin, mich neu einzurichten. Ich habe eine neue Stelle angefangen, die am anderen Ende der Republik liegt - und damit sind meine Wochenenden mit Kisten ein- und wieder auspacken, laaaaaaaaaaaaaaaaaaangen Autobahnfahrten und Stundenvorbereitungen ausgefüllt. Ganz abgesehen davon, dass ich in der neuen Wohnung noch keinen Internetanschluss habe. Dementsprechen wird der August ein wenig stressig und sehr ruhig hier werden. ich hoffe, ich habe mich in zwei Wochen so weit eingearbeitet, dass ich mich auch wieder um ihn kümmern kann. Nicht verzweifeln, es warten bereits wieder viele Bücher im hinterrgrund auf euch ;-)