Samstag, 20. Februar 2016

[Rezensionsexemplar] Colin Cotterill - Dr.Siri und der explodierende Drache

Gerade erst ist Dr.Siri von seinen Abenteuern in Kambodscha zurückgekehrt, die er nur knapp überlebt hat, und deshalb braucht er vor allem eins: Ruhe. Und Frieden. Ein bisschen Nudelsuppe essen mit seiner Ehefrau Madame Daeng. Aber ganz sicher nicht ein amerikanisches Forensikteam, das sich genau jetzt in Laos ankündigt und dem Siri von ganz oben beigeordnet wird. Einige Erpressungsversuche später hat er zumindest durchgesetzt, dass nicht nur er sondern auch seine Feunde und Mitarbeiter losgeschickt werden, um sich auf Schatzsuche zu begeben. Um genau zu sein, nach Boyd Bowyn, einem amerikanischen Piloten, der vor einigen Jahren mit seinem Hubschrauber über Laos abgestürzt sein soll. Dass man ausgerechnet jetzt Spuren findet, die darauf hinweisen, dass er überlebt hat, hat die Amerikaner auf den Plan gerufen. Während die Suche anfangs einem feucht-fröhlichen Pfadfinderlager gleicht, wandelt sich die Stimmung, als Major Potter eines Morgens tot in der Küche liegt, in einem recht schlüpfrigen Arrangement. Wer hat es auf die Truppe abgesehen? Und vor allem: warum?

Ich kannte die Dr.Siri-Romane bisher vor allem durch die Hörbcher mit Jan Josef Liefers. Insofern war ich ganz glücklich, den direkten Anschluss ans letzte Hörbuch als Rezensionsexemplar vom bloggerportal zu bekommen, denn der hatte mich ein wenig unbefriedigt zurückgelassen. Und auch hier war ich nicht zu hundert Prozent übrzeugt von dem Buch. Woran das liegt? An zwei Gründen.

Das eine ist, dass sie Krimihandlng sich diesmal schon sehr versteckt. In erster Linie ist das Buch eine Aneinanderreihung skurriler Szenen, insbesondere auf der Reise. Die allmägliche Verbrüderung durch Alkohol, die trotz mangelnder Sprachkenntnisse um sich greift, ist beim ersten und zweiten Mal ganz lustig, wird aber allmählich sehr wiederholend. Spannung durch die Krimihandlung wird allerdings auch kaum erzeugt, dazu passiert zu wenig. Madame Bpoh, das Medium, ist irritierend und eine Figur zum Liebgewinnen, die aber trotz allem merkwürdig blass bleibt. Wie genau da mittendrin dann plötzlich Leichen und Anschläge auftauchen, hat mich beim Lesen gelegntlich verwirrt, ich hatte mehrfach das Gefühl, dass da jetzt einfch was fehlt oder ich etwas überlesen hatte.

Womit wir auch schon beim zweiten Kritikpunkt wären: Mir ist das Buch in vielen Dingen einfach zu kurz, zu angerissen. Sei es die Krimihandlung an sich, seien es andere Dinge über die Figuren. Der Einbruch beipielseise wird nur kurz erwähnt und dann wartet man, dass da was kommt - erst ganz am Ende wird es für drei Zeilen wieder thematisiert und effektiv auch sofort wieder zur Seite gewischt. Für mich war das Buch mühsam zu lesen, weil meine Gedanken immer wiedder abgeschweift sind. Ich mag Siri auch weiterhin, aber dieses Buch braucht ein wenig, bis man es mag.

Donnerstag, 18. Februar 2016

[Rezensionsexemplar] Lilli Beck - Glück und Glas

Im Mai 1945 kommen in einem Münchener Krankenhaus zwei Mädchen zur Welt, die aus völlig verschiedenen Gesellschaftsschichten stammen. Während Hannelore die Tochter eines Schuhfabrikanten ist, dessen Geschäft auch in den Kriegsjahren ganz gut läuft, ist Marions Mutter ausgebombt und wohnt zur Zeit im Krankenhaus als "Übungsmaterial" für die Geburtsstation. Als sich die beiden Mütter zufällig begegnen, beschließt Hannelores Mutter, die beiden zu sich zu nehmen, eine Haushälterin wird sowieso gebraucht. So wachsen die beiden Mädchen miteinander auf, werden beste Freundinnen und beginnen dennoch, sich allmählich zu entzweien, als sie unterschiedliche Lebenswege einschlagen. Wird es zu ihrem Siebzigsten Geburtstag endlich eine Versöhnung geben, nachdem die Freundschaft zerbrach?

Das Buch, das ich mir als Rezensionsexemplar bei blanvalet aussuchen durfte, klang eignetlich sehr schön. Ein Roman, der eine Geschichte von Freundschaft mit der Geschichte der Bundesrepublik verbindet - ich war sehr gespannt. Und die ersten Kapitel sind auch wirklich schön, man schnuppert das Leben in der unmittelbaren Nachkriegszeit und findet die beiden kleinen Gören doch ganz sympathisch. Okay, diese zwischengeschalteten Kapitel, in denen die jetzt siebzigjährige Marion auf ihre beste Freundin wartet, hätten nicht sein müssen - doch man ist gewillt, darüber hinwegzusehen. Aber je weiter das Leben dann voranschreitet, desto mehr wandelt sich der Roman von einer spannenden Schilderung hin zu einer wahnsinnigen Oberflächlichkeit. Marions und Hannelores Charakterzüge werden einach nur noch grob gepinselt und so wirklich warm wird man mit keiner der beiden erwachsenen Frauen. Noch schlimmer war für mich aber, dass ich - je mehr die Zeit voranschritt - das Gefühl hatte, das Buch ist entstanden mit folgendem Dialog:

"Ich will ein Buch schreiben, das zwischen 1945 und 2010 spielt."
"Hast du was drin zur APO?"
"Klar."
"Sexuelle Revolution?"
"Logisch."
"Anti-Atomkraft-Bewegung?"
"Wird mal erwähnt."
"Hausfrauenehe der Fünfziger Jahre und deren Problematik?"
"Selbstverständlich."
"Olympische Spiele 1972?"
"Was denkst du denn?"

Je näher wir ans Jahr 2010 kommen, desto mehr ergeht sich das Buch in belanglosen Erwähnungen historischer Ereignisse. Nach dem Motto "Hannelore ist schwanger. Sie ist froh, dass ihr Kind gesund ist. Das ist nicht immer der Fall. Die Zeitungen sind voll mit Fällen der Contergan-Kinder. Das ist wirklich schlimm." Ich zitiere nicht ganz im Original, aber das ist auch in etwa der Stil, in dem das Ganze gehalten ist. Sehr starke Hauptsatzreihungen, die mich als Leser immer weniger etwas erleben lassen, als mir nur Namen von früheren Marken, Namen bekannter Persönlichkeiten und Namen historischer Ereignisse um die Ohren zu hauen. Ich kam mir immer mehr vor wie beim Lesen eines Buchs "Das Jahr XY". Die Geschichte selbst wurde dabei immer oberflächlicher und erging sich letztlich in totaler Vorhersehbarkeit (ganz im Ernst, ich wusste von Anfang an, dass der Schwule natürlich in den Achtzigern AIDS bekommen muss ...) Für mich ein Roman, der meine Lesewerwartungen einfach nur enttäuscht hat, sowohl vom Stil als auch vom Aufbau der Geschichte her. :-(

Sonntag, 7. Februar 2016

[Buchgedanken] Agatha Christie - Der Tod auf dem Nil

Ein kleiner Urlaub in Ägypten, eine schicke Nilkreuzfahrt - das Leben von Hercule Poirot könnte so schön sein. Doch sein Dampfer dient ausgerechnet der Millionärserbin Linnet Doyle für ihre Flitterwochen. Doch nicht nur Linnet und ihr Ehemann sind and Bord, sondern auch Jaqueline. Die war eigentlich mit Linnets Mann verlobt und deren beste Freundin - dass hier Ärger in der Luft liegt, ist nur wahrscheinlich. In der Tat fühlt sich Linnet schon bald von allen Seiten bedroht und bittet Poirot um Hilfe. Doch noch bevor dieser weiß, was gespielt wird, wird Linnet erschossen - aber ausgerechnet Jaqueline hat ein felsenfestes Alibi ...

Und schon wieder ein Agatha Christie, diesmal mit überraschendem Spielort. Ägypten und der Nil bieten eine nette Kulisse, die für den Krimi an sich aber nicht wirklich eine Rolle spielt. Ob man jetzt einen Mordversuch in Abu Simbel unternimmt oder in Chestershire - bleibt sich das nicht letztlich gleich? In diesem Fall spiegelt sich die Beliebigkeit des Sets auch irgendwie im Fall wieder. Ich fand, da wurde dieses Mal versucht, mit möglichst vielen verschiedenen Nebenhandlungen vom eigentlichen Fall abzulenken. So treten also noch Trickbetrüger, Anarchisten und Kleptomanen an Bord auf, nahezu jeder scheint ein Geheimnis mit sich herumzuschleppen, das Poirot natürlich ans Licht bringt. Der Fall selbst wird dann zwar nett aufgelöst, aber irgendwie ... das erscheitn mir alles so weit hergeholt. Insbesondere der Schlussakt, den Poirot dann auch noch kommentiert nach dem Motto "es ist besser so" ... also ich weiß nicht. Das ist schon ziemlicher Pathos vor Pyramiden, der mir in diesem Fall geboten wurde, und deshalb nicht unbedingt ein Buch, das ich wiederlesen würde.

Freitag, 5. Februar 2016

[Buchgedanken] Alex Garland - Der Strand

Richard ist Anfang 20 und kommt aus England. Mit seinem Rucksack reist er als Backpacker durch Thailand, immer auf der Suche nach den Orten abseits des Massentourismus. In einem Hostel erhält er von seinem Zimmernanchbarn eine Karte, die ihn gemeinsam mit dem französischen Pärchen Etienne und Francoise an einen entlegenen Strand führt. Weißer Sand, kristallklares Wasser und eint ropischer Dschungel - was sie begrüßt wie eine Idylle entpuppt sich schon bald als das gehütete Geheimnis einer Gruppe Aussteiger, die die Neuankömmlinge in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Aber als sich dann weitere Neulinge ankündigen, beginnt die Situation zu eskalieren ...

Ich hatte das Buch jetzt so ewig in meinem Regal stehen - es war einfach an der Zeit, mich dranzumachen. Es ist jetzt nicht so, dass ich es total schlecht fnd, aber komplett begeistert war ich auch nicht. Woran liegt das? Die Geschichte hatte für mich immer wieder etwas Plätscherndes, bei dem ich mich fragte, worauf das jetzt alles rauslaufen soll. Immer wieder übt Garland Kritik nicht nur an der Zivilisation (quasi die Gegenwelt zu dem Backpackerleben, das Richard anfangs führt), sondern auch an dem utopischen Paradiesleben am Strand. Bezeichnend ist da die EInkaufsfahrt, die für die Gruppe immer eher eine unumgängliche Peinlichkeit darstellt, bei der aber gleichzeitig alles an Konsumgütern erworben wird, was die Geschäfte hergeben.

Sehr schnell ist für den Leser klar, dass in dieser Gruppe viele unausgesprochene Konflikte herrschen, in die Richard manchmal komplett reingrätscht. Ich habe nie so ganz verstanden, was sein Problem mit Bugs ist, aan dem sich letztlich alles entzübnden wird, ebenso, wie mir Etiennes Verhalten immer ein wenig seltsam erschien. So ganz warm geworden bin ich mit keiner der Figuren, viele ihrer Handlungen konnte ich weder anchvollziehen noch mir wirklich erklären. Insbesondere aber genervt haben mich gegen Ende die permanenten Visionen Richards von Daffy, von dem er die Karte erhalten hatte. Für mich war er ein dämlicher durch zu viel kiffen verursachter Nervfaktor, bei dem ich mich immer mehr zwingen musste, nicht weiterzublättern.

Ein wirklicher Thriller, wie ihn der Buchrücken versprochen hat, war das Buch jetzt nicht. Aber eine interessante Abrechnung mit dem Paradies und der Zivilisation.