Freitag, 23. August 2013

Klaus Kordon - Julians Bruder

Und schon wieder Nationalsozialismus … Erzählt wird die Geschichte von Paul und Julian. Die beiden Jungen wachsen Fenster an Fenster in einem Berliner Mietshaus auf, besuchen dieselbe Schule und wollen sich ihre Freundschaft von nichts verbieten lassen. Doch mit der Machtergreifung wird es immer schwerer für die beiden, an ihrer Freundschaft festzuhalten. Als Julians Eltern 1942 deportiert werden, taucht er unter und überlebt im Untergrund. Nach Kriegsende wollen die beiden ihre Freundschaft wiederbeleben, doch sie haben nicht mit der sowjetischen Besatzungsmacht gerechnet, die die beiden Jungen in dem alten neuen Konzentrationslager Sachsenhausen interniert …

Irgendwie scheint es so, als wäre eine gigantische Abteilung innerhalb der Jugendliteratur allein für die Aufarbeitung oder Darstellung der Shoa reserviert, wobei die Mehrheit immer wieder (und meiner Meinung nach auch ein wenig leider) sich in althergebrachten „mein bester Freund, der Jude“-Mustern wiederholt. Gut, zwecks Identifizierung ist es einfacher, aber ich muss gestehen, dass mich diese Anfangskonstellation oftmals ein wenig abschreckt. Dass ich bei „Julians Bruder“ dann doch dabei geblieben bin, liegt in erster Linie daran, dass Klaus Kordon es schafft, diese Freundschaft in allen Hochs und Tiefs darzustellen und Paul nicht nur zu einem puren Gegner des Nationalsozialismus zu stilisieren. Was mir besonders gefallen hat, war, dass es eben nicht mit dem Kriegsende endet, sondern noch darüber hinaus geht und auch die Erschwernis der Freundschaft in der Nachkriegszeit darstellt. Kordon ist für mich DER Autor, wenn es darum geht, historische Themen anspruchsvoll und gleichzeitig jugendgerecht aufzubereiten. Bei „Julians Bruder“ gelingt es ihm, die Frage nach Ausgrenzung und Verfolgung in eine übergeordnete Frage zu verwandeln, die nicht einzig und allein den Nationalsozialismus behandelt. Insofern ist das nicht die schlechteste Wahl, wenn man ein Jugendbuch sucht, nicht zuletzt auch wegen des alphabetischen Registers am Ende, in dem noch einmal wirklich alle wichtigen Begriffe geklärt werden.

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