Wolfgang Wippermann will in seinem Buch eine Einführung geben in den Begriff des "Fundamentalismus". Er erklärt, was unter dieser Bezeichnung zu verstehen ist und stellt die These auf, dass Fundamentalismus zum Problem wird, sobald er sich mit Politik verbündet. Im Anschluss daran bringt er dann jeweils für jede Weltreligion (innerhalb des Christentums auch für die einzelnen Konfessionen) Beispiele, in denen er seine These untermauern will.
Was mir als erstes beim Lesen aufgefallen ist, war die Tatsache, dass Wippermann die Bezeichnung "fundamentalistisch" fast schon inflationär gebraucht. Oftmals wirkt es mehr wie ein Synonym für "böse" und wirkt in manchen Fällen auch deplaziert. Darüber hinaus fand ich persönlich, dass er sich in seiner These immer wieder widerspricht. So erklärt er, dass die amerikanische Innen- und Außenpolitik sehr fundamentalistisch wäre, dies wäre aber nicht schlimm, denn schließlich wären die USA demokratisch. Spanien wird bei ihm zu einem durchgängig fundamentalistischen Staat, eine These, der ich einfach nicht mehr folgen konnte. Ich bin insgesamt nicht grade davon erfreut, dass Wippermann als Historiker immer wieder geschichtliche Darstellungen tätigt, ohne sie wirklich in der Zeit und deren Verständnis zu verorten. Dass die Kreuzzüge grausam waren - klar, d'accord. Aber letztlich entstanden sie in einer Zeit, in der ein Bedrohungsgefühl existierte vor dem Islam, der durch das Osmanische Reich immer weiter in christliche Regionen vordrang. Das wird irgendwo unter den Tisch fallen gelassen. Nicht zuletzt bleibt ein Grundproblem des Buches, dass Wippermann sieben Rundumschläge auf 150 Seiten unternimmt. Wenn er differenziert darstellen und damit eine Grundlage für Reflexionen schaffen hätte wollen, dann hätte er seine Beispiele wesentlich kleiner fassen müssen oder das Buch hätte deutlich umfangreicher werden müssen. Mir fehlt an dem Buch ein wenig die wissenschaftliche Tiefe, dann wäre es wirklich ein gutes Sachbuch geworden.
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