2013. In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris.
Durch seine Familiengeschichte bedingt ist er jemand, der das Recht für seine Auftraggeber auch einmal selbst in die Hand nimmt. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer
alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Zur selben Zeit erleidet die Tante von Journalistin Vera einen Schlaganfall, ausgelöst von ihrem Neffen Chris. Der steckt in Geldnöten und versucht anscheinend jemand zu erpressen mit einer Geschichte aus der Vergangenheit. Bei ihren Nachforschungen, was es damit auf sich hat, stößt Vera in ein Wespennest und deckt nicht nur ein Familiengeheimnis auf, das seinen Ausgangspunkt in den einer Pflegeanstalt des Jahres 1944 nahm ...
Mein Lieblingsgenre, dann noch, wie es scheint, gekoppelt an eine sehr spannende Storyline, das klang einfach nach meinem Buch, sodass ich beim bloggerportal sofort zugeschlagen habe, als es das Buch zu lesen gab. In der Tat habe ich nur drei Tage dafür gebraucht, es war mein Zug-Buch für den Weg zur Arbeit und nach Hause (und heute auch noch mein während-des-Laufens-Buch, weil ich es nicht zur Seite legen konnte). Ich muss aber auch sagen, dass ich nciht restlos begeistert bin, sondern ein paar Kritikpunkte habe.
Zuerst einmal braucht das Buch nahezu 200 Seiten bis es wirklich an Fahrt gewinnt und die beiden Storylines sich so überschneiden, dass man weiß, was sie gemeinsam haben. Davor fand ich es stellenweise ein wenig lahm zu lesen, insbesondere die so detaillierten Schilderunen von Trackingsystemen in Handy und Computer. Nach diesem langen Vorlauf kommt dann aber wirklich eine Knallerwendung, bei der die Figuren auch mehr Tiefe gewinnen, da ihre Motivation für bestimmte Handlungen plötzlih deutlich grauer wird als sich im bis dahin ein bisschen vorherrschenden Schwarz-Weiß-Denken zu erschöpfen. Insbesondere Kathrins Verhalten nach dem Krieg bringt einen wirklich zum Nachdenken und ist eine durchaus auch typische Haltung dieser Generation. Die beiden Figuren dieser Zeitebene sind meiner Meinung nach die am überzeugendsten gestalteten, und vor allem Kathrin ist jemand, die man - obwohl man ihr Verhalten nachvollziehen kann - trotzdem nicht sympathisch findet.
Wirklich gestört hat mich aber etwas anderes. Ich finde, in dem Buch ist einfach zuviel drin. Das Schlimme ist, ich verstehe genau, warum die Autorin dieses Zuviel einbringen musste. Vera benötigt ab einer bestimmten Stelle das Knowhow von jemandem wie Manolis, klar. Das heißt, er benötigt ein Motiv, um ihr zu helfen. Und dieses Motiv muss stark sein. Aber blöderweise entscheidet sich Ellen Sandberg dafür, Manolis mit einer so extrem starken Hintergrundstory auszustatten, dass das alleine bereits für einen Roman reicht. Weil sie es aber in "Die Vergessenen" mit hineinquetschen muss, wird das alles so schnell und vordergründig erzählt, dass Manolis und seine gesamte Familie im Klischee ersticken und für mich fast unerträglich plakativ wirken. Dass Manolis dann auch noch ein Veefechter der Selbstjustiz ist, macht ihn mir gleich dreimal unsympathisch und ehrlich, diese ganze "uh, ich bin der Verfechter des Guten und bediene micha ller illegalen Tricks"-Getue war mir einfach zu sehr ausgedacht. Um genau zu sein, ich finde, dass die gesamte Storyline um Manolis eigentlich gestrichen werden könnte, stattdessen Vera ein wenig ausgebaut werden kann und man auf die Weise einen wunderbaren, spannenden und großartigen Roman erhalten würde, der an eine der vergessenen Gräueltaten des Nationalsozialismus erinnert. Und dann als Folgeroman die komplette Storyline um manolis, auch hier detaillierter und vielleicht einfach nur als Entwicklungsroman von Manolis - das würde ich viel mehr lesen wollen als die strrekenweise sehr hastige Kombination aus beidem.
Insgesamt sage ich nicht, dass das Buch schlecht ist. Aber durch die Zusammenlegung von gleich zwei verschiedenen NS-Verbrechen, die aber nicht zusammengeführt werden, ist es eher eine unglückliche Kombination, die mich nicht ganz befriedigt zurückgelassen hat. 3,5 Sterne, wenn ich mich entscheiden müsste
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