Was in der Liste noch fehlt, ist ausgerechnet "Evil" von Jack Ketchum. Dieses Jahr waren es insgesamt 125 Bücher, die ich gelesen habe.
Was fällt auf? 2012 war das Jahr der Bucabbrüche, ich habe sehr viele Bücher nicht beendet. Der Stadtbibliothek sei Dank hat sich das nicht groß finanziell ausgewirkt. Überhaupt habe ich durch die Bibliothek ziemlich viele Bücher gelesen, die ich sonst eher nicht gelesen hätte, vor allem im Jugendliteraturbereich ;-)
Die Entdeckung des Jahres war eindeutig Hans Fallada, ein Autor, der seit dem ersten Buch zu meinen Lieblingsautoren gezählt wird und mich bislang noch nicht enttäuscht hat. Hier warten mit "Der Trinker" und "Kleiner Mann, was nun" auch noch zwei weitere Falladas auf das Jahr 2013. Mit Cody McFadyen habe ich den wohl schlechtesten Autoren des Jahres kennengelernt und halte ihm durch den Cody-Smilie in Ehren - auch hier, in der Bibliothek gibt es noch zwei weitere McFadyens, die darauf warten, von mir verrissen zu werden, freut euch also.
Welche Pläne habe ich für 2013?
Mein Lieblingsweichnachtsgeschenk endlich bekommen und ausprobieren: einen e-Reader. Außerdem noch regelmäßiger bloggen als dieses Jahr, und den Stapel neben meinem Bett weiter abbauen. Na, schauen wir mal ;-)
Montag, 31. Dezember 2012
Donnerstag, 27. Dezember 2012
Gregory Crewdson
;-) Da ich bei Jack Ketchum immer wieder auch seine Bilder vor Augen hatte, erhaltet ihr einen kleinen Einblick in das Werk meines Lieblingsfotografen. Crewdson inszeniert seine Bilder regelrecht, es erinnert vom Stil an einen Film von David Lynch und ja, es ist tatsächlich so: wenn ich jetzt diese Bilder google, dann finde ich, dass sie eine gute Illustration sind zu "Evil".
Jack Ketchum - Evil
Vor einigen Jahren habe ich im Spiegel mal einen Artikel über ein Kunstprojekt gelesen, das mich unglaublich fasziniert hat. Es bestand aus zwei identisch gebauten Wohnungen oder Häusern, die die Betrachter auch begehen konnten. Beide waren identisch ausgestattet, der Unterscheid war, dass in einem der beiden Häuser die Kellertür zugesperrt war und Schauspieler im Hause herumliefen, eine weinende Frau in der Küche am Arbeiten war, ein Mann wortlos im Wohnzimmer saß ... Ich kann mich nicht mehr genau dran erinnern, von wem es war oder was auch immer, aber ich hatte dieses Bild immer und immer wieder im Hinterkopf, als ich gestern Nacht „Evil“ ausgelesen habe. Ihr werdet verstehen, warum, wenn ihr wisst, worum es geht …
Ende der Fünfziger Jahre. Der zwölfjährige David lebt in einer Sackgasse, die Kinder aus der Straße kennen sich und sind alle befreundet. Das Idyll der Kleinstadt der McCarthy Ära, wo die Nachbarn einander gewogen und die Fronten klar geklärt sind. Davids Nachbarn sind Ruth und ihre drei Söhne. Ruth ist anders als andere Mütter. Sie flucht vor den Kindern, sie hat immer genug zu Essen im Haus und füttert die Kinder durch, gelegentlich bekommt man ein Bier spendiert – kein Wunder, dass alle Kinder sie mögen. Eines Tages ziehen dort zwei Mädchen mit ein, Meg und ihre kleine Schwester Susan. Sie sind weitläufig mit Ruth verwandt und haben ihre Eltern bei einem Autounfall verloren. David verknallt sich in die zwei Jahre ältere Meg, die sehr still ist. Bei seinen Besuchen im Nachbarhaus wird David allerdings immer öfter unwohl-. Ruth verhält sich Meg gegenüber immer seltsamer, sie bestraft sie für kleine Vergehen und setzt sie auf eine Komplettdiät. Die Situation beginnt zu eskalieren, als Meg einem Polizisten davon erzählt – Ruth sperrt sie in den Keller und vor den Augen der andere Kinder wird Meg immer mehr zu einem Opfer von Folter. Sie wird mit Zigaretten verbrannt und mit heißem Wasser verbrüht, sie wird gequält und steht jedem zur Verfügung – nicht nur Ruth lässt ihren Sadismus an ihr aus, auch andere Kinder aus der Nachbarschaft treffen sich im Keller bei Meg. David steht dabei und obwohl er helfen will, weiß er nicht, was zu tun ist …
Das Buch ist mehr als einfach nur ein bisschen harter Tobak. Es ist kein blutiger brutaler Horror, sondern das Schlimme ist eigentlich diese langsame Steigerung im Buch, diese Spirale aus Gewalt, bei der alle mitmachen. Gruselig wird das Buch nicht durch die durchaus brutal geaschilderten Details, sondern durch die Normalität, mit der Gewal in dieser Gesellschaft akzeptert ist. Egal, ob ein kleiner Junge Regenwürmer aus purer Lust am Zuschauen an Ameisen verfüttert, Eltern ihre Kinder schlagen und jeder davon weiß oder sehr schnell klar wird, dass das beschauliche Vorstadtleben bei den meisten mehr Schein als Sein ist - in dieser Gesellschaft wird nicht drüber gesprochen. Es wird die Klappe gehalten und zugesehen, bis es eskaliert. Man könnte sich trösten, dass Jack Ketchum vielleicht einfach nur eine kranke Fantasie hat und Sadismus auslebt, allerdings ist das Buch in sehr vielen Details ein Abbild eines realen Falls, der Ermordung von Sylvia Likens durch ihre Pflegemutter. Auch hier waren Kinder mit beteiligt, auch hier existierte das Grauen hinter einer unscheinbaren Siedlungshausfassade. Damit wären wir wieder bei dem eingangs geschilderten Kunstprojekt, bei dessen Erinnerung ich immer wieder hängen geblieben bin. Und bei einem anderen Künstler, einen Fotografen, den ich ebenfalls eher zufällig bemerkt habe, und der in seinen Fotografien genau das einfängt, was ich bei diesem Buch immer wieder vor Augen hatte: Horror im Nebenhaus, vor aller Augen und trotzdem unbeachtet. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich Kellerräume nicht mag – sie sind immer ein wenig abseits vom restlichen Haus, man kann sie so schnell vergessen lernen und ignorieren.
Ende der Fünfziger Jahre. Der zwölfjährige David lebt in einer Sackgasse, die Kinder aus der Straße kennen sich und sind alle befreundet. Das Idyll der Kleinstadt der McCarthy Ära, wo die Nachbarn einander gewogen und die Fronten klar geklärt sind. Davids Nachbarn sind Ruth und ihre drei Söhne. Ruth ist anders als andere Mütter. Sie flucht vor den Kindern, sie hat immer genug zu Essen im Haus und füttert die Kinder durch, gelegentlich bekommt man ein Bier spendiert – kein Wunder, dass alle Kinder sie mögen. Eines Tages ziehen dort zwei Mädchen mit ein, Meg und ihre kleine Schwester Susan. Sie sind weitläufig mit Ruth verwandt und haben ihre Eltern bei einem Autounfall verloren. David verknallt sich in die zwei Jahre ältere Meg, die sehr still ist. Bei seinen Besuchen im Nachbarhaus wird David allerdings immer öfter unwohl-. Ruth verhält sich Meg gegenüber immer seltsamer, sie bestraft sie für kleine Vergehen und setzt sie auf eine Komplettdiät. Die Situation beginnt zu eskalieren, als Meg einem Polizisten davon erzählt – Ruth sperrt sie in den Keller und vor den Augen der andere Kinder wird Meg immer mehr zu einem Opfer von Folter. Sie wird mit Zigaretten verbrannt und mit heißem Wasser verbrüht, sie wird gequält und steht jedem zur Verfügung – nicht nur Ruth lässt ihren Sadismus an ihr aus, auch andere Kinder aus der Nachbarschaft treffen sich im Keller bei Meg. David steht dabei und obwohl er helfen will, weiß er nicht, was zu tun ist …
Das Buch ist mehr als einfach nur ein bisschen harter Tobak. Es ist kein blutiger brutaler Horror, sondern das Schlimme ist eigentlich diese langsame Steigerung im Buch, diese Spirale aus Gewalt, bei der alle mitmachen. Gruselig wird das Buch nicht durch die durchaus brutal geaschilderten Details, sondern durch die Normalität, mit der Gewal in dieser Gesellschaft akzeptert ist. Egal, ob ein kleiner Junge Regenwürmer aus purer Lust am Zuschauen an Ameisen verfüttert, Eltern ihre Kinder schlagen und jeder davon weiß oder sehr schnell klar wird, dass das beschauliche Vorstadtleben bei den meisten mehr Schein als Sein ist - in dieser Gesellschaft wird nicht drüber gesprochen. Es wird die Klappe gehalten und zugesehen, bis es eskaliert. Man könnte sich trösten, dass Jack Ketchum vielleicht einfach nur eine kranke Fantasie hat und Sadismus auslebt, allerdings ist das Buch in sehr vielen Details ein Abbild eines realen Falls, der Ermordung von Sylvia Likens durch ihre Pflegemutter. Auch hier waren Kinder mit beteiligt, auch hier existierte das Grauen hinter einer unscheinbaren Siedlungshausfassade. Damit wären wir wieder bei dem eingangs geschilderten Kunstprojekt, bei dessen Erinnerung ich immer wieder hängen geblieben bin. Und bei einem anderen Künstler, einen Fotografen, den ich ebenfalls eher zufällig bemerkt habe, und der in seinen Fotografien genau das einfängt, was ich bei diesem Buch immer wieder vor Augen hatte: Horror im Nebenhaus, vor aller Augen und trotzdem unbeachtet. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich Kellerräume nicht mag – sie sind immer ein wenig abseits vom restlichen Haus, man kann sie so schnell vergessen lernen und ignorieren.
Guido Knopp - Der Wettlauf zum Südpol
Man darf es eigentlich gar nicht sagen, dass man als Historiker bei einem Guido Knopp-Buch nicht sofort schreiend die Flucht ergreift :-p Aber ich lese einfach ganz gerne Sachbücher über bedeutende historische Ereignisse nur um des Ereignisses Willen, dafür ist Knopp hervorragend geeignet. In diesem Buch beschreibt er sehr ausführlich das Konkurrenzunternehmen zwischen dem Engländer Robert Falcon Scott und dem Norweger Roald Amundsen im Rennen zum Südpol. Ich finde diese Zeit der letzten Entdeckungsreisen zu Nord- und Südpol sehr faszinierend, eben weil es so unvorstellbar erscheint, dass jemand sich in die unwirtlichsten gebiete aufmacht, einfach nur um als Erster dagewesen zu sein. Der Südpol war so ziemlich die letzte Möglichkeit auf unvorstellbaren Ruhm und Unsterblichkeit und was in dem Buch faszinierend geschildert wird, ist dieser Drang und auch Druck, der vor allem auf der britischen Expedition lastete. Dass bei den Briten auch einiges an Selbstüberschätzung mit reinspielte, was letztlich auch zum grauenvollen Scheitern der Expedition führte, vor allem aber die Gefühle, die man haben muss, wenn man merkt, man ist doch zu spät gekommen – das wird von Guido Knopp doch recht anschaulich geschildert und ist vor allem sehr schön bebildert. Originalbilder aus den Expeditionsteams und ein paar wenige Farbfotos vom Südpol heute, interessante geschrieben und leicht zu lesen, für den Einstieg ins Thema Südpolexspedition wirklich gut geeignet ;-)
Montag, 24. Dezember 2012
Sonntag, 23. Dezember 2012
Simon X. Rost - Der Mann, der niemals schlief
Tom Sawyer ist zurück. Fünfzehn Jahre nach seinen aufregenden Erlebnissen rund um Muff Potter, Indianer-Joe und Becky Thatcher kehrt er nach Saint Petersburg zurück. Ein gebrochener Mann, der als Agent für Pinkteron arbeitete und trotzdem nicht das Attentat auf Lincoln verhindern konnte. Gezeichnet von Selbstvorwürfen und Schlafmangel will er die Hochzeit von Sid besuchen und findet keine Hochzeit, sondern eine Beerdigung vor: Tante Polly, seine Tante Polly, wurde ermordet. Und als Hauptverdächtiger gilt ausgerechnet sein alter Kumpel Huck Finn, der als obdachloser Trunkenbild ganz in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist. Kann Tom seine Unschuld beweisen?
Ui, da hat er sich aber viel vorgenommen, der Herr Rost. Ausgerechnet Tom Sawyer will er weiterschreiben, Mark Twains großen Roman über Freundschaft und Abenteuer. Geht es nicht eine Nummer kleiner?
Zum Glück nicht.
Ich finde es großartig, dass er sich getraut hat, einfach zu schauen, was aus Tom, Becky und Huck geworden ist. Alles wirkt erfrischend realistisch und immer ganz im Stil Mark Twains, keine der Figuren ist wirklich wesensfremd zu dem, was im Original angelegt ist. Dazu kommt ein extrem spannender Thrillerplot, der noch einige Überraschungen beinhaltet, und das ganze mit einer guten Dosis Humor verrührt. Es war schön, sie wiederzusehen :-)
Ui, da hat er sich aber viel vorgenommen, der Herr Rost. Ausgerechnet Tom Sawyer will er weiterschreiben, Mark Twains großen Roman über Freundschaft und Abenteuer. Geht es nicht eine Nummer kleiner?
Zum Glück nicht.
Ich finde es großartig, dass er sich getraut hat, einfach zu schauen, was aus Tom, Becky und Huck geworden ist. Alles wirkt erfrischend realistisch und immer ganz im Stil Mark Twains, keine der Figuren ist wirklich wesensfremd zu dem, was im Original angelegt ist. Dazu kommt ein extrem spannender Thrillerplot, der noch einige Überraschungen beinhaltet, und das ganze mit einer guten Dosis Humor verrührt. Es war schön, sie wiederzusehen :-)
Mo Hayder - Tokio
Grey ist eine junge britische Studentin. Seit ihrer Jugend hat sie eine gewisse Obsession entwickelt für die japanischen Kriegsverbrechen an der chinesischen Bevölkerung, insbesondere das Massaker von Nanking. Nach diversen Aufenthalten in der Psychiatrie und einem abgebrochenen Geschichtsstudium bricht sie nach Tokio auf. Der dort lehrende chinesische Professor Shi Chongming, ein Überlebender des Massakers, soll ihr einen Film verschaffen, von dem niemand glaubt, dass es ihn gibt: Originalaufnahmen des Massakers. Doch der Professor verlangt von ihr im Gegenzug Hilfe: sie soll einen alten Japaner beobachten, einen Yakuza-Angehörigen, der ein geheimnisvolles Medikament besitzt, das angeblich Unsterblichkeit verleiht ...
Ich habe das Buch jetzt mal genauso zusammengefasst wie es der Klappentext getan hat. Na, klingt das spannend? Ja? Das dachte ich auch. Was ich nicht erwartet habe war, dass ein Roman von Mo Hayder (deren "Vogelmann" mich wirklich nachhaltig verstört hat!) so dermaßen unspannend, zäh und an den Haaren herbeigezogen sein kann. Denn genau das ist er in dieser Reihenfolge. Woran liegt das nur? Zum einen daran, dass Mo Hayder viel verschenkt, indem sie sehr lange den Leser im Unklaren lassen will. Im Unklaren darüber, was Grey in diesem Film eigentlich zu sehen erhofft, im Unklaren darüber, was mit ihr passiert ist (ein paar Andeutungen, aber irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes), im Unklaren darüber, was der Professor eigentlich möchte, im Unklaren über so ziemlich alles, was sie andeutet. Und ganz ehrlich, das nervt gewaltig. Ich habe das Buch nämlich nicht etwa deswegen zu Ende gelesen, weil ich so gespannt drauf war, was die Lösungen sind, sondern weil ich so extrem genervt davon war, nichts zu wissen. Dementsprechend war ich während des Lesens also nicht in angespannter, sondern nur in immer wütenderer Stimmung. Dazu kommt nämlich, dass die Autorin es geschafft hat, eine Horde Figuren zu entwickeln, die alle dermaßen überzeichnet oder geheimnistuerisch daherkommen, dass ich keine einzige davon mag und mir die Mehrheit einfach egal ist. Ich kann noch nicht einmal Grauen bei dem am Ende stattfindenden Abschlachten empfinden, so belanglos finde ich es und habew das Gefühl, dass muss jetzt nur mal stattfinden, damit die Yakuza auch als Yakuza erkennbar sind. Das Buch ist langatmig, es geht nichts voran, und selbst wasw den historischen Hintergrund angeht irgendwie uninteressant, selbst die Tagebuchauszüge fähren mit nicht China 1937 vor Augen. Keine Kaufempfehlung von mir
Ich habe das Buch jetzt mal genauso zusammengefasst wie es der Klappentext getan hat. Na, klingt das spannend? Ja? Das dachte ich auch. Was ich nicht erwartet habe war, dass ein Roman von Mo Hayder (deren "Vogelmann" mich wirklich nachhaltig verstört hat!) so dermaßen unspannend, zäh und an den Haaren herbeigezogen sein kann. Denn genau das ist er in dieser Reihenfolge. Woran liegt das nur? Zum einen daran, dass Mo Hayder viel verschenkt, indem sie sehr lange den Leser im Unklaren lassen will. Im Unklaren darüber, was Grey in diesem Film eigentlich zu sehen erhofft, im Unklaren darüber, was mit ihr passiert ist (ein paar Andeutungen, aber irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes), im Unklaren darüber, was der Professor eigentlich möchte, im Unklaren über so ziemlich alles, was sie andeutet. Und ganz ehrlich, das nervt gewaltig. Ich habe das Buch nämlich nicht etwa deswegen zu Ende gelesen, weil ich so gespannt drauf war, was die Lösungen sind, sondern weil ich so extrem genervt davon war, nichts zu wissen. Dementsprechend war ich während des Lesens also nicht in angespannter, sondern nur in immer wütenderer Stimmung. Dazu kommt nämlich, dass die Autorin es geschafft hat, eine Horde Figuren zu entwickeln, die alle dermaßen überzeichnet oder geheimnistuerisch daherkommen, dass ich keine einzige davon mag und mir die Mehrheit einfach egal ist. Ich kann noch nicht einmal Grauen bei dem am Ende stattfindenden Abschlachten empfinden, so belanglos finde ich es und habew das Gefühl, dass muss jetzt nur mal stattfinden, damit die Yakuza auch als Yakuza erkennbar sind. Das Buch ist langatmig, es geht nichts voran, und selbst wasw den historischen Hintergrund angeht irgendwie uninteressant, selbst die Tagebuchauszüge fähren mit nicht China 1937 vor Augen. Keine Kaufempfehlung von mir
Tendai Huchu - Der Friseur von Harare
Vimbai ist 25 Jahre alt, alleinerziehende Mutter einer Tochter und Firseurin in Harare. Nachdem sie sich mit ihrer Familie wegen eines Erbschaftstreits überworfen hat, läuft jetzt alles wirklich gut für sie. Sie arbeitet in DEM Friseursalon Harares, sie ist die Beste im Team und hat mit einer Ministerin eine Stammkundin, die weitere Kundinnen in den Salon lockt. Bis eines Tages Dumisani im Salon auftaucht. Der Junge Mann wird als Ersatz für eine gekündigte Friseurin angestellt und entpuppt sich schon bald als ein Naturtalent, der Vimbai nicht nur die Kundinnen abspensitg macht, sondern einige Neuerungen im Salon durchsetzen kann. Als Dumi dann auch noch plötzlich auf der Straße steht und bei ihr in ein leeres Zimmer einzieht, gerät Vimbais Leben völlig aus den Fugen - denn Dumi entpuppt sich als Sohn reicher Eltern und scheint ein Geheimnis mit sich zu tragen.
Mehr kann ich vom Inhalt nicht verraten, ohne total zu spoilern (an dieser Stelle eine große Warnung vor dem Klappentext auf der Innenseite). Nach einigen wirklich enttäuschenden Büchern des Jahres 2012 habe ich heute morgen zu diesem Buch gegriffen und tippe jetzt quasi noch aus der letzten Seite heraus bereits die Rezension. Denn dieses Buch ist endlich wieder einmal wirklich gut. Ich muss ehrlich gestehen, dass Afrika ein Kontinent ist, zu dem ich so absolut keinen Bezug hab und irgendwie auch nicht aufbauen kann, egal wie sehr ich mich darum bemühe. Das liegt einerseits an der schieren Größe des Kontinents, der Vielzahl von Ländern und irgendeinem nicht näher definierbaren Gefühl eines permanenten Kulturschocks, den ich allerdings auch z.B. bei Indien oder arabischen Ländenr verspüre. Damit meine ich noch nichtmal, dass ich von irgendwelchen Klischeebildern verführt bin, sondern eher, dass ich es kaum schaffe, es mir vorzustellen, wie das Leben in einem Land wie Simbabwe abläuft. Eine Diktatur ist für mich einfach keine Staatsform, in der ich mir ein normales Leben vorstellen kann, während er ROman eigentlich nur vom normalen Leben handelt, mit ganz wenigen gelegentlichen Anspielungen auf Korruption und Lebensmittelknappheit. Vielleicht hat mir das so gefallen, dass ich in dem Buch sehr viel weniger das Kulturschockgefühl hatte. Dazu kommt, und das ist vermutlich der Hauptgrund, dass das Buch eine extrem faszinierende Geschichte erzählt und die Figuren einen sofort mit in die Geschichte entführen. Egal, wie fremd der Kontinent sein mag, letztendlich sind auch die Menschen in Simbabwe konfrontiert mit dem, was ich kenne. Liebe, Hasse, enttäuschten Erwartungen und vielem mehr. Vielleicht empfehle ich das Buch auch deshalb so gerne: es ist ein anderer, ein völlig alltäglicher Blick auf Afrika, der weit entfernt ist von dem, was ich bisher kannte.
Mehr kann ich vom Inhalt nicht verraten, ohne total zu spoilern (an dieser Stelle eine große Warnung vor dem Klappentext auf der Innenseite). Nach einigen wirklich enttäuschenden Büchern des Jahres 2012 habe ich heute morgen zu diesem Buch gegriffen und tippe jetzt quasi noch aus der letzten Seite heraus bereits die Rezension. Denn dieses Buch ist endlich wieder einmal wirklich gut. Ich muss ehrlich gestehen, dass Afrika ein Kontinent ist, zu dem ich so absolut keinen Bezug hab und irgendwie auch nicht aufbauen kann, egal wie sehr ich mich darum bemühe. Das liegt einerseits an der schieren Größe des Kontinents, der Vielzahl von Ländern und irgendeinem nicht näher definierbaren Gefühl eines permanenten Kulturschocks, den ich allerdings auch z.B. bei Indien oder arabischen Ländenr verspüre. Damit meine ich noch nichtmal, dass ich von irgendwelchen Klischeebildern verführt bin, sondern eher, dass ich es kaum schaffe, es mir vorzustellen, wie das Leben in einem Land wie Simbabwe abläuft. Eine Diktatur ist für mich einfach keine Staatsform, in der ich mir ein normales Leben vorstellen kann, während er ROman eigentlich nur vom normalen Leben handelt, mit ganz wenigen gelegentlichen Anspielungen auf Korruption und Lebensmittelknappheit. Vielleicht hat mir das so gefallen, dass ich in dem Buch sehr viel weniger das Kulturschockgefühl hatte. Dazu kommt, und das ist vermutlich der Hauptgrund, dass das Buch eine extrem faszinierende Geschichte erzählt und die Figuren einen sofort mit in die Geschichte entführen. Egal, wie fremd der Kontinent sein mag, letztendlich sind auch die Menschen in Simbabwe konfrontiert mit dem, was ich kenne. Liebe, Hasse, enttäuschten Erwartungen und vielem mehr. Vielleicht empfehle ich das Buch auch deshalb so gerne: es ist ein anderer, ein völlig alltäglicher Blick auf Afrika, der weit entfernt ist von dem, was ich bisher kannte.
Freitag, 21. Dezember 2012
Uli Hannemann - Neulich in Neukölln
Hmmm, ich hatte mir irgendwie was anders vorgestellt, als ich das Buch eingepackt habe. Laut Klappentext eine Ansammlung von Ideen aus Neukölln, geschrieben von einem Neuköllner mit spitzer Zunge … Aber irgendwie war das Buch in allen Bereichen immer zu „zu“. Es waren zu viele Ideen, um mich mit ihnen anzufreunden, alles auf einmal, ohne mir Luft zum Atmen zu lassen. Zu kurz ausgeführt, keine der Skizzen ist länger als drei Seiten, so dass viele Sachen gradezu verpuffen in diesem feuerwerk und der Knalleffekt nur zur Hälfte stattfindet. Der Funke spricht nicht so wirklich über auf mich, stattdessen habe ich mich nach ungefähr der Hälfte etwas zu langweilen begonnen. Dazu kam für mich relativ wenig Neukölln, irgendwie bin ich da nicht mit warmgeworden.
Jörg Maurer - Föhnlage
Es hätte doch einfach nur ein einfaches Klavierkonzert werden sollen. Aber dann fällt mitten im ersten Satz eine Leiche ins Publikum und erschlägt einen Zusschauer. Ist es wirklich ein missglückter Anschlag auf ein Gemeinderatsmitglied? Und was hat das obskure Bestatterehepaar Grasegger vor? Beide wirken auffällig nervös. Kriminalhauptkommissar Jennerwein ermittelt im beschaulichen Kurort vor Alpenkulisse …
Das Buch zusammenzufassen, ist echt schwer. Es ist ein völlig schräger, absurder Krimi, in den ich mich von der ersten Seite einfach verliebt habe. Es geht um finstere Machenschaften, Liebe und diverse Krankheiten, aber das alles sowas von durchgeknallt, dass man aus dem Lachen nicht herauskommt. Dazu ein Kommissar, der den Namen eines Volkshelden (des Wilderers Jennerwein) trägt und keine Anspielungen auf seinen Namen mehr vertragen kann, viel Lokalkolorit und herrlich abgedrehte Figuren. Eine spannende Geschichte, die gleichzeitig mit Anspielungen auf die bayerische Volksseele versehen ist – ich fand das Buch einfach nur klasse ;-)
Das Buch zusammenzufassen, ist echt schwer. Es ist ein völlig schräger, absurder Krimi, in den ich mich von der ersten Seite einfach verliebt habe. Es geht um finstere Machenschaften, Liebe und diverse Krankheiten, aber das alles sowas von durchgeknallt, dass man aus dem Lachen nicht herauskommt. Dazu ein Kommissar, der den Namen eines Volkshelden (des Wilderers Jennerwein) trägt und keine Anspielungen auf seinen Namen mehr vertragen kann, viel Lokalkolorit und herrlich abgedrehte Figuren. Eine spannende Geschichte, die gleichzeitig mit Anspielungen auf die bayerische Volksseele versehen ist – ich fand das Buch einfach nur klasse ;-)
Mittwoch, 19. Dezember 2012
Hobbits machen glücklich
Ich vernachlässige dien Blog gerade aus zwei Gründen. Erstens aus akutem Schüleransturm, der dazu führt, dass ich permanent nur am Unterricht Planen, Unterricht Verwerfen und wieder denselben Unterricht Planen wie zuvor bin. Und zweitens, weil ich gerade schwelge.
Ich habe es mir gegönnt und die Preview von "Der Hobbit" im Kino angeschaut. Und dann gleich noch zweimal "Der Hobbit" an den darauf folgenden Tagen. Ja, ich bin wahnsinnig ;-) Aber ich bin sowas von verliebt, dass mein Mann schon Angst hat, was passiert, sollte mir Martin Freeman über den Weg laufen. Dass ich ein Fan von Peter Jackson bin - damit hat er mich kennengelernt. Was bei "Der Herr der Ringe" ein wenig an ihm vorbeigegangen ist, ist die Tatsache, dass ich nach Sehen des Films ungefähr zwei Monate im geistigen Ausnahmezustand verbringe und gerne in eine Miethöhle einziehen würde, die im Auenland angeboten wird (hey, Beutelsend steht doch grade leer!!). Ich liebe, liebe, liebe diesen Film und werde die nächsten Wochen damit verbringen, Merchandise-Artikel zu kaufen. Den ersten hat mit mein Göttergatte schon sselbstständig besorgt, nämlich ein nettes kleines Büchlein mit Bilbo vorne drauf :-p
Ich habe es mir gegönnt und die Preview von "Der Hobbit" im Kino angeschaut. Und dann gleich noch zweimal "Der Hobbit" an den darauf folgenden Tagen. Ja, ich bin wahnsinnig ;-) Aber ich bin sowas von verliebt, dass mein Mann schon Angst hat, was passiert, sollte mir Martin Freeman über den Weg laufen. Dass ich ein Fan von Peter Jackson bin - damit hat er mich kennengelernt. Was bei "Der Herr der Ringe" ein wenig an ihm vorbeigegangen ist, ist die Tatsache, dass ich nach Sehen des Films ungefähr zwei Monate im geistigen Ausnahmezustand verbringe und gerne in eine Miethöhle einziehen würde, die im Auenland angeboten wird (hey, Beutelsend steht doch grade leer!!). Ich liebe, liebe, liebe diesen Film und werde die nächsten Wochen damit verbringen, Merchandise-Artikel zu kaufen. Den ersten hat mit mein Göttergatte schon sselbstständig besorgt, nämlich ein nettes kleines Büchlein mit Bilbo vorne drauf :-p
Sonntag, 9. Dezember 2012
Advent und Schnee
Es ist endlich Weihnachtszeit. Der zweite Advent ist da und ich kann es mir auf der Couch gemütlich machen unter einer frisch gewaschenen roten Kuscheldecke, mit zwei brennenden Kerzen, einer Tasse Tee und einem Buch. Und währenddessen schneit es draußen und die Stadt zündet die Weihanchtsbeleuchtung ein. Ist das schön :-)
Sonntag, 2. Dezember 2012
Joe Dunthorne, Ich, Oliver Tate
Oliver ist fast fünfzehn und wie alle Teenager hat er das Gefühl, alles zu sein, aber sicher nicht das, was er sein sollte. Sein Hobby, Fremdwörter zu sammeln, wirkt etwas verschroben, sein Hang dazu, seiner Mutter vorzuspielen, psychisch erkrankt zu sein, langweilt ihn, und die Tatsache, dass seine Eltern seit zwei Monaten keinen Sex mehr hatten, ist alarmierend. Neben der Mission „Jungfräulichkeit noch vor dem 16.Geburtstag verlieren“ ist Olivers neue Aufgabe klar: die Ehe seiner Eltern retten. Und zwar, bevor mit dem Surflehrer seiner Mutter ein ernsthafter Konkurrent auftaucht …
Ich halte immer Ausschau nach Jugendbüchern, einfach um zu wissen, was meine Schüler – wenn sie es denn überhaupt tun – so alles lesen. Dabei bin ich über sehr gute Bücher gestolpert und über weniger gute. „Ich, Oliver Tate“ halte ich für eines der weniger guten.
Das liegt weniger an den zum Teil ziemlich ekligen Szenen, die im Buch auftauchen, obwohl ich ehrlich gesagt vielleicht einfach aus dem Alter raus bin, in dem ich es witzig finde, wenn man sich gegenseitig in den Mund spuckt. Das größte Problem ist, dass ich glaube, dass Joe Dunthorne selbst nicht so genau wusste, was er mit dem Buch eigentlich will. Das Buch, um genau zu sein das erste Kapitel, basiert auf einer Kurzgeschichte, und das merkt man auch – das erste Kapitel ist toll, macht Lust auf mehr. Je weiter es aber geht, desto mehr hatte ich das Gefühl, gar nicht mehr mitzukommen. Da werden Sachen angeschnitten und nicht zu Ende erzählt, Oliver immer unsympathischer und ekliger, Handlungen immer weniger nachvollziehbar, und schließlich gipfelt alles in einem eher absurden … ich weiß nicht was. Das Buch wirkt genauso wie das Titelbild: ein Kritzelblock mit Ideen, aber dabei entsteht kein ganzes Bild, sondern Chaos und ich verliere den Überblick.
Ich halte immer Ausschau nach Jugendbüchern, einfach um zu wissen, was meine Schüler – wenn sie es denn überhaupt tun – so alles lesen. Dabei bin ich über sehr gute Bücher gestolpert und über weniger gute. „Ich, Oliver Tate“ halte ich für eines der weniger guten.
Das liegt weniger an den zum Teil ziemlich ekligen Szenen, die im Buch auftauchen, obwohl ich ehrlich gesagt vielleicht einfach aus dem Alter raus bin, in dem ich es witzig finde, wenn man sich gegenseitig in den Mund spuckt. Das größte Problem ist, dass ich glaube, dass Joe Dunthorne selbst nicht so genau wusste, was er mit dem Buch eigentlich will. Das Buch, um genau zu sein das erste Kapitel, basiert auf einer Kurzgeschichte, und das merkt man auch – das erste Kapitel ist toll, macht Lust auf mehr. Je weiter es aber geht, desto mehr hatte ich das Gefühl, gar nicht mehr mitzukommen. Da werden Sachen angeschnitten und nicht zu Ende erzählt, Oliver immer unsympathischer und ekliger, Handlungen immer weniger nachvollziehbar, und schließlich gipfelt alles in einem eher absurden … ich weiß nicht was. Das Buch wirkt genauso wie das Titelbild: ein Kritzelblock mit Ideen, aber dabei entsteht kein ganzes Bild, sondern Chaos und ich verliere den Überblick.
Alina Bronsky - Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche
Jenseits des Urals laufen nicht nur die Uhren anders – auch die Frauen sind gelegentlich ein wenig … anders als alle anderen. Zumindest Rosalinda, eine Tartarin, die sich für viel zu jung hält, um Großmutter zu werden. Doch alle Abtreibungsversuche an ihrer Tochter Sulfia scheitern und „das hässliche Mädchen“, wie Sulfia von ihrer Mutter liebevoll genannt wird, bringt Aminat zur Welt. Und Rosalinda entdeckt, dass es ein Wesen gibt, das sie leidenschaftlich lieben kann. So nimmt die begeistertste und unheimlichste Großmutter aller Zeiten das Schicksal von Tochter und Enkelin in die Hand. Gut, ein paar Kollateralschäden lassen sich nicht vermeiden bei der Suche nach dem Glück – und so verfolgt der Leser erstaunt und zwischen amüsiert und angewidert schwankend, wie Rosalinda es schafft, gleich drei Leben zu zerstören, ohne es tatsächlich selbst zu merken oder zu wollen …
Ehrlich, jedes Mal, wenn ich von dem Buch erzähle, schauen mich alle nur irritiert an nach dem Motto „was für ein Schwachsinn“. Aber das ist es nicht. Es ist ein Buch, das sich eine Figur zur Heldin gesetzt hat, die so gar nicht ins Bild des Helden passen will. Rosalinda ist eine Egomanin, selbstverliebt bis zum gehtnichtmehr und unsympathisch durch und durch. Sie quält Tochter und Enkelin mit Erziehungsmaßnahmen, die Erziehern das Wasser in die Augen treiben lassen wird; sie zerstört eine intakte Familie, um ihre Tochter und die Enkelin nicht zu verlieren; sie geht so weit, Aminat als Werbemaßnahme für einen Pädophilen einzusetzen, der den drei Frauen die Auswanderung nach Deutschland ermöglichen soll – und das alles mit einer Selbstverständlichkeit, die gruselt. Rosalinda ist eine der interessantesten Figuren, die ich als Leser je kennengelernt habe, grade weil sie so ist wie sie ist: berechnend, kalt und immer in der Lage, ihre Vorteile zu ergreifen. Selbst die Arbeit als Putzfrau ist für sie nicht entwürdigend, sondern sie behält die Oberhand, weil es für sie gar nicht denkbar wäre, dass sie anders als würdevoll ist. Am Ende des Buches hatte ich sie fast liebgewonnen, nicht wie eine Großmutter, eher wie eine historische Figur, deren Grausamkeiten man kennt, die aber immer noch so königlich wirkt und sein kann. Ein großartiges Buch, salopp geschrieben und sehr schnell, aber immer genau auf den Punkt zusteuernd, bei dem man denkt, es kann nicht noch schlimmer kommen.
Ehrlich, jedes Mal, wenn ich von dem Buch erzähle, schauen mich alle nur irritiert an nach dem Motto „was für ein Schwachsinn“. Aber das ist es nicht. Es ist ein Buch, das sich eine Figur zur Heldin gesetzt hat, die so gar nicht ins Bild des Helden passen will. Rosalinda ist eine Egomanin, selbstverliebt bis zum gehtnichtmehr und unsympathisch durch und durch. Sie quält Tochter und Enkelin mit Erziehungsmaßnahmen, die Erziehern das Wasser in die Augen treiben lassen wird; sie zerstört eine intakte Familie, um ihre Tochter und die Enkelin nicht zu verlieren; sie geht so weit, Aminat als Werbemaßnahme für einen Pädophilen einzusetzen, der den drei Frauen die Auswanderung nach Deutschland ermöglichen soll – und das alles mit einer Selbstverständlichkeit, die gruselt. Rosalinda ist eine der interessantesten Figuren, die ich als Leser je kennengelernt habe, grade weil sie so ist wie sie ist: berechnend, kalt und immer in der Lage, ihre Vorteile zu ergreifen. Selbst die Arbeit als Putzfrau ist für sie nicht entwürdigend, sondern sie behält die Oberhand, weil es für sie gar nicht denkbar wäre, dass sie anders als würdevoll ist. Am Ende des Buches hatte ich sie fast liebgewonnen, nicht wie eine Großmutter, eher wie eine historische Figur, deren Grausamkeiten man kennt, die aber immer noch so königlich wirkt und sein kann. Ein großartiges Buch, salopp geschrieben und sehr schnell, aber immer genau auf den Punkt zusteuernd, bei dem man denkt, es kann nicht noch schlimmer kommen.
Samstag, 1. Dezember 2012
Weihnachtsstimmung?
Wie sieht's aus, seit ihr schon in Weihnachtsstimmung? Von mir gibt es ein klassisches "Nicht die Bohne" als Antwort. Verdammt, wir haben den 1.Dezember, aber ein Blick aus dem Fenster versetzt mich eher in die Zeit Oktober oder Februar. Schnee, wo bleibst du eigentlich?
Mein Mann und ich haben gestern die Weihnaacxhtsdeko begonnen, aber nicht einmal das hilft. Vielleicht spielen sie heute im Radio wenigstens mal "Last Christmas". Ich mach mir jetzt Tee und schmolle vor mich hin, heute Nachmittag wird korrigiert.
Mein Mann und ich haben gestern die Weihnaacxhtsdeko begonnen, aber nicht einmal das hilft. Vielleicht spielen sie heute im Radio wenigstens mal "Last Christmas". Ich mach mir jetzt Tee und schmolle vor mich hin, heute Nachmittag wird korrigiert.
Freitag, 30. November 2012
Kai Meyer - Herrin der Lüge
Saga und Faun sind Zwillinge. Ihre Familie lebt als Gaukler auf den Jahrmärkten und verdient ihr Geld vor allem Sagas Fähigkeit, jeden Menschen anlügen zu können. Doch Fauns Gelegenheitsdiebstähle bringen diesmal nicht nur den Bruder in den Kerker, sondern vor allem Saga in die Hände der Gräfin Violante. Die "überredet" Saga dazu, als Predigerin durch Deutschland zu ziehen und einen Kreuzzug von Jungfrauen ins Heilige Land zu führen. Damit geraten die beiden Geschwister in ein Abenteuer, das sie in gefährliche Geheimnisse führt ...
Eins vorneweg: ich habe das Buch nicht fertiggelesen. Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass das dazu führt, dass ich mir keine Meinung über ein Buch machen darf, denn es gibt eben nicht nur Gründe dafür, warum ich ein Buch gut finde, sondenr auch Gründe dafür, warum ich ein Buch so schlecht finde, dass ich es für Verschwendung halte, es zu beenden. Und da meine Rezensionen nichts anderes sind als eine mehr oder minder eloquente Darlegung der Gründe, warum ich das Buch gut oder schlecht finde, gilt das eben auch für die Bücher, die ich nicht beende - ich erkläre, warum ich sie nicht beenden wollte. Sollte jemand der Meinung sein, dass ich das nicht "dürfe", dann bitte einfach zur nächsten Rezension klicken, niemand muss hier lesen, aber alle dürfen.
So, und damit kommen wir jetzt zu "Herrin der Lüge". Ich hatte das Buch in der Bibliothek mitgenommen, obwohl ich schon ein klein wenig Angst hatte, was da auf mich zukommt. Um genau zu sein, ich hatte einfach bereits durch den Jungfrauenkreuzzug gewisse Vorurteile - das ist kein historisches Ereignis, somit ist der Hauptteil dieses historischen Romans, als der er angepriesen wird, erfunden. Aber gut, schauen wir mal. Ich habe das Buch etwa bis Seite 270 gelesen, danach ging mir die Energie aus. Was mich gestört hat? Ziemlich viel, um ehrlich zu sein.
Da war zunächst, wie schon erwartet, die doch recht ... weit ausgelegte historische Realität. Das Mittelalter war in dem Buch einfach nur nettes Beiwerk, es war letztlich für die Geschichte ziemlich irrelevant und erinnerte eher an Mittelalterkonstruktionen aus der Fantasywelt. Abgesehen von mangelnder Recherche war es für mich extrem nervig, ein Buch lesen zu müssen, in dem die Leute mit Namen gesegnet sind, die sie absolut nicht in ein- und dieselbe Sprachfamilie gehören und meiner Meinung nach lediglich nach dem Stichwort "Exotik" vergebn wurden. Da hätten wir Saga und Faun. Violante, die mit Gahrumeth verheiratet ist und den Nachnamen "von Lerch" trägt. Und dergleichen mehr - es passt einfach nichts zusammen. Dazu passt auch, dass Kai Meyer effetkiv komplett drauf verzichtet, historische Tatsachen in seinem Roman als solche zu kennzeichnen (nein, der Satz "einige Dinge haben so stattgefunden" im Nachwort erfüllt diesne Punkt nicht!), und ich so in ein ausgedachtes Mittelalter gezogen werde, das mir absolut nicht gefällt, weil es allein auf Klischees beruht.
Damit einher geht mein zweiter Kritikpunkt. Das Buch ist weniger historischer Roman als vielmehr einfach nur Fantasy-Roman, und selbst als den finde ich ihn nicht gut. Das Fantasy-Element des Lügengeists nervt mich ehrlich gesagt und ist für mich einfach unlogisch und nicht nachvollziehbar geblieben. Ebenso ist die gesamte Geschichte, bis zu dem Zeitpunkt, wo ich sie gelesen ahbe, ein einziges auf-der-Stelle-Treten. Ich fand es einfach nicht fesselnd, die Figuren waren mir zu stereotyp und Handlungsstärnge oftmals unlogisch und nichtnachvollziehbar. Und genau das brauche ich bei einem Buch nicht - es sei denn, es ist schon wieder so schlecht, dass ich mich so drüber aufregen kann, dass ich weiterlese, aber das hat "Herrin der Lüge" nicht geschafft. Das Buch ist ein fades Fantasy-Spektakel, das mich einfach nicht gefessel hat, mehr nicht.
Eins vorneweg: ich habe das Buch nicht fertiggelesen. Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass das dazu führt, dass ich mir keine Meinung über ein Buch machen darf, denn es gibt eben nicht nur Gründe dafür, warum ich ein Buch gut finde, sondenr auch Gründe dafür, warum ich ein Buch so schlecht finde, dass ich es für Verschwendung halte, es zu beenden. Und da meine Rezensionen nichts anderes sind als eine mehr oder minder eloquente Darlegung der Gründe, warum ich das Buch gut oder schlecht finde, gilt das eben auch für die Bücher, die ich nicht beende - ich erkläre, warum ich sie nicht beenden wollte. Sollte jemand der Meinung sein, dass ich das nicht "dürfe", dann bitte einfach zur nächsten Rezension klicken, niemand muss hier lesen, aber alle dürfen.
So, und damit kommen wir jetzt zu "Herrin der Lüge". Ich hatte das Buch in der Bibliothek mitgenommen, obwohl ich schon ein klein wenig Angst hatte, was da auf mich zukommt. Um genau zu sein, ich hatte einfach bereits durch den Jungfrauenkreuzzug gewisse Vorurteile - das ist kein historisches Ereignis, somit ist der Hauptteil dieses historischen Romans, als der er angepriesen wird, erfunden. Aber gut, schauen wir mal. Ich habe das Buch etwa bis Seite 270 gelesen, danach ging mir die Energie aus. Was mich gestört hat? Ziemlich viel, um ehrlich zu sein.
Da war zunächst, wie schon erwartet, die doch recht ... weit ausgelegte historische Realität. Das Mittelalter war in dem Buch einfach nur nettes Beiwerk, es war letztlich für die Geschichte ziemlich irrelevant und erinnerte eher an Mittelalterkonstruktionen aus der Fantasywelt. Abgesehen von mangelnder Recherche war es für mich extrem nervig, ein Buch lesen zu müssen, in dem die Leute mit Namen gesegnet sind, die sie absolut nicht in ein- und dieselbe Sprachfamilie gehören und meiner Meinung nach lediglich nach dem Stichwort "Exotik" vergebn wurden. Da hätten wir Saga und Faun. Violante, die mit Gahrumeth verheiratet ist und den Nachnamen "von Lerch" trägt. Und dergleichen mehr - es passt einfach nichts zusammen. Dazu passt auch, dass Kai Meyer effetkiv komplett drauf verzichtet, historische Tatsachen in seinem Roman als solche zu kennzeichnen (nein, der Satz "einige Dinge haben so stattgefunden" im Nachwort erfüllt diesne Punkt nicht!), und ich so in ein ausgedachtes Mittelalter gezogen werde, das mir absolut nicht gefällt, weil es allein auf Klischees beruht.
Damit einher geht mein zweiter Kritikpunkt. Das Buch ist weniger historischer Roman als vielmehr einfach nur Fantasy-Roman, und selbst als den finde ich ihn nicht gut. Das Fantasy-Element des Lügengeists nervt mich ehrlich gesagt und ist für mich einfach unlogisch und nicht nachvollziehbar geblieben. Ebenso ist die gesamte Geschichte, bis zu dem Zeitpunkt, wo ich sie gelesen ahbe, ein einziges auf-der-Stelle-Treten. Ich fand es einfach nicht fesselnd, die Figuren waren mir zu stereotyp und Handlungsstärnge oftmals unlogisch und nichtnachvollziehbar. Und genau das brauche ich bei einem Buch nicht - es sei denn, es ist schon wieder so schlecht, dass ich mich so drüber aufregen kann, dass ich weiterlese, aber das hat "Herrin der Lüge" nicht geschafft. Das Buch ist ein fades Fantasy-Spektakel, das mich einfach nicht gefessel hat, mehr nicht.
Montag, 19. November 2012
Jean-Christoph Grangé - Das Herz der Hölle
Mathieu und Luc kennen sich seit ihren gemeinsamen Schultagen im katholischen Internat. Beide Jungen fassten den Entschluss, Priester zu werden, und beide quittierten das Priesterseminar schließlich, weil sie der Meinung waren, das Böse am besten dort bekämpfen zu können, wo man es immer wieder findet: in den Straßen. Also wurden sie Polizisten, der eine bei der Mordkommission, der andere bei der Sitte, und ihr gemeinsames Leben hätte fruchtbar und wirksam sein können. Bis eines Tages Mathieu die Nachricht erhält, sein bester Freund hätte einen Selbstmordversuch unternommen. Luc wollte sich ertränken – aber warum? Während Luc im Koma liegt, beginnt Mathieu in Lucs letztem Fall zu ermitteln, der ihn schon bald zum Schauplatz mehrerer Morde in ganz Europa führt. Immer waren die Täter Menschen, die bereits einmal dem Tod entkommen waren – haben sie von dieser Reise in die Zwischenwelt tatsächlich Dämonen mitgebracht?
Es ist schwer, das Buch zu besprechen, ohne zu spoilern, ehrlich. Ich werde mich trotzdem bemühen, auch wenn ich nur sagen kann: Gott sei Dank, dass ich das Buch doch nicht gekauft habe, als es mich in der Buchhandlung angelacht hat – ich hätte mir in den Hintern gebissen.
Von Grangé kenne ich „Die purpurnen Flüsse“ und das ist für mich einer der besten Thriller, die ich kenne. Aber „Das Herz der Hölle“ will irgendwie mehr sein als ein Thriller. Es will Mystery verbinden mit religiöser Abhandlung und Wissenschaftsroman und scheitert irgendwie an genau dieser Mischung. Es war, als hätte Grangé sich nicht entscheiden können oder wollen, welches Ende er nun nimmt, und so wirkt das alles zusammengestöpselt, unlogisch und wenig nachvollziehbar. Ich wollte das Buch so ungefähr ab Seite 400 nur noch fertigkriegen um zu wissen, welche Richtung er denn jetzt endlich mal einschlägt, diese ständigen verqueren Einfälle waren einfach zu viel für mich. Schade eigentlich, denn ich fand die Idee an und für sich sehr gut – nur die Ausführung war richtig mistig.
Es ist schwer, das Buch zu besprechen, ohne zu spoilern, ehrlich. Ich werde mich trotzdem bemühen, auch wenn ich nur sagen kann: Gott sei Dank, dass ich das Buch doch nicht gekauft habe, als es mich in der Buchhandlung angelacht hat – ich hätte mir in den Hintern gebissen.
Von Grangé kenne ich „Die purpurnen Flüsse“ und das ist für mich einer der besten Thriller, die ich kenne. Aber „Das Herz der Hölle“ will irgendwie mehr sein als ein Thriller. Es will Mystery verbinden mit religiöser Abhandlung und Wissenschaftsroman und scheitert irgendwie an genau dieser Mischung. Es war, als hätte Grangé sich nicht entscheiden können oder wollen, welches Ende er nun nimmt, und so wirkt das alles zusammengestöpselt, unlogisch und wenig nachvollziehbar. Ich wollte das Buch so ungefähr ab Seite 400 nur noch fertigkriegen um zu wissen, welche Richtung er denn jetzt endlich mal einschlägt, diese ständigen verqueren Einfälle waren einfach zu viel für mich. Schade eigentlich, denn ich fand die Idee an und für sich sehr gut – nur die Ausführung war richtig mistig.
Terry Pratchett - Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Die Mitglieder der Unsichtbaren Universität könnten so ein friedvolles Leben führen. Gutes Essen, gelegentliche Forschung nach den Mysterien der Zauberei und eine Handvoll interessante Traditionen, die gepflegt werden wollen. Dumm nur, dass Ponder Stibbons – Meister der Traditionen und Inhaber sieben anderer Verwaltungsposten – in den Aufzeichnungen etwas entdeckt, das eine Krise im Ablauf der Dinge herbeiführen könnte. Alle zwanzig Jahre, so will es die Vorschrift eines edlen Spenders, müssen die Zauberer ein Fußballspiel ausrichten, sonst wird der Geldhahn zugedreht. Keine Festgelage mehr? Diese Aussicht treibt die Zauberer wenn schon nicht auf die Barrikaden, dann zumindest zum Fußballplatz, wo sie sich in einer Geschichte wiederfinden, in der sich schon bald nichts mehr um Fußball, sondern um vieles andere dreht – nicht zuletzt, weil auch diesmal wieder einmal alles in Ankh Morpork unter den wachsamen Augen des sympathischen Tyrannen, Lord Vetinari, vonstattengeht …
Klingt das kompliziert? Eigentlich ist es das gar nicht, wenn ich es auch nie schaffen werde, ein Buch von Terry Pratchett tatsächlich ohne Ausschweifungen und Umwege zu erzählen. Das liegt vielleicht einfach daran, dass auch der Autor selbst es liebt, in seinen Büchern von A nach B nur über die bezaubernden Dörfer D, E und F zu gelangen – und einem längeren Aufenthalt im idyllischen K, das leider etwas abseits der Strecke liegt, aber dennoch landschaftlich und historisch einen gewissen Charme versprüht. Und so ist auch „Der Club der unsichtbaren Gelehrten“ voll von Abschweifungen und interessanten Tatsachen (etwa einer exakten Beschreibung der Wissenschaft von Betten), von skurrilen Situationen und Ideen, die dich entweder in den Wahnsinn oder in einen Lachflash treiben. Das Buch steckt voll von haarsträubenden „woher kenn ich das nur“-Momenten, in denen wieder einmal alles, was wir auf der Erde haben in typischer Scheibenweltmanier gemacht wird. Seien es Fußballfans und Diskussionen über die Abseitsfalle, das ultimative Rezept für knusprige Zwiebeln IN der Pastete oder die Hobbys von Schreibpersonal (wer käme nur auf die Idee, dass Vetinaris Sekretär seine Freizeit mit dem Sammeln von Büromaterial verbringt?) Ich glaube, hier ist die Erklärung, warum ich Pratchett verfallen bin: solche absurden Ideen hat noch nie jemand so glaubwürdig, logisch und todernst vorgebracht. Und allein dafür gebührt ihm ein Daumen hoch ;-)
Klingt das kompliziert? Eigentlich ist es das gar nicht, wenn ich es auch nie schaffen werde, ein Buch von Terry Pratchett tatsächlich ohne Ausschweifungen und Umwege zu erzählen. Das liegt vielleicht einfach daran, dass auch der Autor selbst es liebt, in seinen Büchern von A nach B nur über die bezaubernden Dörfer D, E und F zu gelangen – und einem längeren Aufenthalt im idyllischen K, das leider etwas abseits der Strecke liegt, aber dennoch landschaftlich und historisch einen gewissen Charme versprüht. Und so ist auch „Der Club der unsichtbaren Gelehrten“ voll von Abschweifungen und interessanten Tatsachen (etwa einer exakten Beschreibung der Wissenschaft von Betten), von skurrilen Situationen und Ideen, die dich entweder in den Wahnsinn oder in einen Lachflash treiben. Das Buch steckt voll von haarsträubenden „woher kenn ich das nur“-Momenten, in denen wieder einmal alles, was wir auf der Erde haben in typischer Scheibenweltmanier gemacht wird. Seien es Fußballfans und Diskussionen über die Abseitsfalle, das ultimative Rezept für knusprige Zwiebeln IN der Pastete oder die Hobbys von Schreibpersonal (wer käme nur auf die Idee, dass Vetinaris Sekretär seine Freizeit mit dem Sammeln von Büromaterial verbringt?) Ich glaube, hier ist die Erklärung, warum ich Pratchett verfallen bin: solche absurden Ideen hat noch nie jemand so glaubwürdig, logisch und todernst vorgebracht. Und allein dafür gebührt ihm ein Daumen hoch ;-)
Sabine Weigand - Die Markgräfin
Kulmbach im Jahr 2002. Als bei Bauarbeiten der Kastellan der Plassenburg ein eingemauertes Kinderskelett entdeckt, ist die Neugier des Hobbyhistorikers geweckt und gemeinsam mit einigen Freunden versucht er, mehr über die unbekannte Kinderleiche herauszufinden. Schon bald stoßen sie auf Hinweise, die das Skelett in die Zeit des Markgrafen Albrecht Alcibiades einordnen lassen. Doch was ist damals geschehen? Kulmbach 1525 – mit zehn Jahren wird Barbara, Albrechts Schwester, mit einem Grafen verheiratet. Mit zwölf ist sie verwitwet und dem böhmischen König versprochen – doch der braucht diese Ehe eigentlich gar nicht mehr. Als Barbara eigenmächtig beim Papst um die Auflösung ihrer Ehe bittet und sich mit einem Mann aus niedrigem Adel verlobt, wird sie von ihren Brüdern auf die Plassenburg gebracht – sie soll sie erst wieder verlassen, wenn sie ihre Verlobung löst …
„Die Markgräfin“ ist mir von verschiedenen Seiten immer wieder empfohlen worden und ich habe das Buch jetzt endlich mal aus der Bücherei mitgenommen. Hmmm, irgendwie kann ich mich den ultrabegeisterten Kritikern nicht so wirklich anschließen. Ich fange mal mit dem Positiven an. Ich fand die Verbindung zwischen den beiden Zeitebenen sehr gelungen und gerade die Tatsache, dass die Herren Detektive auch mal längere Zeit so gar nichts finden oder nur der Zufall hilft, ist durchaus realistisch beim Thema Archivforschung in Bezug auf eine Zeit, in die die komplette Zerstörung einer Stadt fällt. Besonders schön fand ich halt auch das Lokalkolorit, ich würde gerne öfter Romane aus meiner Heimat lesen, nur um gelegentlich über die Ortsnamen zu stolpern ;-) Der Ausflug in die Markgrafenzeit ist ebenfalls vom darstellenden her gelungen, durch die etwas andere Sprachebene, die die Autorin konsequent durchhält, komme ich schnell in das Denken der Zeit hinein. Aber es gibt halt auch ein großes „Aber“ am Buch und das ist, meiner Meinung nach, die sehr große schriftstellerische Freiheit, die sich die Historikerin genommen hat, um das Buch als Roman funktionieren zu lassen. Barbaras Lebensgeschichte ist nämlich keineswegs erfunden, sondern hat tatsächlich bis zu ihrer Inhaftierung auf der Plassenburg so stattgefunden. Das Problem für mich besteht einfach darin, dass sie Barbaras Leben kurzerhand um fünfzig Jahre nach hinten verschoben hat, um der Geschichte mit der Zerstörung der Plassenburg eine gewisse Dramatik zu verleihen. Und dadurch, leider Gottes, funktioniert die Geschichte einfach nicht mehr so, wie sie es sollte. Ich bin beim Lesen immer wieder drüber gestolpert, welche Konfession die Markgrafen denn eigentlich haben und was das für eine Auswirkung auf ihre Handlungen hat. Genau dadurch, dass diese fünfzig Jahre Zeitverschiebung den Unterschied ausmachen, ob wir vom katholischen oder vom protestantischen Franken sprechen, sind die Handlungen der Figuren entweder logisch oder seltsam anmutend. Ähnlich geht es mir mit dem gesamten Stammpersonal des Romans – die historischen Figuren können sich eben gar nicht so getroffen haben, wie es zum Teil im Buch geschildert wird, und das ist mir dann einfach zuviel beliebiges „ins Geschichtsfach Greifen“ –frei nach dem Motto: „Ach, der war da doch irgendwann mal auf der Burg …“ Ich hätte es schön gefunden, die tatsächliche Geschichte zu erfahren, auch wenn die Quellen dürftig sind, statt z.B. im Nachwort erwähnt zu finden, dass es bestimmte Quellen über Barbara gibt, die aber im Roman selbst nicht wirklich rauskommen. Ich weiß bis jetzt nicht, ob die Briefe, die im Roman auftauchen, ganz oder zum Teil Quellen sind und woher sie stammen, muss also davon ausgehen, dass alles erfunden ist – und dadurch leidet für mich die historische Glaubwürdigkeit des Textes massiv.
Nicht falsch verstehen, das Buch ist meiner Meinung nach nicht schlecht – es hat halt nur zuviel „Aber“ um für mich ein wirklich gutes Buch daraus werden zu lassen.
„Die Markgräfin“ ist mir von verschiedenen Seiten immer wieder empfohlen worden und ich habe das Buch jetzt endlich mal aus der Bücherei mitgenommen. Hmmm, irgendwie kann ich mich den ultrabegeisterten Kritikern nicht so wirklich anschließen. Ich fange mal mit dem Positiven an. Ich fand die Verbindung zwischen den beiden Zeitebenen sehr gelungen und gerade die Tatsache, dass die Herren Detektive auch mal längere Zeit so gar nichts finden oder nur der Zufall hilft, ist durchaus realistisch beim Thema Archivforschung in Bezug auf eine Zeit, in die die komplette Zerstörung einer Stadt fällt. Besonders schön fand ich halt auch das Lokalkolorit, ich würde gerne öfter Romane aus meiner Heimat lesen, nur um gelegentlich über die Ortsnamen zu stolpern ;-) Der Ausflug in die Markgrafenzeit ist ebenfalls vom darstellenden her gelungen, durch die etwas andere Sprachebene, die die Autorin konsequent durchhält, komme ich schnell in das Denken der Zeit hinein. Aber es gibt halt auch ein großes „Aber“ am Buch und das ist, meiner Meinung nach, die sehr große schriftstellerische Freiheit, die sich die Historikerin genommen hat, um das Buch als Roman funktionieren zu lassen. Barbaras Lebensgeschichte ist nämlich keineswegs erfunden, sondern hat tatsächlich bis zu ihrer Inhaftierung auf der Plassenburg so stattgefunden. Das Problem für mich besteht einfach darin, dass sie Barbaras Leben kurzerhand um fünfzig Jahre nach hinten verschoben hat, um der Geschichte mit der Zerstörung der Plassenburg eine gewisse Dramatik zu verleihen. Und dadurch, leider Gottes, funktioniert die Geschichte einfach nicht mehr so, wie sie es sollte. Ich bin beim Lesen immer wieder drüber gestolpert, welche Konfession die Markgrafen denn eigentlich haben und was das für eine Auswirkung auf ihre Handlungen hat. Genau dadurch, dass diese fünfzig Jahre Zeitverschiebung den Unterschied ausmachen, ob wir vom katholischen oder vom protestantischen Franken sprechen, sind die Handlungen der Figuren entweder logisch oder seltsam anmutend. Ähnlich geht es mir mit dem gesamten Stammpersonal des Romans – die historischen Figuren können sich eben gar nicht so getroffen haben, wie es zum Teil im Buch geschildert wird, und das ist mir dann einfach zuviel beliebiges „ins Geschichtsfach Greifen“ –frei nach dem Motto: „Ach, der war da doch irgendwann mal auf der Burg …“ Ich hätte es schön gefunden, die tatsächliche Geschichte zu erfahren, auch wenn die Quellen dürftig sind, statt z.B. im Nachwort erwähnt zu finden, dass es bestimmte Quellen über Barbara gibt, die aber im Roman selbst nicht wirklich rauskommen. Ich weiß bis jetzt nicht, ob die Briefe, die im Roman auftauchen, ganz oder zum Teil Quellen sind und woher sie stammen, muss also davon ausgehen, dass alles erfunden ist – und dadurch leidet für mich die historische Glaubwürdigkeit des Textes massiv.
Nicht falsch verstehen, das Buch ist meiner Meinung nach nicht schlecht – es hat halt nur zuviel „Aber“ um für mich ein wirklich gutes Buch daraus werden zu lassen.
Samstag, 17. November 2012
Krimi-Cover-Challenge 2013
Ich suche ja gerne mal nach Herausforderungen und stöbere deshalb mal nach Lesechallenges, an denen ich teilnehmen kann. Dadurch bin ich heute beim "lesenden Katzenpersonal" auf eine nette Challenge gestoßen, die das Jahr 2013 umfassen wird.
Ziel dieser Challenge?
Es wird 30 Covervorgaben geben, von denen ihr Euch mind. 15 aussuchen sollt, um sie zu erfüllen.
Ich gebe mal 3 Beispiele (diese werden nicht Bestandteil der Challenge sein):
Lese einen Krimi / Thriller, auf dessen Cover ...
1. ... ein Frosch abgebildet ist
2. ... ein Musikinstrument zu sehen ist
3. ... die Schrift auf dem Kopf steht.
Die 30 Vorgaben zur Challenge werden am 01.01.2013 bekannt gegeben.
Keine Sorge, die Vorgaben sind nicht so schlimm, dass man sie nicht erfüllen kann.
Regeln:
Die Challenge beginnt am 01.01.2013 und läuft bis zum 31.12.2013 (für die letzten Rezensionen lasse ich euch Zeit bis zum 07.01.2014).
Es muss jedes Buch rezensiert und auf Eurem Blog veröffentlicht werden.
Ein Buch kann nur für 1 Vorgabe gelten, auch wenn sie für mehrere zutreffen würde.
Meinerseits erfolgt ein monatliches Update, geplant ist immer am 1. des Folgemonats. Was bis zum 31./30./28. (monatsabhängig) des letzten Monats nicht als Rezension erschienen ist, fällt automatisch in den kommenden Monat
Eure Ergebnisse verlinkt ihr auf einer Seite, auf der die Fortschritte ersichtlich sind.
Na das klingt doch gut, schauen wir mal, wie weit wir kommen ;-)
Ziel dieser Challenge?
Es wird 30 Covervorgaben geben, von denen ihr Euch mind. 15 aussuchen sollt, um sie zu erfüllen.
Ich gebe mal 3 Beispiele (diese werden nicht Bestandteil der Challenge sein):
Lese einen Krimi / Thriller, auf dessen Cover ...
1. ... ein Frosch abgebildet ist
2. ... ein Musikinstrument zu sehen ist
3. ... die Schrift auf dem Kopf steht.
Die 30 Vorgaben zur Challenge werden am 01.01.2013 bekannt gegeben.
Keine Sorge, die Vorgaben sind nicht so schlimm, dass man sie nicht erfüllen kann.
Regeln:
Die Challenge beginnt am 01.01.2013 und läuft bis zum 31.12.2013 (für die letzten Rezensionen lasse ich euch Zeit bis zum 07.01.2014).
Es muss jedes Buch rezensiert und auf Eurem Blog veröffentlicht werden.
Ein Buch kann nur für 1 Vorgabe gelten, auch wenn sie für mehrere zutreffen würde.
Meinerseits erfolgt ein monatliches Update, geplant ist immer am 1. des Folgemonats. Was bis zum 31./30./28. (monatsabhängig) des letzten Monats nicht als Rezension erschienen ist, fällt automatisch in den kommenden Monat
Eure Ergebnisse verlinkt ihr auf einer Seite, auf der die Fortschritte ersichtlich sind.
Na das klingt doch gut, schauen wir mal, wie weit wir kommen ;-)
Zoe Heller - Tagebuch eines Skandals
Barbara Covett ist Lehrerin im fortgeschrittenen Alter. Ihre Tage sind einigermaßen trostlos und von Einsamkeit geprägt. Bis eine neue Kollegin an die Schule kommt. Sheba Hart ist jung, attraktiv und unbekümmert - in allem Barbaras gegenteil, die von der Frau immer mehr fasziniert ist. Sie glaubt, in Sheba eine Seelenverwandte gefunden zu haben und sucht immer mehr den Kontakt, bis Sheba ihr ein Geständnis macht. Sie hat ein Verhältnis mit einem 15jährigen Schüler. Als diese Affaire auffliegt, schlägt Barbaras große Stunde. Sie, die einzige Freundin, hält zu Sheba - doch der Preis dafür ist sehr hoch ...
Ich wollte immer schon den Film mit Cate Blanchett und Judi Dench sehen und habe es nie geschafft. Also habe ich irgendwann doch zum Roman gegriffen, der die Vorlage zum Film ist, und bin seitdem noch mehr am Film interessiert. Das Buch ist unglaublich dicht, es lässt Schauder über den Rücken laufen, ohne großartig blutig oder grausam zu sein. Barbaras PErspektive verlangt mir so einiges an Einfühlungsvermögen ab, aber ich bin begeistert von ihrer Darstellung. Die Rezension kann nur kurz werden, denn stundenlange Lobhudelei könnte übertrieben wirken, aber ich fand das Buch wirklich nur unglaublich gut.
Ich wollte immer schon den Film mit Cate Blanchett und Judi Dench sehen und habe es nie geschafft. Also habe ich irgendwann doch zum Roman gegriffen, der die Vorlage zum Film ist, und bin seitdem noch mehr am Film interessiert. Das Buch ist unglaublich dicht, es lässt Schauder über den Rücken laufen, ohne großartig blutig oder grausam zu sein. Barbaras PErspektive verlangt mir so einiges an Einfühlungsvermögen ab, aber ich bin begeistert von ihrer Darstellung. Die Rezension kann nur kurz werden, denn stundenlange Lobhudelei könnte übertrieben wirken, aber ich fand das Buch wirklich nur unglaublich gut.
Freitag, 16. November 2012
Katherine Webb - Das Haus der vergessenen Träume
England im Jahr 2011: Leah, eine freie Journalistin, die auf der Suche ist nach der Gechichte ihrer Karriere, erhält eine Nachricht von ihrem Ex. Der arbeitet in Brüssel bei der Kriegsgräberfürsorge und hat bei der Leiche eines britischen Soldaten aus dem 1.Weltkrieg zwei ungewöhnliche Briefe gefunden, in denen düstere Anspielungen auf ein Geheimnis zu finden sind. Die Story wäre doch etwas für Leah und sie beginnt, in dem kleinen Ort Cold Ash Holt zu recherchieren. Damit verbindet sich die Geschichte mit dem Jahr 1911: Cat Morley tritt eine neue Stelle asl Dienstmädchen in einem Pfarrhaus an. Eigentlich kann sie froh sein, überhaupt eine Stelle gefunden zu haben, denn sie saß mehrere Monate im Gefängnis. Nicht wegen Mord, wie die Gerüchteküche des Orts vermutet, sondern weil sie sich für das Frauenwahlrecht engagierte. Ihre neue Herrin ist da ein anderes Kaliber. Hester Canning ist seit einem jahr mit dem Pfarrer verheiratet, hat von Sexualität keine Ahnung, ahnt aber, dass man nicht dadurch Kinder zeugt, dass man steif nebeneinander im Bett liegt. Ihr Mann geht in seiner Rolle als Dorfpfarrer völlig auf, bis er ein neues Steckenpferxd findet: die Theosophie. Und als er den Theosophen Robin Durrant ins Haus holt, um den endgültigen Beweis für die Existenz von Naturgeistern zu erbringen. Damit beginnt ein Drama, das sein Ende erst im Jahr 2012 finden wird ...
Ich hatte den ersten Roman von Katherine Webb schonmal hier vorgestellt und damals bemängelt, dass er für mich in der Geschichte zu konstruiert wirkte. Entweder hat sie es selbst gemerkt oder hier mitgelesen ;-) , denn in ihrem neuen Werk ist die Geschichte sehr viel nachvollziehbarer und vor allem in den historischen Aspekten interessanter und spannender. Vor allem Cat ist eine so gut ausgearbeitete Figur, dass ich mir gewünscht hätte, das Buch wäre noch ein wenig länger. Und der kurze Ausflug in die Theosophie und die ganze Naturgeist-Sache hat mich echt interessiert, es passiert nicht oft, dass ich während des Lesens mein Smartphone anmache um Hintergründe zu recherchieren. Allerdings hat das Buch auch eine große Schwachstelle, nämlich die Gegenwartshandlung. Leah und alle anderen modernen Figuren sind kaum ausgeabeitet, sie bleiben extrem blass und irgendwie berühren mich ihre "Schicksalsschläge" so absolut nicht, es wirkt völlig aufgesetzt. Eigentlich würde die Geschichte auch sehr gut funktionieren ohne die Ausflüge ind ie Gegenwart, denn die wirkt immer wieder wie ein zufälliger Einfall der Autorin, letztlich hat der Leser zu jedem Zeitpunkt mehr Informationen zur Verfügung als Leah und es klingt nicht grade glaubwürdig, dass sie diese ganzen Entwicklugnen im Pfarrhasu tatsächlich aht recherchieren können. Von daher doch ein wenig Punktabzug für einen ansonsten sehr atmosphärischen und interessanten Ausflüg in die Vergangenheit.
Ich hatte den ersten Roman von Katherine Webb schonmal hier vorgestellt und damals bemängelt, dass er für mich in der Geschichte zu konstruiert wirkte. Entweder hat sie es selbst gemerkt oder hier mitgelesen ;-) , denn in ihrem neuen Werk ist die Geschichte sehr viel nachvollziehbarer und vor allem in den historischen Aspekten interessanter und spannender. Vor allem Cat ist eine so gut ausgearbeitete Figur, dass ich mir gewünscht hätte, das Buch wäre noch ein wenig länger. Und der kurze Ausflug in die Theosophie und die ganze Naturgeist-Sache hat mich echt interessiert, es passiert nicht oft, dass ich während des Lesens mein Smartphone anmache um Hintergründe zu recherchieren. Allerdings hat das Buch auch eine große Schwachstelle, nämlich die Gegenwartshandlung. Leah und alle anderen modernen Figuren sind kaum ausgeabeitet, sie bleiben extrem blass und irgendwie berühren mich ihre "Schicksalsschläge" so absolut nicht, es wirkt völlig aufgesetzt. Eigentlich würde die Geschichte auch sehr gut funktionieren ohne die Ausflüge ind ie Gegenwart, denn die wirkt immer wieder wie ein zufälliger Einfall der Autorin, letztlich hat der Leser zu jedem Zeitpunkt mehr Informationen zur Verfügung als Leah und es klingt nicht grade glaubwürdig, dass sie diese ganzen Entwicklugnen im Pfarrhasu tatsächlich aht recherchieren können. Von daher doch ein wenig Punktabzug für einen ansonsten sehr atmosphärischen und interessanten Ausflüg in die Vergangenheit.
Freitag, 9. November 2012
Donnerstag, 8. November 2012
David Safier - Plötzlich Shakespeare
Rosa ist Mitte 30, Grundschullehrerin, etwas zu viel auf den Rippen, und von ihrem Freund abserviert worden. Denn dieser Mr.Perfect möchte bald seine Mrs.Perfect heiraten - und die heißt nicht Rosa. Also heult Rosa sich bei ihrem schwulen besten Freund aus, trinkt ordentlich Ramazotti und wird nach einem Jahrmarktbesuch per Hypnose in die Vergnagenheit geschickt - und wacht mitten in einem Duell in einem fremden Körper auf. Der gehört niemand anderem als William Shakespeare, unerfolgreicher Stückeschreiben, der von seiner "Untermieterin" nicht grade begeistert ist. Aber Rosa kann nicht aus seiner Hat heruas, jedenfalls nicht, bis sie heruasgefunden hat, was die wahre Liebe ist ...
Bevor ich diese Rezension geschrieben habe, habe ich nochmal kurz wikipedia bemüht, nur um sicherzugehen. Ja. David Safier ist der Schöpfer der Dialoge von "Mein Leben und ich". Er hat "berlin, Berlin" erfunden. Er hat sogar "Nikola" die Worte in den Mund gelegt. Man sollte sich das immer wieder vergegenwärtigen, um sich ungefähr vorstellen zu können, wie enttäuscht ich nach der Lektüre von "Plötzlich Shakespeare" tatsächlich war. Ich finde dieses Buch einfach nur unglaublich schlecht. Der Klappentext klingt so witzig, nach einer netten Idee für Couchabende. Was aber tatsächlich rausgekommen ist dabei? Fade Witze, in denen es hauptsächlich um Körperausscheidungen geht - absoluter Tiefpunkt: Elizabeth I. sitzt auf dem Plumpsklo, mei, was haben wir gelacht ... - und eine Ansammlung platter Klischees, die sich einfach totgelaufen haben. Ich sag es mal so: ich fände, glaube ich, sogar ein Live-Programm von Mario Barth niveauvoller und überraschender als diesen Roman. Das will was heißen, denn normalerweise verlasse ich bei dem Herrn das Wohnzimmer, sobald er auf dem Bildschirm auftaucht. Die Handlung ist relativ vorhersehbar und wirkt wie ein müder Aufguss von schon hundertmal Gesehenem. Dass das Ganze dann auch noch in einer plumpen "Liebe dich selbst"-Botschaft gipfelt, setzt dem Roman eigentlich nur noch die Kirsche der Enttäuschung aufs Sahnehäubchen. Ich bin immer noch irritiert über den Aufkleber "Spiegel-Bestseller" vorne auf dem Buch, denn ehrlich: wer kauft sowas und empfiehlt es dann auch noch weiter?
Bevor ich diese Rezension geschrieben habe, habe ich nochmal kurz wikipedia bemüht, nur um sicherzugehen. Ja. David Safier ist der Schöpfer der Dialoge von "Mein Leben und ich". Er hat "berlin, Berlin" erfunden. Er hat sogar "Nikola" die Worte in den Mund gelegt. Man sollte sich das immer wieder vergegenwärtigen, um sich ungefähr vorstellen zu können, wie enttäuscht ich nach der Lektüre von "Plötzlich Shakespeare" tatsächlich war. Ich finde dieses Buch einfach nur unglaublich schlecht. Der Klappentext klingt so witzig, nach einer netten Idee für Couchabende. Was aber tatsächlich rausgekommen ist dabei? Fade Witze, in denen es hauptsächlich um Körperausscheidungen geht - absoluter Tiefpunkt: Elizabeth I. sitzt auf dem Plumpsklo, mei, was haben wir gelacht ... - und eine Ansammlung platter Klischees, die sich einfach totgelaufen haben. Ich sag es mal so: ich fände, glaube ich, sogar ein Live-Programm von Mario Barth niveauvoller und überraschender als diesen Roman. Das will was heißen, denn normalerweise verlasse ich bei dem Herrn das Wohnzimmer, sobald er auf dem Bildschirm auftaucht. Die Handlung ist relativ vorhersehbar und wirkt wie ein müder Aufguss von schon hundertmal Gesehenem. Dass das Ganze dann auch noch in einer plumpen "Liebe dich selbst"-Botschaft gipfelt, setzt dem Roman eigentlich nur noch die Kirsche der Enttäuschung aufs Sahnehäubchen. Ich bin immer noch irritiert über den Aufkleber "Spiegel-Bestseller" vorne auf dem Buch, denn ehrlich: wer kauft sowas und empfiehlt es dann auch noch weiter?
Ellen Hopkins - Crank
Das Leben war gut,
bevor ich es
traf,
das Monster.
Das Leben
danach
war großartig.
Auf jeden
Fall
für kurze Zeit.
"Crank" ist definitiv ein Anwärter für den Titel "außergewöhnlichstes Buch meiner Lesekarriere". Das liegt daran, dass es weder ein klassischer Roman ist noch ein klassisches Jugendbuch, sondern eine vollständig in freien Rhythmen und Versen erzählte Geschichte einer Drogensucht. Alles beginnt, als Kristina in den Ferien zu ihrem Vater fährt. Die Eltern sind geschieden, der Vater nicht unbedingt der ideale American Dad - und Kristina kommt zum ersten Mal in Kontakt zu Kokain. Kokain, oder auch Crank, wird fortan zum bestimmenden Faktor in ihrem Leben, dem sie mehr und mehr alles unterordnet. Ihre Mutter kann dem langsamen und dennoch stetigen Verfall ihrer Tochter nur ohnmächtig mitansehen, obwohl sie alles daransetzt zu helfen ...
Das Buch ist in seinen Sc hilderungen sehr schonungslos, obwohl es durch die Gedichtform eine gewisse Distanz zum Leser bewahrt. Aber gerade dadurch, dass Gedichte sehr persönlich wirken, entwickeln sie für den Leser einen starken Sog und eine große Identifizierung. Das Buch hat mich mitgenommen und irritiert, verwirrt und aggressiv gemacht, bewegt und ich sage: Titel absolut verdient.
Doodle des Tages: Bram Stoker
Unsere Hochzeitsreise - ist das wirklich schon wieder ein halbes Jahr her? - führte meinen Mann und mich ja ins beschauliche Dublin, die Stadt der Kobolde. Aber dennoch stolpert man dort auch immer wieder über andere mysteriöse Wesen. Nein, keine Elfen. Vampire.
Denn Dublin ist die Studienstadt von Bram Stoker. Dem Mann, der Dracula erschuf - und damit unser Wissen über Vampire. Viele der erstaunlichen Fakten über Blutsauger stammen nicht etwa aus dem Volksglauben, sondern wurden erstmals in Stokers Gruselroman erwähnt. Zum Beispiels die Sache mit dem Knoblauch, dem Spiegelbild oder dem fließenden Wasser, über das ein Vampir angeblich nicht schreiten kann. Bram Stoker (der übrigens für mich auch dadurch interessant wird, dass seine Ehefrau niemand anders als die Exfreundin von Oscar Wilde ist, die ihm er gute Bram ausgespannt hat). Zurück zum Roman ...
Als ich das erste Mal "Dracula" gelesen habe, war ich gleichzeiig fasziniert und enttäuscht. Enttäuscht, weil ich mir viel Spannenderes vorgestellt hatte und der Roman wirklich seine Längen hat. Auf der anderen Seite fand ich den historischen Hintergrund unglaublich spannend. Stokers Buch war für die damalige Zeit unglaublich aktuell, sowohl in Bezug auf technische Neuerungen, die im Buch verwendet werden, als auch in Bezug auf medizinische Behandlungen. Er hat ein Händchen für Personen, die einerseits sehr stereotype Rollen aus Schauerromanen bedienen und andererseits sehr echt agieren. Ich mag die gesamte Besetzung, allen voran Mina, die für mich eine der ersten wirklich gut asgearbeiteten Frauengestalten in der Literatur ist, und - auch wenn sein Auftritt in "Dracula" vile kürzer ist, als man es sich immer vorstellt - Doktor van Helsing.
In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mr.Stoker!
Denn Dublin ist die Studienstadt von Bram Stoker. Dem Mann, der Dracula erschuf - und damit unser Wissen über Vampire. Viele der erstaunlichen Fakten über Blutsauger stammen nicht etwa aus dem Volksglauben, sondern wurden erstmals in Stokers Gruselroman erwähnt. Zum Beispiels die Sache mit dem Knoblauch, dem Spiegelbild oder dem fließenden Wasser, über das ein Vampir angeblich nicht schreiten kann. Bram Stoker (der übrigens für mich auch dadurch interessant wird, dass seine Ehefrau niemand anders als die Exfreundin von Oscar Wilde ist, die ihm er gute Bram ausgespannt hat). Zurück zum Roman ...
Als ich das erste Mal "Dracula" gelesen habe, war ich gleichzeiig fasziniert und enttäuscht. Enttäuscht, weil ich mir viel Spannenderes vorgestellt hatte und der Roman wirklich seine Längen hat. Auf der anderen Seite fand ich den historischen Hintergrund unglaublich spannend. Stokers Buch war für die damalige Zeit unglaublich aktuell, sowohl in Bezug auf technische Neuerungen, die im Buch verwendet werden, als auch in Bezug auf medizinische Behandlungen. Er hat ein Händchen für Personen, die einerseits sehr stereotype Rollen aus Schauerromanen bedienen und andererseits sehr echt agieren. Ich mag die gesamte Besetzung, allen voran Mina, die für mich eine der ersten wirklich gut asgearbeiteten Frauengestalten in der Literatur ist, und - auch wenn sein Auftritt in "Dracula" vile kürzer ist, als man es sich immer vorstellt - Doktor van Helsing.
In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mr.Stoker!
Montag, 5. November 2012
Sabine Kornbichler - Das Richterspiel
Als Marlene an einem Silvesterabend im Haus einer Kundin über die Leiche von deren Tochter stolpert, ist das nur das Ende eines unerfolgreichen Jahres. Die junge Frau hat sich nach dem Tod ihres Vaters, den sie gepflegt hat, selbstständig gemacht. Ihr Seniorenservice steckt noch in den Kinderschuhen, sehr zum Leidwesen ihres Bruders Fabian, der sie finanziell unterstützt. Da kommt das Angebot eines Kunden gerade Recht: der blinde Herr möchte sie dauerhaft beschäftigen - aber dann muss sie feststellen, dass es sich bei ihrem Kunden um einen frühpensionierten Kriminalkommissar handelt, der ausgerechnet im Fall von Marlenes Leichenfund weiterermittteln möchte. Und so geraten die beiden auf die Spur eines Verbrechens, das seine Wurzeln in einem gut gemeinten Kindheitsspiel hat ...
Ich bin von deutschen Krimis und Thrillern nicht allzu begeistert, ganz oft fehlt mir dabei entweder Spannung oder sprachliches Vermögen oder beides. Durch diesen Zufallsfund in der Stadtbibliothek habe ich erfahren: es geht also doch. Sabine Kornbichler hat etwas geschafft, was ich bislang vermisst habe. Eine spannende Geschichte zu erzählen und dabei nie die Realität aus den Augen zu verlieren. Das zeigt sich in den Dialogen, die immer lebendig und vor allem echt wirken - sei es das Gefrotzel mit ihrem Bruder, ethische Diskussionen mit ihrem potentiellen Freund, selbst das Geständnis am Ende wirkt irgendwie echt und nicht nach dem altbekannten "bevor ich dich umbringe erzähl ich noch, warum ich es tue"-Schema verfasst. Die Geschichte wirkt sehr gut recherchiert, die psychologischen Schlüsse sind überzeugend, ich war noch nie so zufrieden mit einem Buch in letzter Zeit. Und dürfte nicht das letzte dieser Autorin sein, das ich lese ;-)
Ich bin von deutschen Krimis und Thrillern nicht allzu begeistert, ganz oft fehlt mir dabei entweder Spannung oder sprachliches Vermögen oder beides. Durch diesen Zufallsfund in der Stadtbibliothek habe ich erfahren: es geht also doch. Sabine Kornbichler hat etwas geschafft, was ich bislang vermisst habe. Eine spannende Geschichte zu erzählen und dabei nie die Realität aus den Augen zu verlieren. Das zeigt sich in den Dialogen, die immer lebendig und vor allem echt wirken - sei es das Gefrotzel mit ihrem Bruder, ethische Diskussionen mit ihrem potentiellen Freund, selbst das Geständnis am Ende wirkt irgendwie echt und nicht nach dem altbekannten "bevor ich dich umbringe erzähl ich noch, warum ich es tue"-Schema verfasst. Die Geschichte wirkt sehr gut recherchiert, die psychologischen Schlüsse sind überzeugend, ich war noch nie so zufrieden mit einem Buch in letzter Zeit. Und dürfte nicht das letzte dieser Autorin sein, das ich lese ;-)
Freitag, 2. November 2012
T.C.Boyle - Willkommen in Wellville
Es gibt Bücher, die liest man, und selbst wenn man sich absolut nicht mehr an die Handlung erinnert, hat man damit zumindest die Chance, Faktenwissen zu sammeln, sollte man jemand vor Günther Jauch sitzen und die 500.000-Euro-Frage beantworten müssen. „Willkommen in Wellville“ gehört zu diesen Büchern, präsentiert das aber auch noch in einer gekonnten absurden, fiesen und unglaublichen Geschichte verpackt, die nur das Leben so ähnlich schreiben konnte.
Wir schreiben die Jahrhundertwende. Tief im Nirgendwo Michigans, in der „Müslischüssel er USA“ hat Dr. Harvey Kellogg, Gesundheitsapostel der Reichen und nicht mehr ganz so Schönen, seinen Traum wahrgemacht: eine Klinik, in der seine Patienten nach individuellen Therapien behandelt werden und alle Wehwehchen, insbesondere aber störende Pfunde, loswerden. Die Kunden des Sanatoriums sind gutbetucht und in den meisten Fällen willig, eine Behandlung über sich ergehen zu lassen, die einen kräftigen Magen, Durchhaltewillen und eiserne Disziplin erfordert. So auch Eleanor Lightbody, die sich von "Neurasthenie" und "Symptomitis" erholen will. Im Schlepptau hat sie ihren Ehemann Will, einen der schlimmsten Fälle von "Autointoxikation". Der ausgemergelte New Yorker leidet an einem verkorksten Magen, seit seine Frau versucht hat, seine Trinksucht mit "Sears White Star Alkoholentziehungskur" in den Griff zu bekommen. Einer reinen Opiumtinktur, wie sich herausstellte! Aber das Paradies ist im Umbruch, skrupellose Geschäftemacher versuchen, auf Kellogs Gesundheitsschiene aufzuspringen und die Formen für Frühstücksflocken sprießen aus dem Boden. So auch die des Jungunternehmers Charles Ossining, der arglosen Anlegern Geld abgeschwatzt hat, um es in eine marode Firma zu stecken, sobald natürlich ein Firmengebäude existiert …
Boyle ist in diesem Roman sarkastisch wie nie, deutlich wie nie und unterhaltsam wie in den meisten anderen Büchern. Der Ausflug in die sonderbare Welt des Dr.Kellog – nur um es zu betonen, diese Sanatorium einschließlich der dort praktizierten Therapien existierte wirklich, Kellog hat wirklich die Cornflakes und die Erdnussbutter erfunden, als ein Diätessen, und er und seine Frau adoptierten wirklich eine Unzahl an Kindern die alle streng vegetarisch und nach Kellogs Diätplänen ernährt wurden – lässt den Leser fassungslos zurück und reizt dennoch immer wieder zum Lachen und Wundern. Die Handlungsstränge sind großartig miteinander verwebt und laufen auch zum Ende hin nicht einfach franserig aus, sondern werden wirklich zum Punkt hin erzählt. Das führt zwar auch zu gelegentlichen Längen, aber im Großen und Ganzen ist das ein perfekter Roman.
Wir schreiben die Jahrhundertwende. Tief im Nirgendwo Michigans, in der „Müslischüssel er USA“ hat Dr. Harvey Kellogg, Gesundheitsapostel der Reichen und nicht mehr ganz so Schönen, seinen Traum wahrgemacht: eine Klinik, in der seine Patienten nach individuellen Therapien behandelt werden und alle Wehwehchen, insbesondere aber störende Pfunde, loswerden. Die Kunden des Sanatoriums sind gutbetucht und in den meisten Fällen willig, eine Behandlung über sich ergehen zu lassen, die einen kräftigen Magen, Durchhaltewillen und eiserne Disziplin erfordert. So auch Eleanor Lightbody, die sich von "Neurasthenie" und "Symptomitis" erholen will. Im Schlepptau hat sie ihren Ehemann Will, einen der schlimmsten Fälle von "Autointoxikation". Der ausgemergelte New Yorker leidet an einem verkorksten Magen, seit seine Frau versucht hat, seine Trinksucht mit "Sears White Star Alkoholentziehungskur" in den Griff zu bekommen. Einer reinen Opiumtinktur, wie sich herausstellte! Aber das Paradies ist im Umbruch, skrupellose Geschäftemacher versuchen, auf Kellogs Gesundheitsschiene aufzuspringen und die Formen für Frühstücksflocken sprießen aus dem Boden. So auch die des Jungunternehmers Charles Ossining, der arglosen Anlegern Geld abgeschwatzt hat, um es in eine marode Firma zu stecken, sobald natürlich ein Firmengebäude existiert …
Boyle ist in diesem Roman sarkastisch wie nie, deutlich wie nie und unterhaltsam wie in den meisten anderen Büchern. Der Ausflug in die sonderbare Welt des Dr.Kellog – nur um es zu betonen, diese Sanatorium einschließlich der dort praktizierten Therapien existierte wirklich, Kellog hat wirklich die Cornflakes und die Erdnussbutter erfunden, als ein Diätessen, und er und seine Frau adoptierten wirklich eine Unzahl an Kindern die alle streng vegetarisch und nach Kellogs Diätplänen ernährt wurden – lässt den Leser fassungslos zurück und reizt dennoch immer wieder zum Lachen und Wundern. Die Handlungsstränge sind großartig miteinander verwebt und laufen auch zum Ende hin nicht einfach franserig aus, sondern werden wirklich zum Punkt hin erzählt. Das führt zwar auch zu gelegentlichen Längen, aber im Großen und Ganzen ist das ein perfekter Roman.
Petra Nacke/Elmar Tannert - Der Mittagsmörder
Es ist schwer vorstellbar, aber ja, auch beschauliche fränkische Städte werden mitunter zum Schauplatz von Morden und Serientätern. Anfang der Sechziger Jahre war es der "Mittagsmörder", der in Nürnberg und Umgebung zuschlug. Wobei ... so richtig das Klischee des "Mittagsmörders" erfüllt hat er erst durch die Berichterstattung in der Zeitung. Klaus G. war ein Bankräuber, Handtaschendieb, Kleinganove, der - wenn er sich bedroht fühlte - nicht zögert, loszuballern. So auch bei seiner spektakulären Verhaftung in der Breiten Gasse, wo er zunächst den Hausmeister von C&A erschoss, dann um sich schießend durch die Straße rannte und schließlich von einem beherzten Polizisten zu Fall gebracht und mti einem Regenschirm niedergeschlagen wurde... Diesen Fall haben Petra Nacke und Elmar Tannert wieder ausgegraben und widmen ihm ein ganzes Buch, das in einer sehr einfachen Form erzählt wird: als freiner Monolog. Allerdings nicht der Monolog des "mittagsmörders", sondern des (fiktionalen) Journalisten im Ruhestands, Peter Hirschmann. Als Volontär hat er den Fall damals für die Nürnberger Nachrichten begleitet und bekommt nun eine Anfrage einer Psychologiestudentin, die ihm "einige Fragen zum Themenkomplex Mittagsmörder" stellen will. Was sie genau will, erfährt der Leser im Buch nicht, denn Hirschmanns Monolog setzt ein nach Erhalt der Nachricht in der Wartephase auf die junge Dame. Dabei nimmt Hirschmann den Leser mit zurück in die Sechziger Jahre.
Das Faszinierende an dem Buch ist, dass eigentlich so gut wie gar nichts passiert. Die Taten des Mittagsmörders sind bereits vor Gericht abgeurteilt, der tatsächliche Mittagsmörder sitzt zur Zeit immer noch in Haft und soll vermutlich 2015 entlassen werden dann ist er weit über 70 und saß fast 50 Jahre hinter Gittern), Hirschmann blättert eigentlich nur durch seine alten Notizen und Zeitungsbreichte - und trotzdem konnte ich das Buch nicht weglegen. Das liegt einach daran, dass die Autoren diesen Fall ledilgich als Aufhänger nehmen für ein sehr dichtes und gut recherchiertes Psychogramm der Sechziger. Einer Zeit kurz vor den Studentenunruhen und der 68er-Bewegung, kurz vor der RAF und der Kiesinger-Ohrfeige. Eine Zeit, in der spürbar ist, dass irgendwas in der Luft liegt, in der die Vergangenheit verschwiegen wird und in der sich ein Leserbriefsturm über die Redaktion ergießt, sobald davon die Rede ist, der Täter sei Hersbrucker - schließlich ist der doch "aus dem Osten", ein Heimatvertriebener, kein Einheimischer! Überall stolpert man im Buch über das Ungesagte, das für den jungen Hirschmann nicht der Rede wert ist, weil man da nicht drüber redet. Die Verhandlung gegen den Mörder findet ausgerechnet im Saal 600 statt, dem Saal, in dem zwischen 1945 und 1948 die Kriegsverbrecherprozesse geführt wurden. Sein Argument "wenn ich sie nur mit einer Unterschrift hätte umbringen können, statt zu schießen, würde man mich nicht verurteilen" kommt einem grade in Hinblick auf den Auschwitz- und den Eichmann-Prozess sehr bekannt vor. Wenn der Anwalt die Frage stellt "was ist passiert, dass so ein junger Mann so wahnsinnige Taten begeht?", dient weniger der Entschuldigung, sondern stellt die unsichtbare Frage "wenn du in deiner Kindheit nichts als Schießen gelernt hast, was machst du dann bei Problemen?" Darüber hinaus ist das Buch erschreckend aktuell in Bezug auf Pressearbeit und Vorverurteilung - als Stichwort erinnern wir uns kurz alle an Emden - die in den Sechziger Jahren noch deutlich offensiver von statten ging, da wurde dann auch mal der neue Wohnort und der geänderte Nachname des Täterbruders erwähnt, ganz im Sinne der informierten Öffentlichkeit ...
ja, das Buch war großartig. Es ist kein Krimi, aber ein wunderbares Psychogramm, ganz ohne über die Psychologie des Täters zu sprechen.
Das Faszinierende an dem Buch ist, dass eigentlich so gut wie gar nichts passiert. Die Taten des Mittagsmörders sind bereits vor Gericht abgeurteilt, der tatsächliche Mittagsmörder sitzt zur Zeit immer noch in Haft und soll vermutlich 2015 entlassen werden dann ist er weit über 70 und saß fast 50 Jahre hinter Gittern), Hirschmann blättert eigentlich nur durch seine alten Notizen und Zeitungsbreichte - und trotzdem konnte ich das Buch nicht weglegen. Das liegt einach daran, dass die Autoren diesen Fall ledilgich als Aufhänger nehmen für ein sehr dichtes und gut recherchiertes Psychogramm der Sechziger. Einer Zeit kurz vor den Studentenunruhen und der 68er-Bewegung, kurz vor der RAF und der Kiesinger-Ohrfeige. Eine Zeit, in der spürbar ist, dass irgendwas in der Luft liegt, in der die Vergangenheit verschwiegen wird und in der sich ein Leserbriefsturm über die Redaktion ergießt, sobald davon die Rede ist, der Täter sei Hersbrucker - schließlich ist der doch "aus dem Osten", ein Heimatvertriebener, kein Einheimischer! Überall stolpert man im Buch über das Ungesagte, das für den jungen Hirschmann nicht der Rede wert ist, weil man da nicht drüber redet. Die Verhandlung gegen den Mörder findet ausgerechnet im Saal 600 statt, dem Saal, in dem zwischen 1945 und 1948 die Kriegsverbrecherprozesse geführt wurden. Sein Argument "wenn ich sie nur mit einer Unterschrift hätte umbringen können, statt zu schießen, würde man mich nicht verurteilen" kommt einem grade in Hinblick auf den Auschwitz- und den Eichmann-Prozess sehr bekannt vor. Wenn der Anwalt die Frage stellt "was ist passiert, dass so ein junger Mann so wahnsinnige Taten begeht?", dient weniger der Entschuldigung, sondern stellt die unsichtbare Frage "wenn du in deiner Kindheit nichts als Schießen gelernt hast, was machst du dann bei Problemen?" Darüber hinaus ist das Buch erschreckend aktuell in Bezug auf Pressearbeit und Vorverurteilung - als Stichwort erinnern wir uns kurz alle an Emden - die in den Sechziger Jahren noch deutlich offensiver von statten ging, da wurde dann auch mal der neue Wohnort und der geänderte Nachname des Täterbruders erwähnt, ganz im Sinne der informierten Öffentlichkeit ...
ja, das Buch war großartig. Es ist kein Krimi, aber ein wunderbares Psychogramm, ganz ohne über die Psychologie des Täters zu sprechen.
Dienstag, 30. Oktober 2012
John Boyne - Das Haus zur besonderne Verwendung
Russland 1915: In einem kleinen Dorf verhindert der sechzehnjährige Bauernsohn Georgi ein Attentat auf ein Mitglied der Zarenfamilie. Zar Nikolaus II. ruft Georgi daraufhin nach Sankt Petersburg, wo er ihn zum Leibwächter seines einzigen Sohnes ernennt. Georgi weicht dem kleinen Zaren fortan nicht mehr von der Seite, denn nicht nur die Angst vor Attentaten treibt den Zaren um, sondern vor allem die Sorge, seinen einzigen Sohn an die Bluterkrankheit zu verlieren. Doch schon bald ist Georgi abgelenkt von einem anderen Mitglied des Zarenhauses: er verliebt sich in Anastasia, eine der Töchter. Aber dann erhebt sich das Volk gegen den Zaren; Anastasia und ihre Familie werden an einen geheimen Ort verschleppt ins "Haus zur besonderen Verwendung"...
Über die russische Zarenfamilie ist im Laufe der Jahrzehnte seit ihrer Ermordung viel spekuliert worden, isnbesondere natürlich um die problematische Identifizierung. Gelang es tatsächlich einer der Töchter, Lenins Schergen zu entfliehen? Und was wurde dann aus ihr? Seitdem in den Zwanziger Jahren in Berlin mit Anna Anderson eine Frau erstmals behaupetete, in Wirklichkeit Anastasia zu sein, ist diese Geschichtsrätsel ein beliebtes Thema für Film und Buch. Auch John Boyne hat sich daran gewagt und eine durchaus interessante Idee geschaffen, die zum großen Teil einen Einblick in das Leben im zaristischn Russland vermittelt und in das Leben der Exilrussen in Frankreich und England. Allerdings schippert er dabei wirklich nah an der Klippe zum Kitsch und zur Schwarzweißmalerei. Ich habe das Buch deutlich lieber gelesen als "Der Junge im gestreiften Pyjama", aber auch hier fand ich den Tanz auf dem schmalen Grad zwischen Geschichte und Fiktion mtiunter etwas zuviel des Guten.
Über die russische Zarenfamilie ist im Laufe der Jahrzehnte seit ihrer Ermordung viel spekuliert worden, isnbesondere natürlich um die problematische Identifizierung. Gelang es tatsächlich einer der Töchter, Lenins Schergen zu entfliehen? Und was wurde dann aus ihr? Seitdem in den Zwanziger Jahren in Berlin mit Anna Anderson eine Frau erstmals behaupetete, in Wirklichkeit Anastasia zu sein, ist diese Geschichtsrätsel ein beliebtes Thema für Film und Buch. Auch John Boyne hat sich daran gewagt und eine durchaus interessante Idee geschaffen, die zum großen Teil einen Einblick in das Leben im zaristischn Russland vermittelt und in das Leben der Exilrussen in Frankreich und England. Allerdings schippert er dabei wirklich nah an der Klippe zum Kitsch und zur Schwarzweißmalerei. Ich habe das Buch deutlich lieber gelesen als "Der Junge im gestreiften Pyjama", aber auch hier fand ich den Tanz auf dem schmalen Grad zwischen Geschichte und Fiktion mtiunter etwas zuviel des Guten.
John Boyne - Der Junge im gestreiften Pyjama
Ich hab ziemlich lange an dieser Rezension geknapst, denn um ehrlich zu sein, habe ich bis heute nach zweimaligem Lesen immer noch nicht entschieden, wie ich zu diesem Buch stehe. Dieses Buch hat für mich eine ganz erhebliche Diskrepanz zwischen Inhalt und Form, die ich für dieses Thema einfach nicht völlig mittragen kann.
Bruno ist ein kleiner Junge, der als Sohn eines hangrohen SS-Offiziers aufwächst. Sein Vater wird eines Tages aus heiterem Himmel versetzt an einen anderen Ort und Bruno zieht natürlich mit. Dort, an diesem anderen Ort, leitet der Vater ein Konzentrationslager und Bruno sieht zumindest von fern die Häftlinge in ihren gestreiften Anzügen. Eines Tages begenet ihm am Zaun ein Junge in seinem Alter und Bruno freundet sich mit ihm an - bis zu einem tragischen Ende.
Das ist, grob zusammengefasst, der Inhalt. Allerdings bekomme ich als Leser ihn nicht so serviert, sondern allein aus der Kinderperspektive Brunos. Und da sind wir schon am ersten Problem des Buches angelangt: ich finde diese Perspektive unerträglich unrealistisch und nervig. Gut, Bruno ist ein kleiner Junge und nimmt die Rolle des seit der ersten Parzival-Erzählung beliebten "reinen Toren" ein, das kann ich akzeptieren. Aber in dieser Rolle liegt einfach en Denkfehler, wenn Boyne sie dazu verwendet, sämtliches Wissen über den Nationalsozialismus zu verschleiern. Entschudligung, Brunos Vater ist ranghoher SS-Führer und der Junge ist im Nationalsozialismus in einer linientreuen Familie aufgewachsen - und dann soll ich es glauben, dass er noch nichtmal Hitler erkennt, wenn der in Person bei ihnen zum Abendessen auftaucht? Mal abgesehen davon, dass der sicher nicht Eva Braun mitgebracht hätte ... Aber gut, gehen wir weiter vor: Bruno freundet sich mti dem anderen Jungen an. Und er bemerkt nicht im Ansatz, dass dieses Lager, in dem sein neuer Freund lebt, kein Abenteuerspielplatz ist? Die beiden hocken stundenlang am Lagerzaun ohne dass es jemand bemerkt und dagegen vorgeht? Ja, Herr Boyne, genau ...
Versteht ihr mein Problem? Ich finde diese naive Darstellung einfahc dem Sujet absolut nicht angemessen - und damit meine ich nicht, dass man bei Büchern, die den Nationalsozialismus behandeln, nur Fachliteratur veröffentlichen sollte. Aber verdammt, dieses Buch st so unglaublich naiv, dass ich einfach auch Angst habe, was da beim Leser hängenbleibt, grade bei Jugendlichen, die Boyne als Leser ansprechen will. Auschwitz als eine Art Walderholungsheim mit meditativer Mauerschau? Eine Bevölkerung, die - um mal Brunos Perspektive mit krassen Worten zu beschreiben - zu doof war, Hitler zu erkennen? Nein, das passt absolut nicht zusammen und ist wirklich deprimierend in die Hose gegangen. Und das, wo das Buch so wichtig wäre. Wo das Buch die Möglichkeit gäbe, aus der Perspektive eiens Kindes zu zeigen, wie leicht Manipulation funktioniert. Aber das alles tritt zurück hinter dieser schrecklichen Machart.
Bruno ist ein kleiner Junge, der als Sohn eines hangrohen SS-Offiziers aufwächst. Sein Vater wird eines Tages aus heiterem Himmel versetzt an einen anderen Ort und Bruno zieht natürlich mit. Dort, an diesem anderen Ort, leitet der Vater ein Konzentrationslager und Bruno sieht zumindest von fern die Häftlinge in ihren gestreiften Anzügen. Eines Tages begenet ihm am Zaun ein Junge in seinem Alter und Bruno freundet sich mit ihm an - bis zu einem tragischen Ende.
Das ist, grob zusammengefasst, der Inhalt. Allerdings bekomme ich als Leser ihn nicht so serviert, sondern allein aus der Kinderperspektive Brunos. Und da sind wir schon am ersten Problem des Buches angelangt: ich finde diese Perspektive unerträglich unrealistisch und nervig. Gut, Bruno ist ein kleiner Junge und nimmt die Rolle des seit der ersten Parzival-Erzählung beliebten "reinen Toren" ein, das kann ich akzeptieren. Aber in dieser Rolle liegt einfach en Denkfehler, wenn Boyne sie dazu verwendet, sämtliches Wissen über den Nationalsozialismus zu verschleiern. Entschudligung, Brunos Vater ist ranghoher SS-Führer und der Junge ist im Nationalsozialismus in einer linientreuen Familie aufgewachsen - und dann soll ich es glauben, dass er noch nichtmal Hitler erkennt, wenn der in Person bei ihnen zum Abendessen auftaucht? Mal abgesehen davon, dass der sicher nicht Eva Braun mitgebracht hätte ... Aber gut, gehen wir weiter vor: Bruno freundet sich mti dem anderen Jungen an. Und er bemerkt nicht im Ansatz, dass dieses Lager, in dem sein neuer Freund lebt, kein Abenteuerspielplatz ist? Die beiden hocken stundenlang am Lagerzaun ohne dass es jemand bemerkt und dagegen vorgeht? Ja, Herr Boyne, genau ...
Versteht ihr mein Problem? Ich finde diese naive Darstellung einfahc dem Sujet absolut nicht angemessen - und damit meine ich nicht, dass man bei Büchern, die den Nationalsozialismus behandeln, nur Fachliteratur veröffentlichen sollte. Aber verdammt, dieses Buch st so unglaublich naiv, dass ich einfach auch Angst habe, was da beim Leser hängenbleibt, grade bei Jugendlichen, die Boyne als Leser ansprechen will. Auschwitz als eine Art Walderholungsheim mit meditativer Mauerschau? Eine Bevölkerung, die - um mal Brunos Perspektive mit krassen Worten zu beschreiben - zu doof war, Hitler zu erkennen? Nein, das passt absolut nicht zusammen und ist wirklich deprimierend in die Hose gegangen. Und das, wo das Buch so wichtig wäre. Wo das Buch die Möglichkeit gäbe, aus der Perspektive eiens Kindes zu zeigen, wie leicht Manipulation funktioniert. Aber das alles tritt zurück hinter dieser schrecklichen Machart.
Tess Gerritsen - Grabesstille
Ich habe beschlossen, die Reihe um Maura Isles und Jane Rizzoli im Laufe der Zeit zu lesen, allerdings nehme ich dabei nicht groß Rücksicht auf die Reihenfolge, sondern lese sie so, wie si emir grade unterkommen wollen.
Bei einer Grusel-Stadtführung im chinesischen Viertel findet eine Reisegruppe ein makaberes Andenken – eine abgetrennte Hand. Kurze Zeit später wird auch die dazugehörige Leiche auf dem Dach eines Hauses gefunden. Das Auto der unbekannten Toten taucht wenig später in einer Seitenstraße auf, im Navi finden sich zwei Adressen: eine Schule für chinesische Kampfkunst und die Wohnung eines pensionierten Polizisten. Beide verbindet ein Amoklauf, der sich zwanzig Jahre zuvor in einem chinesischen Restaurant ereignet hatte – aber was hat die Tote damit zu tun? Rizzoli und ihr Team beginnen, im ungewöhnlichsten Fall ihrer Akten zu ermitteln, der sie in die Welt chinesischer Märchen führen wird …
Hmmm, hat mit das Buch gefallen? Ich kann es nicht wirklich beantworten. Der Klappentext klang zunächst furchtbar spannend und ich habe das Buch bewusst als Monatskauf vom BertelsmannClub schicken lassen, weil ich unebdingt wissen wollte, was daraus wird. Aber schon bei den ersten Kapiteln stellte sich bei mir ein ganz komisches Gefühl ein. Mein Problem ist, dass ich die gesamte Geschichte über einfach sehr wenig Zugang gefunden habe zu der geschilderten asiatischen Kultur. Es blieb alles nicht nur wahnsinnig fremd für mich, sondern auch sehr abstrus und dunkel – und das Ende hat mich dafür nicht grade entschädigt. Darüber hinaus besteht das Buch zum größten Teil aus stockender Ermittlungsarbeit, es ist, um es kurz zu sagen, an vielen Stellen extrem langweilig, weil nichts weitergeht. Und um das Maß voll zu machen, verstößt das Buch gegen eines meiner obersten Bewertungskriterien für einen guten Krimi. Ich mag keine Krimis, in denen ein Mörder davonkommt, weil er ein angeblich höheres Ziel verfolgt, irgendwie lässt mich das in meinem Gerechtigkeitssinn völlig unbefriedigt zurück. Und das, was Tess Gerritsen hier macht, geht mir persönlich einfach zu weit. Abgesehen davon hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass Rizzoli und Isles hier einfach nur zu Randfiguren verkümmern, die mit der Geschichte eigentlich nichts mehr zu tun haben (und das, obwohl sie ja schließlich die ganze Zeit auftauchen …)
Insofern: das Buch hat mich enttäuscht, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Es liest sich dennoch unterhaltsam und flüssig, aber hätte ich das als erstes Buch aus der Reihe gelesen, müsste die noch sehr lange auf ein Widersehen mit mir warten.
Bei einer Grusel-Stadtführung im chinesischen Viertel findet eine Reisegruppe ein makaberes Andenken – eine abgetrennte Hand. Kurze Zeit später wird auch die dazugehörige Leiche auf dem Dach eines Hauses gefunden. Das Auto der unbekannten Toten taucht wenig später in einer Seitenstraße auf, im Navi finden sich zwei Adressen: eine Schule für chinesische Kampfkunst und die Wohnung eines pensionierten Polizisten. Beide verbindet ein Amoklauf, der sich zwanzig Jahre zuvor in einem chinesischen Restaurant ereignet hatte – aber was hat die Tote damit zu tun? Rizzoli und ihr Team beginnen, im ungewöhnlichsten Fall ihrer Akten zu ermitteln, der sie in die Welt chinesischer Märchen führen wird …
Hmmm, hat mit das Buch gefallen? Ich kann es nicht wirklich beantworten. Der Klappentext klang zunächst furchtbar spannend und ich habe das Buch bewusst als Monatskauf vom BertelsmannClub schicken lassen, weil ich unebdingt wissen wollte, was daraus wird. Aber schon bei den ersten Kapiteln stellte sich bei mir ein ganz komisches Gefühl ein. Mein Problem ist, dass ich die gesamte Geschichte über einfach sehr wenig Zugang gefunden habe zu der geschilderten asiatischen Kultur. Es blieb alles nicht nur wahnsinnig fremd für mich, sondern auch sehr abstrus und dunkel – und das Ende hat mich dafür nicht grade entschädigt. Darüber hinaus besteht das Buch zum größten Teil aus stockender Ermittlungsarbeit, es ist, um es kurz zu sagen, an vielen Stellen extrem langweilig, weil nichts weitergeht. Und um das Maß voll zu machen, verstößt das Buch gegen eines meiner obersten Bewertungskriterien für einen guten Krimi. Ich mag keine Krimis, in denen ein Mörder davonkommt, weil er ein angeblich höheres Ziel verfolgt, irgendwie lässt mich das in meinem Gerechtigkeitssinn völlig unbefriedigt zurück. Und das, was Tess Gerritsen hier macht, geht mir persönlich einfach zu weit. Abgesehen davon hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass Rizzoli und Isles hier einfach nur zu Randfiguren verkümmern, die mit der Geschichte eigentlich nichts mehr zu tun haben (und das, obwohl sie ja schließlich die ganze Zeit auftauchen …)
Insofern: das Buch hat mich enttäuscht, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Es liest sich dennoch unterhaltsam und flüssig, aber hätte ich das als erstes Buch aus der Reihe gelesen, müsste die noch sehr lange auf ein Widersehen mit mir warten.
Jussi Adler Olsen - Das Alphabethaus
Jeder Mensch hat eine Art von Geheimnis, das zu offenbaren besonders schwer fällt. Das liegt vor allem daran, dass man Angst hat, bei Bekanntwerden dieser Tatsache sein mühevoll aufgebautes Image zu verlieren. Eines dieser Geheimnisse ist bei mir die Tatsache, dass ich ein stilles Vergnügen daran habe, absolut hanebüchene Plots, bei denen die Hirnzellen eigentlich gerne Selbstmord begehen möchten, hinnehmen zu können, sobald ich Stress habe. Im Klartext heißt das, dass ich beispielsweise die heiße Phase der Notengebung in der Schule nachmittags gerne mit dem kompletten RTL-Programm kompensiere. Oder, dass ich mich von einem Buch unterhalten fühle, das bei einer objektiven Betrachtung einfach nur die Bewertung „Stuss hoch drei“ verdienen würde. Einem Buch wie „Das Alphabethaus“.
James und Bryan sind seit ihrer Kindheit die besten Freunde. Die beiden treten bei Ausbruch des 2.Weltkriegs gemeinsam in die Armee ein und werden zur Luftwaffe geschickt. Als Bomberpiloten fliegen sie Angriffe auf deutsche Städte, bis eines Tages das geschieht, was sie immer heimlich befürchtet haben: bei einem Einsatz wird ihr Flugzeug abgeschossen und sie landen im Feindesland. Glück im Unglück: den beiden gelingt es, sich in einen Zug zu schmuggeln, der augenscheinlich Verletzte von der Front in ein Sanatorium transportiert. Also tun sie, was getan werden muss: sie werfen zwei dem Tode geweihte Soldaten aus dem Zug und springen in deren Betten. Dumm nur, dass es sich dabei nicht einfach nur um Kriegsverletzte handelt, sondern der Zug unterwegs ist zu einem Nervensanatorium, in dem die geistig Zerrütteten behandelt werden sollen. James und Bryan bleibt nur noch eine Chance: sich verrückt stellen und hoffen, dass zumindest die Tarnung hält. Aber was, wenn die Grenzen zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit immer mehr verschwimmen?
Vorneweg: die historischen Fakten sind dürftig, die Darstellung der Deutschen ist stereotyp und die Logikfehler der Geschichte lassen bei genauerer Betrachtung nur den Schluss zu, dass Adler Olsen entweder sehr betrunken gewesen sein muss oder sehr im Schreibfluss. Und trotzdem habe ich das Buch einfach in einem Rutsch durchgelesen und mich blendend unterhalten gefühlt. Es ist spannend und bringt immer wieder Neues ins Spiel, und – was ich zumindest fand – es ist trotz aller Irrealität fair in dieser Irrealität. Nicht davon ist so an den Haaren herbeigezogen, dass man es nicht für einen logischen Fortschritt der Geschichte halten würde. Seite Stephen Kings „Misery“ ist genau das für mich das entscheidende Kriterium für die Beurteilung eines Buchs, die Fairness der Geschichtslogik – und die muss ich diesem Buch einfach zugute halten.
James und Bryan sind seit ihrer Kindheit die besten Freunde. Die beiden treten bei Ausbruch des 2.Weltkriegs gemeinsam in die Armee ein und werden zur Luftwaffe geschickt. Als Bomberpiloten fliegen sie Angriffe auf deutsche Städte, bis eines Tages das geschieht, was sie immer heimlich befürchtet haben: bei einem Einsatz wird ihr Flugzeug abgeschossen und sie landen im Feindesland. Glück im Unglück: den beiden gelingt es, sich in einen Zug zu schmuggeln, der augenscheinlich Verletzte von der Front in ein Sanatorium transportiert. Also tun sie, was getan werden muss: sie werfen zwei dem Tode geweihte Soldaten aus dem Zug und springen in deren Betten. Dumm nur, dass es sich dabei nicht einfach nur um Kriegsverletzte handelt, sondern der Zug unterwegs ist zu einem Nervensanatorium, in dem die geistig Zerrütteten behandelt werden sollen. James und Bryan bleibt nur noch eine Chance: sich verrückt stellen und hoffen, dass zumindest die Tarnung hält. Aber was, wenn die Grenzen zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit immer mehr verschwimmen?
Vorneweg: die historischen Fakten sind dürftig, die Darstellung der Deutschen ist stereotyp und die Logikfehler der Geschichte lassen bei genauerer Betrachtung nur den Schluss zu, dass Adler Olsen entweder sehr betrunken gewesen sein muss oder sehr im Schreibfluss. Und trotzdem habe ich das Buch einfach in einem Rutsch durchgelesen und mich blendend unterhalten gefühlt. Es ist spannend und bringt immer wieder Neues ins Spiel, und – was ich zumindest fand – es ist trotz aller Irrealität fair in dieser Irrealität. Nicht davon ist so an den Haaren herbeigezogen, dass man es nicht für einen logischen Fortschritt der Geschichte halten würde. Seite Stephen Kings „Misery“ ist genau das für mich das entscheidende Kriterium für die Beurteilung eines Buchs, die Fairness der Geschichtslogik – und die muss ich diesem Buch einfach zugute halten.
Montag, 29. Oktober 2012
Schon wieder weg
Dieses Jahr fahre ich irgendwie verdammt oft mal eben so weg, fällt mir auf - aber ich stelle auch jedes Mal mehr fest, das mir das sehr gut tut. Und deshalb war ich dieses Wochenende auch wieder unterwegs, diesmal mit einer Freundin. Verschlagen hat es uns für ein Wochenende nach Salzburg. Warum Salzburg? Weil wir a) eine Stadt gesucht haben, die man gut an eineinhalb Tagen anschauen kann und b) man mit dem Bayern-Ticket bis nach Salzuburg fahren kann. Mangels Zeit haben wir kaum etwas für diese Fahr geplant, außer ein Hotel vorzubuchen, den Rest kann man - Smart-Phone sei Dank! - auch mit wikitude erledigen. Unbd mit Prospekten, die wir uns im Hotel aus dem Infoständer gezogen haben.
Dabei zeigte sich: wir waren zur richtigen Zeit für mich da. So unglaublich meine Freunde es gelegentlich finden, in mir steckt einfach eine kleine verkitschte Seele, die manchmal ihre gehörige Dosis Herzerwärmung benötigt. Das habe ich zu einem guten Teil meiner Tante zu verdanken, die mich in meiner Kindheit mit Fernsehsendungen versorgt hat, die wirklich rührend sind. Ich bin aufgewachsen mit Videoaufzeichnung aller "Immenhof"-Folgen und der Sissi-Filme, aber wirklich Fan war ich von dem herrliche Zweiteiler "Die Trapp-Familie", der lose auf der Geschichte der Salzburger Familie Trapp beruht, die auch das Vorbild für das Musical "The Sound of Music" lieferte. Ein Ex-Admiral heiratet eine Ex-Nonne, die neun Kinder treten als Chor auf und die Kelly Family der Dreißiger Jahre ist geboren. Dazu ein Schuss NS-Gefahr und viel American-Selfmade-Story und fertig ist das kleine Glück für mich ;-) Nein, so schlimm ist es nicht, aber die Trapps erinnern mich einfahc an eine glückliche, unbeschwerte Kindheit, und so war es einfach klasse, dass bis Ende der Woche noch eine Sonderausstellung in Salzburg zu sehen ist, in der die Wirklichkeit und das Musical einander gegenüber gestellt werden. Und am schönsten: Vor dem Museum ist gleich als Einstimmung die erste Fotomöglichkeit gegen: sinnierend kann man auf den Spuren der Frau von Trapp wandeln und auf einer quietschgrünen Bank verweilen. Was ich natürlich auch tun musste ;-)
Der Rest des Tages verging mit Fotos, ein bisschen Shoppen, Kaffee trinken und Strudel essen. Und abends, als wir müde und glücklich ins Hotel zurückkehrten, mit der Bewunderung des ersten Schnees - denn pünktlich zu unserem Aufenthalt fing es in Salzburg und auch bei uns an zu schneien.
Dabei zeigte sich: wir waren zur richtigen Zeit für mich da. So unglaublich meine Freunde es gelegentlich finden, in mir steckt einfach eine kleine verkitschte Seele, die manchmal ihre gehörige Dosis Herzerwärmung benötigt. Das habe ich zu einem guten Teil meiner Tante zu verdanken, die mich in meiner Kindheit mit Fernsehsendungen versorgt hat, die wirklich rührend sind. Ich bin aufgewachsen mit Videoaufzeichnung aller "Immenhof"-Folgen und der Sissi-Filme, aber wirklich Fan war ich von dem herrliche Zweiteiler "Die Trapp-Familie", der lose auf der Geschichte der Salzburger Familie Trapp beruht, die auch das Vorbild für das Musical "The Sound of Music" lieferte. Ein Ex-Admiral heiratet eine Ex-Nonne, die neun Kinder treten als Chor auf und die Kelly Family der Dreißiger Jahre ist geboren. Dazu ein Schuss NS-Gefahr und viel American-Selfmade-Story und fertig ist das kleine Glück für mich ;-) Nein, so schlimm ist es nicht, aber die Trapps erinnern mich einfahc an eine glückliche, unbeschwerte Kindheit, und so war es einfach klasse, dass bis Ende der Woche noch eine Sonderausstellung in Salzburg zu sehen ist, in der die Wirklichkeit und das Musical einander gegenüber gestellt werden. Und am schönsten: Vor dem Museum ist gleich als Einstimmung die erste Fotomöglichkeit gegen: sinnierend kann man auf den Spuren der Frau von Trapp wandeln und auf einer quietschgrünen Bank verweilen. Was ich natürlich auch tun musste ;-)
Der Rest des Tages verging mit Fotos, ein bisschen Shoppen, Kaffee trinken und Strudel essen. Und abends, als wir müde und glücklich ins Hotel zurückkehrten, mit der Bewunderung des ersten Schnees - denn pünktlich zu unserem Aufenthalt fing es in Salzburg und auch bei uns an zu schneien.
Samstag, 20. Oktober 2012
Dan Brown - Das verlorene Symbol
Robert Langdon ist wieder zurück – diesmal in Washington. Diesmal wird er von einem alten Freund zu einem Vortrag in die Congress Hall eingeladen, aber als er dort auftaucht, ist von einem Vortrag nicht die Rede. Dafür taucht plötzlich eine abgehackte Hand auf, die seinem Freund gehört und Robert bekommt seltsame Anrufe eines Unbekannten, der ihm eine dünne Frist setzt: einige wenige Stunden bleiben ihm, um sich auf die Suche zu begeben nach dem geheimen Wissen der Freimaurer, dem verlorenen Wort, das das Wesen der Welt ändern kann. Wenn Robert scheitert, stirbt sein Freund. Und so findet sich der Symbologe plötzlich in einer gigantischen Spurensuche quer durch Washington …
Es hat lange, lange, lange gedauert, bis ich mich an „Das verlorene Symbol“ gemacht habe. Das lag einfach daran, dass ich nach „Sakrileg“ bei Dan Brown immer das Gefühl habe, dass er sich ein wenig zu sehr in seine Verschwörungstheorien verrennt und am Ende selbst alles glaubt, was er schreibt. Und grade dann, wenn es um die Freimaurer geht, bin ich da etwas empfindlich – und nicht nur, weil ich das Deutsche Freimaurermuseum in Laufnähe vor der Tür habe ;-)
Mit diesem Roman bekommt man einen klassischen Dan Brown serviert. Was ich schon seit „Illuminati“ immer wieder bestätigen kann, erfüllt sich auch hier: Brown ist ein sehr rasanter Erzähler, der es vor allem beherrscht, immer wieder überraschende Turns einzubauen, die sehr logisch erscheinen und trotzdem verblüffen. Allerdings wird dieses Prinzip in „Das verlorene Symbol“ wirklich überstrapaziert, ich war als Leser dann so vorgewarnt hinter allem etwas Verstecktes zu wittern, dass die Identität des Unbekannten für mich nicht allzu lange ein Geheimnis geblieben ist. In puncto Freimaurer hält er sich einigermaßen zurück, allerdings muss ich gestehe, dass ich noch nie so sehr wie dieses Mal das Gefühl hatte, seinem gekochten Süppchen auf die Spur zu kommen. Er nimmt einfach alle die Theorien, die grade zu ihm passen und verrührt sie, wenn es dann einen kleinen Logikfehler gibt oder er nicht weiterweiß, dann wird die nächste mit eingerührt – das geht zwar meistens gut, aber bei „Das verloreren Symbol“ sind ihm dann doch die Pferde durchgegangen, da werden zum Teil Sachen angefangen und nicht zu Ende erzählt oder zu Ende gedacht. Ich habe mich beim Lesen einfach drüber geärgert und auch, wenn ich das Buch wirklich eingesogen habe, halte ich es für den schwächsten Band der Reihe um Robert Langdon. Klar kann man es lesen, ich rate niemandem davon ab, aber ein leicht schales Gefühl bleibt zumindest bei mir beim Lesen zurück.
Es hat lange, lange, lange gedauert, bis ich mich an „Das verlorene Symbol“ gemacht habe. Das lag einfach daran, dass ich nach „Sakrileg“ bei Dan Brown immer das Gefühl habe, dass er sich ein wenig zu sehr in seine Verschwörungstheorien verrennt und am Ende selbst alles glaubt, was er schreibt. Und grade dann, wenn es um die Freimaurer geht, bin ich da etwas empfindlich – und nicht nur, weil ich das Deutsche Freimaurermuseum in Laufnähe vor der Tür habe ;-)
Mit diesem Roman bekommt man einen klassischen Dan Brown serviert. Was ich schon seit „Illuminati“ immer wieder bestätigen kann, erfüllt sich auch hier: Brown ist ein sehr rasanter Erzähler, der es vor allem beherrscht, immer wieder überraschende Turns einzubauen, die sehr logisch erscheinen und trotzdem verblüffen. Allerdings wird dieses Prinzip in „Das verlorene Symbol“ wirklich überstrapaziert, ich war als Leser dann so vorgewarnt hinter allem etwas Verstecktes zu wittern, dass die Identität des Unbekannten für mich nicht allzu lange ein Geheimnis geblieben ist. In puncto Freimaurer hält er sich einigermaßen zurück, allerdings muss ich gestehe, dass ich noch nie so sehr wie dieses Mal das Gefühl hatte, seinem gekochten Süppchen auf die Spur zu kommen. Er nimmt einfach alle die Theorien, die grade zu ihm passen und verrührt sie, wenn es dann einen kleinen Logikfehler gibt oder er nicht weiterweiß, dann wird die nächste mit eingerührt – das geht zwar meistens gut, aber bei „Das verloreren Symbol“ sind ihm dann doch die Pferde durchgegangen, da werden zum Teil Sachen angefangen und nicht zu Ende erzählt oder zu Ende gedacht. Ich habe mich beim Lesen einfach drüber geärgert und auch, wenn ich das Buch wirklich eingesogen habe, halte ich es für den schwächsten Band der Reihe um Robert Langdon. Klar kann man es lesen, ich rate niemandem davon ab, aber ein leicht schales Gefühl bleibt zumindest bei mir beim Lesen zurück.
Johanna Spyri - Schloss Wildenstein
Johanna Spyris Name wird auf immer und ewig mit nur einem Buch verknüpft werden: „Heidi“. Dass sie noch andere Bücher geschrieben hat, geht ziemlich unter, dabei finde ich seit meinem zehnten Lebensjahr, dass sie ein viel besseres und spannenderes Werk hinterlassen hat: „Schloss Wildenstein“.
In einem idyllischen Bergdorf wachsen die Kinder der Familie Bergmann auf. Ihre verwitwete Mutter hat so ihre Mühe mit den fünfen: mit Bruno, dessen Gerechtsgkeitssinn mit einem cholerischen Temperament einhergeht, das ihn immer wieder in Probleme stürzt; Mea, die Nachdenkliche, die sich nichts sehnlicher wünscht als eine Freundin; Kurt, der sich seine gute Laune und seinen Hang zu Streichen durch nichts verderben lässt; Lippo, der Regeln und Ordnung über alles liebt; und Mätzli, die Kleinste, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie alle wachsen auf im Schatten von Schloss Wildenstein, das seit einer Familientragödie vor zwanzig Jahren leer steht. Doch nun heißt es, der Besitzer sei zurückgekehrt – oder ist es doch der Geist des Blutigen Barons, wie es Kurt vermutet?
„Schloss Wildenstein“ ist zunächst einmal ein unglaublich idyllischer Kinderroman, der immer haarscharf an der Grenze zum Alpenkitsch entlangschrammt. Was mich heute an dem Buch so fasziniert ist, dass Johanna Spyri die Kinderfiguren sehr ernst nimmt und auch deutlich Kritik übt an Erziehungsmethoden ihrer Zeit. Strafen, die in erster Linie Schande bringen sollen, die alte „Kinder soll man sehen, aber nicht hören“-Maxime, Freundschaften nach Nutzen auszuwählen statt nach Sympathie – all das wird im Buch angesprochen und dabei wird auf den moralischen Zeigefinger verzichtet, statt dessen durch die Praxis gezeigt, dass es auch anders funktioniert. FürKinder ist das Buch gediegen gruselig und mit symathischen Figuren versehen, auch wenn man vielleicht heute nicht mehr ganz so vertraut ist mit dem Leben zu Zeiten Johanna Spyris. Ich mag das Buch, weil es eine schöne Erinnerung an Sonntagnachmittage ist und ich leichte nostalgische Anfälle besser in den Griff bekomme, wenn es lese ;-)
In einem idyllischen Bergdorf wachsen die Kinder der Familie Bergmann auf. Ihre verwitwete Mutter hat so ihre Mühe mit den fünfen: mit Bruno, dessen Gerechtsgkeitssinn mit einem cholerischen Temperament einhergeht, das ihn immer wieder in Probleme stürzt; Mea, die Nachdenkliche, die sich nichts sehnlicher wünscht als eine Freundin; Kurt, der sich seine gute Laune und seinen Hang zu Streichen durch nichts verderben lässt; Lippo, der Regeln und Ordnung über alles liebt; und Mätzli, die Kleinste, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie alle wachsen auf im Schatten von Schloss Wildenstein, das seit einer Familientragödie vor zwanzig Jahren leer steht. Doch nun heißt es, der Besitzer sei zurückgekehrt – oder ist es doch der Geist des Blutigen Barons, wie es Kurt vermutet?
„Schloss Wildenstein“ ist zunächst einmal ein unglaublich idyllischer Kinderroman, der immer haarscharf an der Grenze zum Alpenkitsch entlangschrammt. Was mich heute an dem Buch so fasziniert ist, dass Johanna Spyri die Kinderfiguren sehr ernst nimmt und auch deutlich Kritik übt an Erziehungsmethoden ihrer Zeit. Strafen, die in erster Linie Schande bringen sollen, die alte „Kinder soll man sehen, aber nicht hören“-Maxime, Freundschaften nach Nutzen auszuwählen statt nach Sympathie – all das wird im Buch angesprochen und dabei wird auf den moralischen Zeigefinger verzichtet, statt dessen durch die Praxis gezeigt, dass es auch anders funktioniert. FürKinder ist das Buch gediegen gruselig und mit symathischen Figuren versehen, auch wenn man vielleicht heute nicht mehr ganz so vertraut ist mit dem Leben zu Zeiten Johanna Spyris. Ich mag das Buch, weil es eine schöne Erinnerung an Sonntagnachmittage ist und ich leichte nostalgische Anfälle besser in den Griff bekomme, wenn es lese ;-)
Hans Bankl - Kolumbus brachte nicht nur die Tomate
Ich bin, das muss ich zugeben, ein Fan von relativ unnötigem Wissen, das sich in Unterhaltungen gelegentlich einfließen lässt und beim Gegenüber Bewunderung, Respekt und Verblüffung gleichzeitig hervorruft. Deshalb liebe ich die Bücher von Bill Bryson so, sie versorgen mich mit genau diesen Informationen. Eine sehr nette Freundin hat mir zum Geburtstag ein Buch verehrt, das ebenfalls in dieser Horn stößt, allerdings unter ganz anderen Voraussetzungen. Hans Bankl ist ein Verfechter des Generalwissens, das heißt, für ihn gehören bestimmte Wissensbereiche zu einem allgemeinen Gut, das jeder besitzen sollte, und dazu gehört auch, bestimmte Fehlinformationen aus der Geschichte geraderücken zu können und einen gewissen Anekdotenschatz bereithalten zu können, der einen jede Cocktailrunde überleben lässt.
Genau das möchte „Kolumbus mochte nicht nur die Tomate“ erreichen, wobei ich sagen muss, dass das Buch gelegentlich schon seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr klugscheißerisch wirkt. Das liegt vor allem daran, dass das Buch an einer Reihe von Fragen aufgezogen wird, die am Anfang des Kapitels gestellt werden, oder mit Hilfe eines biographischen Rätsels, das dann erst im nächsten Unterkapitel gelöst wird. Mich hat das beim Lesen sehr angestrengt, weil es mich immer wieder aus dem Lesefluss geworfen hat, die Idee klingt also in der Theorie besser als in der Umsetzung. Dazu kommt, dass das Buch zumindest für mich nicht allzu viel neuen Input geboten hat, ich Wissensschwamm sauge sowieso ziemlich viele absurde Geschichtsdetails auf und bin deshalb eher selten überrascht worden. Von daher ist das Buch für mich kein Muss, aber nett für zwischendurch mal Reinschauen ;-)
Genau das möchte „Kolumbus mochte nicht nur die Tomate“ erreichen, wobei ich sagen muss, dass das Buch gelegentlich schon seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr klugscheißerisch wirkt. Das liegt vor allem daran, dass das Buch an einer Reihe von Fragen aufgezogen wird, die am Anfang des Kapitels gestellt werden, oder mit Hilfe eines biographischen Rätsels, das dann erst im nächsten Unterkapitel gelöst wird. Mich hat das beim Lesen sehr angestrengt, weil es mich immer wieder aus dem Lesefluss geworfen hat, die Idee klingt also in der Theorie besser als in der Umsetzung. Dazu kommt, dass das Buch zumindest für mich nicht allzu viel neuen Input geboten hat, ich Wissensschwamm sauge sowieso ziemlich viele absurde Geschichtsdetails auf und bin deshalb eher selten überrascht worden. Von daher ist das Buch für mich kein Muss, aber nett für zwischendurch mal Reinschauen ;-)
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