Barcelona im Jahr 1912. Seit einiger Zeit macht ein Gerücht die Runde in den Armenvierteln der Stadt. Eine Bestie entführt Kinder, warum oder wozu, darüber wird wild spekuliert. Wie viele Kinder ihr bisher zum Opfer gefallen sind, weiß man nicht, denn die Polizei kümmert sich wenig um die Belange der Armen. Als aber die Gerüchte immer lauter werden, werden die Kommissare Moisès Corvo und Juan Malsano mit Ermittlungen beauftragt und stoßen schon bald auf immer mehr Steine, die ihnen von den Oberen in den Weg gelegt werden ...
Ich habe geschlagene drei Wochen an diesem Buch gelesen und ungezählte Male überprüft, wie viele Seiten noch vor mir liegen. Dreihundert so langwierige und zum Teil nichtssagende Seiten sind mir wirklich nur selten untergekommen. Anfangs dachte ich noch, dass gerade die gewählte Erzählperspektive das Buch wahnsinnig spannend machen wird, denn dieser Ich-Erzähler, der durch das Buch führt, ist niemand anders als der Tod höchstselbst. Bei "Die Bücherdiebin" habe ich bereits die Erfahrung gemacht, dass eine Erzählung durch den Tod leicht in die Hose gehen kann, aber ich habe "Mala Dona" eine Chance geben wollen. Die ersten paar Seiten ist das auch noch in Ordnung, aber irgendwann fängt der Tod an mich zu langweilen. Besonders, weil er alles vorausnimmt und bei mir keinerlei Spannung aufkommen will, wenn ich genau weiß, wer sich hinter dem Mörder verbirgt und was seine Motive sind. Damit sind wir auch bei Punkt zwei, der mir im Verlauf des Romans immer mehr auf den Senkel gegangen ist: es gab einfach keinerlei Spannung. Erstens, weil man eh schon alles wusste, und zweitens, weil die Figuren für mich trotz allem einfach nur blass und/oder unsympathisch waren. Es ist mir relativ egal, wie oft sich Corvo von ihrgendwelchen Nutten einen blasen lässt, ich muss ihm nicht jedes gottverdammte Mal dabei begleiten, danke. Fast habe ich vermutet, dass der Autor selbst in dieser Hinsicht nicht ganz ausgelastet ist ... Gut, trotz allem hätte das Buch natürlich dadurch spannend werden können, dass der Fokus dann auf die Darstellung Barcelonas gelegt wird, dass die Armut und Korruption in der Stadt in breiten Bildern aufgetan wird und der Leser mit auf eine Zeitreise gehen kann. Aber auch das gelingt in meinen Augen kaum, dazu sind die Schilderungen oft zu platt und in allen Fällen viel zu kurz. Da wird eher karikiert als gezeichnet.
Statt also einfach eine spannende, auf Tatsachen basierende Geschichte zu erzählen, die den Leser fesselt, unterhält und begeistert, hat sich Pastor dazu entschlossen, Kunst zu machen. Und das ist, wie es bei diesem festen Vorsatz leider oft geschieht, in die Hose gegangen. Schade.
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