Mittwoch, 15. Januar 2014

[Rezension] Daniel Glattauer - Gut gegen Nordwind

Achtung, es wird jetzt gemein, fies und echt, echt unschön für alle Fans. Aber ich muss es einfach loswerden: "Gut gegen Nordwind" ist das wohl dämlichste Buch aller Zeiten.

So, jetzt ist es raus.

Ich wurde nicht von einem Blitz getroffen, was entweder zeigt, dass Zeus meine Meinung teilt, oder einfach nur, dass er nicht liest.

"Gut gegen Nordwind" (und die noch viel schlechtere Fortsetzung "Alle sieben Wellen") ist die Liebesgeschichte von Emmi und Leo. Eigentlich beginnt alles damit, dass Emmi ein Zeitungsabo kündigen will und ihre Mails versehentlich an die falsche Adresse schickt. Sie landen bei Leo, der ihr irgendwann amüsiert antwortet. Schon nach kurzer Zeit schreiben sich die beiden immer häufiger und zu immer intimeren Themen. Bis irgendwann klar ist: die beiden haben sich in den anderen unbekannten Email-Partner verliebt. Und das ist doof, denn Leo steckt eigentlich immer noch im Kopf in der Beziehung mit seiner Ex Marlene, während Emmi verheiratet ist und zwei Stiefkinder ihr eigen nennt ...

Dieses Buch wird rauf und runter gelobt, wird empfohlen und neu aufgelegt, dass es eine Freude sein muss für Herrn Glattauer. Also habe auch ich mich schließlich rangewagt - und ehrlich, dieser Cody ist noch cody-hafter als ein jedes Machwerk seitens Herrn McFadyen. Zuerst war ich noch sehr angetan von der Idee, das gesamte Buch in Email-Form zu verfassen. Das hielt aber nur ungefähr zehn Mails an, danach begann es allmählich ein wenig langweilig zu werden und ich hätte gerne mal eine Erzählpassage gelesen. Aber nun gut, das Buch ist nicht dick, da kann man sich durchkämpfen. Allerdings zeigte sich dann schon ein neues Problem, das ich einfach bis zum Ende nicht abstellen konnte: ich finde die beiden Protagonisten so richtig herzlich doof. Einfach nur doof. Wie Bohnenstroh, das sich jetzt beleidigt umdreht und sagt, dass es mit diesen beiden Typen nichts zu tun habe.

Da ist Emmi. Mitte 30 und gesegnet mit der "kann mir mal einer das Wasser reichen?"-Attitüde einer Spätpubertierenden. Dass sie die beste, coolste und großartigste Frau ist, die jemals in Leos Leben stand, muss sich immer mal hören. Weil der das aber auch mal vergisst zu erwähnen, weist Emmi gerne selbst drauf hin. Ihre eifersüchtigen Ausbrüche auf jede Frau, die Leos Leben auch nur streift sind - man kann es nicht anders sagen - einfach nur peinlich, vor allem, wenn man sich vor Augen hält: die beiden haben sich noch nie getroffen und werden sich - wenn sie so weiter machen - auch nie treffen. Auf der anderen Seite der Tastatur ist Leo. Mitte 30 und ein solch gottbegnadeter Frauenversteher, dass mir noch das Frühstück von vorgestern mit hochkommen wollte. Leo ist ein Mann der klaren Worte geschraubten Vielleichts, der sich in stundenlangen Vorträgen über alles und jedes ergehen kann. Mein Mann ist mitunter auch so drauf und glaubt mir: in der Realität hält man das keine halbe Stunde aus! Dazu kommt von Leo nicht ein einziger origineller Gedanke, sondern es komme nur abgedroschene Phrasen, sinnleere Plattitüden, die aber ach so verständnisvoll klingen, wenn man sie druckt.

Diese beide Figuren, die sich selbst als so unglaublich reif und intelligent beschreiben würden wie der komplette Mensa-Verein in einem Pfirsichfeld - diese beiden schreiben sich jetzt also Emails über Gott und die Welt darüber, dass sie eigentlich lieber über nichts reden sollten, weil das zu privat ist und warum sie sich nicht treffen sollten. Ja, das ist ein wahnsinnig tiefgängiger Inhalt, wenn man sich die Mühe macht, die ökologisch-korrekten Ethik-Sätzchen mal zu streichen, die diesen Gesprächen ihren Anstrich von Bedeutsamkeit geben sollen. Verdammt, die sind Mitte 30 und angeblich so gestanden im Berufsleben - schaffen es aber das gesamte Buch über nicht, ein einziges Mal Klartext zu sprechen. Nur ein einziges Mal die Frage zu stellen: "Hör mal, wie sieht das denn aus mit uns beiden?" Stattdessen drehen sich die beiden permanent im Kreis und noch einmal im Kreis. Irgendwann drehte sich mein Hirn mit und ich bekam diese stechenden Kopfschmerzen zwischen den Augen und ich sah Sternchen. Das war das einzige Mal, dass ich entfernt ein Symbol der Romantik bei diesem Buch erkennen konnte, denn zumeist war das Buch ein so gekonnt-elegantes Geschwafel um Nichtigkeiten, dass ich froh war, als es zu Ende war. Leid tat mir in dem Buch nur Emmis Mann, denn der ist so ziemlich die unschuldigste Person überhaupt. Seine einzige Schuld ist vermutlich, dass er seiner Frau nicht minütlich versichert, wie toll sie doch ist.

Ganz im Ernst, dieses Buch hat den goldenen Käse am Band verdient!

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