Sonntag, 8. September 2013

Linda Castillo - Tödliche Wut

Polizeichefin Kate Burkholder befindet sich auf abendlichem Streifendienst, als sie zu einer Teenagerschlägerei gerufen wird. Zwei Mädchen, die sich wegen eines Jungen prügeln - nichts Ungewöhnliches eigentlich, wäre da nicht die Tatsache, dass es sich bei einer der beiden um ein amisches Mädchen handelt. Sadie ist die Nichte von Kates Schwager und grade in ihrer Rumspringa, in der Phase, in der sich amische Teenager vor ihrer Taufe ausprobieren dürfen und auch einmal gegen die Ordnung verstoßen dürfen. Kaum hat sie Sadie auf der Farm ihrer Eltern abgeliefert, bekommt Kate einen Anruf. Agent Tomasetti bittet sie, als Beraterin tätig zu werden, denn er ermittelt im Fall von mehreren verschwundenen amischen Jugendlichen. Als dann auch noch Sadie verschwindet, stehen Kate und Tomasetti vor einem weiteren Fall, der sie in die Abgründe der Menschen blicken lässt ...

Warum schreibe ich diese Vorschau so spannend? Die Frage schoss mir grade durch den Kopf, denn ehrlich gesagt war dieser Thriller alles andere als wirklicher Thrill. Das begann meiner Meinung nach schon damit, dass Linda Castillo die 340 Seiten des Buchs immer noch nach altbewärtem Muster füllt, das mich dieses Mal extrem genervt hat. Kate reflektiert permanent alles, was geschehen ist in einem Tonfall, als würde sie gerade auf der Couch bei einem Psychologen liegen. So kriegen wir also schon wieder die Geschichte aus Teil 1 serviert, wir erfahren auch, dass sie ja die Geschichte aus Teil 2 sehr mitgenommen hat, und Teil 3 war ja auch so schlimm ...  es ist, als müsste Castillo ihren Leser ständig wieder daran erinnern, wie ungeheuer schlimm es doch um Kate steht. Wenn sie das wenigstens mal durch Kates Handlungen zeigen würde! Aber nein, viel einfacher ist es doch, immer wieder mit denselben belanglosen Sätzen vom menschlichen Abgrund zu kommen ... Das ist jetzt Band 4 und ehrlich gesagt, diese immer gleiche Leier langweilt mich immer mehr. Ich würde in Castillos Büchern gerne mehr das sehen, was sich im ersten Band gezeigt hatte, eine Einsicht in amisches Leben und die Probleme durch diesen extremen Gegensatz. Aber die Amischen treten immer mehr zurück und verkommen zu ein bisschen folkloristischer Staffage (mal hier eine Kapp, mal da ein Pennsylvaniadeutsch-Sprüchlein), die viel zu konventionelle Krimikost übertünchen soll.

ACHTUNG!!! Hier folgt der ein oder andere Spoiler!!!!


Darüber hinaus hat mich auch noch anderes an diesem Thriller gestört. Zunächst einmal war für mich die zweihundert Seiten lang eingeschlagene Suche nach Verdächtigen einfach unlogisch. Ich hatte das Gefühl, auch die Autorin wusste anfangs noch nicht so richtig, wen sie präsentiert und hat dann halt mal tief in die Klischeekiste "Verdächtige" gegriffen und die üblichen Exemplare herausgezogen. Für mich war effektiv von Beschreibung der verschwundenen Mädchen an klar, dass hier jemand gesucht werden muss, der die Ordnung vertritt ... aber nein, Tomasetti und Kate wissen es besser und labern die ganze Zeit über einen ehemaligen Amischen, der den Rumspringern bei einem Austritt aus der Gemeinde hilft. Denn, so der Gedankengang, eigentlich will er sie ja der Gemeinde wieder zuführen ... Die Logik muss mir bitte nochmal genau erklärt werden. Dementsprechend landet Kate dann (wie immer *gähn*) wieder mal allein und schutzlos beim tatsächlichen Mörder und muss schon wieder um ihr Leben kämpfen.
Darüber hinaus war mir dann eins wirklich zu viel des Guten: Himmel, kann die Frau nicht ein einziges Mal nicht persönlich in einen Fall involviert sein?!? Irgendwann ist doch auch mal gut, irgendwann sind die Zufälle doch wirklich erschöpft, irgendwann langweilt diese Vorhersehbarkeit. Jetzt also Sadie, die Nichte des Schwagers ... Vielleicht wäre ein längerer Urlaub für Kate ganz gut, oder eine Fortbildung zum Thema "gesunde Distanz".

Also, insgesamt ist das leider ein Buch, das mich genervt hat beim Lesen. Es liest sich schnell und es ist sicher nicht schlecht, aber es ist im Vergleich zu anderen aus der Reihe schlechter und setzt die seit letztem Band bereits ersichtliche Abwärtsspirale noch weiter in Gang. Schade eigentlich.

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