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Wie schon im
Vorgänger „Tannöd“ besticht Andrea Maria Schenkels Buch vor allem durch eine
Komposition verschiedenster literarischer Texte. Da ist die linear erzählte
Geschichte von Kati, die Kalteis erstes Opfer sein wird. Da sind Protokolle von
den Verhören mit Kalteis und den Vernehmungen seiner Ehefrau. Da sind
Zeugenaussagen zu den einzelnen Morden und Vergewaltigungen. Das alles
ineinander verwoben und verstrickt, so dass man immer wieder zwischen den
Zeiten pendelt. Dabei verliert man als Leser eigentlich nie den Überblick,
weiß, wo man ist und welches Ereignis im Vordergrund steht. Deshalb habe ich
das Buch auch schon mehrfach gelesen und jedes Mal gerne gelesen. Was
allerdings wirklich zu bemängeln ist, ist einfach, dass man das Gefühl hat,
schon alles zu kennen. Andrea Maria Schenkel behält einfach das altbewährte
Prinzip aus „Tannöd“ bei. Wie auch dort ist ein realer Kriminalfall die
Grundlage (in diesem Fall Johann Eichhorn), wie auch dort wird teils in Mundart geschrieben,
teils auf hochdeutsch, wird teils linear erzählt, teils kombiniert, wie auch
dort wird ein vor allem zeitgenössisches Colorit verwendet, vor dem die
Geschichte etwas schwimmt und dümpelt. Im Klartext heißt es, dass man als Leser
sehr genau weiß, worauf man sich einlässt und genau das bekommt, was man nach
„Tannöd“ erwartet hat. Wer Innovation will, ist hier nicht unbedingt gut
aufgehoben. Wer einen sehr interessanten, fast schon literarischen Krimi lesen
will, schon eher.
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