Ich habe überlegt, ob das Buch einen Cody wert ist oder nicht – aber so schlecht ist es dann doch nicht. Aber der Reihe nach.
Sarah Linton wird direkt vom Shoppingtrip mit ihrer schwangeren Schwester zu einem Tatort gerufen. Am Fuß einer Brücke liegen die Überreste eines Studenten und obwohl alles nach Selbstmord aussieht, bleibt bei Sara ein ungutes Gefühl zurück. Als dann ihre Schwester am Tatort angegriffen und schwer verletzt wird und sich weitere Selbstmorde auf dem Campus ereignen, ermittelt Saras Ex-Mann – und stolpert über ein großes Problem: könnte der neue Freund von Polizistin Lena, die mittlerweile als Sicherheitsbeauftragte auf dem Campus arbeitet, hinter den Morden stecken?
Okay, ich gestehe, dass ich die Bücher von Karin Slaughter noch nie unter der Voraussetzung gelesen habe, erschreckend realistische Schilderungen serviert zu bekommen. Die Fälle sind meist so an den Haaren herbeigezogen, dass ich sie noch schreien hören kann, aber zumindest unterhaltsam präsentiert und spannend erzählt. Aber „Dreh dich nicht um“ ist einfach echt nicht mein Fall. Das liegt vor allem daran, dass die Figuren meiner Meinung nach allesamt ein so großes Päckchen mit sich herumschleppen, dass sie nicht einmal mehr als kaputte Existenzen funktionieren. Da nehmen wir mal Lena, die in der gesamten Serie die Rolle des Daueropfers zugeschrieben bekommt: sie wurde im Laufe der Zeit bereits vergewaltigt und gefoltert, nicht nur einmal, sondern gleich einmal pro Buch. Inzwischen säuft sie und ist auf Dauermedikamenten, aber irgendwie dennoch noch nicht reif für die Klapsmühle, sondern gleich bereit für die nächste Opferrolle. Psychologisch nett – aber ich muss gestehen, mich nervt sie nur noch. Ebenso die Familie Linton, wie ich sie nenne „die glücklichen Installateure“, die so klischeehafte Abziehbilder der „all American family“ sind. Und natürlich Sarah und ihr Ex, die alte „sie küssten und sie schlugen sich“-Masche, hundertmal gelesen, hundertmal gedacht „es hat bereits einmal nicht funktioniert, es wird auch diesmal nichts werden mit euch“. Im betreffenden Fall wird das auch noch zusätzlich angeheizt mit Neonazis und prügelnden Ehemännern, wobei beides für mich ziemlich aufgesetzt wirkt. Nein, zufrieden bin ich mit diesem Buch absolut nicht.
Warum das Buch dennoch nicht die schlechteste Bewertung bekommt? Weil man trotz allem wissen will, wer es jetzt ist. Weil man wissen will, welches Motiv jetzt tatsächlich dahinter steckt und wer sich am Ende als Mörder entpuppt. Und weil dieser entpuppte Mörder dann doch die interessanteste Figur im ganzen Buch ist, im Nachhinein betrachtet. Das entschädigt nicht unbedingt für den Rest, macht das Buch aber dann doch zu einem annehmbaren Pageturner.
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