Ah, Alliterationen! Die wohl effektivste Methode, einen Titel einprägsam wirken zu lassen, dachte sich wohl der Verlag und schlug hier gleich richtig zu. Kruzifix-Killer – welche Wonne, welcher Wahn wird hier wiedergeboren im Kopfe des Lesers :-p Ja, okay, ich höre schon auf – aber ich gestehe, ich habe bei Alliterations-Titeln immer so ein klein wenig Vorurteile gegenüber dem Buch. Nichtsdestotrotz habe ich es gewagt und mich über den hochgelobten Chris Carter (da, schon wieder eine!) gemacht. Im Klappentext liest sich das auch alles sehr spannend:
In Los Angeles wütet ein Serienmörder, der Frauen verstümmelt und als Erkennungsmerkmal ein in die Leiche geritztes Kreuz hinterlässt. Dieser Umstand kommt dem Profiler Robert Hunter sehr bekannt vor, hat er doch vor einigen Jahren den Kruzifix-Killer in die Todeszelle gebracht. Ist es ein Nachahmungstäter? Oder hat Hunter etwa den Falschen gefasst? Gemeinsam mit seinem neuen Partner Garcia nimmt er die Ermittlungen auf …
Fassen wir mal zusammen, was wir da im Roman vorfinden. Zuerst einen Profiler, Robert Hunter. Olala, wir haben ein neues Stilmittel kennengelernt, den „sprechenden Namen“, Hunter, der Jäger! Nicht nur durch seinen Namer erfüllt er alle Einstellungsvoraussetzungen des Formblatts 47f „unfehlbarer Jagd-Cop“. Hochintelligent und mit der Fähigkeit ausgestattet,
einen Knochen auf achthundert Meter zu riechen sich in den Kopf eines Serienmörders hineinzuversetzen. Natürlich trinkt so jemand und fährt eine bessere Müllhalde als Auto, hat keine Freundin/Frau, sondern ist in erster Linie beziehungsunfähig – trotzdem ihm die Frauen schwarenweise willig zu Füßen fallen wie tote Vögel in harten Wintern - und lässt niemanden an sich heran. Schon gar keinen Frischling, dem noch Eierschale im Haaransatz hängt wie diesen Garcia. Der ist natürlich nett, niedlich, irgendwie sexy und mit seiner Jugendliebe verheiratet – man muss ja den Gegenpart zu unserem einsamen Leitwolf darstellen, Subtext und so. Halt Gegenpart ist ja eigentlich unser bestialischer Killer, so bestialisch und blutrünstig, dass Hannibal Lecter dagegen ein echtes Konfirmandenbürschchen ist, mit dem man sich gerne mal auf einen Chianti verabreden möchte. Aus dieser Masse der innovativen, noch nie dagewesenen Thriller-Elemente sticht insbesondere die so herrlich erfrischende, moderne „hah, mit dem hättet ihr jetzt nicht gerechnet“-Auflösung heraus, die sich ab etwa Seite … 150 (?) nur dezent andeutete. Während des Lesens hatte ich öfter das Bedürfnis in eine La-Ola-Welle auszubrechen und dazu ein „olé, olé, olé, Kischee-eh, olé“ zu intonieren. Es wurde nicht besser durch Carters Kunst, selbst althergebrachte Bulle-Pathologe-Dialoge noch althergebrachter erscheinen zu lassen. An dem ganzen Buch gab es für mich wenig überraschendes, obwohl die Geschichte an sich ja schon irgendwie nett anfängt und gelegentlich etwas ganz Neues aufblitzt. Nur leider viel zu wenig. Aber wer weiß, vielleicht wird das in den Fortsetzungen noch etwas … Oder noch besser, vielleicht sollte Hannibal einfach mal Garcia zum Dinner einladen *hust*
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