Die meisten Besucher, die unser Wohnzimmer betreten, stehen vor den deutlich überfüllten Bücheregalen und stellen früher oder später zwei Fragen: "Hast du die alle gelesen?" (Nein, sie stehen aus dekorativen gründen da, die Knicke im Buchrücken sind nur Tarnung :-) ) und "Wieso sind das so viele verschiedene Sachen?"
Naja, die Antwort auf die letzte Frage ist nicht sehr schwer. Ich mag es einfach, nicht nur ein Genre zu lesen. Ja, ich habe einen leichten Hang zu Krimis und Thrillern, aber ich bin schnell gelangweilt oder übersättigt, wenn ich mich immer nur in einem Genre aufhalte. Deshalb halte ich eben Augen und Ohren offen nach allem, was mich interessiert. Das ist eine Eigneschaft, die ich im Laufe der Jahre perfektioniert habe, niemand wird damit geboren, aber vielleicht braucht jemand von euch ja mal einen Anstoß dahingehend, wie oder wonach er Bücher auswählen kann. Und deshalb dachte ich: "Hey, schreib doch einfach mal einen netten Post fürs Blog, was dir durch den Kopf gehst, wenn du dir die Tasche in der Bibliothek vollstopfst." Und genau das habe ich hiermit vor...
Ich habe die Stadtbibliothek heute betreten mit zwei Vorsätzen: "Du leihst dir nur ein paar Bücher aus, du hast keine Zeit", war der eine. "Ich muss für Schwsterherzchen "Tintenherz" ausleihen", war der zweite. Beim Betreten der Bibliothek lief ich durch die Auslagen mit aktuellen Empfehlungen, natürlich bleibe ich kurz stehen.
"Hmmm, was liegt denn da ... oje, "Der Menschenmacher" von Cody McFadyen, ob der auch so doof ist wie die anderen beiden? Schauen wir mal, ein kleiner Verriss auf dem Blog wäre ja auch mal wieder schön. Und was ist das da? Heimito von Doderer "Die Strudelhofstiege" - Heimito ... Heimito ... was zur Hölle ist das denn für ein Name? Okay, schauen wir mal, was schreibt er denn so, der Heimito ... Aha, ein Großstadtroman aus Wien, Anfang des Jahrhunderts ... klingt doch gar nicht so schlecht ..." Zwei Bücher reicher laufe ich zur Jugendabteilung und suche "Tintenherz". Das ist ausgeliehen, aber dafür stolpere ich über "Artemis Fowl. Der Atlantis-Komplex": "Artemis! Wie cool, endlich eine Fortsetzung!"
Mit drei Büchern in der Tasche betrete ich die Rolltreppe und mache mich auf den Weg in den dritten Stock. Ich will ja nur mal schnell schauen... Mein Blick wandert über die Bücherregale, passenderweise werden in der obersten Reihe immer einige ausgelegt, so dass ich das Titelbild sehen kann.
"Hey, ein Buch von Hans Fallada - was für ein Zufall! Nehm ich mal mit, ich fand doch "Jeder stirbt für sich allein" so gut. "Ein Mann will nach oben", mhm - ach egal, nimm#s einfach mit ... Oh, was ist das denn für ein dünnnes Buch da? Truman Capote ... steht da auch irgendwo, worum es geht? Egal, find ich beim Lesen schon raus ... "Ein russischer Sommer" - woher kenn ih den titel? Mal schnell in den Klappentext schauen ... ach so, das war der Tolstoi-Film, der hier nicht im Kino lief! ... Ui, was haben sie denn da drüben aufgebaut, da stehen so viele neue Bücher ... "Jane Eyre", mitnehmen! Kannst du dann endlichv on der Leseliste streichen!"
Das Schlendern ist inzwischen ein wenig manisch geworden, denn ich war noch nicht in der Krimi-Abteilung. Ich biege also scharf nacch rechts ab, bleibe vor dem ersten regal stehen und mein Blick fällt auf "Die Arena" von Stephen King. "Hat D. nicht davon so geschwärmt? Na klar, die meinte, es wär toll - das Schicksal meint es gut mit dir, stolperst einfach drüber, also nimms chon mit. Oh, und was ist das? "lyra"? Mesnch, wie toll, das hat dir doch schon die S. damals empfohlen, so vor fünf Jahren - endlich! Und jetzt geh endlich zu den Krimis, da ist kein Platz in der Tasche mehr!"
Zwei Bücherregale weiter, bei den Krimis angekommen, schaue ich mich um. "Ich hättegerne was Gediegenes, nich tzu Blutiges ... Hmm, was sieht denn danach aus? oh, das da, das ist dick, aber der Umschalg ist so schön ... schwazr, dunkelgelb ... Moment, Reginald Hill ... war das nicht der Typ mit dem Krimi mit den "kindertotenliedern"? Der war ganz okay, glaub ich ... mal schnell reinlesen ... Ui, das klingt gut, genau was ich will. Hach, ich freu mich schon auf die Badewanne nachher ... Was ist denn das da drüben? "I'm an English Man in New York", das ist doch ein Lied. Was ist das denn für ein Buch? Wer ist Quentin Crisp? Gott, klingt das abgespacet ... richtig gut, irgendwie ... passt es noch in die Tasche?"
Ja, um es kurz zu machen, so in etwa läuft es jedes Mal ab. Ich bekomme meine Leseinspirationen durch Empfehlungen von Freunden - auch wenn ich das Buch vielleicht erst Jahre später lese - und durch Titelbilder. Oder weil mir irgendwas an dem Buch ins Auge sticht. Das kann der Autorenname sein, der Titel, ein Detail auf dem Umschlag, ich habe sogar vor ein paar Jahren ein Buch nur deshalb gekauft, weil der Name des Autors nirgends zu sehen war. Außerdem lese ich sehr oft Bücher von Autoren, die mir beim ersten Buch gefallen haben, um zu sehen, was sie sonst noch schreiben. Und hin und wieder ein Buch, von dem ich fast schon weiß, dass ich mich drüber ärgern werde (aber nur dann, wenn ich auch weiß, dass es irgendwie schon spannend sein wird, also keine stinklangweiligen Bücher). Dann Bücher, die ich auf einer geheimen "doch, die solltest du kennen, Ponine"-Liste führe, weil ich sie für mich persönlich wichtig finde, mal zu wissen, wie sie sind. Und - wie im Falle Quentin Crisp - in vielen Fällen wähle ich Bücher einfach nur danach aus, dass ich einfach nichts darüber weiß. Ich habe nämlich die (von manchen beneidete, von manchen eher "Ein Monster"-bestaunte) Gabe, mir vieles von dem, was ich je gelesen habe, zu merken. Ich bin gerne mal ein Klugscheißer mit angehäuften seltsamen Wissen und Quentin Crisp gehört in diese Kategorei, soweit ich das bisher abschätzen kann :-)
Ja, das war es. Viellicht hilfreich, vielleicht interessant, vielleicht sinnfrei. Aber was mich interessiert: wie findet ihr eure Bücher? Welche Bücher sprechen euch, im wahrsten Sinne des Wortes, an?
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