Montag, 26. März 2012

Serientipp für Zwischendurch: Grimm



Diesen Post wollte ich schon lange machen, habe ihn aber immer wieder vergessen, was sehr schade ist. Dank einer sehr, sehr, sehr lieben freundin bin ich nämlich süchtig geworden nach einer Serie, die derzeit noch gar nicht in Deutschland läuft (wobei sich aber VOX zumindest schond ie Rechte gesichert hat und die Serie noch dieses Jahr starten will), sondern nur Freitg Nacht auf NBC: "Grimm".

Hauptfigur der Serie ist Nick Burkhardt, der als Polizist bei der Mordkommission in Portland arbeitet. Er hat eine nette Freundin, sein Job gefällt ihm, sein Kollege und erv erstehen sich gut - eignetlich alles tutti. Nur, dass er in letzter Zeit irgendwie immer wieder so seltsame Figuren sieht - plötzlich verwandeln sich Menschen in seiner Umgebung in seltsame Kreaturen, aber immer nur für einen kurzen Augeblick. Nick befürchtet schon, an einer ernsten Krankheit zu leiden, als seine Tante Marie ihn aufklärt. Nick ist der letzte lebende Nachfahre der Grimms, eben jener Brüder, die die Märchen sammelten. Nur, dass ihre Märchen mehr sind als nette Sammlungen zum Vorlesen - tatsächlich sind die Grimms seit jeher Jäger. Sie jagen und töten Monster, vor denen sie in den Märchen warnen, und da Marie nicht mehr lange leben wird, ist es an Nick, das Erbe anzunehmen. Und von da an wird sich sein leben gehörig auf den Kopf stellen., denn zusätzlich zur Mordermittlung muss er versuchen, damit klarzukommen, dass sich seine Verdächtigen auch mal als Drachen oder Werwolf entpuppen könnten.

Ja, das klingt ziemlich ... seltsam. Ist aber irre unterhaltend, wenn man der Serie eine Chance gibt, sich zu entfalten. Die ersten drei, vier Folgen dachte ich auch, es wäre ziemlicher Käse. Aber inzwischen haben sie die Figuren durchaus entwickelt. Okay, Nick kuckt immer noch in erster Linie sexy-treudoof in die Kamera, der asiatische Officer, der als erstes an den Tatprt kommt, wirkt völlig deplaziert, und an Stelle von Nicks Frundin würde ich ihn nach dem dritten Einbruch in unserem Haus entweder vor die Tür oder ihm die Postole auf die brust setzen, um endlich die Wahrheit zu erfahren. Aber dafür gibt es ja immer noch Eddie Monroe.

Monroe ist ein Blutbad. Das heißt, er ist ein Werwolf, allerdings gehört ert den Wiener Blutbaden an - was sehr absurd klingt, wenn ein Amerikaner versucht, das zu erklären :-D - einer Art "reformierter Werwolfkultur": durch strenge vegansiche Diät, Yoga und einer gehörigen Liste an beruhigenden Hobbies haben es diese Wölfe geschafft, ihr inneres Biest zu zähmen. Naja, zumindest in den meisten Fällen - manchmal hat auchd er gute Monroe einen unwiderstehlichen Drang danach, die Sau, Quatsch, den Wolf rauszulassen. Und Monroe ist wirklich eine Figur, die die Serie braucht: einerseits Nicks Bindeglied in die Welt der Wesen, andererseits als Eizelfigur so gut ausgearbeitet, dass es Spaß macht, ihm zuzuschauen.

Ein Highlight der Serie im Originalton ist aber das, was gründlich daneben gegangen ist: die Verwendung des Deutschen. Idh könnte mich regelmäßig schief lachen über die akzentvertieft vorgetragenen Zitate aus alten Grimm-Handschriften und die völlig sinnfreien Bezeichnungen der Wesen, die grammatisch irgendwo auf dem Niveau eines schwach begabten Erstklässlers rangieren. Und auf der anderen Seite macht genau das den Charme dieser Serie aus, der Glaube daran, dass alles möglich sein kann, seien es lebende Märchenwesen oder eine fehlerfreie Google-Übersetzung. Nein, um ernst zu sein: die Serie ist sspannend. Nicht in jeder Folge, aber in vielen. Sie ist faszinierend und weist einige interessante Charaktere auf. Und ich mag sie einfach :-)

Tess Gerritsen - "Die Chirurgin" und "Der Meister"

Ich habe dank einer lieben Freundin die erste Folge von "Rizzoli und Isles" auf VOX angeschaut und fand die Serie ziemlich lustig und gut. Dieselbe Freundin hat mir von Anfang an gesagt, dass es mit den Büchern nicht viel gemeinsam hat, aber trotzdem gut unterhält, und mir dann spontan die ersten beiden Bücher in die Hand gedrückt, damit ich auch das Vorbild lesen kann. Während meiner Fortbildung im tiefsten Oberpfälzer Funkloch habe ich es geschafft, beide Bände zu lesen ;-)

"Die Chirurgin", das ist Catherine Cordell. Vor zwei Jahren wurde sie brutal vergewaltigt und konnte den Täter, der seine bisherigen Opfer alle ermordet hatte, erschießen. Doch plötzlich wendet sich die Polizei von Boston an sie, denn ein neuer Mörder treibt sein Unwesen. Und alles scheint darauf hinzudeuten, dass sein nächstes Opfer Catherine sein soll. Jane Rizzoli, die einzige Frau der Bostoner Mordkommission, setzt alles daran, den Fall zu lösen ... "Der Meister" ist die Fortsetzung, denn der inzwischen gefundene Serienmörder aus Boston scheint einen Verehrer gefunden zu haben. Wieder werden Leichen gefunden, diesmal Ehepaare: der Mann wurde gezwungen, die Vergewaltigung seiner Frau anzusehen, bevor ihm die Kehle durchtrennt wird, und die Leiche der Ehefrau taucht erst Tage später auf. Jane Rizzoli und die neue Pathologin Maura Isles versuchen, ihn zu stoppen ...


Tess Gerritsen war früher selbst Ärztin und diese naturwissenschaftliche Grundausbildung merkt man ihr auch an. Dabei ist der Fall trotz allem spannend, interessant und fesselt ziemlich. Wobei ein wenig weniger detaillierte Beschreibungen der Tatorte deme in oder anderen Leser sicher besser gefallen würden, aber hey, ich mag das einfach im Moment.

Was mir gut gefallen hat, war die Figurnzeichnung. Jane ist eine sehr interessante Persönlichkeit, die im Privatleben mit einer italienischestämmigen Überfamilie gesegnet ist, die für die Berufswahl der Tochter nur ein müdes Lächeln übrig haben, während sie sich im Beruf gegen die Machoallüren ihrer Kollegen durchsetzen muss. Ihr Partner Thomas Moore knabbert am Krebstod seiner Frau und wird immer mehr zu einem weiteren Nervfaktor ihres Lebens. Beide werden durchaus differenziert dargestellt, was auch für die anderen Figuren gilt, mit Ausnahme vielleicht von Maura Isles. Zu ihr finde ich einfach keinen Zugang im Buch, ich erfahre nichts über sie, außer, dass sie total toll ist, was verdammt langweilig beim Lesen wird. Da hat die Figur in der Serie deutlich mehr Pfeffer und vor allem lsutige Szenen, selbst wenn das nicht mit dem Buch übereinstimmt ;-)

Alles in allem: natürlich lohnen sich die Bücher. Und wenn man sie beim Fernsehen ignoriert, dann hat man auch an der Serie jede Menge Spaß ;-)

Mittwoch, 21. März 2012

Ransom Riggs - Die Insel der besonderen Kinder

Macht ihr das auch manchmal, ein Buch zu kaufen, obwohl ihr gar nicht wisst, worum es geht, nur weil euch das Cover gefällt? Hin und wieder geht es mir so, und dieses Buch hier ist mir im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße gefallen - letzten Freitag auf dem Weg nach Hause fiel es der netten Dame vom Buchgeschäft drei Häuser weiter aus den Händen, als sie das Schaufenster neu dekoriert hat, und kullerte die Treppe runter genau vor mich. Na, wenn das kein Zeichen ist :-)

Das Buch erzählt die Geschichte des 15jährigen Jacob. Als kleiner Junge erzählt ihm sein Großvater seltsame Geschichte über damals, als er aus Polen auf eine Insel geschickt wurde. Eine Insel, auf der es keine Monster gab, die ihn verfolgten, sondern im wahrsten Sinne des Wortes besondere Kinder - ein Mädchen, das immer etwas über dem Boden schwebt; einen unglaublich starken Jungen, der mit Felsen jongliert; eine unsichtbaren Jungen und viele andere mehr. Später tut Jacob es ab als die Erinnerungen eines vom Holocaust traumatisierten Alten, der allmählich dement wird, und ignoriert die Fotos, die sein Großvater als Beweise vorgelegt hat. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er ihn sterbend im Wald findet, zerfleischt von den Monstern. Und er beschließt, die letzte Bitte seines Großvaters wahr zu machen: die Kinde rzu finden und zu warnen.

"Die Insel der besonderen Kinder" ist ein ziemlich faszinierendes Experiment. Denn hinter dem recht faszinirend-gruselig gestalteten Einband verbirgt sich nicht nur eine - leider verdammt offen endende - Fantasy-Geschichte für Jugendliche, sondern der Leser findet tatsächlich die Fotos, von denen die Rede ist. Von Ransom Riggs in mühevoller Kleinarbeit zusammengeragene Schwarz-Weiß-Bilder, die die Geschichte nicht nur illustireren, sondern wirklich mittragen. Denn die so absurd wirkende Geschichte erhält für uns bild-gläubige Post-20.-Jahrhundert-Leser viel mehr Realität, als wir es uns wünschen. Ich kann nur empfehlen, das Buch nicht sofort durchzublättern, sondern die Bilder wirklich beim Auftauchen auf sich wirken zu lassen, das ist faszinierend.

Das einzige Manko, das ich beim Lesen festgestellt habe, ist Jacob. Der Junge ist für mich die am schlechtesten ausgearbeitete Figur im ganzen Buch. Irgendwie fehlt mir der Zugang zu ihm, ich kann nicht erklären, woran es liegt. Aber trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, es unterhält sehr gut, es macht Lust auf die Fortsetzung, und die Bilder sind einfach gut gewählt ;-)

Freitag, 16. März 2012

Freitags-Füller




1. Der blaue Himmel war heute einfach wundervoll. Ich habe mich spontan mit einer Freundin im Eis-Café getroffen und hatte endlich mal wieder Lust, rauszugehen.

2. Deine Blauen Augen machen mich so sentimental. Wenn ich dich so anseh, ist mir alles andere egal .

3. Meine Haare sehen im Moment wirklich, wirklich schlecht aus und bräuchten drinend eine Kur.

4. Dass ich inzwischen dreimal "The Artist" gesehen habe und das nur wegen Jean Dujardin, ist irgendwie selbst für michunglaublich.

5. Schön, dass mir in meiner Sprechstunde nicht der Kopf abgerissen wurde.

6. Heute müsste ich eigentlich noch eine Stegreifaufgabe überarbeiten, oder soll ich das verschieben?

7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf ein gutes Buch , morgen habe ich für mich jede Menge Arbeit eingeplant und Sonntag möchte ich endlich mal wieder nichts für die Schule machen!

Donnerstag, 15. März 2012

Emma Donoghue - Raum


Okay, ich muss eines vorneweg sagen, ich habe das Buch nicht auf deutsch gelesen, sondern auf englisch, nachdem ich es günstig bei amazon bestellen konnte. Es ist auf einglsich gar nicht schwer zu lesen, was vermutlich auch an der Perspektive des Buches liegt, und alle meine Aussagen zur Sprache sind auf das englische Buch ausgerichtet.

Jack ist fünf Jahre alt. Er lebt mit seiner Mutter in Raum. Raum ist ein Zimmer mit Küche, Klo und Dusche. Sein Leben in Raum folgt einer täglichen Routine, morgens aufstehen, dann etwas Sport, dann darf er im Fernsehen sehen, was auf anderen Planeten vor sich geht, abends klopfen und schreien er und Ma gegen das Oberlicht in Raum - das ist Alltagsroutine. Jack hat in Raum alles, was er liebt. Seine Ma, Tisch, Stuhl, Bett, Pflanze. Nur Schrank mag er nicht so, denn jeden Abend muss er in Schrank schlafen. Denn abends, nachdem er zu Bett gegangen ist, kommt Old Nick - und der darf ihn nicht sehen, das hat Ma verboten.

Was der Leser anfangs nur ahnt, wird nach einigen seiten sehr deutlich: Jack und Ma leben kein normales Leben. Old Nick, den wirklichen Namen des Mannes erfährt man bis zum Schluss nicht, ist ein Entführer, der Nicks Mutter vor fast zehn Jahren entführt hat und seitdem in einem umgebauten Gartenschuppen gefangen hält. Und der irgendwann Jack mit ihr gezeugt hat, eine Tatsache, die bei der Mutter nach Jahren des sich-Fügens zumidnest eine Sache ausgelöst hat: einen unglaublichen Beschützerinstinkt. Sie versucht, Jack ein normales Leben zu ermöglichen, auch wenn das bedeutet, dass sie ihn anlügen muss, dass sie ihm die Realität verschweigt. In diese Ausgangssituation wirft Emma Donoghue ihre Leser, und ddamit muss man erstmal klarkommen. Und als dann tatsächlich das gelingt, was man als Leser gehofft hat, als jack und seine Mutter es schaffen, zu entkommen, wartet auf Jack eine Welt, die völlig anders ist als das, was er kennt. Das ist der zweite Teil des Buches, eine Konfrontation eines Fünfjährigen mit einer Welt, die viel zu groß für ihn ist.

Mich hat das Buch beim Lesen echt fertig gemacht. Satz für Satz wurde ich mehr hineingesaugt in Jacks Sicht- und Denkweise. Die Sichtweise eines kleinen Jungen, der auf der einen Seite alltägliche Dinge wie Chips nicht kennt, weil er sie noch nie gegessen hat, und der auf der anderen Seite beispielsweise unglaublich großes Empathieempfinden und Sprachgewandtheit besitzt, eben deshalb, weil das alles ist, was er und Ma in Raum tun können: miteinander sprechen und füreinander da sein. Wirklich, ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem ich am Ende nicht mehr wusste, ob ich mich freuen kann oder doch traurig bin, das mich in so viele verschiedene Gefühle hineingeschmissen hat und dann "Schwimm oder geh unter!" geschrien hat. Bitte, lesen :-)

Jon Krakauer - Mord im Auftrag Gottes. Eine Reportage übe religiösen Fundamentalismus

Jon Krakauer hat mein Herz als Reportagen-Leser erobert mit seinem Buch "In eisige Höhen", zu dem ich auch irgendwann mal eine Rezension schreiben werde. Ich schätze seine klare Sprache und dass er sich als Autor durchaus auch mal im Buch zu Wort meldet. Darüber hinaus recherchiert er sehr sorgfältig und ich halte seine Bücher für einige der gehaltvollsten Reportagen, die auf dem Markt erhältlich sind. "Mord im Auftrag Gottes" habe ich schon vor einigen Jahren gelesen und jetzt, grade auch angesichts der Vorwahlen zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen, noch einmal. Erstaunlicherweise bin ich grade nicht mehr ganz so begeistert von dem Buch wie ich es noch vor ein paar Jahren gewesen bin - nichtsdestotrotz ist ist es wirklich gut.

Der Titel weckt ein wenig irritierende Assoziationene - religiösen Fundamentalismus assoziieren die meisten Post-9/11-Leser einfach automnatisch mit islamistischem Fundamentalismus und vermutlich war das auch einer der Auslöser für das Buch. Tatsächlich kreist das Buch aber um eine ganz andere Form von religiösem Fundamentalismus, der in den USA bis heute sehr präsent ist, ohne wirklich groß thematisiert zu werden, nämlich den Fundamentalisten der Kirche der Heiligen der Letzten Tage, oder anders gesagt, es geht um fundamentalistische Mormonen. Diese Gruppierungen (denn untereinander sind die meisten Fundamentalisten extrem zerstritten und spalten sich immer mehr von einander ab) frönen auch heute noch einigen Bräuchen, die der Religionsgründer Joseph Smith jr. tatsächlich als Weissagungen erlassen hat, die aber von der offiziellen Kirch inzwischen abgelegt wurden. Am wichtigsten ist dabei die Praktizierung der Polygamie, es gibt fundamentalistische Mormonen mit bis zu dreißig Ehefrauen und dementsprechend vielen Kindern.

Krakauer nimmt den Leser mit in diese völlig irritierend wirkende Lebenswelt von Menschen, die nicht einfach nur streng religiös sind. Ein wichtiger Basisstein der Mormonen ist der Glaube daran, dass jeder Mensch Offenbarungen von Gott erfahren und dadurch Prophet werden kann. Genau das geschah auch 1984 mit Ron Lafferty, dem offenbart wurde, dass er seine Schwägerin und seine zweijährige Nichte ermorden muss, da diese mit ihrer anti-fundamentalistischen Lebenseinstellung seine Familie zerstört haben würde. Nicht nur das Gericht im Mordprozess gegen Ron Lafferty, auch der Leser steht vor der Frage: wie geht man mit so jemandem um? Einfach den Stempel "geistesgestört" auftragen und damit hat es sich? Krakauer versucht zu ergründen, warum Menschen wie Lafferty auch heute noch exisiteren, in einer Welt in der die Wissenschaft regiert. Warum und wie es geschehen kann, dass Religion zum Auslöser für Morde wird. Und er gibt eine Einführung in die Glaubensgrundsätze und Geschichte einer ehrlich gesagt sehr faszinierenden Religion, denn wie er selbst sagt: im gegensatz zu den großen Weltreligionen sind die Mormonen eine absolut junge Religion, deren kometenhafter Aufstieg kaum erklärbar ist. Man erfährt über den Religionsgründer Joseph Smith, seine Nachfolger und die Streitigkeiten innerhalb der Glaubensgemeinschaft gerade in Bezug auf die von außen immer abgelehnte Polygamie.

Ich finde das Buch wirklich empfehlenswert, allerdings ist es auch - was mir jetzt beim lesen wieder klar geworden ist - sehr sperrig. Krakauer wechselt ständig zwischen den Zeitebenen, ist mal in der Gegenwart, mal in der näheren und ferneren Vergangenheit. Grade die Unüberschaubarkeit der Fundamentalisten, in denen sich die immer gleichen Familiennamen wiederfinden, hat bei mir immer wieder die Frage "Wer ist der denn nochmal?" ausgelöst. Es ist ein Buch zum langsamen Lesen, das allerdings eine Fülle an Informationen bietet, die gut präsentiert werden und sorgfältig recherchiert sind.

Freitag, 9. März 2012

Ein Spaziergang durch die Bibliothek - Bücherschnappen für Einsteiger

Die meisten Besucher, die unser Wohnzimmer betreten, stehen vor den deutlich überfüllten Bücheregalen und stellen früher oder später zwei Fragen: "Hast du die alle gelesen?" (Nein, sie stehen aus dekorativen gründen da, die Knicke im Buchrücken sind nur Tarnung :-) ) und "Wieso sind das so viele verschiedene Sachen?"

Naja, die Antwort auf die letzte Frage ist nicht sehr schwer. Ich mag es einfach, nicht nur ein Genre zu lesen. Ja, ich habe einen leichten Hang zu Krimis und Thrillern, aber ich bin schnell gelangweilt oder übersättigt, wenn ich mich immer nur in einem Genre aufhalte. Deshalb halte ich eben Augen und Ohren offen nach allem, was mich interessiert. Das ist eine Eigneschaft, die ich im Laufe der Jahre perfektioniert habe, niemand wird damit geboren, aber vielleicht braucht jemand von euch ja mal einen Anstoß dahingehend, wie oder wonach er Bücher auswählen kann. Und deshalb dachte ich: "Hey, schreib doch einfach mal einen netten Post fürs Blog, was dir durch den Kopf gehst, wenn du dir die Tasche in der Bibliothek vollstopfst." Und genau das habe ich hiermit vor...

Ich habe die Stadtbibliothek heute betreten mit zwei Vorsätzen: "Du leihst dir nur ein paar Bücher aus, du hast keine Zeit", war der eine. "Ich muss für Schwsterherzchen "Tintenherz" ausleihen", war der zweite. Beim Betreten der Bibliothek lief ich durch die Auslagen mit aktuellen Empfehlungen, natürlich bleibe ich kurz stehen.
"Hmmm, was liegt denn da ... oje, "Der Menschenmacher" von Cody McFadyen, ob der auch so doof ist wie die anderen beiden? Schauen wir mal, ein kleiner Verriss auf dem Blog wäre ja auch mal wieder schön. Und was ist das da? Heimito von Doderer "Die Strudelhofstiege" - Heimito ... Heimito ... was zur Hölle ist das denn für ein Name? Okay, schauen wir mal, was schreibt er denn so, der Heimito ... Aha, ein Großstadtroman aus Wien, Anfang des Jahrhunderts ... klingt doch gar nicht so schlecht ..." Zwei Bücher reicher laufe ich zur Jugendabteilung und suche "Tintenherz". Das ist ausgeliehen, aber dafür stolpere ich über "Artemis Fowl. Der Atlantis-Komplex": "Artemis! Wie cool, endlich eine Fortsetzung!"

Mit drei Büchern in der Tasche betrete ich die Rolltreppe und mache mich auf den Weg in den dritten Stock. Ich will ja nur mal schnell schauen... Mein Blick wandert über die Bücherregale, passenderweise werden in der obersten Reihe immer einige ausgelegt, so dass ich das Titelbild sehen kann.
"Hey, ein Buch von Hans Fallada - was für ein Zufall! Nehm ich mal mit, ich fand doch "Jeder stirbt für sich allein" so gut. "Ein Mann will nach oben", mhm - ach egal, nimm#s einfach mit ... Oh, was ist das denn für ein dünnnes Buch da? Truman Capote ... steht da auch irgendwo, worum es geht? Egal, find ich beim Lesen schon raus ... "Ein russischer Sommer" - woher kenn ih den titel? Mal schnell in den Klappentext schauen ... ach so, das war der Tolstoi-Film, der hier nicht im Kino lief! ... Ui, was haben sie denn da drüben aufgebaut, da stehen so viele neue Bücher ... "Jane Eyre", mitnehmen! Kannst du dann endlichv on der Leseliste streichen!"
Das Schlendern ist inzwischen ein wenig manisch geworden, denn ich war noch nicht in der Krimi-Abteilung. Ich biege also scharf nacch rechts ab, bleibe vor dem ersten regal stehen und mein Blick fällt auf "Die Arena" von Stephen King. "Hat D. nicht davon so geschwärmt? Na klar, die meinte, es wär toll - das Schicksal meint es gut mit dir, stolperst einfach drüber, also nimms chon mit. Oh, und was ist das? "lyra"? Mesnch, wie toll, das hat dir doch schon die S. damals empfohlen, so vor fünf Jahren - endlich! Und jetzt geh endlich zu den Krimis, da ist kein Platz in der Tasche mehr!"
Zwei Bücherregale weiter, bei den Krimis angekommen, schaue ich mich um. "Ich hättegerne was Gediegenes, nich tzu Blutiges ... Hmm, was sieht denn danach aus? oh, das da, das ist dick, aber der Umschalg ist so schön ... schwazr, dunkelgelb ... Moment, Reginald Hill ... war das nicht der Typ mit dem Krimi mit den "kindertotenliedern"? Der war ganz okay, glaub ich ... mal schnell reinlesen ... Ui, das klingt gut, genau was ich will. Hach, ich freu mich schon auf die Badewanne nachher ... Was ist denn das da drüben? "I'm an English Man in New York", das ist doch ein Lied. Was ist das denn für ein Buch? Wer ist Quentin Crisp? Gott, klingt das abgespacet ... richtig gut, irgendwie ... passt es noch in die Tasche?"

Ja, um es kurz zu machen, so in etwa läuft es jedes Mal ab. Ich bekomme meine Leseinspirationen durch Empfehlungen von Freunden - auch wenn ich das Buch vielleicht erst Jahre später lese - und durch Titelbilder. Oder weil mir irgendwas an dem Buch ins Auge sticht. Das kann der Autorenname sein, der Titel, ein Detail auf dem Umschlag, ich habe sogar vor ein paar Jahren ein Buch nur deshalb gekauft, weil der Name des Autors nirgends zu sehen war. Außerdem lese ich sehr oft Bücher von Autoren, die mir beim ersten Buch gefallen haben, um zu sehen, was sie sonst noch schreiben. Und hin und wieder ein Buch, von dem ich fast schon weiß, dass ich mich drüber ärgern werde (aber nur dann, wenn ich auch weiß, dass es irgendwie schon spannend sein wird, also keine stinklangweiligen Bücher). Dann Bücher, die ich auf einer geheimen "doch, die solltest du kennen, Ponine"-Liste führe, weil ich sie für mich persönlich wichtig finde, mal zu wissen, wie sie sind. Und - wie im Falle Quentin Crisp - in vielen Fällen wähle ich Bücher einfach nur danach aus, dass ich einfach nichts darüber weiß. Ich habe nämlich die (von manchen beneidete, von manchen eher "Ein Monster"-bestaunte) Gabe, mir vieles von dem, was ich je gelesen habe, zu merken. Ich bin gerne mal ein Klugscheißer mit angehäuften seltsamen Wissen und Quentin Crisp gehört in diese Kategorei, soweit ich das bisher abschätzen kann :-)

Ja, das war es. Viellicht hilfreich, vielleicht interessant, vielleicht sinnfrei. Aber was mich interessiert: wie findet ihr eure Bücher? Welche Bücher sprechen euch, im wahrsten Sinne des Wortes, an?

Ein Ausflug im Frühling

Heute ist ein wunderschöner Tag. Es herrscht strahlender Sonnenschein, obwohl ich heute früh die Autoscheiben wieder einmal abtauen musste (ich LIEBE dieses Spray, das mir das Kratzen erspart!), und obwohl ich eignetlich noch Stunden für nächste Woche vorbereiten muss, habe ich mir von meinem Schreibtisch freigenommen und bin durch die Stadt spaziert. Natürlich nicht einfach so, sondern mit einem Ziel.

Ich habe ja schon öfter von der Stadtbibliothek hier geschwärmt. Jetzt ist es auch mal an der Zeit, dass ihr dieses Wunderwerk bestaunen könnt ;-)
Unsere Stadtbibliothek teilt sich seit letztem Jahr ein Gebäude mit der Volkshochschule. Früher war ein Warenhaus darin, jetzt ist es eine Art multimedialer Lernort geworden, der einfach umwerfend ist. Von außen wirkt das Gebäude sehr solide, die einzige Neuerung, die beim Bau geschaffen wurde, sind diese Säulen im Eingangsbereich. Hinter dieser etwas gründerzeitlichen Fassade verbirgt isch ber twas ganz anderes. Denn im Inneren sieht es allerdings eher so aus wie auf dem Bild hier unten: Das ist das Foyer, der so genannte Markplatz. Auf den Tischen sind jeweils die Monats-Empfehlungen ausgelegt, also aktuelle Bücher z.B. zu einem bestimmten Thema. Die darf man leider auch nur vier Wochen ausleihen und nicht verlängern, auf meinem Lesestapel sind es also die Bücher, die ich zuerst abarbeite. Die Rolltreppen, die man rechts erkennen kann, sehen von vorne betrachtet so aus: Die Stadtbibliothek zieht siich insgesamt über vier Etagen. Man hat darauf verzichtet, ein ungemütliches treppenhaus zu schaffen, sondern die Zugänge direkt in die Mitte des Gebäudes gesetzt, so dass auf jeder Etage die gesamte Etage einsehbar und lichtdurchflutet ist. Die Bücheregale sind auf jeder Ebene eingefügt und sortiert, im Ergeschoss findet man die Kinder- und Jugendbibliothek, im ersten Stock die Fachbücher, Fremdsprachen und dergleichen mehr, im zweiten Stock Hörbücher und sämtliche Literatur, im dritten Stock sind Seminarräume und Studienräume, die auch von der VHS genutzt werden. Und im Keller, da befindet sich die "Black Box", ein Veranstaltungssaal, und eine Art Chill-Out-Lounge für Teenager. Es handelt sich um einen durch Bücherregale abgetrennten Bereich mit riesigen Kissen-Sitzsäcken, bei denen man sämtliche aktuelle Teenager-Literatur, Computerspiele und vieles mehr findet. Es sieht schonmla toll aus, wenn man reinkommt, dxie ganze Bibliothek macht einfach Lust aufs lesen und Lust auf Bücher. Überall sind kleine Sitzmöglichkeiten, um direkt loszuschmökern, und wenn man es bis zum zweiten Stock geschafft hat, wird man belohtn durch ein wundervolles kleines Café, das von der Behindertenwerkstätte geführt wird und unglaublich lievoll dekorierte heiße Schokolade anbietet ;-)


Ich freue mich jedes Mal, wenn ich dort hingehen kann, und heute habe ich natürlich zugeschlagen ;-) Ein Post darüber folgt im Anschluss, weil ich einfach mal erzählen möchte, wie ich überhaupt die ganzen Bücher auswähle, die ich lese. Also freut euch schonmal und genießt bis dahin einfach diese Bilder. Ich wünsche euch einen schönen Frühling!!!

Donnerstag, 8. März 2012

Hans Fallada - Jeder stirbt für sich allein

Uff. Mehr konnte ich einige Tage lang nicht zu diesem Buch sagen. Das Buch ist mein diesjähriges "Himmel, häng deine Leseliste für dieses Jahr an den Nagel, da kommt nichts mehr nach"-Buchm ehrlich.

"Jeder stirbt für sich allein" ist vor ein paar Jahren zum ersten Mal in einer vollständigen Ausgabe erschienen, in der die vom Verlag vorgenommenen Streichungen und Veränderungen zurückgenommen wurden, von denen es etliche gab. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte des Buches zusammen.

Hans Fallada erhielt 1946 den Auftrag von Johannes R.Becher, einen Roman zu schreiben für den in der Sowjetische Besatzungszone gegründeten Aufbau-Verlag. Thema sollte der Widerstand der Arbeiter gegen den Nationalsozialismus sein, weshalb er Fallada eine Auswahl von Gestapo-Akten schickte. Darunter auch der Fall von Elise und Otto Hampel. Die beiden älteren Leute hatten, nach dem Tod von Elises Bruder als Soldat in Frankreich, zwischen 1942 und 1943 in Berlin begonnen, Flugblätter und Postkarten gegen das Hitler-Regime auszulegen, waren 1943 denunziert und in Plötzensee hingerichtet worden. Innerhalb von nur vier Wochen schrieb daraufhin Fallada den Roman "Jeder stirbt für sich allein", der sich mit seinen Protagonisten Anna und Otto Quangel lose an den Hampels orientiert.

"Jeder sitrbt für sich allein" ist ... ich finde eigentlich kein Adjektiv, es zu beschreiben. Es ist ein Buch, das einerseits einfach runtergeschrieben wirkt, Logikfehler beinhaltet und dessen Figuren man durchaus vorwerfen kann, sehr stereotyp zu agieren. Auf der anderen Seite ist aber auch genau das die Stärke des Buches. Es geht nicht um einzelne Individuen, sondern eher um die Frage nach Typen und durchaus auch typischem Verhalten, egal in welcher Situation. Anna und Otto Quangel sind das Typ des älteren Ehepaars, das sich eigentlich nichts mehr zu sagen hat, sondern seine Gemeinsamkeit durch den Sohn erfährt. Der stirbt kurz nach seinem Einzug in die Armee und mit einem Mal beginnt bei den Quangels eine kleine Veränderung. Die bisherigen Mitläufer (Anna ist Mitglied in der NS-Frauenschaft, Otto durch seine Stellung in der Tischlerfirma natürlich Mitglied in der Deutschen Arbeitsfront), die sich mit dem Regime arrangiert hatten, stellen Fragen. Zunächst nur sich selbst, dann sich gegenseitig - und plötzlich ist da diese Idee da: es anderen Menschen zu sagen. Und die sagen es weiter. Und diese sich in Bewegung setzende Welle spült alles davon, macht alles ungeschehen. Eine naive Idee? Sicher. Aber trotzdem lassen sich die Quangels nicht davon abbringen - und man folgt ihnen als Leser einfach weiter, völlig unabhängig davon, dass man genau weiß, wo alles enden wird. Denn die meisten Karten landen bei der Gestapo und damit auf dem Schreibtisch von Kommissar Escherich - einer Figur, die sehr viel weniger typisch wirkt. Die auf der einen Seite exakt den Vorstellungen des brutalen Gestapo-Mannes entspricht, der sich seine Geständnisse auch durch Folter holt. Auf der anderen Seite ist er bereit, Fehler zuzugeben, ist ein altgedienter Polizist, der sich arrangiert hat und weiß, was von ihm erwartet wird, egal, ob er selbst es möchte oder nicht.
Parallel zu dieser Geschichte zeichnet Fallada das Bild einer Gesellschaft, in der zehn Jahre Nationalsozialismus dazu geführt haben, dass sich jeder darin eingerichtet hat oder einrichten musste. In der der Selbstmord einer Jüdin keine Aufregung mehr Wert ist, sondern nur zu einer Prügelei darüber führt, wer eigentlich das erste Recht hat, ihr die Wohnung leer zu räumen. In der ein ungefähr 15jähriger keine Hemmungen hat, seinen Vater in der Psychatrie ermorden zu lassen. In der mancher hinter geschlossenen Fensterläden hin und wieder ins Grübeln kommt und dann doch so weitermacht wie gehabt. Es ist ein Bild, das beim Lesen fassungslos macht und auf der anderen Seite immer wieder die Frage wachruft, ob man selbst tatsächlich diesen unglaublich naiven Mut der Quangels hätte haben können. Es ist ein Buch, in dem Logikfehler gar nicht stören, sondern vielmehr in die Absurdität des Alltags hineinzupassen scheinen.

Und es ist ein Buch zum Wiederlesen. Und wieder. Und wieder.

Samstag, 3. März 2012

Charles Portis - True Grit

Mattie Ross ist 14, als ihr Vater von dem Verbrecher Chaney erschossen wird. Und sie ist 14, als sie den Marshall Reuben "Rooster" Cogburn anheuert und mit ihm gemeinsam in das Indianergebiet aufbricht, um Chaney zu stellen oder zu erschießen.

Wow. Ich bin ja wirklich schon ein Fan des Film der Coen-Brüder, aber seit ich das Buch gelesen habe, weiß ich gar nicht, was besser ist. Sowohl im einen wie auch im anderen sind die Figuren nicht charakterisiert durch tiefgreifende Gedankengänge, sondern einzig und allein durch ihre Handlungen. Und selten habe ich ein Buch gelesen, in dem auf wenigen Seiten, ach, was rede ich, innerhalb weniger Sätze eine so dichte Atmospähre aufgebaut wird. Dieses Leben an der Frontier, wird von Portis nicht etwa geschildert, sondenr einfach nur dargestellt. Recht und Gesetz sind herrschende Prinzipien, aber es ist eher das "Recht des schnelleren Colts" und das "Gesetz des Überlebenden", das diese Menschen prägt. Wie schon im Film hatte ich auch hier das Gefühl, dass die einzigen Menschen, die Anstand im Leib haben, ausgerechnet die Gangster sind, während Männer wie Cogburn sich einzig über ihren Schneid definieren und darüber, möglichst lange im Sattel bleiben zu können. Dieses Buch ist hart, kaltschnäuzig, abgebrüht, und von der Wild-West-idylle ungefähr so weit entfernt wie ich vom Literatur-Nobelpreis. Und das macht es so unglaublich genial!

Val McDermid - Alle Rache will Ewigkeit


Die profilerin Charlie Flint hat zur Zeit einiges um die Ohren: ein Ermittlungsverfahren wegen eines eventuellen Gutachtenfehlers, eine ausgelaugte Beziehung mit ihrer Lebensgefährtin Maria, und die Avancen einer attraktiven Kollegin aus ihrer alten Alma mater Oxford. Und dann meldet sich auch noch ihre alte Professorin und bietet ihr eine Möglichkeit, sich kriminalistisch zu betätigen. Denn der Schwiegersohn besagter Professorin wurde nicht nur am Tag seiner Hochzeit ermordet, sondern jetzt lebt ihre Tochter auch noch mit der Frau zusammen, die vermutlich seine Mörderin ist. Zwar hat das Gericht zwei Arbeitskollegen des Verblichenen verurteilt - aber Charlie soll Beweise sammeln, die diese Jay endgültig belasten ...

Okay, das klingt nach ein bisschen viel - und bei Gott, das ist es auch. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass ValMcDermid gerne alles auf einmal in den Roman packen möchte, inklusive flammende Plädoyers für Lesben und gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Genau das hat mich beim Lesen aber vehement gestört, eben weil es so plädiert, statt einfach nur normal darzustellen. Wie normal würde eine lesbische Beziehung wirken, wenn sie Charlie und Maria einfach nur beim Frühstück zeigt, statt sie dazu auch noch tiefgehende Diskussionen über Frauenliebe halten zu lassen - ich diskutiere doch mit meinem Mann auch nicht ständig und immer wieder über die Ehe als lebensprinzip, würde ich mit meiner Frau ebenso wenig tun. Wie gesagt, micht nervte einfach dieses gesamte Aufgesetzte an dem Buch, nicht nur in Bezug auf Homosexualität, sondern in Bezug auf alles. Auf psychische Krankheiten; auf Beziehungen; auf Studieren in Oxford; ach, auf alles... Ich fand das Buch einfach schlecht, zwar nicht langweilig, aber nervig - und mit einem so vorhersehbaren und gleichzeitig "nee, das macht sie jetzt nicht ernsthaft!"-Ende versehen, dass ich es wirklich gerne wieder losgeworden bin.

Stephen King - Sunset

"Sunset" ist eine weitere Sammlung mit Kurzgeschichten von Stephen King. Ich mag seine Kurzgeschichten wirklich gern, fast lieber als so manchen Roman, weil sie beweisen, dass er es schafft, unglaublich dicht und kompakt zu schreiben und sofort Spannung aufzubauen. Eigentlich.

Von "Sunset" bin ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Da sind zwei richtig, richtig grottige Geschichten drin, drei wirklich, wirklich gute - und der Rest, die überwiegende Mehrheit, sind einfach nur durchschnittlich. So durchschnittlich, dass ich mich ehrlich gesagt nicht mehr dran erinnert habe, bis ich bei amazon kurz in die Bewertungen reingelesen habe. Dann dämmerte es mir zwar wieder, aber gleichzeitig kam dabei eher so ein "ach ja ... die ... mhm"-Gefühl in mir hoch. Undd as will ich bei Stephen King einfach nicht haben!

Rachel Wood - Numbers. Den Tod vor Augen


Adam lebt seit dem Tod seiner Mutter gemeinsam mit seiner Großmutter in einer Sozialwohnung. Aber jetzt werden sie nach London evakuiert und Adams Probleme werden dadurch deutlich größer. Denn Adam hat eine besondere Gabe: ein Blick in das Gesicht seines Gegenübers und er sieht dessen Todesdatum, spürt den Schmerz des Todes - und on letzter Zeit sieht er immer und immer wieder ein und dasselbe Datum: den 1.Januar 2028. Und dann ist da noch Sarah, das Mädchen aus seinem Kunstkurs, die Angst vor ihm zu haben scheint, obwohl sie sich noch nie uvor gesehen haben ...

"Numbers. Den Tod vor Augen" ist die Fortseetzung zu "Numbers. Den Tod im Blick", wobei das effektiv egal ist. Zwar wird im ersten Band die geschichte von Adams Mutter erzählt, doch die fast zwanzig Jahre zwischen den beiden Bücher haben dazu geführt, dass sich die Welt stark verändert hat. England ist ein Überwachungsstaat, der seine Bürger durch bei der Geburt implnatierte Chips dauerhaft unter Beobachtung hält und in dem die alten gesetze nicht mehr gelten. Ich hätte mir gewünscht, da ein bisschen Hintergrundinformationen geliefert zu bekommen - das Wieso, Warum, Weswegen eben - aber auch ohne diese Hilfe kann man das Buch gut lesen. Die Sprache ist flüssig und - ein seltenes Gut bei Jugendromanen - immer absolut authentisch. Die Geschichte von Adam und Sarah wird abwechselnd aus ihren Perspektiven erzählt, was zusätzlich Spannung reinbringt, und - und das ist das Gemeingefährliche - das Buch zu einem Pageturner hoch drei macht.

Bis zu den letzten seiten. Tut mir Leid, Mrs. Wood, aber die sind das alles ebne nicht mehr. Da nimmt die Geschichte - die trotz allem immer realistisch und glaubhaft wirkt - eine Wendung, die ich einfach nicht mag, die zu sehr auf Happy End getrimmt zu sein scheint, als dass sie zum Buch passt. Schade eigentlich...

Isabel Allende - Das Geisterhaus


Ich habe so lange einen Bogen um das Buch gemacht, dass ich die Hoffnung, es jemals von der "Liste der 100 Bücher" streichen zu können, fast aufgegeben hatte. Dann habe ich es doch mal in der Bibliothek mitgenommen (naja, es stand eben auch grade rum und ich hatte ja noch Platz in der Tasche) und mich dran gemacht...

Die ersten 100 Seiten waren fürchterlich, fürchterlich zäh. Ich war nahe dran, es endgültig wegzupacken. Mich hat alles an dem Buch genervt. Diese betuliche, getragene Sprache. Die Eigenart, alle paar Seiten plötzlich vom auktorialen Erzähler in die Ich-Form zu wechseln. Die Langeweile, mit der die Familie geschildert wird. Das alles änderte isch erst ungefähr ab dem zweien Teil. Die Geschichte gewann nicht nur an Fahrt, sondenr vor allem an interessanten Informationen über die chilenische Geschichte. Und das hat mich wirklich entschädigt, denn ich weiß effektv so gut wie nichts über Chile und die Militärdiktatur unter Pinochet, geschweige denn seinen Vorgänger Allende (der der Onkel Isabell Allendes war), und gradedadurch hat sich das Buch gelohnt. Auch wenn die Sprache weiterhin zäh und betulich war ;-)

Nein, im Ernst, "Das Geisterhaus" ist wirklich gut. Die Geschichte entführt einen, wenn man sich auf sie einlässt, in einen unfassbaren Sog aus Familiengeschichte und Historienepos. Und obwohl es deutlich dünner ist als russischen Familiensagas, ist auch dieses Buch eben eine solche: eine Familiensaga im besten Sinne.

Februar ist kein guter Lesemonat...

Ich weiß noch, wie ich vor einem Jahr gemeinsam mit ein paar Freundinnen Staatsexamen geschrieben habe. Wir saßen nach unserer ersten Prüfung zusammen in der Mensa und irgendjemand von uns fragte: "Wird es im Ref auch so stressig?"
Wir haben alle gelacht.

Tja, hätte ich das mal sein lassen. Ich bin jeztt seit 13.September im Referendariat und das Wort Stress hat eine neue Dimension erreicht. Und das Wort Demütigung ist zum Teil neu definiert worden. Aber was soll's, ich beiß mich durch.

Das einzig Schlimem ist die Tatsache, dass mir so wenig Zeit zum Lesen bleibt. Wirklich sehr, sehr wenig Zeit. Ich bin ein schneller Leser und jetzt knapse ich seit drei Wochen am selben Buch rum und bin abends so fertig, dass ich grade male ine Seite schaffe. Dazu kommt, dass mein Immunsystem wirklich runtergrefahren zu sein scheint und ich seit Ende Januar - als meine Lehrprobe rum war - nur noch krank bin. Kaum auskuriert, nähert isch schon das nächste Übel.

Ich hoffe einfach, dass es bald besser wird. Oder wenigstens Frühling... Nichtsdestotrotz muss dieser Blog hier weiterleben, deshalb werde ich in nächster Zeit zurückgreifen auf Bücher, die ich vielleicht schon vor etwas längerer Zeit gelesene habe und die beim Posten immer irgendwie untergegangen sind ;-)