Montag, 25. Juni 2012

Hat ein bisschen gedauert ...

Ich hab euch nicht vergessen und auch mein Gewinnspiel nicht. Nur haben mich in den letzten Tagen diverse Kleinigkeiten davon abgehalten, mich dem Blog zu widmen. Ganz vorne stand die Frage "Wo kriege ich ein neues Auto her?", nachdem meine Klapperkiste von VW Golf nach 267456 Kilometern kurz nach der Autobahn schlapp gemacht hat und der Motor nicht mehr wollte. Die gute Nachricht: ich habe wieder eins gefunden ;-)

Deshalb nicht wüten und toben, ich mache mich an die Auslosung und melde mich dann bald wieder ;-)

Ferdinand von Schirach - Der Fall Collini



ACHTUNG, BESPRECHUNG OHNE SPOILER NICHT MÖGLICH!!!!

Lebt man mit einem Juristen zusammen, dann gibt es ein paar Autoren, an denen man irgendwann nicht vorbeikommt, weil selbst der nichtlesende Gemahl zumindest sehen will, was ein Jurist an Literatur zu schreiben befähigt ist. Im Klartext heißt das, dass mein Mann dafür zuständig ist, unseren Bücherschrank zu bestücken mit Autoren wie Bernhard Schlink oder eben Ferdinand von Schirach - aus rein beruflichem Interesse, versteht sich. Beides sind Autoren, deren ich Bücher ich für ganz okay halte, die aber immer ein bisschen daran kranken, dass mir ihre Erzählsprache nicht gefällt. Und besonders bei "Der Fall Collini" fand ich es wirklich, wirklich übel. Die anderen beiden Schirach-Bücher sind kurze Geschichten, das ist okay, mit "Der Fall Collini" hat er seinen ersten Roman vorgelegt und ich finde, der ist ziemlich danebne gegangen.

Fabrizio Collini ist der Name des Mandanten, dem der junge Strafrechtsverteidiger Caspar Leinen als Pflichtverteidiger zugewiesen wird. Collini hat den 85jährigen Hans Meyer in einem Hotelzimmer erschlagen und sich der Polizei gestellt, äußert sich aber weder zur Tat noch zu seinen Motiven. Eine undankbare Aufgabe, die Leinen da bekommt, noch undankbarer, als er feststellen muss, dass es sich beim Mordopfer um seinen "Ersatz-Vater" aus Kindertagen handelte. Dennoch übernimmt er das Mandat und versucht zu ergründen, welche Motive der italienische Gastarbeiter hatte.

Um es kurz zu machen - natürlich steckt das Motiv im Zweiten Weltkrieg. Hans Meyer war damals SS-Offizier und leitete eine Partisanen-Erschießung, bei der auch Collinis Vater ermordet wurde. In den Sechziger Jahren stellte Collini einen Strafantrag gegen Meyer, das Verfahren wurde aber abgelehtn, da die Tat bereits verjährt war. Und damit sind wir beim eigentlichen Beweggrund des Buchs, Schirach möchte einen völlig unbemerkten Justiz-Skandal des Jahres 1961 anprangern. Damals wurde nämlich in einem unbedeutenden Unterartikel des Einführungsgesetzes zum Gesetz über Ordnungswidrigkeiten (EGOWiG) quasi in einem Nebensatz eine Generalamnestie für sämtliche Schreibtischtäter des Nationalsozialismus durchführte - deren Taten galten plötzlich als seit 1960 verjährt (und wenn man bedenkt, dass die wirkliche gerichtliche Aufarbeitung dieser Tätergruppe erst damals allmählich eingeleitet wurde, kann man sich vorstellen, wie Staatsanwälte und andere getobt haben, als sie das mitbekamen ... ) Diesen Justizskandal, aners kann man es nicht nennen, will Schirach wieder ins Leben rufen, allerdings finde ich irgendwie ... er schafft es einfach nicht. Der Roman plätschert zunächst einmal dahin, Caspar leidet und liebt, von Collini erfährt man erstmal so gar nichts, und dann fährt Leinen in einer Verhandlungspause einfach mal zum Staatsarchiv Ludwigsburg, in dem die Akten aus den Entnazifizierungsverfahren gelagert sind. Warum er das tut? Keine Ahnung. Entweder, ich habe es überlesen, oder es haben Seiten gefehlt, oder Schirach schreibt es tatsächlich nicht. Und so geeht es mir immer wieder im Buch. Ständig habe ich das Gefühl, beim Lesen etwas nicht mitbekommen zu haben, mir werden Entdeckungen vorenthalten, um sie dann mit Knalleffekt aus den Seiten zaubern zu können, und dann stehe ich am Ende da und bin irgendwie nicht bereit, tatsächlich Wut über diesen Skandal zu empfinden, sondern habe ihn zur Kenntnis genommen, so wie ich irgendwann einfach alles in diesem Buch einfach nur zur Kenntnis genommen habe.

Das Buch hätte wichtig werden können. Hätte mich aufrütteln können. Aber es krankt einfach daran, dass Ferdinand von Schirach einfach nicht der für mich fesselnde Erzähler ist, dem ich bereitwillig folge.

Samstag, 16. Juni 2012

Bud Spender - Mein Leben, meine FIlme

Zeit für ein Geständnis der Kategorie "ich bin eignetlich ganz anders als ich wirke" :-) Die Komplett-Edition "Bud Spencer und Terrence Hill" in unserem DVD-Regal stammt nicht von meinem Mann, sondern ist meine. Ich bin seit über zwei Jahrzehnten ein absoluter Fan der beiden und Sonntagnachmittage auf Kabel1 sind immer wieder ein Vergnügen, wenn einer der herrlichen Filme läuft, in denen sich Männer gegenseitig verkloppen. Und deshalb habe ich sie natürlich auch besorgt: Bud Spencers Biografie.

An seinem 80. Geburtstag erhält Bud einen Telefonanruf. Die Party ist schon vorbei und er bricht auf an den Ort, an den ihn der mysteriöse Anrufer bestellt: ein Schwimmbad. Und dort trifft er auf einen interessanten Gegenüber: Carlo Pedersoli. Moment mal, ruft da der geneigte Kenner, ist das nicht ... ? Korrekt. Carlo Pedersoli ist seinr ichtiger Name und der Kerl, auf den er da trifft, ist sein jüngeres Ich. Sein anderes Ich. Der erste Italinier, der die 100m unter einer Minute geschwommen ist. Der zweimal bei den Olaympischen Spielen für die Schwimmstaffel teilnahm. Der Chemie und Jura studiert hat und in Südamerika als Tagelöhner arbeitete. Und mit diesem jungen, kettenrauchenden Rüpel sitzt er jetzt im Schwimmbad und plaudert über das, was aus ihm geworden sein wird.

Ich habe irgendwann letztes Jahr gelesen, dass Carlo Pedersoli der letzte echte Italiener sei. Das weiß ich nicht. Was ich aber nach der Lektüre jederzeit unterschreiben würde, ist die Tatsache, dass er ein Mann ist, für den das Adjektiv "nobel" gemacht zu sein scheint. Je länger ich gelesen habe, desto faszinierter davon war ich, dass dieser Mann so absolut bodenständig, sympathisch, ehrlich und - unglaublich, dass man von Bud "Kopfnuss" Spencer spricht - zurückhaltend ist. Er sagt von sich selbst, keine außergewöhnlichen Talente zu besitzen, sondern einfach nur Glück und ein helles Köpfchen gehabt zu haben (so dass er sich zum Beispiel englische Textpassagen einfach auswendig merken konnte, ohne sie überhaupt zu verstehen). Was er noch hat: Größe, genau das zuzugeben, und Dankbarkeit für alles, was ihm im Leben geschieht. Das ist es auch, was er seinem jüngeren Selbst beibringen möchte in diesem Gespräch, dass man das Leben einfach dehsalb so nehmen muss, wie es kommt, weil es am Ende immer einen Grund gibt. Vielleicht keinen netten Grund, aber einen Grund mit Sicherheit.

Das Buch ist keine literarische Hochleistung, aber es ist nett, sympathisch und man erfährt etwas über den Mann hinter dem Bart. Und das ist doch schön, wenn das das Ergebnis eines netten Geplauders ist.

Montag, 11. Juni 2012

Lewis Carroll - Briefe an kleine Mädchen

Eigentlich müsste ich sehr, sehr dringend für eine Klausur am Mittwoch lernen - meine parallele Lehrberechtigungsausbildung in einem weiteren Fach parallel zum Referendariat nähert sich ihrem ersten Höhepunkt - aber ich kann mich nicht aufraffen, weil das so eine furchtbare Laberklausur werden wird, bei der ich schon irgendwie mit "aus den Fingern saugen" durchkommen werde. Und wer profitiert davon? Natürlich ihr, denn zur Tarnung saß ich heute Nachmittag in der Uni-Bibliothek mit einem Buch vor der Nase :-p

Lewis Carroll - oder vielmehr Charles Lutwidge Dogdson - ist als Autor von "Alice im Wunderland" in die Literaturgeschichte eingegangen. Schon relaitv lange weiß ich, dass ich mit diesem Buch nichts anfangen kann, Alice ist einfach nicht meine Welt, egal ob auf englisch oder deutsch. Gleichzeitig finde ichd ie Entstehungsgechichte von Alice sehr interessant und die Person (oder sagen wir in diesem speziellen Fall besser: die Personen) des Autors unglaublich faszinierend. Deshalb bin ich jetzt eben eingestiegen in ein anderes Buch, nämlich einer Sammlung der Briefe, die Carroll/Dogdson im Laufe seines Lebens an seine kleinen Freundinnen schrieb, sei es Alice Liddell oder irgendein anderes kleines Mädchen. Was mich an dm Buch von Anfang an gefesselt hat, war der Schreibstil. Carroll trennt ganz deutlich zwischen seinen beiden Persönlichkeiten, Briefe an "Mr.Carroll" werden rigoros zurückgewiesen, er unterschreibt immer mit seinem richtigen Namen. Aber gleichzeitig schreibt hier eben nicht der stotternde, linkische und immer irgendwie fehl am Platz wirkende Mr.Dogdson, sondern hier schreibt letztendlich Lewis Carroll, der Autor, der die Unsinnsliteratur groß machte. Da werden Briefe in Spiegelschrift geschrieben oder von hinten nach vorne, Rätselbriefe verfasst oder Bilder eingefügt statt Wörtern. Auf den ersten Blick also einfach spielerisch, lustig und unschuldig. Aber irgendwie sind es diese Briefe trotzdem nicht. Sie sind nicht so unschuldig, wie sie daherkommen. Sei es, dass Carroll zickig wie eine alternde Diva reagiert, wenn ihm ein Antwortschreiben zu spät eingeht. Oder er richtig ins Schimpfen und Mahnen gerät, wenn ein Mädchen es wagt, sein Notizbuch als Briefsendung zu schicken statt als Paket. Oder über allen Briefen die Frage hängt: "Warum schreibt ein Mann von über 40 an Zehnjährige Mädchen so etwas?"

Das Buch ist mehr als eine einfache Breifsammlung, es ist, zumindest für mich, ein faszinierends Psychogramm eines Autoren, den man nie richtig greifen kann, sondern der sich zwischen seinen Identitäten immer wieder selbst verliert und mir entzieht. Und genau deshalb war ich davon heute so gefesselt, dass ich immer noch keine Ahnung von meinem Klausurstoff habe.

Linda Castillo - Wenn die Nacht verstummt

Die Amish-Gemeinde in Painters Mill wird wieder einmal zum Opfer. Diesmal ist es zunächst eine Vielzahl von Anschlägen, die das Leben der Gemeinde in immer stärkere Nähe zu den "Englischen" rücken, ob sie wollen oder nicht. Doch dann wird Kate Burkholder zu den ersten Leichen gerufen: Vater, Mutter und Onkel einer Amish-Familie treiben leblos in der Güllegrube der Farm - ein Unfall, wie er so ofrt vorkommt? Die Obduktion ergibt, dass es sich um einen eiskalten Mord handelt, der vier Kinder zu Waisen gemacht hat. Und gerade die Kinder sind es, die den Fall für Kate sehr persönlich machen, denn sie erkennt sich stark in der fünfzehnjährigen Tochter wieder und setzt sich einmal mehr mit ihrer eigenen Amish-Vergangenheit auseinander ...

Der letzte Satz offenbart die größte Stärke und gleichzeitig auch die größte Schwäche des Romans. Von der Stärke kann ich nicht viel erzählen ohne zu spoilern, aber die Schwäche dieses Romans ist eindeutig, dass mir Kate ein bisschen auf den Keks geht. Die ersten zwei Bände ist es noch okay, immer wieder dieselben bedeutungsschwangeren Sätze zu lesen und dieselben Andeutungen serviert zu bekommen. Aber so langsam wird es zuviel des Guten, Kates Trinkgelage machen mir eher Sorgen als sie sympathisch oder menschlich zu machen, und die Beziehung zu Tomasetti kommt einfach nicht wirklich in die Bahn. Der Fall selbst hat mich mit einem interessanten Twist am Ende bei der Stange gehalten, allerdings war er objektiv betrachtet doch eher Standard-Kost und relativ unspektakulär. Insgesamt der bisher schwächste Band der Serie, aber ich hab ihn trotzdem gern gelesen

Mittwoch, 6. Juni 2012

Susan Hill - Die Frau in Schwarz

Der junge Anwalt Arthur Kipps wird von seiner Kanzlei mit einem Auftrag versehen, der ihn mitten ins Moor führt. In einem kleinen Dorf soll er sich um die Abwicklung des Erbes einer Mandantin kümmern, die völlig allein in einem Haus im Moor lebte. Schon auf der einsamen Beerdigung sieht Kipps erstmals eine in schwarze Kleidung gehüllte Frauengestalt, die eine unheimliche Atmosphäre ausstrahlt. Schon bald erfährt Kipps von dem düsteren Geheimnis, das seine verstorbene Mandantin umgibt - und von dem Geist der Frau in Schwarz, die ihn verfolgt ...

Ich habe das Buch mal schnell zwischengeschoben, weil es grade in der Stadtbibliothek rumlag und nicht allzu dick ist. Es ist letzten Endes eine Gespenster-Novelle in einem sehr klassischen Stil, was mir anfangs sehr gut gefallen hat. Das Buch baut sehr schnell eine unheimliche Atmosphäre auf, die in die Geschichte zieht. Allerdings verliert es dann genauso schnell an Fahrt und vor allem das Ende flacht sowas von stark ab, dass ich es gar nicht beschreiben kann. Es wirkt so beliebig und austauschbar, fasat scheint es, dass Susan Hill es nur möglichst schnell beenden wollte. Dadurch verschenkt sie enorm viel Potential, die in der Geschichte steckt und es ist alles letztendlich nur auf den Schauereffekt hingeschrieben. Das ist bestimmt mitunter ganz schön zu lesen, lässt mich aber zur Zeit wirklich unbefriedigt zurück.

Wieviel liest du eigentlich?

Ich hatte es ja angekündigt und hier ist er auch: ein Beitrag zu meiner Leseliste. Meine Liste ist ein hübsches DinA5-Buch von PaperBlanks, ich führe es seit 2005. Der Grund war relativ einfach, ich wurde immer mal wieder von Leuten, die mein Bücherregal sahen, gefragt, wieviel ich eigentlich lesen würde. Tja, das hab ich mich auch gefragt, denn "viel" als Antwort ist nicht unbedingt befriedigend. Also habe ich am 1.Januar 2005 damit begonnen, einfach nur Titel und Autor aufzuschreiben und am 31.Dezember zu schauen, was draus geworden ist. Seitdem führe ich die Liste und, ihr seht schon, sie dient effektiv keinem anderen Zweck, als einfach nur Titel aufzulisten. Das ist recht praktisch, wenn man Serien liest, die aber nicht kontinuierlich am Stück, sondern über Jahre hinweg, außerdem hilft es auch sonst, einen Überblick zu erhalten. Und erstaunlicherweise erinnere ich mich auch noch nach Jahren an die meisten der Bücher, wobei es auch welche von letzter Woche gibt, bei denen es schwierig wird, mich dran zu erinnern. Ja, nicht jedes Buch bleibt im Gedächtnis ;-) Übrigens habe ich angefangen, das Buch optisch dadurch aufzuwerten, dass ich jedes Jahr in einer anderen Farbpatrone schreibe, 2012 ist Grün, letztes Jahr war lia, das Jahr davor ein bestechendes gelb-orange, das beim Schreiben wahnsinnig machte, weil es auch noch nach Südfrüchten roch.



Montag, 4. Juni 2012

Karen Rose - Todesstoss



Eve Wilson hat es geschafft, ihre Vergangenheit einigermaßen hinter sich zu lassen. Nachdem sie einen Mordanschlag überlebt und sich jahrelang verkrochen hat, hat sie ihr Leben wieder in die Hand genommen und Psychologie studiert. Als Doktorandin leitet sie nun ein Forschungsprojekt über Internet-Multi-Player-Games. Als aber sechs Frauen aus ihrem Projekt einem Mörder zum Opfer fallen, der sich anscheinend an den Ängsten seiner Opfer weidet, gerät sie nicht nur in den Focus von Detectiv Noah Webster, sondern auch ins Visier eines Mörders ...

Vorneweg: das ist mein erster Thriller von Karen Rose, es wird aber nicht unbedingt der letzte bleiben. Es ist Badewannenlektüre in Reinform, eintauchen, drinbleiben, bis es kalt wird, und wenn man dann ein bisschen Pause macht, ist es auch nicht schlimm. Das Buch ist ein solier Thriller, eine spannedne Handlung und was mir sehr gut gefallen hat war die tatsache, dass die Figuren zumindest inb der Hinsicht realistisch gehalten sind, dass das, was ihnen geschehen ist, ihr Leben tatsächlich beeinflusst. Das sieht man sehr gut, wenn man Eve Wilson mit der Figur vergleicht, die sich zu meiner Thriller-Hassfigur Nr.1 entwickelt hat, nämlich Smokey Barrett. Beide haben nach einem Anschlag ein völlig entstelltes Gesicht, aber während das bei Smokey keinerlei Einfluss hat, sondern sie immer noch die "alles tutti, so sexy, wow, die Frau haut mich um"-Smokey ist, muss sich Eve tatsächlich damit auseinandersetzen. Wie reagieren Menschen auf sie (die nach einer OP zumindest die schlimmsten Spuren hat beseitigen lassen und seitdem plötzlich wieder angebaggert wird), wie bildet sich nach einer solchen Extremsituation Vertrauen, und dergleichen mehr. Das fand ich beim Lesen sehr angenehm und es machte mir die Personen irgendwie sympathisch. Allerdings war es dann fast schon zuviel des Guten, was die Personen betrifft.

In den letzten Seiten meiner Buchausgabe ist eine detaillierte Auflistung aller bisherigen Romane von Karen Rose und eine Auflistung, welche Personen in welchen Büchern auftauchen. Beim Betrachten dieser Liste habe ich bereits erkannt, was mir auch beim Lesen des Romans auffiel: sie füllt ihre Bücher mit einer dermaßenen Vielzahl an Personen, dass sie einfach total überfrachtet wirken. In dem Roman sind vermutliche alle Polizisten-Stereotype der letzten fünfzig Jahre Thrillerliteratur versammelt, plus noch diverse Figuren aus anderen Büchern. Und das ist einfach viel zu viel. Ich komme beim Lesen immer wieder durcheinander mit den Figuren, irgendwann stöhne ich entnervt auf "Wer ist denn der schon wieder?" und in dem ganzen Hin und Her aus PErsonen geht die Thrillerhandlung langsam ein wenig verloren. Was schade ist, denn die ist eignetlich sehr spannend, und auch wenn ich das Ende schon vorher erraten habe, wenn auch nur zufällig, bin ich trotzdem dabei geblieben. Ich wollte einfach wissen, wie es weitergeht. Hätte sie sich darauf verlassen und die ein oder andere Nebenhandlung rausgenommen, dann wäre es ein toller Thriller. So verdient er eben das Prädikat "okay, kann man ruhig mal in die Hand nehmen".

Michael Gerard Bauer - Ismael. Bereit sein ist alles

Ismael und seine Freunde vom Debattierclub sind wieder da. Sie sind älter geworden, aber spätestens, als Ismales Freundin Kelly ihm offenbart, dass sie nach Neuseeland zieht und sein Kumpel Orazio dazu berufen fühlt, ihm eine neue Freundin zu besorgen, steht fest: das heißt nicht unbedingt, dass sie es inzwischen schaffen, ihr Teenagerdasein ohne Fettnäpfchen zu meistern. Und dabei wäre das doch so wichtig, denn schließlich ist man jetzt ja Senior-Schüler und soll bald seinen Abschluss machen. Stattdessen wird das vorletzte Schuljahr zu einem Jahr, in dem alles möglich ist. Dass man mit HulaHoop-Reifen abnehmen kann, innerhalb von sieben Tagen eine Band auf die Beine stellt oder einfach nur erwachsen wird ...

Ich habe hier ja schon den ersten Band besprochen (der zweite Band ist leider seit Monaten in der Bibliothek ausgeliehen, aber die Rezension bekommt ihr noch), und habe jetzt schnell Band drei eingeschoben. Innerhalb eines Tages vernichtet passt vielleicht besser. Was mir schon beim ersten Band auffiel, ist heir noch einmal bestätigt worden: Michael Gerard Bauer ist ein Autor, der es schafft, selbst die unglaublichste Situation völlig realistisch darzustellen. Er hat einen herrlichen Sinn für Humor und einen sehr unverbrauchten Schreibstil, bei dem die Pointen sitzen. Und - und das finde ich besonders gut - er schreibt vom Scheitern. Nicht jede Geschichte hat ein Happy End, auch in diesem Band nicht, aber solange man bereits ist, anzunehmen, was auf einen zukommt, ist selbst ein gnadenloses Scheitern nicht automatisch ein Desaster. SO sollten Jugendbücher sein, ganz ehrlich. Und deshalb habe ich mich entschieden, ich werde Ismael in meiner 8.Klasse einsetzen - eine Klassenlektüre sollte Lust auf Lesen wecken und das tut dieses Buch hunderprozentig.

Nicole Glocke - Erziehung hinter Gittern

Obwohl die DDR bereits seit 22 Jahren auf dem Friedhof der untergegangen Staaten weilt, setzt man sich im wiedervereinigten Deutschland erst langsam mit diesem Staat auseinander. Was besonders selten thematisiert wird, ist der Umgang der DDR mit den Kindern und Jugendlichen, die aus welchen Gründen auch immer auffällig geworden waren. Jugendkriminalität gab es in der DDR offiziell nicht, denn wer als Jugendlicher straffällig wurde, wurde sehr schnell abgeschoben in ein geschlossenes System, in dem Jugendfürsorge, Schule und Kinderheim gemeinsam arbeiteten, während das Elternhaus völlig außen vor blieb. Eben das galt auch für Kinder und Jugendliche, deren Eltern nicht staatstreu agierten oder die sich selbst ans Jugendamt wandten und um Unterstützung baten. Absoluter Höhepuntk des Systems war der geschlossene Jugenderziehungshof Torgau, hinter dessen vergitterten Fenstern sich eine Jugendhaftanstalt verbarg, in der alles daran gesetzt wurde, den Willen der "Insassen" zu brechen. Von diesem Jugendwerkhof - oder vielmehr, von dem Weg dreier Jugendlicher nach Torgau - handelt das Sachbuch "Erziehung hinter Gittern".

Es ist ein Sachbuch, das muss man zuvor wissen. Allerdings hat sich die Autorin dazu entschiedene, in erster Linie drei Fälle punktgenau zu schildern und die Karrieren der drei Kinder und Jugendlichen bis in den Jugendwerkhof genau darzustellen. Das ist einerseits sehr hilfreich, weil man als LEser sofort in diesen Bann gezogen wird und Schritt für Schritt mitverfolgt, wie den dreien eigentlich immer weniger Chance gegeben wird, ein geregeltes Leben außerhalb des Jugendwerkhofs zu führen. Auf der anderen Seite fand ich dass Buch dann fast schon ermüdend, vor allem im letzten Fall, weil es effektiv nichts Neues erzählte, sondern immer wieder dieselben Informationen von sich gab. Was mich aber noch mehr störte, war das völlige Fehlen von Hintergrundinformationen außerhalb der vorgestellten Fälle. Das heißt, ich hätte einfach gerne mehr Informationen über die rechtliche Situation, über das Schul- und Kindersystem der DDR gehabt - was im Buch quasi als Vorwissen vorausgesetzt wird - und mich dadurch besser in dieser Lebenswelt zurechtgefunden.

Fazit: Gut zu lesen, aber durch die fehlenden Hintergrundinformationen manchmal wirklich ermüdend.

Samstag, 2. Juni 2012

Alles neu macht der Juni - Das Mini-Gewinnspiel zum 31.Leser

:-D

Der 1.Juni ist da und ich habe endlich, endlich eine Möglichkeit gefunden, meine Posts aufzupeppen. Ich habe jetzt vor, meine Blogbilder endlich gut durchzudesignen und euch ein verlässliches Sofort-System zu geben, ob mir ein Buch gefallen hat oder nicht: die guten alten Smilies. Ihr werdet fortan an jedem Post unten einen Smilie finden, der entweder
begeistert (= absolutes super-duper-lies-es-und-sei-glücklich-Buch),
nett (lies es, sei froh und nimm das nächste),
irritiert (lies es bei Gelegenheit und nimm das nächste) oder
völlig entsetzt (nimm das nächste Buch. JETZT!)
schaut. Das Ganze habe ich einem brillanten Zufallstipp im Stammforum zu verdanken: picmonkeys, eine geniale einfache online-Bildbearbeitung, in die ich mich friemeln will ;-)

Viel schöner als Bildbearbeitung ist allerdings seit einiger Zeit der Blick in mein Dashboard. Denn ich beobachte euch alle :-D Ich stöbere verdammt gerne in meinen Statistiken herum und was habe ich da entdeckt: nicht nur, dass irgendjemand seit zwei Monaten regelmäßig von einem Server aus Sri-Lanka auf diesen Blog gerät, nein, ich habe es tatsächlich geschafft und über dreißig Leser erwischt. Unglaublich, ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass das überhaupt funktioniert. Und deshalb reihe ich mich ein in die Welt der Gewinnspiele, aus purer Feierlaune heraus. Der Gewinn ist natürlich ganz und gar auf meinen Blog abgestimmt:


Natürlich gibt es etwas zu lesen. Und zwar den sehr scönen Roman "River" von Donna Milner, den ich demnächst noch vorstellen will und werde. Ein schönes Buch für nette Stunden zwischendurch. Wenn die Stunde gestört werden sollten, gibt es ein Lesezeichen, das einigermaßen stylisch aussieht, nämlich die große Klammer auf der linken Seite. Und damit ihr auch mit dem anfangen könnt, was ich im nächsten Post beschreibe, erhaltet ihr von mir auch noch ein kleines Notizbuch für eure Leseliste. Da ich aber auch eine unglaubliche Tussi bin, kommt auch der Beautybereich zum Einsatz. Sowohl für außen (ungalubliche Hello-Kitty-Handcreme mit Blaubeerduft! Eine Doppelpackung Gesichtsmaske "Lavendel"!) als auch für innen (ein Überraschungspaket mit vielen, vielen Teesorten im Beutel!) Und das ist noch nicht alles. Nein! Gekrönt, im wahrsten Sinne des Wortes, wird es von einer Karte, die ich immer schon jemandem schicken wollte, nämlich der wohl kitschigsten, widerlichsten und niedlichsten Karte überhaupt, einer "Glamour Puss deluxe" :-D Jawohl, das gibt es: lohnende und wertvolle Sachpreise für treue Leser.

Was ihr dafür tun müsst? Na, ihr kennt das Spiel doch. Jeder, der hier bis zum 15. Juni eine Antwort hinterlässt, bekommt ein Los. Wer zusätzlich auf seinem eigenen Blog auf dieses Gewinnspiel hinweist (das Foto dürft ihr gerne verwenden), kriegt noch ein zweites Los. Wer mir Geld auf mein mageres Konto erweist, erhält ewige Dankbarkeit, aber kein weiteres Los ;-)

Bitte macht mit. Nicht nur, dass es mein erstes Gewinnspiel ist, nein, ich freu mich einfach wirklich, dass ihr so gewachsen seid. Meldet euch, seid dabei, und freut euch mit mir gemeinsam. Und empfehlt mich ruhig weiter, wenn ihr wollt ;-)

Freitag, 1. Juni 2012

Ben Becker - Na und, ich tanze

So, wieder einmal eine Biographie – welch Wunder. Ich habe ja allmählich das Gefühl, dass ich hier einen fast schon monothematischen Blog für Thriller und Biographien führe  Aber das macht nichts, das ist schön und das lese ich eben nunmal sehr gerne. Und genau deshalb habe ich mir aus der Stadtbibliothek neben vielen anderen Kleinigkeiten auch dieses Buch mitgenommen.
„Na und, ich tanze“ ist ein sehr langes Selbstgespräch, das Ben Becker mit sich führt. Und gleichzeitig mit dem Leser. Ben Becker trägt trotz über 40 Lebensjahren immer noch den Titel des „enfant terrible“ der deutschen Filmlandschaft und er setzt mit diesem Buch alles daran, diesen Ruf auf der einen Seite zu beweisen und auf der anderen Seite zu demontieren. Denn wer da zu dir spricht, das ist eben kein Kind mehr, sondern ein sehr erwachsener Mann, der ein Leben führt, das alle Extreme kennt und kennen will. Und vielleicht ist es sogar eine Möglichkeit, zu verstehen, warum er dieses Leben so und nicht anders führt.
Eine „normale“ Kindheit hat er nicht. Das ist auch nicht möglich, wenn die Eltern beide Schauspieler sind und sich einer davon sehr stark in der linken Szene engagiert. Das ist auch nicht möglich, wenn der Vater irgendwo zwischen Despotie und Laissez-faire schwankt, die Mutter plötzlich die Koffer packt und zu einem anderen Mann abhaut (der zum damaligen Zeitpunkt den Ruf hat, alles mitzunehmen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist), man selbst grade dabei ist, sich zu finden und seine Grenzen auszutesten. So wird Ben zum Punk, zum Skin, zum Schulabbrecher, und landet auf vielen Umwegen doch bei dem, was ihm in die Wiege gelegt wurde: beim Theater. Er nimmt immer noch mit, was er findet, lebt zwischen Drogen und seinen neuen Projekten, macht, was ihm grade durch den Kopf kommt, und hat dabei das Glück immer wieder auf die Füße zu fallen. Er tanzt durchs Leben, egal, was passiert, er weiß, was er gemacht hat und was er nicht mehr machen wird – und nimmt den Leser dabei einfach mit.

Manchmal tut man sich schwer damit, das alles so ungefiltert zu lesen, grade die Beschreibungen von Ladendiebstählen, Drogenerfahrungen und auch der ein oder andere Seitenhieb auf Kollegen waren wirklich irritierend, da sie nicht reflektiert werden, sondern aus der Situation heraus völlig normal und fast schon nebensächlich abgehandelt werden, während man selbst fragt: Sag mal, Junge, was hat dich da nur geritten? Diese Frage wird im Buch nicht beantwortet, Ben Becker ist nicht der Typ für Analysen, das weiß und sagt er selbst, so dass man als Leser nicht nur einfach reingeschmissen wird in dieses Leben, sondern sehr real die Erfahrung macht, damit jetzt einfach umgehen zu müssen, weil das leben halt nunmal weitergeht und nicht wartet, bis man seine eigene Erklärung gefunden hat. Und vielleicht ist es das, was man letzten Endes aus dem Buch mitnimmt, abgesehen von vielen, vielen auch komischen Anekdoten rund um die Patchworkfamilie Becker-Sander: dass das Leben weitergeht, auch wenn man grad was anderes vorhat.