Sonntag, 31. Januar 2016

[Buchgedanken] Dan Brown - Illuminati

Der Symbologe Robert Langdon wird eines frühen Morgens aus dem wohlverdienten Schlaf geklingelt. Am Apparat is Maximilian Kohler, der Leiter der Genfer Forschungsanstalt CERN. Einer seiner Angestellten, dem es vor kurzem gelang, Antimaterie herzustellen, ist ermordert worden und die Antimaterie verschwunden. Was das mit Langdon zu tun hat? Auf der Brust der Leiche findet sich ein Hinweis auf eine Geheimgruppe, die Illuminaten, ein Steckenpferd Langdons. Und während dieser noch verarbeitet, dass sich ein Geheimbund erhoben hat, dessen Existenz bislang eher diskutiert als bewiesen war, meldet sich der Vatikan - irgendwo dort wurde die Antimaterie versteckt und soll genau am Abend der Papstwahl in die Luft gehen. Zuvor sollen allerdings die vier preferiti der Papstwahl auf den Altären der Wissenschaft geofert werden. Langdon und der Physikerin Vittoria Vectra bleiben noch sechs Stunden, um die Illuminati zu stoppen ...

Ach, wen interessiert, dass Dan Brown im Buch mit der von ihm behaupteten Wahrheit und wesentlichen Fakten über Papstwahl und Illuminati eher dichterisch umgeht? Oder dass er willkürlich Kirchen in Rom umbaut und Kunstwerke neu gestaltet, damit sie in seine Theorie passen? Oder dass die Figuren in diesem Buch so sehr nach Stereotyp scheien, dass einem die Ohren schmerzen könnten? Mich diesmal ein klitzekleines bisschen, lese ich das Buch doch zum fünften Mal. Und jedes Mal bin ich sofort wieder in der Geschichte drin und denke mir immer "ach, ein Kapitel schaffst du schnell noch". Das Buch ist irrsinnig rasant und temporeich, vor allem dank der sehr kurzen Kapitel. Sprachlich sind die nicht immer ein Meisterwerk, es wird viel wiederholt und in simplen Worten gearbeitet. Vor allem die Actioneinlagen lassen sich aber sehen: da wird auch Flugzeugen gesprungen ohne Fallschirm, Langdon zerlegt spontan einen der hermetischen Kästen im vatikanischen Archiv, die Leichen fallen im wahrsten Sinne des Wortes von den Decken - ein rasantes Actionspektakel eben. Dass Vittoria da einfach nur hübsche Stichwortgeberin ist und Lngdon in seinem Leben vermutlich bereits mehr Katastrophen erlebt hat als der durchschnittliche Katastrophentourist, kann man dabei vielleicht einfach mal unter den Tisch fallen lassen. Das Buch bläst das Hirn frei, mehr will ich davon gar nicht, und diese Aufgabe erfüllt es zu hundert Prozent.

[Buchgedanken] Hannah Kent - Das Seelenhaus

Island 1828. Die Magd Agnes ist des Mordes an ihrem Arbeitgeber angeklagt und wird schuldig gesprochen. Als Auflage soll sie bis zu ihrer Hinrichtung als Magd in der Familie eines Beamten leben und arbeiten und dort von einem Pfarrer auf ihre Hinrichtung vorbereitet werden. In der Kälte des isländischen Winters  begegnet die Familie der wortkargen Frau mit Misstrauen, der Pfarrer weiß nicht, mit ihr umzugehen. Im Laufe der Zeit erzählt ihm Agnes mehr und mehr von ihrem Leben und ihrem weg hin zu der verhängnisvollen Mordnacht ...

Ich hatte das Buch Weihnachten 2014 bekommen und habe es dann rigendwie immer weggelegt, weil es zwar auf der Rückseite ganz spannend klang, andererseits aber auch nach vielen endlosen Monologen. Den Januar habe ich mal genutzt, wirklich seltene Länder in meinem Regal zu bereisen, und so landete ich dann doch bei "Das Seelenhaus". Besonders spannedn fand ich bereits die Tatsache, was ich bis dahin nicht wusste, dass es sich hier um einen realen Fall handelt. Agnes war die letzte in Island hingerichtete Frau und ihr Grab kann man bis heute auf dem Friedhof finden. Hannah Kent hat die Geschichte bei einem Austauschjahr in Island kennengelernt und weiter recherchiert, sodass sehr viele der im Buch zitierte Briefe den Originaltext zeigen.

Agnes ist eine wahnsinnig faszinierende Frau, die ihre Verstrickungen in den Mord nie leugnet und die auch nie versucht, ihre Schuld kleiner zu reden. Sie ist intelligent und tatkräftig, als uneheliches Kind ist es für sie aber kaum möglich, ein anderes Leben zu führen. Von früher Kindheit an lrnt sie, dass sie sich ihren Platz in der Welt nur durch Arbeit verdienen kann - und dass sie sich nicht auf Männer verlassen kann. In dem Freidenker Nathan findet sie schließlich einen Mann, den sie lieben könnte, und so folgt sie ihm und seinen Versprechungen auf seinen Hof, nur um erkennen zu müssen, dass dort eine andere das Szepter in der Hand hält. Nichtsdestotrotz bleibt sie.
Ich fand vor allem die sich langsame entwickelnde Bzeihung zwischen Margaret und Agnes großartig. Während erstere am Anfang überhaupt nicht akzeptieren will, dass Agnes bei ihnen untergebracht wird, erkennt sie sehr schnell, dass sie sich auf Agnes verlassen kann, egal, was sie sich hat zuschulden kommen lassen. Auch die Töchter der Familie reagieren sehr unterschiedlich auf die Mörderin - während die eine versucht, dem Geheimnis auf die Spu zu kommen und sich mit Agnes anfreunden will (und sei es vielleicht nur aus Sensationsgier), geht die andere ihr aus dem Weg und stößt sie von sich, um erst gar keine mögliche Bindung zuzulassen. Letztlich ist es genau das, was im Buch auffällt - die Figuren gehen zu Agnes nie eine wirkliche Beziehung ein. Sie benutzen sie oder nutzen sie aus. Die einzige bedingungslose Beziehung hat Agnes als kleines Mädchen zu ihren Pflegeeltern, doch diese Idylle endet mit dem abrupten Tod der Pflegemutter.

Das Leben in Island im 19.Jahrhundert wird hier sehr detailliert vor Augen geführt, vor allem aber ein Psychogramm einer Mörderin, bei der nie die Frage nach dem "ob" im Mittelpunkt steht, sondern nur die nach dem "Warum?" - ein wirklich tolles Buch mit leiser Stimme und viel Atmosphäre.


Montag, 25. Januar 2016

[Rezensionsexemplar] Volker Surmann - Mami, warum sind hier nur Männer?

Helmer Klotz ist Mitte 50 und schwul. Das wäre an sich nichts Berichtenswertes, aber er ist Betreiber eines Schwulen-Hotels auf Sardinien. Und zwar eines Hundertprozentigen. Keine Frauen - zumindest keine biologischen - und keine Kinder in Sichtweite, nur homosexuelle Angestellte, dezent versteckter darkroom und ein netter Badestrand mit viel Möglichkeit zu Posen. Dass er seine schwule Kleintel einfach nicht leiden kann, macht er lieber nicht publik. Und dann stehen eines regnerischen Abends plötzlich Ilka und ihre beiden Kinder im Foyer. Ilka hat ihren Mann im Urlaub sitzen lassen, das Auto hat schlapp gemacht - und Helmer bietet ihr zumindest einen kurzzeitigen Aufenthalt, bis alles geregelt ist. Aber sind seine Gäste auf diese geballte Heterosexualität vorbereitet? ...

Als ich mir dieses Buch als Rezensionsexemplar ausgesucht habe, hatte ich zwei verschiedene Gründe. Erstens, dass es in Italien spielt (klasse für meine Weltenbummler-Challenge) und zweitens, dass es einfach sehr lustig klang. Und in der Tat liest sich das Buch wahnsinnig schnell weg, was vor allem an den ständigen Perspektivwechseln liegt, die wenig Langeweile haben aufkommen lassen. Insbesondere Helmer fand ich ganz witzig, denn was er so vom Stapel lässt, ist zum Teil jenseits des üblichen. Auch die erfrischende Direktheit, mit der die Kinder auf das schwule Umfeld reagieren, und mit der z.B. Transvestit Olga über ihr Leben berichtet, ohne sich um die Zuhörer zu scheren, war ganz angenehm - das waren mal Figuren, die echt andere Perspektiven ermöglichen.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich dann doch fand,  dass in dem Buch extrem viele Klischees auftauchen und munter kolportiert werden. Zwar immer wieder auch ein wenig erklärt und aufgelöst - insbesondere durch die Perspektive der Kinder - aber halt doch vorhanden. Rollenstereotype werden hier genauso nebenbei mit hinterfragt wie Situationskomik überstrapaziert (wer kennt sie nicht aus Film und Buch, die typische Tunte, die mit flötender Stimme und affektierten Gesten die holde Männlichkeit becircen will). Wenn man darüber hinwegsehen kann, hat man einen erfrischen heiteren Urlaubsroman zum Weglesen ;-)

[Rezensionsexemplar] Benjamin Percy - Jemand wird dafür bezahlen müssen

Wenn es einen Bundesstaat gibt, der mir bisher in der US-Literatur noch nicht begegnet ist, dann Oregon. Der Staat, der klingt wie italienische Gewürze, liegt im Nordwesten, nicht wirklich weit von der kanadischen Grenze (aber was heißt schon "weit" in den USA) und hat jetzt nicht grade die touristischen Highlights zu bieten abgesehen von unberührter Natur - andere würden es Wildnis nennen - jeder Menge Bären und .... das war es eigentlich schon, selbst das, was meinem amerikanischen Freund eingefallen ist, als ich ihn nach Oregon gefragt habe. Dementsprechend neugierig war ich auch, was Benjamin Percy mir über diesen Staat vermitteln will, sind doch seine zehn Kurzgeschichten alle in Oregon angesiedelt.

Es ist ein Staat der Männer, habe ich als erstes Gefühl. Ein Staat, in dem so ziemlich alle Klischees über männliches Verhalten gelebt werden. Da wird gejagt und geboxt, die Männer ziehen in den Irakkrieg und lassen Söhne zurück, die nicht wissen, wie sie mit ihrer Angt und ihrer Einsamkeit umgehen sollen. Gefühle zeigen ist nicht angesagt, und der Leser sollte definitiv den Willen aufbringen, archaische Blutrituale lesen zu wollen. Denn Blut ist das Thema, dass sich durch die Geschichten zieht, immer wieder, und gegen Ende meinte ichd ann auch irgendwann, diesen metallischen Geruch in die Nase zu bekommen, sobald ich eine Seite umgeblättert habe. Allen Protagonisten ist das Leben aus den Fugen geraten, da ist nichts schönes oder befreiendes mehr, sondern nur noch Leben und Sterben.

So sehr die Geschichten auch auf den ersten Blick stumpf und brutal wirken mögen, sind sie doch sprachliche Meisterwerke, die ich nicht missen möchte in meiner Lektüre. Percy benutzt oftmals kurze und sehr sachliche Sätze, mit denen er die Geschichte in die richtige Richtung lenkt und mich als Leser oft einfach vor vollendete Tatsachen schubst. Da wird in einer Geschichte in zehn Sätzen ein post-atomares Szenario wachgerufen, in dem ich genauso wie die Protagonisten versuchen muss, zurechtzukommen. Noch mehr mitgenommen hat mich die erste Geschiche, in der ich seh fassungslos dem Lebensweg von zwi Jugendlichen gefolgt bin, der dor endet, wo man sie nie sehen wollte.

Ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar bekommen habe, und werde mich definitv nach mehr von Percy umsehen. Endlich mal ein neuer amerikanischer Autor, der mich fesseln konnte und erzählen kann!

Dienstag, 19. Januar 2016

[Buchgedanken] Robert Schneider - Schlafes Bruder

Anfang des 19-Jahrhunderts kommt in Eschberg, einem Bauerndorf im Voralbergischen, Johann Elias Alder zur Welt. Mit seinen gelblich verfärbten Augen und seinem avbsoluten Gehör ist er von Anfang an ein Außenseiter. Dass er ein musikalisches Genie hat, erkennt niemand  wie denn auch, Musikversteher verirren sich eher selten in diese Gegend. Und so leidt Elias zunächst unter seiner Mutter, die ihn als Strafe Gottes für ihre eheliche Untreue empfindet, und findet keinen Anschluss außer seinem Cousin Peter, der mit hündischer Ergebenheit an ihm hängt. Als er sich schließlich in Pters Schwester Elsbeth verliebt und glaubt, für sie bestimmt zu sein, dann aber erkennen muss, dass sie sich für einen anderen interessiert, beschließt er, seinem Leben durch Schlafentzug ein Ende zu setzen ...

Robert Shneider macht es einem mit seinem Roman nicht leicht. Im Stil der Novellen des 19.Jahrhunderts bettet er seine Geschichte ein in kleine Nebengeschichten und vor allem eine Sprachgewaltigkeit, die ihresgleichen sucht. Für mich war es eine ziemliche herausforderung, mich in der Geschichte zurechtzufinden, weil ich mich in diesen Satzmonstern manchmal echt verlaufen habe. Gleichzeitig prasseln voralbergische Ausdrücke und altertümlich klingende Neologismen auf mich ein, das alles in einem sehr verdichteten Erzählstil, in dem zu Teil auch einzelen Szenen stark gestreckt werden. Dabei, und das war mein großes Problem, springt er aber immer wieder so weit weg von der Geschichte von elias, dass es mir schwer fiel, bei der Stange zu bleiben.

Die Figuren werden von ihm i dicken Strichen skizziert, bleiben aber zumindest für meinen Geschmack eigentlich nur Puppen und Staffage, die nicht wirklich zum Leben erwecken. Insbesondere die Darstellung des bäuerlichen Lebens is ziemlich deftig geschildert und nicht immer wird da mit großen Abstufungen gearbeitet. Wer hier also irgendwie erwartet, dass er detaillierte Informationen über bäuerliches Leben erhält oder eine charakteristische Darstellung eines Genies, der ist mit dem Buch eher falsch bedient. Tatsächlich ist es eine Geschichte zum Versinken im sprachlichen Rausch, ähnlich wie es Elias beim Hren von Musik geschieht. Dieses Versinken geschieht aber immer zu kurz und hat es nicht geschafft, mich dauerhaft von dem Buch zu begeistern.

Sonntag, 17. Januar 2016

[Buchgedanken] Agatha Christie - 16:50 ab Paddington

Als Mrs. Elspeth McGillicuddy ihre Freundin Jane Marple im beschaulichen St. Mary mead besuchen will, beobachtet sie von ihrem Zugabteil aus einen Mord. In einem vorbeifahrenden Zug wird eine Frau erdrosselt! Sogleich verständigt sie den Schaffner und das Bahnpersonal, doch niemand will der älteren Dame so recht Glauben schenken. Außerdem will sich partout keine passende Leiche finden lassen. Ein Glück, dass Miss Marple ihre Nase nicht aus der Sache heraushalten kann und schon bald einen verdacht hat, wo sich die Leiche befinden könnte. so wird eine alten Bekannte als Haushälterin in den Landsitz Rutherford Hall eingeschleust, um dort nach spuren zu suchen. Und tatsächlich entdeckt Lucy schon bald nicht nur die Leiche der Frau, sondern befindet sich mitten in einer tödlichen Arsen-Giftmischerei ...

Ich habe das Buch noch nie zuvor gelesen, sondern kannte nur den Film mit Margaret Rutherford, an den ich aber auch ur noch dunkle Erinnerungen habe. Von daher war es für mich wahnsinnig spannend, dem Mörder allmählich auf die Schliche zu kommen - der, das muss man sagen, in alter Christie-Manier aus dem Ärmel gezaubert wird. Auf dem Weg dorthin folgen wir vielen verschiedenen Spuren, tappen gemeinsam mit Inspektor Craddock und auch mit Lucy im Dunkeln und haben dann doch mal wieder den Hinweis überlesen, anhand dessen Miss Marple schließlich die Identität des Giftmischers aufdeckt.

In leztter Zeit habe ich ja ein paar Agatha Christies gelesen und/oder gehört, und was mir immer mehr gefällt, ist die Tatsache, dass Christie die Figuren wirklich ausstattet mit Hintergrundgeschichte und allem Drum und Dran. Und dass der Täter zwar am Ende sehr plötzlich demaskiert wird, sein Motiv aber letztlich nie völlig an den Haaren herbeigezogen ist, sondern es sich letztlich immer wieder um das Eine dreht: um das gute, alte Geld. Insofern braucht man manchmal eine Christie-Pause, hat aber immer wieder was Schönes zu lesen. Dieser hier hat mir wirklich ausnehmend gut gefallen, weil bei ihm sowohl Tenpo als auch Figuren einfach passen. .-)

Mittwoch, 13. Januar 2016

[Buchgedanken] Elisabeth Herrmann - Die siebte Stunde

Joachim Vernaus Kanzlei steht das Wasser wieder einmal bis zum Hals. Da trifft es sich gut, dass eine alte Freundin seiner Kanzleipartnerin ihm einen Job anbietet. Er soll an einer Privatschule den Teen Court, die schulinterne und von der Abschlussklasse geführte Disziplinarstelle, leiten. Bereits bei der Ankunft stellt Vernau fest, dass es an dieser Schule geheimnisvolle Dinge vor sich gehen. Warum wird ihm verschwiegen, dass sich bei dem "Unfall" einer Abschlussklässlerin vor einem halben Jahr eigentlich um einen Selbstmord handelt? Und welches mysteriöse Spiel spielen die Schüler? Vernau taucht immer tiefer ein in eine Welt, in der sich Spiel und Realität vermischen ...

Der Klappentext klang verdammt vielversprechend, deshalb habe ich das Buch einfach mal eingepackt, als ich nach Weihnachten mal schnell Weihnachtsgeld veshoppen war. Und sehr schnell hat mich das Buch dann auch eingesogen, vor allem durch das Setting, das im LARP-Umfeld spielt. Dadurch erhält das Buch einen sehr schönen Twist, auch wenn ich die Idee, wie die Schüler genau irh Spiel durchziehen, dann doch etwas seltsam finde.Aber insgesamt ist die Geschichte stimmig und war für mich dauerhaft spannend - ich habe wirklich mitgefiebert,w as es jetzt mit den Hinweisen auf sich hat. Zwei Dinge waren für mich aber nicht nachvollziehabr. Erstens, wie Vernau auf die Idee des vierzehnten Schülers kommt - habe ich da den Hinweis überlesen? Und wieso er dann das Zimmer gezeigt bekommt. Aber gut, ansonsten wurde ich hier brillant unterhalten und bei der Stange gehalten.

Die Schuldarstellungen im Buch sind dann doch extrem klischeehaft, grade was die Hauptschule nebenan betrifft, wobei die Situationskomik von Vernaus Auftauchen ziemlich witzig ist. Grade die Privatschule wird aber schon sehr negativ dargestellt, seien es Lehrer oder Schüler, die hier allesamt nicht so wirkliche Sympathiepunkte sammeln. Umso enttäuschter wr ich dann auch, als sich endlichd ie Drahtzieher entpuppten - man, da hätte ich zwei deutlich andere und viel, viel coolere Typen in Verdacht gehabt, die da mal Pfeffer reingebacht hätten in die Auflösung. Insgesamt ein okayer Thriller, den ich aber nicht noch einmal lesen muss.

Samstag, 9. Januar 2016

[Buchgedanken] Katharina Höftmann - Tote Kameraden

In einem Hotel in Tel Aviv wird eine junge Frau tot aufgefunden. Laut Obduktionsergebnis hat sie Selbstmord begangen, doch noch bevor Kommissar Assaf Rosenthal seinem Baucgefühl nachgehen kann, wird er versetzt zu einer Sondereinheit, die sich mit organisierter Kriminalität beschäftigen soll. Nicht nur, dass er dort mit seiner Ex zusammenarbweiten muss, führt das auch noch zu der Entdeckung, dass die Tote aus dem Hotel in dunkleren Geschäften zu stecken schien. Scließlich wollte sie der Presse Informationen über brisante Geschäfte in ihrer Militäreinheit weiterleiten ...

Ich gestehe, das was mich an dem Krimi gereizt hat, war der Schauplatz - Israel ist jetzt wirklich nicht das Land, das so häufig in meiner Lektüre vorkommt. Was mir extrem gut gefallen hat, war dann auch, dass der israelische Lebensalltag hier so durchschlägt, dass man doch recht viel erfährt über das Leben in einem land im permanenten Kriegszustand. Wobei das Kapitel über den reseredienst für mich persönlich einfach total sinnlos im Buch herumstand und man es auch effektiv hätte herausnehmen können.

Der Krimifall selbst ist ein klassischer Whodunit mit ein bisschen Action, wobei der Prolog ja doch schon einiges verrät - leider - und bei dem man einfach wissen will, wie die beiden Dinge jetzt zusammenhängen. Es ist nett und ziemlich klassisch, es werden wenig Seitenlinien eröffnet, die mich ablenken - alles in allem sehr einfach gestrickt. Ebenso wie die Figuren im Buch nette Charaktere sind, die reinpassen. Assaf Rosenthal ist ein cooler bis semi-arroganter kommissar, der rumflirtet und gelegentlich kifft, der erfrischend normal ist und keine großen Päckchen mit sich herumschleppt. Eine wirkliche Abwechslung zum sonst üblichen Klischee des schicksalsbeladenen Kommissars in meinen anderen Lektüren.

Ja, und wieso bin ich dann nicht so wirklich total begeistert von dem Buch? Vielleicht, weil das alles einfach so kurz ist, so ... belanglos ist das falsche Wort, oberflächlich trifft es vielleicht besser, ist. Ich konnte nicht wikrlich mit dem Fall miträtseln, ich konnte mich nicht groß in die Personen hineinversetzen, sondern habe immer nur stoisch Seiten umgeblättert. Mir hat der Zugang gefehlt - was das Buch jetzt aber nicht total schlecht macht, denn andrerseits hat es mich einfach unterhalten. Es ist ein gutes Buch für Bahnfahrten oder dergleichen, wenn man sich kur beschäftigen will :-)

[Buchgedanken] Dai Sijie - Balzac und die kleine chinesische Schneiderin

1971 werden der ich-Erzähler und sein Freund Luo im Rahmen von Maos "kultureller Umerziehung" in ein abgelegenes Bauerndorf geschickt. Beide sind die Kinder von Volksfeinden, stammen sie doch aus Arztfamilien, und viel Hoffnung jemals zurück in die Stadt zu kommen, haben sie nicht. Doch dann lernt Luo die Tochter des Schneiders kennen und die beiden verlieben sich Hals über Kopf. Und dann geraten die beiden Studenten an einen Schatz - einen Koffer mit verbotener westlicher Literatur - und mit dem Eintauchen in die Werke von Balzac und Hugo eröffnen sich gänzlich neue Welten ...

Hach, war das schön. Ich wollte nur ein kurzes Buch einschieben, weil ich meine eigentliche Lektüre im Büro vergessen hatte, und belohnt worden bin ich mit einer bezaubernden kleinen Geschichte. Die Schneiderin und Luo zu beobachten war mir fast schon zu persönlich, diese Senen hätt es nicht gebraucht, aber die Erzählungen aus dem alltag der beiden Studenten hatten es in sich. Allein die Bedeutung, die siesem Koffer zukommt, wenn man weiß, aus welchem Lebensalltag sie diese Literatur entführt. Man kann jetzt natürlich bemängeln, dass das Buch mit 200 Seiten einfach extrem kurz ist und diese ganzen Dinge nur angerissen werden, dass der Leser sich sehr viel selbst erschließne muss etc. Aber irgendwie hat mir das dieses Mal gar nicht viel ausgemacht, stattdessen war es eben einfach nur bezaubernd in seiner Schlichtheit und Kürze.

Mehr will das Buch vielleicht gar nicht sein, kein anklagender Roman über die Kulturrevolution und keine auseinadnersetzung mit der kraft der Literatur, sondern eine einfache, kleine Liebesgeschichte vom Land, bei der man sich ein bisschen aufwärmen kann. Für mich war die Geschichte wirklich einfach nur schön zu lesen und damit gehen die Highlights im Jahr 2016 einfach weiter.

Mittwoch, 6. Januar 2016

[Rezensionsexemplar] Volker Hage - Die freie Liebe

München, Anfang der Siebziger Jahre. Wolfgang hat sein Abitur in der Tasche und will studieren - in München. Möglichst weit weg von zu Hause in Lübeck, weg von seiner Jugendfreundin Anna und weg von allen anderen, die nerven könnten. Stattdessen landet er in der WG von Andreas und Lissa. Die beiden sind verlobt, aber sie pflegen die freie Liebe - und so gibt es schon bald eine Dreiecksbeziehung. Wolf, der Lissa mehr liebt als er zugestehen will, und Andreas, der eigentlich seine Verlobte für sich haben will, begegnen sich in der Situation immer angespannter, auch Lissa ist hin- und hergerissen ...

Ich hatte mir das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar ausgesucht, weil es eine sehr spannende Lektüre versprach, die von einem althergebrachten Literaturkritiker stammt. Also aus erfahrener Feder, will man meinen. In der Tat merkt man, wie sehr Volker Hage sich in Literatur und Film zu Hause fühlt, das Buch steckt voll mit Reflexionen über andere Werke des Themas. Allerdings, und das hat mir das Lesevergnügen dann doch verdorben, beschränkt er sich auch schon darauf. Den Hauptteil des Textes nimmt das Tagebuch von Wolf aus den Siebzigern ein, in der er seine Gefühle niederschreibt. Statt jetzt aber in irgendeiner Weise das Tagebuch reflektiv zu nutzen oder die Figuren dadurch charakterisieren zu wollen, jammert diese Erzählerstimme permanent rum wie schlimnm doch alels ist oder ergeht sich in detaillierten Schilderungen von Sex oder der Schönheit von Schamhaar. Wolf ist für mich ein weicheiernder Unsympath, Andeas Motivation verstehe ich mal so überhaupt nicht, und Lissa? Die geht mir mit ihren permanenten Stimmungsschwankungen echt auf die Eierstöcke!

Das Buch war nicht schlecht - ich fand es großartig, zu Jahresanfang so viele verschiedene Impulse zu kriegen, welche Filme ich schauen oder welche Literatur ich mal lesen könnte. Und ich fand es ganz spannend, die angedeuteten Dinge zu recherchieren - aber reicht mir das, um zu sagen, dass ich hier ein gutes Buch vorliegen habe? Ich finde, Nein. Das Buch ist eine Skizze, die in sehr schöner Sprache effektiv wenig sagt.

Sonntag, 3. Januar 2016

[Rezensionsexemplar] Max Bentow - Das Dornenkind (gelesen von Axel Milberg)

Die Berliner Kriminalpolizei steht vor einem Rätsel, als man drei Leichen findet, in deren Haut geheimnisvolle Botschaften geritzt wurden. Doch während Kommissar Nils Trojan noch versucht, deren Sinn zu entschlüsseln, wird sein schlimmster Albtraum wahr: Der bestialische Serienmörder, der ihn vor vier Jahren fast getötet hätte, ist wieder aufgetaucht. Zumindest behauptet das die Tochter des besagten „Federmanns“. Als Trojan sich mit ihr trifft, wird ihm klar, dass das Töten noch lange kein Ende hat …

Ich habe wirklich ewig für dieses Hörbuch gebraucht. Das liegt nicht etwa an Axel Milberg, der wieder einmal eine durchaus angenehme Lesestimme geboten hat. Auch nicht an der wenigen Zeit, die ich hatte, um mich auf ein Hörbuch zu konzentrieren (Kankenhausaufenthalte sind hervorragend geeignet). Es lag an der Geschichte, bei der ich das Gefühl hatte, dass Max Bentow einfach nichts mehr einfällt, sonder er immer wieder altbewährte Strickmuster bedient. In diesem Fall das Klischee des doch-noch-auf-abstruse-Weise-davongekommenen-Serienmörders, gepaart mit der geheimisvollen jungen Dame. Alles andere was wirklich wie immer und ging mir an dem Fall ein wenig zu sehr auf den Keks. Irgendwann in der Mitte hatte ich kurzzeitig wirklich das Bedürfnis, einfach abzubrechen und mir dann gesagt, ich ziehe es jetzt durch. Für mich ist es der schlechteste Trojan-Fall bislang.

[Hörbuch] Agatha Christie - Das Geheimnis von Greenshore Garden (gelesen von Wolfgang Condrus)

Für ihr Sommerfest haben sich die Bewohner von Greenshore Garden eine besondere Überraschung ausgedacht: eine Mörderjagd soll das Publikum beeindrucken. Ausgedacht hat sich den ganzen Fall Ariadne Oliver, die alte Freundin Hercule Poirots. Doch plötzlich hat sie das Gefühl, dass jemand dieses Spiel manipuliert und seine ganz eigenen Strippen zieht - aber warum? Kurzentschlossen holt sie ihren alten Freund ins Herrenhaus und lässt ihn ermitteln. Als dann tatsächlich beim Gartenfest eine Frau spurlos verschwindet und eine andere ermordet wird, ist klar, dass hier der belgische Ermittler gefragt ist ...

Mir kam die Inhaltsangabe doch gleich so bekannt vor. Ttasächlich handelt es sich hier um eine Kurzgeschichte, die Agatha Christie nicht veröffentlichte, sondern später zu einem Roman ausbaute, den ich kenne. In der Tat sind Roman und Kurzgeschichte effktiv gleich, auch wenn im Roman die Figuren noch mehr ausgebaut werden. Aber es ist spannend, die Geschichte als Vorläufer zu betrachten und zu sehen, wie Christie beim Schreiben vorging. Besondern spannend ist, dass das eines der Bücher ist, bei denen der Schaulatz sehr deutlich erkennbar ist - es ist Christies eigenes Ferienhaus, das sie hier verewigt. Auf diese Entstehungszusammenhänge verweist dann am Ende noch einmal eine Anmerkung ihres Enkels, die wirklich spannend ist und für mich zumindest sehr interessant.

Das Hörbuch fand ichsehr angenehm für eine Autobahnfahrt. Wolfgang Condrus liest akzentuiert, ohne dabei völlig zu übertreiben, es gibt keine augesetzten belgischen Akzente oder dergleichen, und man kann der Geschichte wunderbar folgen. Alles in allem wirklich ein angenehmes Hörvergnügen, dass ich über das bloggerportal gratis erhalten durfte.

[Buchgedanken] David Safier - 28 Tage lang

Mira ist 16 Jahre alt und versucht, mit ihrer Mutter und ihrer Schwester im Waschauer Ghetto zu überleben. Dafür schmuggelt sie heimlich Essen aus dem polnischen Teil der Stadt ins Ghetto und trifft dabei einen Jungen, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Amos, so sein Name, gehört dem jüdischen Widerstand im Ghetto an und geht davon aus, dass schon bald das Ghetto geräumt werden soll. Als das tatsächlich geschieht, schließt sich auch Mira den Kämpfern an und erlebt mit, wie eine kleine und nur schlecht bewaffnete Gruppe der allggenwärtigen und übermächtigen SS Widerstand bietet. 28 Tage lang wird der Aufstand dauern ...

Ich muss vorneweg eins gestehen: Ich kann David Safier als Autor einfach nicht leiden. Ich finde seine "humorvollen" Bücher immer irrsinnig schlecht geschrieben und meistens irgendwo im Pennälerhumor verankert. Deshalb habe ich auch ganz lange einen Bogen um das Buch gemacht, denn eins war mir klar: Dieses Thema und David Safier - das ist eine Herausforderung.

Und jetzt kann ich nur sagen: Chapeau, Herr Safier.

Sicher, ganz selten bricht er durch, der typische Safier-Ton, der mich dann beim Lesen kurz hatinnhealten lassen. Aber meisntes hat er eine sehr klare Sprache, ohne großen Vulgärwortschatz - und die setzt er ein. Safier hält den Finger gerade so lange auf den Leser, damit er versteht, wie willkürlich, grausam und grauenhaft das Leben im Ghetto ist. Die für mich wohl schlimmste Szene ist die Beschreibung der Räumung des Waisenhauses von Janusz Korszac, die ich nicht mehr aus dem Gedächtnis bekommen werde - Korszac, der die Mögichkeit gehabt hätte, sich retten zu lassen, geht mit seinen Kindern gemeinsam zum Zug. Wie auf einem Wandertag, in Zweierreihen und händchenhaltend, ein Lied singend und mit der Fahne des Waisenhauses. Keine Angst zu vermitteln, selbst wenn klar ist, wo er endet - ich habe nach dieser Szene nicht weiterlesen können. Und dann doch wieder weiterlesen müssen. Das Buch fesselt. Es schmerzt. Es brignt zum Weinen und zum Nachdenken. Weil immer wieder diese eine Frage im Raum steht: Was für ein Mensch willst du sein?

Das Buch ist gut. Der einzige wirklich gute Safier, den ich uneingeschränkt empfehlen kann. Was für ein Start ins Jahr 2016!

[Buchgedanken] Sebastian Fitzek - Die Therapie

Als der Psychologe Viktor Larenz in der Praxis eines Allergologen zur Toilette muss, beginnt ein Alptraum. Denn als er zurückkommt, ist seine zwölfjährige Tochter Josy spurlos verschwunden. Vier Jahre später ist Viktors Ehe nahezu gescheitert, seine Tochter immer noch verschwunden und er zieht sich zurück ins Ferienhaus der Familie auf eine abgelegene Insel. Dort klopft eines Abend eine junge Frau an die Tür. Anna Spiegel, so nennt sie sich, leidet an akuten schizophrenen Schüben - und eine davon ist ein kleines Mädchen, das ebenso spurlos verschwindet wie einst Josy. Zögernd beginnt Viktor ein Vorgespräch, das immer mehr zu einem Verwirrspiel wir,d bei dem nicht mehr klar ist, was Wahn und was Wirklichkeit ist ...

Ich habe irgendwie immer vergessen, Fitzeks Erstling zu lesen, und dann den Weihnachtsbesuch zu Hause genutzt, meiner Schwester das Buch abzuluchsen. Naja, gut, ich durfte es mir für einen Tag ausleihen und habe es gradezu verschlungen. Die Geschichte zieht wahnsinnig schnell in den Bann und man will einfach wissen, was es mit den Andeutungen von Anna Spiegel auf sich hat, dass alle Hinweise zum Verschwinde von Josy schon glasklar vorhanden sind. Als aufmerksamer Leser hat man durchaus die Chancen, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, das wirklich gut konstruiert ist. Da hätte es meiner Meinung nach das hingeklatschte Epilog-Ende gar nicht mehr gebraucht, das war mir persönlich ein bisschen zu aufgesetzt. Einfach nur die GEschiche enden lassen mit der Entdeckung der Wahrheit - hui!

Insgesamt finde ich, dass das der definitv beste Fitzek von allen ist. Es ist rasant, es beinhaltet die üblichen Zutaten zu einem klassischen "Irre-auf-der-Insel"-Szenario, die aber so gut geschüttelt werden, dass man nie weiß, was als nächstes passieren wird. Ich würde das Buch so gerne verfilmt sehen, viele der Szenen kann ich mir geradezu bildlich vorstellen - und es ist schade, dass Fitzek so lange nach einem Verleger suchen musste.

Fazit: Lest es. Für mich ein definitiver Anwärter zu den Top 20 des Jahres 2016.

[Buchgedanken] Terry Pratchett - Die Krone des Schäfers

Tiffany Weh hat es geschafft. Sie ist die Hexe des Kreidelands und wird in dieser Rolle trotz ihres jungen Alters mehr und mehr akzeptiert. Doch tief unter dem Kreideland rührt sich etwas - die Elfen rufen erneut zum Aufstand. Und Tiffany hat plötzlich nicht nur einen alten Feind und die Wir-sind-die-Größten am Hals, sondern eine Doppelhexenstelle und chronische Arbeitsüberlastung. Wo zuerst ansetzen? Zum Glück hat sie nicht nur kleine Kobolde, sondern auch einige Hexen zur Unterstützung ...

Ich habe das Buch kurz vor Silvester in der Bibliothek gesehen und sofort eingesteckt. Ich wollte einfach Abschied nehmen können von Terry Pratchett mit seinem letzten Roman, mit dem auch die Reihe um Tiffany Weh abgeschlossen wird. Nicht nur mit ihr gibt es ein Wiedersehen, sondern auch mit vielen anderen liebgewordenen Hexen, allen voran Nanny Ogg und Oma Wetterwachs. Und natürlich TOD, denn - so viel Spoiler muss sein - von einer der Figuren heißt es eben auch, Abschied zu nehmen. Der Geschichte merkt man an, dass Pratchett bis zum Ende dran gearbeitet hat und immer noch Leerstelen hätte füllen können. So ist etwa der Schuppen als Freizeitbeschäftigung für die chronisch unterbutterten Männer des Kreidelandes eine gute Idee, die aber noch ausgebaut hätte werden können, so steht es am Anfang etwas sinnfrei in der Gegend, um am Ende im Showdown eine Rolle zu erhalten. Auch Gottfried, die erste männliche Hexe der Scheibenwelt, hätte noch viel mehr Raum verdient, nich zu vergessen die unterschiedlichen Hexencharaktere ... aber ach, dafür hat die Zeit nicht mehr gereicht und so nimmt man eben Abschied mit einer unvollendeten Geschichte, die aber bereits den typischen Witz von Pratchett erahnen lässt.

Dieser Witz jedoch geht in der deutschen Übersetzung ziemlich zugrunde, da die neue Übersetzerin zum einen völlig sinnlos dazu übergeht, Personen ihren Originalnamen zu geben (man mag ja dagegen sein, Figurennamen überhaupt zu übersetzen - aber wenn man es schon so lange so macht, kann man das doch auch beim letzten Band beibehalten ...), zum anderen einfach extrem vordergründig übersetzt und Sprachwitz dabei hintenanstellt. Das ist besonders zu spüren, sobald es in die "obszönere" Ecke geht, sei es bei Nanny Ogg oder an anderen Stellen. Ja, auch Pratchett ist im Original kein Kostverächter, doch schafft er es irgendwie, nicht die vulgärste oder simpelste Wortwahl zu verwenden, sondern ein Augenzwinkern zu behalten  - während in der Übersetzung halt mal vom "Gehänge" und den "Eiern" die Rede ist. Ich weiß auch nicht, mich hat das beim Lesen immer ein bisschen rausgerissen, leider. Denn darunter hat der Abschied gelitten, weil ich mich immer mehr über die Übersetzung geärgert habe. Ich werde es also definitiv noch einmal im Original versuchen müssen.