Jeder, aber wirklich jeder kennt ihn - den Mann mit der Steinlaus. Dabei war es nur eine harmlose Parodie von Loriot, die Bernhard Grzimec so sehr überlebt hat, dass dahinter seine tatsächlichen Errungenschaften verblassen. Der Mann mit dem unschreibbaren Nachnamen war nicht nur der nette Fernsehonkel, dem die Affen, Faultiere oder Geparden über den Schreibtisch hüpften, sondern erwar vor allem ein unerschrockener Zoodirektor, einer der ersten Naturschützer in Deutschland lange vor den Grünen, ein streitbarer Geist, wenn es um die eigenen Belange ging - und der bislang einzige deutsche Gewinner des Oscars für einen Dokumentarfilm ...
Außerdem war er der Verrückte mit den Hühnern. Der ehemalige SS-Angehörige, der vermutlich so unpolitisch war wie ein Häschen. Der Mann, dessen Lieblingssohn ausgerechnet bei einem Filmdreh in Afrika verunglückt. Der Mann, der einige Jahre später seine ehemalige Schwiegertochter heiratet, die Ex-Frau zeit seines Lebens finanziell versorgt und seine Enkel adoptiert. Der Mann, der gegen Legebatterien und Pelzmäntel kämpfte und zur Rettung der Serengeti vermutlich mehr beitrug als sämtliche Politiker zusammen.
All diese Facetten hinter dem großväterlichen Äußeren versucht Claudia Selwig in ihrer Biografie zu beleuchten und recherchiert dafür zum Teil sehr viel gründlicher als es bislang der Fall war. Sie spricht mit Zeitzeugen und entwirft ein Bild eines hochspannenden Lebens, das immer geprägt ist von einer so unglaublichen Leidenschaft für Tiere, dass dem alles untergeordnet wird. Der Tierarzt Bernhard Grzimec ist als Zoodirektor für sehr viele Modernisierugnen und Neuerungen zuständig, die unser Verständnis vom Zoo heute prägen. Sei es die Tatsache, dass der Frankfurter Zoo erstmals eine eigene zoopädagogische Abteilung aufbaute, um Schülern den Lernort Zoo deutlicher zu machen. Sei es die Herausforderung, zwischen Tiererhaltung und Besucherwünschen zu vermitteln. Der Tierfilmer Bernhard Grzimec bringt Bilder ins deutsche Wohnzimmer, die - anders als Walt Disney - nicht auf Unterhaltung oder große Schau setzen (naja, zumindest nicht zum größten Teil), sondern den Zuschauern zeigen wollen, wer diese Tiere sind und warum es wichtig ist, dass sie leben. Und der Familienmensch Bernhard Grzimec scheitert zeit seines Lebens daran, dass er seine Prioritäten immer nur auf einzelne setzt und dabei die restliche Familie vernachlässigt - egal, ob es Ehefrau oder Adoptivsohn sind, die beide vor die Hunde gehen, während er das gar nciht wirklich mitzubekommen scheint.
Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch schon vor langem, seitdem steht es im Schrank. Aber seit vor kurzem in der ARD die wahnsinnig spannende Biografie "Grzimec" mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle lief, wollte ic das Buch dringend lesen. Es ist spannend, man erfährt jede Menge neue Dinge über ein so bekanntes Gesicht, und es ist imn Vergleich zu anderen Biografien auch so gut rcherchiert, dass man es beim Lesen merkt. Klare Empfehlung für alle, die mal wieder eine gute Biografie zur Hand nehmen wollen :-)
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