Sonntag, 13. September 2015

[Buchgedanken] Stephen Fry - The Fry Chronicles

Die diesmonatige Nebenaufgabe habe ich endlich mal genutzt, mein Fremdsprachenregalbrett zu durchstreifen. Und natürlich bin ich bei ihm hängengeblieben, beim Meister des geschliffenen Wortwitzes und derwahnwitzigen Alliteration: Stephen Fry. "The Fry Chronicles" ist der zweite Teil seiner Autobiographie, also wundert euch nicht, wenn ihr das Buch zur Hand nehmt und auf den 464 Seiten insgesamt nur etwa acht Jahre Leben abgedeckt werden. Diese Lebensjahre haben es jedoch in sich.

Frisch aus dem Gefängnis entlassen und mit einem Stipendium für Camebridge ausgestattet, findet sich Stephen Fry im Queens College wieder, wo er englische Literatur studiert. Vor allem jedoch nutzt er die Zeit, um das zu tun, was er gerne machen möchte: er spielt Theater, er schreibt durch Zufall ein erstes Theaterstück, das Erfolg hat, er atmet akademische Luft. Dabei lernt er eine junge Englischstudentin namens Emma Thompson kennen, vor deren Talent er nicht nur förmlich auf die Knie sinkt, sondern die ihm auch noch einen jungen Mann vorstellt, mit dem sich Frys Karriere in kürzester Zeit verknüpfen wird: Hugh Laurie. In ihrem Abschlussjahr schreiben die beiden eine Sketchreihe für die Camebridge Footlights, die einschlägt wie eine Bombe - die BBC wird die "Cellar Tapes" verfilmen, sie gehen auf große Tour und ein Agent nimmt sie unter ihre Fittiche, der ihnen ermöglicht, tatsächlich Karriere in der Komödie zu machen. Das alles klingt so simpel und zufällig, dass man fast versucht ist, den Mann zu hassen - wenn man nicht wüsste, dass er auch andere Seiten hat, die er in diesem Buch aber nur kurz anspricht. Seine manische Depression, die permanente Getriebenheit, Bestleistungen zu geben, weil man Angst hat, nicht zu genügen, die Versagensängste und das Fehlen von Selbstvertrauen in die eigenen Talente - all das klignt in Nebensätzen durch und ermöglicht durchaus einen Blick hinter die Fassade des Komikers, als den man Fry in diesen Jahren wahrnimmt. Seine jahrelange Drogensucht nimmt am Ende des Buches ihren Anfang, so dass man gespannt sein darf, was der nächste Band bietet.

Allerdings wäre eine Besprechung eines Buches von Fry nicht der Rede wert, würde man nicht näher auf seine große Begabung eingehen: auf die Sprache. Leute, wenn ihr die Gelegenheit habt, das Buch auf Englsich zu lesen - tut es! Allein schon dehsalb, weil Fry es geschafft hat, jedes einzelne seiner Kaptel mit dem Buchstaben C zu betiteln und den Leser mit dessen Hilfe durch die Hotspots seiner acht Jahre führt. Und nein, da geht es nicht nur um "Camebridge" und um "Comedy", sondern Wörter, die man im Deutschen nicht in diese Reieh einfügen können wird ;-) Alleine in diese Sprache zu tauchen und bei jedem Satz Frys charakteristische Stimme im Hinterkopf zu haben, die sie einem vorliest, ist ein Leseerlebnis wert!

1 Kommentar:

  1. Danke für die Rezension, ich glaube ich habe gerade ein Geschenk für Alex zu Weihnachten gefunden ;-)

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