Ein unbekannter Mann wird in Stockholm überfahren. Ein Pfarrer tötet zunächst eine Frau und dann sich selbst, doch die Freunde bestehen darauf, dass es kein Selbstmord gewesen sein kann. Die beiden Mordfälle beschäftigen das Team rund um Axel Recht und Frederika Bergmann, und schon bald stellt sich heraus, dass die beiden Fälle irgendwie miteinander zusammenhängen müssen. Doch was ist die Schnittstelle? und was hat das Ganze mit der Vergwwaltigung eines Mädchens fünfzehn Jahre vorher zu tun?
Das Buch lag seit meinem Geburtstag auf meinem Lesestapel und am Sonntagmorgen habe ich dann spontan beschlossen, mich ranzuwagen. Und was soll ich sagen, obwohl das Buch schon aus dem Jahr 2010 ist, ist es in einer Frage erschreckedn aktuell - es geht nämnlich um Flüchlinge (in dem Fall aus dem Irak), die illegal nach Schweden kommen. Und um die Frage, wieviel man bereit ist, dafür zu tun - und dabei kommend och sehr interessante Diskussionsansätze auf. Hätte ich gar nicht so erwartet von einem handelsüblichen Thriller.
Ich muss aber gestehen, dass mir das Buch trotz Aktualität und nettem Schreibstil nicht vollständig überzeugen konnte. und das liegt eindeutig an den Figuren, die hier ermittlen, und die mir wie mit dem Brecheisen gezogen vorkommen. Als wir da hätten: den gekränkten Ego-Polizisten, der die Trennung von seiner Frau nutzt um alles anzubaggern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, und für den Feministin und Lesbe Synonyme sind (*gähnendes Klischee bite hier einfügen*); die "starke Frau" mit großen problemen, die wie durch ein Wunder gerettet wird; den hörnenden Ehemann, der aber eignetlich voll der nette Kerl ist und Gründe fürs Fremdgehen hat; und last but not least den treusorgenden Gatten und Familienmenschen, der auch als Chef immer das Hand an der Heft hat und ganz väterlich die Abteilung leitet ... ach Menno. Diese Figuren bleiben so blass und stereotyp wie schon viele nicht mehr und diese Oberflächlichkeit geht mir gewaltig auf den Senkel. So bleibt ein spannender Fall, bei dem man als Leser immer hin- und herschwankt, wer denn jetzt wirklich der Täter ist, der aber durch die gesammelte Verkettung an Privatgeschichten der Ermittler ins Wanken gerät. Schade eigentlich ...
Dienstag, 29. September 2015
Samstag, 26. September 2015
[Rezensionsexemplar] Nickolas Butler - Shotgun Lovesongs
"Shotgun Lovesongs" war der Titel, den Lee seinem ersten Album gab. Dem Album, das ihn über Nacht berühmt machte und raus aus Wisconsin auf die Konzertbühnen der Welt brachte. Und dennoch hat ihn die Kleinstadt, in der er aufgewachsen ist, nie losgelassen, dennoch kommt er immer wieder zurück auf seine Farm und zu seinen Freunden. Zu Henry, der mit seiner Jugendliebe Beth verheiratet ist und mehr schlecht als recht als Farmer über die Runden kommt. Zu Kip, dem erfolgreichen Börsenmakler, der mit seiner Verlobten Felicia gerne den Statdpatron gibt. Und zu Ronny, dem ehemaligen Rodeoreiter, der nach einem Unfall im Vollsuff immer ein bisschen hintendran hängt und der dennoch für Lee die Bezugsfigur Nummer 1 ist. Doch ein Jahr, ein Geständnis, zwei Hochzeiten, eine Schwangerschaft und der Diebstahl eines Glases eingelegter Eier sorgen dafür, dass am Ende dieses Buches die Karten der Freunde neu gemischt sind ...
Ich hatte mir das Buch wirklich nur als Rezensionsexemplar ausgesucht, weil mir das Titelbild und der Titel so gut gefallen haben. Ich hatte weder Ahnung, was mich erwartet, noch mir große Gedanken darum gemacht. Vielleicht bin ich deshalb dem Buch so verfallen und konnte es in kürzester Zeit lesen. Es ist melancholisch und rührend, dabei aber nie kitschig oder zu sehr wie Nicholas Sparks Romane. Stattdessen erinnert es mich ganz extrem an meinen Freund, der jetzt Station in Wisconsin macht - rauh, manchmal ein wenig ruppig, andererseits extrem loyal und immer bereit, da zu sein, wenn man ihn braucht. Dieser Menschenschlag trägt das Buch, das aus allen Perspektiven erzählt wird. Jede der Figuren kommt zu Wort und wird charakterisiert, jede enthält ihre Ecken und Kanten und wird in ihren Handlungen verständlich - und das ist große Kunst grade bei einer Figur wie Kip ;-)
Zusätzlich zur ausgefeilten Geschichte kommt dann eine Sprache, die ich bezaubernd finde. Nicht bezaubernd im Sinne eines Wortrausches und herrlicher Metaphern, sondern eine gerade, direkte, manchmal vielleicht sehr stoische Sprache, in der Sätze, die Gefühle thematisieren, einerseits wie Fremdkörper wirken und andererseits so genau zu den Charakteren passen, dass man sie geradezu hören kann. Nach 432 Seiten bin ich aufgetaucht aus einem manchmal sehr einsamen Wisconsin, in dem es wichtig ist, Leute um sich zu haben, auf die man sich verlassen kann. Und mehr kann man von einem guten Roman doch gar nicht erwarten ... :-)
Ich hatte mir das Buch wirklich nur als Rezensionsexemplar ausgesucht, weil mir das Titelbild und der Titel so gut gefallen haben. Ich hatte weder Ahnung, was mich erwartet, noch mir große Gedanken darum gemacht. Vielleicht bin ich deshalb dem Buch so verfallen und konnte es in kürzester Zeit lesen. Es ist melancholisch und rührend, dabei aber nie kitschig oder zu sehr wie Nicholas Sparks Romane. Stattdessen erinnert es mich ganz extrem an meinen Freund, der jetzt Station in Wisconsin macht - rauh, manchmal ein wenig ruppig, andererseits extrem loyal und immer bereit, da zu sein, wenn man ihn braucht. Dieser Menschenschlag trägt das Buch, das aus allen Perspektiven erzählt wird. Jede der Figuren kommt zu Wort und wird charakterisiert, jede enthält ihre Ecken und Kanten und wird in ihren Handlungen verständlich - und das ist große Kunst grade bei einer Figur wie Kip ;-)
Zusätzlich zur ausgefeilten Geschichte kommt dann eine Sprache, die ich bezaubernd finde. Nicht bezaubernd im Sinne eines Wortrausches und herrlicher Metaphern, sondern eine gerade, direkte, manchmal vielleicht sehr stoische Sprache, in der Sätze, die Gefühle thematisieren, einerseits wie Fremdkörper wirken und andererseits so genau zu den Charakteren passen, dass man sie geradezu hören kann. Nach 432 Seiten bin ich aufgetaucht aus einem manchmal sehr einsamen Wisconsin, in dem es wichtig ist, Leute um sich zu haben, auf die man sich verlassen kann. Und mehr kann man von einem guten Roman doch gar nicht erwarten ... :-)
[Hörspiel] H.G.Wells - The War of the Worlds (mit Orson Welles)
New Jersey, 1938. Eine Explosion. Und noch eine. Marsbewohner sind gelandet. Und es sind nicht die netten grünen mit Sprachfehler, die sich hier auf den Weg gemacht haben, sondern die fiesen mit Giftgas und Waffen, die die Erde unterwerfen und vernichten wollen. All das berichtet von einem erschütterten Reporter und Augenzeugen, die live im Radio zu Wort kommen ...
Life im Radio? Naja, nicht ganz. Auch wenn es während der 58 Minuten den ein oder anderen besorgten Anruf beim Sender gab, war der Alienangriff doch nichts anderes als ein hervorragend gemachtes Hörspiel eines jungen Regisseurs und Sprechers namens Orson Welles, der ein bereits damals altes Buch zum Hörspiel gemacht hatte. Nämlich "Krieg der Welten" von H.G.Wells. Waren in der Vorlage die Marsianer noch im Viktorianischen London gelandet, verlegte Welles sein Hörspiel in die USA und ganz nah an seine Zuhörer. Mit einer guten Kombination aus schauspielerischer Sprecherleistung, Hintergrundgeräuschen und Expertenbefragungen im Studio wirkt das Hörspiel tatsächlich wie eine direkte Reportage aus New Jersey. Und wenn man sich dann mal hineinversetzt in die Zeit, in der das Internet noch nicht existierte und Meldungen aus dem Radio das waren, was bei uns heute Fernsehbilder und Lifetweets sind, dann ist es nicht schwer, sic zu erklären, warum das Publikum damals gefesselt vor dem Radio saß.
Was man für das Hörspiel aber braucht, ist Geduld und den Willen, von seinen üblichen Hörgewohnheiten zurückzutreten. Erstens ist das hier eine Aufnahme von 1938, inklusive Rauschen und Knacken und Mono-Sound. Und zweitens ist es auf Englisch. In Alltagsenglisch und durchaus gut gesprochen, aber die zunehmende Panik der Menschen im Stück kommt eben auch deutlich rüber und gelegentlich muss man dann schon sehr genau zuhören, um den Anschluss nicht zu verlieren. Andererseits wird man Zeuge eines Stücks Hörspielgeschichte und dafür lohnt es sich alle Mal!
Life im Radio? Naja, nicht ganz. Auch wenn es während der 58 Minuten den ein oder anderen besorgten Anruf beim Sender gab, war der Alienangriff doch nichts anderes als ein hervorragend gemachtes Hörspiel eines jungen Regisseurs und Sprechers namens Orson Welles, der ein bereits damals altes Buch zum Hörspiel gemacht hatte. Nämlich "Krieg der Welten" von H.G.Wells. Waren in der Vorlage die Marsianer noch im Viktorianischen London gelandet, verlegte Welles sein Hörspiel in die USA und ganz nah an seine Zuhörer. Mit einer guten Kombination aus schauspielerischer Sprecherleistung, Hintergrundgeräuschen und Expertenbefragungen im Studio wirkt das Hörspiel tatsächlich wie eine direkte Reportage aus New Jersey. Und wenn man sich dann mal hineinversetzt in die Zeit, in der das Internet noch nicht existierte und Meldungen aus dem Radio das waren, was bei uns heute Fernsehbilder und Lifetweets sind, dann ist es nicht schwer, sic zu erklären, warum das Publikum damals gefesselt vor dem Radio saß.
Was man für das Hörspiel aber braucht, ist Geduld und den Willen, von seinen üblichen Hörgewohnheiten zurückzutreten. Erstens ist das hier eine Aufnahme von 1938, inklusive Rauschen und Knacken und Mono-Sound. Und zweitens ist es auf Englisch. In Alltagsenglisch und durchaus gut gesprochen, aber die zunehmende Panik der Menschen im Stück kommt eben auch deutlich rüber und gelegentlich muss man dann schon sehr genau zuhören, um den Anschluss nicht zu verlieren. Andererseits wird man Zeuge eines Stücks Hörspielgeschichte und dafür lohnt es sich alle Mal!
[Hörbuch] Max Bentow - Das Hexenmädchen (gelesen von Axel Milberg)
Ein kleines Mädchen, das Zeuge wird, wie sein Vater ermordet wird. Ein anderers kleines Mädchen, das spurlos verschwindet. Und eine junge Frau, die von den Erinnerungen an eine grausame Hexe verfolgt wird - das sind die Anfangszutaten für Max Bentows vierten Roman um Kommissar Nils Trojan. Hinzu kommen dessen immer stärker werdende Privatprobleme und seine Panikattacken, die ihn ohne Vorwarnung ereilen. Und genau jetzt muss er sich auf die Suche nach einem bestialischen Mörder machen, der Märchen wahr werden lässt ...
Als Rezensionsexemplar habe ich diesen Monat nicht nur die Buchausgabe zu "Das Hexenmädchen" bekommen, sondern auch gleich noch die Hörbuchausgabe dazu. Was ganz spannend ist, weil ich auf die Weise auch einmal direkt testen konnte, was mir besser gefällt: selbst lesen oder vorgelesen bekommen.So ganz beantworten kann ich die Frage immer noch nicht, aber zumindest hat eine Hin- und Rückfahrt zum Oktoberfest dazu geführt, dass ich mir knapp zwei Wochne nach dem Buch direkt noch einmal das Hörbuch zu Gemüte führen konnte. Axel Milberg ist als Vorleser wirklich gelungen, weil er sich sehr ins Zeug legt, um die einzelnen Figuren lebendig werden zu lassen. Meiner Meinung übertreibt er gelegetnlich mti dem "hexischen" Element, aber gut, das ist einfach wirklich Geschmackssache. Er versteht es zumindest, sowohl Kindern als auch Erwachsene individuelle Stimmen zu geben, die nicht "doof" klingen, sondern überzeugen, und dann sogar noch eine eigene Erzählerstimme zu finden, die einen durch die Geschichte trägt. Insgesamt wirkte die Geschichte beim Hören auf mich atmosphärischer, was eindeutig Milberg zuzuschreiben ist - eine klare Empfehlung, in seine Tätigkeit als Hörbuchsprecher mal reinzuhören!
Was mir dann aber aufgefallen ist: hätte ich das Buch zuvor nicht gelesen, hätte ich hier und da einfach nicht mehr folgen können. Das liegt weniger am Sprecher als am Roman an sich, der mit so vielen verschiedenen Erzählsträngen und Personen auskommen will, dass es eine ziemliche Herausforderung für den Zuhörer darstellt, alle Namen im Gedächtnis zu behalten. Da kann man im Buch halt doch noch einmal nachblättern ... Was mir jetzt also besser gefallen hat, kann ich nicht sagen. Das Hörbuch ist zumindest gut und unterhält - die Story an sich ist spannend, wenn auch gegen End eziemlich unglaubwürdig, und eine Autofahrt kriegt man damit auf jeden Fall rum :-)
Als Rezensionsexemplar habe ich diesen Monat nicht nur die Buchausgabe zu "Das Hexenmädchen" bekommen, sondern auch gleich noch die Hörbuchausgabe dazu. Was ganz spannend ist, weil ich auf die Weise auch einmal direkt testen konnte, was mir besser gefällt: selbst lesen oder vorgelesen bekommen.So ganz beantworten kann ich die Frage immer noch nicht, aber zumindest hat eine Hin- und Rückfahrt zum Oktoberfest dazu geführt, dass ich mir knapp zwei Wochne nach dem Buch direkt noch einmal das Hörbuch zu Gemüte führen konnte. Axel Milberg ist als Vorleser wirklich gelungen, weil er sich sehr ins Zeug legt, um die einzelnen Figuren lebendig werden zu lassen. Meiner Meinung übertreibt er gelegetnlich mti dem "hexischen" Element, aber gut, das ist einfach wirklich Geschmackssache. Er versteht es zumindest, sowohl Kindern als auch Erwachsene individuelle Stimmen zu geben, die nicht "doof" klingen, sondern überzeugen, und dann sogar noch eine eigene Erzählerstimme zu finden, die einen durch die Geschichte trägt. Insgesamt wirkte die Geschichte beim Hören auf mich atmosphärischer, was eindeutig Milberg zuzuschreiben ist - eine klare Empfehlung, in seine Tätigkeit als Hörbuchsprecher mal reinzuhören!
Was mir dann aber aufgefallen ist: hätte ich das Buch zuvor nicht gelesen, hätte ich hier und da einfach nicht mehr folgen können. Das liegt weniger am Sprecher als am Roman an sich, der mit so vielen verschiedenen Erzählsträngen und Personen auskommen will, dass es eine ziemliche Herausforderung für den Zuhörer darstellt, alle Namen im Gedächtnis zu behalten. Da kann man im Buch halt doch noch einmal nachblättern ... Was mir jetzt also besser gefallen hat, kann ich nicht sagen. Das Hörbuch ist zumindest gut und unterhält - die Story an sich ist spannend, wenn auch gegen End eziemlich unglaubwürdig, und eine Autofahrt kriegt man damit auf jeden Fall rum :-)
Freitag, 25. September 2015
[Buchgedanken] David Sedaris - Nachtprogramm
Wenn man Lebensgefährte, Bruder, Schwester, Vater oder Mutter eines Schriftstellers ist, dann ist es fast natürlich, in den Büchern zu landen - ob man will oder nicht. David Sedaris kurze Geschichten und Essays und Erzählungen macht genau dieser Reiz aus, hinter die wahnsinnigne Abgründe des Alltags zu blicken, und mit Nachtprogramm stellt er Familien ins Zentrum der Geschichten. Seien es die Nachbarn der Sedaris, die - unglaublich für jeden, der es hört - keine Fernseher haben und deshalb vom jungen David zum ersten Stalkingobjekt erklärt werden. Oder seine Schwestern, deren Lebensentwürfe genauso unkonventuionell sind, wie man es nie haben wollte. Oder die erstaunliche Tatsache, dass die einzige Enkelin der Eltern Sedaris ausgerechnet vom jüngsten der Familie stammen wird. Oder die Tragik, nie ein Ferienhaus zu besitzen, obwohl der Vater davon spricht ...
Insgesamt sind die Geschichten nicht komisch. Ich weß, als ich es beime rsten Mal vor Jahren geelsen habe, fand ich es gar nicht so gut. Heute kann ich sagen, es liegt daan, dass Sedaris vordergründig witzig daherkommende Anekdoten einem schmerzhaft die Fehler bewusst machen, die ihnen zugrunde liegen. Mangelnde Kommunikation ist ausgerechnet in der gesprächigen Sedaris-Familie eine der schlimmsten Problematiken. Da herrschen so viele unausgesprochende Dinge, so viele ungesagte gefühle vor, dass man darunter nur ersticken kann oder Übersprungshandlngen macht. So wie David bei seiner Schwester lieber die Wohnung putzt als nur ein einziges Mal die Frage zu stellen, die dem Leser als erstes in den Kopf geht: "Geht es dir wirklich gut?" Je länger ich in dem Buch gelesen habe (das mit 273 Seiten zum Glück kurz genug für einen Couchabend ist), desto mehr hat mich dieses Familienleben deprimiert, aber desto mehr habe ich auch imemr wieder Verwandte und Freunde wiedererkannt. So gerne man sich distanzieren möchte, so sehr erkt man doch, dass diese angeblich so verrückte Welt doch sehr nah an einem selbst ist - und das tut weh beim Lesen. Glücklicherweise schafft es Sedaris aber, immer wieder die Geschichte herumzureißen und einen Galgenhumor zu beweisen, mit dem man sich am Ende zurücklehnen kann und erkennen kann, dass es vielleicht doch nicht ganz so schlimm ist. Aber nur vielleicht ;-)
Insgesamt sind die Geschichten nicht komisch. Ich weß, als ich es beime rsten Mal vor Jahren geelsen habe, fand ich es gar nicht so gut. Heute kann ich sagen, es liegt daan, dass Sedaris vordergründig witzig daherkommende Anekdoten einem schmerzhaft die Fehler bewusst machen, die ihnen zugrunde liegen. Mangelnde Kommunikation ist ausgerechnet in der gesprächigen Sedaris-Familie eine der schlimmsten Problematiken. Da herrschen so viele unausgesprochende Dinge, so viele ungesagte gefühle vor, dass man darunter nur ersticken kann oder Übersprungshandlngen macht. So wie David bei seiner Schwester lieber die Wohnung putzt als nur ein einziges Mal die Frage zu stellen, die dem Leser als erstes in den Kopf geht: "Geht es dir wirklich gut?" Je länger ich in dem Buch gelesen habe (das mit 273 Seiten zum Glück kurz genug für einen Couchabend ist), desto mehr hat mich dieses Familienleben deprimiert, aber desto mehr habe ich auch imemr wieder Verwandte und Freunde wiedererkannt. So gerne man sich distanzieren möchte, so sehr erkt man doch, dass diese angeblich so verrückte Welt doch sehr nah an einem selbst ist - und das tut weh beim Lesen. Glücklicherweise schafft es Sedaris aber, immer wieder die Geschichte herumzureißen und einen Galgenhumor zu beweisen, mit dem man sich am Ende zurücklehnen kann und erkennen kann, dass es vielleicht doch nicht ganz so schlimm ist. Aber nur vielleicht ;-)
Montag, 21. September 2015
[Buchgedanken] Oliver Hilmes - Ludwig II. Der unzeitgemäße König
Märchenkönig. Unser "Kini". Die menschenscheue Künstlerseele. Der Verrückte mit dem Bauspleen. Der durchgeknallte Bruder vom noch durchgeknallteren Otto. Kaum eine historische Figure hat mehr unterschiedliche Zuschreibungen erhalten als Ludwig II., Bauherr von gleich drei Schlössern und seit seinem Tod im Starnberger See von Spekulationen umgeben, die es einem Biografen nicht unbedingt einfach machen.
Zum Glück hat sich Oliver Hilmes dieser Aufgabe angenommen, der mit seinen Biografien bisher geschafft hat, die ausgewählte Persönlichkeit in kraftvollen, aber nie übertriebenden Farben zurück ins Leben zu holen. Auch diese Biografie hier ist hervorragend recherchiert (Hilmes durfte viele Akten, die im Geheimen Staatsarchiv des Hauses Wittelsbach einlagern, erstmals auswerten) und Hilmes zeigt auch sehr genau, welche Quellen er verwendet, begründet, warum er Aussagen für glaubhaft hält und andere weniger, und vor allem: er schildert den letzten Lebenstag Ludwigs in nur sehr wenigen Sätzen, nämlich mit den Ereignissen, für die es definitive Belege gibt.
Dass die Biografie mich trotzdem nicht so ganz begeistern konnte, ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass sie hier und da erhebliche Längen aufweist, wenn sie sich der Beschreibung der politischen Situation und des politischen Klüngelspiels der Reichsgründung 1871 widmet - das war für mich beim Lesen wenig druchschaubar und ich gebe zu, dass ich da dann nicht mehr ganz so aufmerksam gelesen habe. Denn vielmehr hat mich interessiert, warum Hilmes diesen Untertitel vom "unzeitgemäßen König" gewählt hat.
Ludwig II., so der Autor, hat das große Problem, in einer vollständigen Zeitenwende zu leben, die seinen eigenen Vorstellungen von der Monarchie und vom König völlig widerspricht. Aufgezogen in dem festen Glauben an die Unumstößlichkeit der Monarchie und der Heiligkeit seines Amtes, ist er gleichzeitg ein extrem intorvertierter Mensch. Als er mit grade einmal 19 die Nachfolge seines Vaters antreten muss, kommt somit ein Mann auf den Thron, der genaue Vorstellungen von der Königswürde hat, darüber hinaus aber sehr abhängig von seinen Beratern und Minitersn wird. Als mti der Reichsgründung 1871 seine Monarchie ihre selbstempfundene Alleinherrschaft aufgeben muss, zeigt sich, wie sehr Ludwig letztlich im Absolutismus verhaftet geblieben ist (und das, obwohl selbst der in Bayern schon lange aus der Mode gekommen war). Seine Leidenschaft für Kunst rückt für ihn in den Mittelpunkt, die Bauprojekte sind der Versuch, die glorreiche Vergangenheit der Monarchie zurückzuholen - nicht umsonst nimmt er sich immer wieder den absolutistischen Königshof der vorrevolutionären Frankreichs zum Vorbild. Für mich völlig neu war, dass Ludwig sogar darüber nachdachte, außerhalb Bayerns eine neue Monarchei im strengen Absolutismus zu errichten - na ein Glück für Afghanistan, Korfu oder Südamerika (die alle als Kandidaten in Frage kamen). Diese These kann Hilmes das Buch über wirklich gut belegen und spekuliert nur serh wenig über die Frage "verrückt oder nicht". Immerhin ist Ludwigs Burder Otto zeit seines Lebens dank seiner Schizophrenie in psychiatrischer Pflege, auch eine weitere Tante hat schizophrene Züge, und die Obduktion Ludwigs ergibt, so die Auswertung des Protokolls, Gehirnveränderungen, die durchaus die Schlussfolgerung zulassen, dass Ludwig ebenfalls eine Krankheit hatte, die ähnlich wie Alzheimer das Gehirn zersetzt und vor allem seine am Lebensende extrem häufigen, brutalen und letztlich völlig absurden Wutausbrüche und Fressattacken erklären würde. Aber Hilmes stellt das dar, erklärt es aber nicht zur endgültigen Lösung - hervorragende Arbeit für einen Biografen!
Insgesamt ist das Buch wirklich gut als Biografie. Es ist die erste Biografie über einen Politiker, die Hilmes verfasst hat, hat also hier und da politische Längen. Aber letztlich wieder einmal der Beweis, das der Mann es einfach drauf hat!
Zum Glück hat sich Oliver Hilmes dieser Aufgabe angenommen, der mit seinen Biografien bisher geschafft hat, die ausgewählte Persönlichkeit in kraftvollen, aber nie übertriebenden Farben zurück ins Leben zu holen. Auch diese Biografie hier ist hervorragend recherchiert (Hilmes durfte viele Akten, die im Geheimen Staatsarchiv des Hauses Wittelsbach einlagern, erstmals auswerten) und Hilmes zeigt auch sehr genau, welche Quellen er verwendet, begründet, warum er Aussagen für glaubhaft hält und andere weniger, und vor allem: er schildert den letzten Lebenstag Ludwigs in nur sehr wenigen Sätzen, nämlich mit den Ereignissen, für die es definitive Belege gibt.
Dass die Biografie mich trotzdem nicht so ganz begeistern konnte, ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass sie hier und da erhebliche Längen aufweist, wenn sie sich der Beschreibung der politischen Situation und des politischen Klüngelspiels der Reichsgründung 1871 widmet - das war für mich beim Lesen wenig druchschaubar und ich gebe zu, dass ich da dann nicht mehr ganz so aufmerksam gelesen habe. Denn vielmehr hat mich interessiert, warum Hilmes diesen Untertitel vom "unzeitgemäßen König" gewählt hat.
Ludwig II., so der Autor, hat das große Problem, in einer vollständigen Zeitenwende zu leben, die seinen eigenen Vorstellungen von der Monarchie und vom König völlig widerspricht. Aufgezogen in dem festen Glauben an die Unumstößlichkeit der Monarchie und der Heiligkeit seines Amtes, ist er gleichzeitg ein extrem intorvertierter Mensch. Als er mit grade einmal 19 die Nachfolge seines Vaters antreten muss, kommt somit ein Mann auf den Thron, der genaue Vorstellungen von der Königswürde hat, darüber hinaus aber sehr abhängig von seinen Beratern und Minitersn wird. Als mti der Reichsgründung 1871 seine Monarchie ihre selbstempfundene Alleinherrschaft aufgeben muss, zeigt sich, wie sehr Ludwig letztlich im Absolutismus verhaftet geblieben ist (und das, obwohl selbst der in Bayern schon lange aus der Mode gekommen war). Seine Leidenschaft für Kunst rückt für ihn in den Mittelpunkt, die Bauprojekte sind der Versuch, die glorreiche Vergangenheit der Monarchie zurückzuholen - nicht umsonst nimmt er sich immer wieder den absolutistischen Königshof der vorrevolutionären Frankreichs zum Vorbild. Für mich völlig neu war, dass Ludwig sogar darüber nachdachte, außerhalb Bayerns eine neue Monarchei im strengen Absolutismus zu errichten - na ein Glück für Afghanistan, Korfu oder Südamerika (die alle als Kandidaten in Frage kamen). Diese These kann Hilmes das Buch über wirklich gut belegen und spekuliert nur serh wenig über die Frage "verrückt oder nicht". Immerhin ist Ludwigs Burder Otto zeit seines Lebens dank seiner Schizophrenie in psychiatrischer Pflege, auch eine weitere Tante hat schizophrene Züge, und die Obduktion Ludwigs ergibt, so die Auswertung des Protokolls, Gehirnveränderungen, die durchaus die Schlussfolgerung zulassen, dass Ludwig ebenfalls eine Krankheit hatte, die ähnlich wie Alzheimer das Gehirn zersetzt und vor allem seine am Lebensende extrem häufigen, brutalen und letztlich völlig absurden Wutausbrüche und Fressattacken erklären würde. Aber Hilmes stellt das dar, erklärt es aber nicht zur endgültigen Lösung - hervorragende Arbeit für einen Biografen!
Insgesamt ist das Buch wirklich gut als Biografie. Es ist die erste Biografie über einen Politiker, die Hilmes verfasst hat, hat also hier und da politische Längen. Aber letztlich wieder einmal der Beweis, das der Mann es einfach drauf hat!
Donnerstag, 17. September 2015
[Rezensionsexemplar] Glendon Swarthout - The Homesman. Es führt ein Weg zurück
Das Leben im 19.Jahrhundert im Wilden Westen - jeder hat davon die cowboromantische Idylle von "Unsere kleine Farm" vor Augen. Doch die Winter sind lang und nicht jeder kommt mit den Strapazen zurecht, die einen im Niemandsland erwarten. Am Ende des Winters sind vier Frauen im wahrsten Sinne des Wortes verrückt geworden durch Krankheiten, Tod oder Gewalt - und damit eine Belastung für ihre Familien, die sich ihr neues Leben aufbauen. Es wird nicht darüber gesprochen, aber die Lösung liegt nahe, sie müssen weg. Zurück in den Osten, wo sie entweder von Verwandten betreut werden oder aber in einem Irrenhaus enden werden. Mary Bee Cuddy, eine unverheiratete Dreißigjährige, die dank harter Arbeit und selbstbewusstem Auftreten einigen Erfolg mit ihrer Farm hat, nimmt die Aufgabe an, den Treck zu führen. Sie holt sich den Landdieb George Briggs, gerade noch dem Strang entkommen, ins Boot respektive den Kastenwagen und ködert ihn mit der Aussicht auf 300 Dollar, wenn sie ihr Ziel erreichen ...
Ich hatte mir das Buch als Rezensionsexemplar ausgesucht, weil ich seit "True Grit" Western mag, die sich nicht mit der übrlichen Cowboy-Romantik befassen, sondern die andere Seite des Wilden Westens beleuchten. Ich hatte irgendwo im Hinterkopf, dass das Buch verfilmt worden ist (ist es auch mit Tommy Lee Jones und Hilary Swank) und dachte, es ist mal eine nette Abwechslung zu meinen sonstigen Lesegewohnheiten in diesem Jahr. Seit gestern Abedn habe ich es fertig und kriege es nicht mehr aus dem Kopf, denn die Geschichten sind schon sehr, sehr, sehr starker Tobak, die einem hier geboten werden. Anfangs dachte ich noch "wann erzählt er denn jetzt mal, was den Frauen passiert ist?" und als es dann so weit war, musste ich ziemlich schlucken. Das Leben an der frontier war geprägt von Krankheiten, aber dass das eben auch bedeutet, innerhlab von zwei Tagen drei Kinder zu verlieren, wobei der Arzt dir das auch knallhart sagt, das ist schwer nachvollziehbar für uns. Auch die völlig Durchgeknalltheit einer Frau, die vier Wölfe in ihrem Haus erledigen musste, bevor sie von ihnen selbst aufgefressen wird - das will man sich nicht vorstellen.
Swarthout erzählt diese Geschichte in sehr klaren und knappen Worten, die oftmals nicht die Motive oder Gedanken der PErsonen erfahren lassen, sondern einfach Fakten nenne. Der Leser muss sich dann selbst üebrlegen,w as er in dieser Situation wahrscheinlich tun würde, und letztlich sind so alle Motive der Figuren - selbst die, die man anfangs ablehnt - deutlich nachvollziehbarer, als würde man in die Köpfe reingeschmissen werden. Denn dann würde man vermutlich beim Lesen ebenso verrückt werden wie die Frauen im Buch, durch die Distanz des Autors jedoch gelingt ihm ein großes Stück Erzählkunst. Ich war beeindruckt von der Sprachlosigkeit, die sich letztlich durch das Buch zieht, auch wenne s wörtliche Rede gibt. Die Figuren sprechen kaum wirklich miteinander, ihre Beziehungen zueinander werden dennoch klar und deutlich herausgearbeitet. Vor allem Mary Bee ist eine unglaublich stark gezeichnete Figur, neben der die anderen doch ein wenig blass bleiben.
Eine totale Empfehlung für alle von euch!
Ich hatte mir das Buch als Rezensionsexemplar ausgesucht, weil ich seit "True Grit" Western mag, die sich nicht mit der übrlichen Cowboy-Romantik befassen, sondern die andere Seite des Wilden Westens beleuchten. Ich hatte irgendwo im Hinterkopf, dass das Buch verfilmt worden ist (ist es auch mit Tommy Lee Jones und Hilary Swank) und dachte, es ist mal eine nette Abwechslung zu meinen sonstigen Lesegewohnheiten in diesem Jahr. Seit gestern Abedn habe ich es fertig und kriege es nicht mehr aus dem Kopf, denn die Geschichten sind schon sehr, sehr, sehr starker Tobak, die einem hier geboten werden. Anfangs dachte ich noch "wann erzählt er denn jetzt mal, was den Frauen passiert ist?" und als es dann so weit war, musste ich ziemlich schlucken. Das Leben an der frontier war geprägt von Krankheiten, aber dass das eben auch bedeutet, innerhlab von zwei Tagen drei Kinder zu verlieren, wobei der Arzt dir das auch knallhart sagt, das ist schwer nachvollziehbar für uns. Auch die völlig Durchgeknalltheit einer Frau, die vier Wölfe in ihrem Haus erledigen musste, bevor sie von ihnen selbst aufgefressen wird - das will man sich nicht vorstellen.
Swarthout erzählt diese Geschichte in sehr klaren und knappen Worten, die oftmals nicht die Motive oder Gedanken der PErsonen erfahren lassen, sondern einfach Fakten nenne. Der Leser muss sich dann selbst üebrlegen,w as er in dieser Situation wahrscheinlich tun würde, und letztlich sind so alle Motive der Figuren - selbst die, die man anfangs ablehnt - deutlich nachvollziehbarer, als würde man in die Köpfe reingeschmissen werden. Denn dann würde man vermutlich beim Lesen ebenso verrückt werden wie die Frauen im Buch, durch die Distanz des Autors jedoch gelingt ihm ein großes Stück Erzählkunst. Ich war beeindruckt von der Sprachlosigkeit, die sich letztlich durch das Buch zieht, auch wenne s wörtliche Rede gibt. Die Figuren sprechen kaum wirklich miteinander, ihre Beziehungen zueinander werden dennoch klar und deutlich herausgearbeitet. Vor allem Mary Bee ist eine unglaublich stark gezeichnete Figur, neben der die anderen doch ein wenig blass bleiben.
Eine totale Empfehlung für alle von euch!
Sonntag, 13. September 2015
[Buchgedanken] Jeffrey Deaver - Der Giftzeichner
In New York schlägt ein Serienmörder zu. Seine Opfer werden im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode tätowiert - statt Tinte setzt der Täter Gift ein, das seine Opfer in kurzer Zeit schmerzhaft tötet. Lincoln Rhyme und sein Team nehmen die Ermittlungen auf und stellen durch einen Hinweis am Tatort fest, dass der Mörder sich den Knochenjäger zum Vorbild zu nehmen scheint, den Rhyme vor Jahren erledigt hat. Und dann gerät das Team in die unmittelbare Gefahrenzone, denn sowohl Lincoln als auch Lon Selitto werden Opfer von Giftanschlägen ...
Bevor ich mich jetzt an das Rezensieren des brandneuen (gestern erschienen und vernichtet von mir) Lincoln-Rhyme-Bandes mache, erfolgt für euch die
OBLIGATORISCHE SPOILERWARNUNG, DENN ANDERS KANN ICH DAS BUCH NICHT BESPRECHEN!!!!!! ACHTUNG!!!!!!!!!
Wer jetzt noch weiterliest, ist selbst Schuld. Aber ich muss leider auf den Inhalt eingehen, um zu erklären, warum ich das Buch einfach nicht gut finde.
Seit einigen Bänden hat Deaver ja zwei ständig wiederkehrende Themen in seinen Lincoln-Rhyme-Romanen: inländischen Terrorismus durch rechtsextreme Milizen und den Superschurken des Uhrmachers, Lincoln Rhymes Moriarty. Und ehrlich gesagt, ging mir das schon im letzten Band ein wenig auf den Senkel. Deshalb war ich bei der Inhaltsangabe zum neuen Band auch sehr begeistert, klang das doch alles danach, dass hier endlich mal wieder etwas anderes im Mittelpunkt stehen wird. Klassischer Fall von Denkste.
Es fängt schon damit an, dass Ron Pulanski die ganze Zeit dem Uhrmacher auf die Fersen gehetzt wird, das aber total untergeht, weil sich Deaver auf den Fall des Untergrundmanns konzentriert. Dann am Ende dreißig Seiten, in denen der Uhrmacher wieder auftaucht - warum?????
Über den Tattookünstler können wir relativ viel von Anfang an erfahren inklusive seines Names- und bereits das hat in mir den Verdacht aufkommen lassen und schnell bestätigt, dass das Ganze doch wieder ganz andere Ursachen hat. Und ich war auch relativ schnell dahinter, dass das Phantombild vermutlich nicht stimmen wird - gut, die Auflösung habe ich nicht ganz erraten, aber zumindest ein wenig. Es lag fast auf der Hand, dass Billy und Seth dieselbe Person sein müssen, ich hatte zumindest gehofft, dass Billy einfach nur ein wahnsinniger Stalker ist und sich deswegen an Pamela ranmacht. Ja, und dann, als der Mörder dann endlich klar war ...
Ernsthaft, Mr.Deaver. Schaffen Sie es vielleicht mal, einen Roman zu schreiben, in dem nicht am Ende dann hingeklatscht ein Terrorismus-Strang auftaucht??? Und vielleicht könnten Sie Ihren Täter dann auch weniger demonstrativ präsentieren? Ich WUSSTE einfach vom ersten Auftauchen und Beschreiben her, dass da was faul sein muss! Und dann noch diese, ja, durchaus lächerliche Darstellung der Terroristen inklusive tumben Sohn - mein Gott, das war jetzt auch nicht grade hilfreich, die Leute ernst zu nehmen. Die Figuren waren dieses Mal so überzeichnet, dass ich mich gefragt habe, ob Ihnen einfach nichts eingefallen ist und Sie deshalb in den Klischeetopf greifen mussten. So hinterwäldlerisch dargestellt, vor denen muss man einfach keine Angst haben - dabei wäre es doch spannend, zu zeigen, wie sehr das Gedankengut von verfassungsfeindlichen Rechtsextremen in den USA bereits in die Mitte eingesickert ist. Fände ich spannender, als ein paar langweilige Betrachtungen über "Meine Frau hat eine Waffe? Aber sie ist eine Frau. Na gut okay. Aber eine ausländische Waffe? Wie kann sie nur ..."
Für mich war das Buch einfach nichts Neues mehr. Altbekannt und irgendwie sehr vorhersehbar geschrieben. Selbst die berühmten Cliffhanger waren diesmal weniger spannend, sondern offensichtlich. Insgesamt war das Buch fast schon langweilig trotz des interessanten Themas. Ich hätte mir gewünscht, wieder einmal einfach nur eine spannende Mörderjagd zu finden und nicht diese schale Suppe!!
Bevor ich mich jetzt an das Rezensieren des brandneuen (gestern erschienen und vernichtet von mir) Lincoln-Rhyme-Bandes mache, erfolgt für euch die
OBLIGATORISCHE SPOILERWARNUNG, DENN ANDERS KANN ICH DAS BUCH NICHT BESPRECHEN!!!!!! ACHTUNG!!!!!!!!!
Wer jetzt noch weiterliest, ist selbst Schuld. Aber ich muss leider auf den Inhalt eingehen, um zu erklären, warum ich das Buch einfach nicht gut finde.
Seit einigen Bänden hat Deaver ja zwei ständig wiederkehrende Themen in seinen Lincoln-Rhyme-Romanen: inländischen Terrorismus durch rechtsextreme Milizen und den Superschurken des Uhrmachers, Lincoln Rhymes Moriarty. Und ehrlich gesagt, ging mir das schon im letzten Band ein wenig auf den Senkel. Deshalb war ich bei der Inhaltsangabe zum neuen Band auch sehr begeistert, klang das doch alles danach, dass hier endlich mal wieder etwas anderes im Mittelpunkt stehen wird. Klassischer Fall von Denkste.
Es fängt schon damit an, dass Ron Pulanski die ganze Zeit dem Uhrmacher auf die Fersen gehetzt wird, das aber total untergeht, weil sich Deaver auf den Fall des Untergrundmanns konzentriert. Dann am Ende dreißig Seiten, in denen der Uhrmacher wieder auftaucht - warum?????
Über den Tattookünstler können wir relativ viel von Anfang an erfahren inklusive seines Names- und bereits das hat in mir den Verdacht aufkommen lassen und schnell bestätigt, dass das Ganze doch wieder ganz andere Ursachen hat. Und ich war auch relativ schnell dahinter, dass das Phantombild vermutlich nicht stimmen wird - gut, die Auflösung habe ich nicht ganz erraten, aber zumindest ein wenig. Es lag fast auf der Hand, dass Billy und Seth dieselbe Person sein müssen, ich hatte zumindest gehofft, dass Billy einfach nur ein wahnsinniger Stalker ist und sich deswegen an Pamela ranmacht. Ja, und dann, als der Mörder dann endlich klar war ...
Ernsthaft, Mr.Deaver. Schaffen Sie es vielleicht mal, einen Roman zu schreiben, in dem nicht am Ende dann hingeklatscht ein Terrorismus-Strang auftaucht??? Und vielleicht könnten Sie Ihren Täter dann auch weniger demonstrativ präsentieren? Ich WUSSTE einfach vom ersten Auftauchen und Beschreiben her, dass da was faul sein muss! Und dann noch diese, ja, durchaus lächerliche Darstellung der Terroristen inklusive tumben Sohn - mein Gott, das war jetzt auch nicht grade hilfreich, die Leute ernst zu nehmen. Die Figuren waren dieses Mal so überzeichnet, dass ich mich gefragt habe, ob Ihnen einfach nichts eingefallen ist und Sie deshalb in den Klischeetopf greifen mussten. So hinterwäldlerisch dargestellt, vor denen muss man einfach keine Angst haben - dabei wäre es doch spannend, zu zeigen, wie sehr das Gedankengut von verfassungsfeindlichen Rechtsextremen in den USA bereits in die Mitte eingesickert ist. Fände ich spannender, als ein paar langweilige Betrachtungen über "Meine Frau hat eine Waffe? Aber sie ist eine Frau. Na gut okay. Aber eine ausländische Waffe? Wie kann sie nur ..."
Für mich war das Buch einfach nichts Neues mehr. Altbekannt und irgendwie sehr vorhersehbar geschrieben. Selbst die berühmten Cliffhanger waren diesmal weniger spannend, sondern offensichtlich. Insgesamt war das Buch fast schon langweilig trotz des interessanten Themas. Ich hätte mir gewünscht, wieder einmal einfach nur eine spannende Mörderjagd zu finden und nicht diese schale Suppe!!
[Buchgedanken] Stephen Fry - The Fry Chronicles
Die diesmonatige Nebenaufgabe habe ich endlich mal genutzt, mein Fremdsprachenregalbrett zu durchstreifen. Und natürlich bin ich bei ihm hängengeblieben, beim Meister des geschliffenen Wortwitzes und derwahnwitzigen Alliteration: Stephen Fry. "The Fry Chronicles" ist der zweite Teil seiner Autobiographie, also wundert euch nicht, wenn ihr das Buch zur Hand nehmt und auf den 464 Seiten insgesamt nur etwa acht Jahre Leben abgedeckt werden. Diese Lebensjahre haben es jedoch in sich.
Frisch aus dem Gefängnis entlassen und mit einem Stipendium für Camebridge ausgestattet, findet sich Stephen Fry im Queens College wieder, wo er englische Literatur studiert. Vor allem jedoch nutzt er die Zeit, um das zu tun, was er gerne machen möchte: er spielt Theater, er schreibt durch Zufall ein erstes Theaterstück, das Erfolg hat, er atmet akademische Luft. Dabei lernt er eine junge Englischstudentin namens Emma Thompson kennen, vor deren Talent er nicht nur förmlich auf die Knie sinkt, sondern die ihm auch noch einen jungen Mann vorstellt, mit dem sich Frys Karriere in kürzester Zeit verknüpfen wird: Hugh Laurie. In ihrem Abschlussjahr schreiben die beiden eine Sketchreihe für die Camebridge Footlights, die einschlägt wie eine Bombe - die BBC wird die "Cellar Tapes" verfilmen, sie gehen auf große Tour und ein Agent nimmt sie unter ihre Fittiche, der ihnen ermöglicht, tatsächlich Karriere in der Komödie zu machen. Das alles klingt so simpel und zufällig, dass man fast versucht ist, den Mann zu hassen - wenn man nicht wüsste, dass er auch andere Seiten hat, die er in diesem Buch aber nur kurz anspricht. Seine manische Depression, die permanente Getriebenheit, Bestleistungen zu geben, weil man Angst hat, nicht zu genügen, die Versagensängste und das Fehlen von Selbstvertrauen in die eigenen Talente - all das klignt in Nebensätzen durch und ermöglicht durchaus einen Blick hinter die Fassade des Komikers, als den man Fry in diesen Jahren wahrnimmt. Seine jahrelange Drogensucht nimmt am Ende des Buches ihren Anfang, so dass man gespannt sein darf, was der nächste Band bietet.
Allerdings wäre eine Besprechung eines Buches von Fry nicht der Rede wert, würde man nicht näher auf seine große Begabung eingehen: auf die Sprache. Leute, wenn ihr die Gelegenheit habt, das Buch auf Englsich zu lesen - tut es! Allein schon dehsalb, weil Fry es geschafft hat, jedes einzelne seiner Kaptel mit dem Buchstaben C zu betiteln und den Leser mit dessen Hilfe durch die Hotspots seiner acht Jahre führt. Und nein, da geht es nicht nur um "Camebridge" und um "Comedy", sondern Wörter, die man im Deutschen nicht in diese Reieh einfügen können wird ;-) Alleine in diese Sprache zu tauchen und bei jedem Satz Frys charakteristische Stimme im Hinterkopf zu haben, die sie einem vorliest, ist ein Leseerlebnis wert!
Frisch aus dem Gefängnis entlassen und mit einem Stipendium für Camebridge ausgestattet, findet sich Stephen Fry im Queens College wieder, wo er englische Literatur studiert. Vor allem jedoch nutzt er die Zeit, um das zu tun, was er gerne machen möchte: er spielt Theater, er schreibt durch Zufall ein erstes Theaterstück, das Erfolg hat, er atmet akademische Luft. Dabei lernt er eine junge Englischstudentin namens Emma Thompson kennen, vor deren Talent er nicht nur förmlich auf die Knie sinkt, sondern die ihm auch noch einen jungen Mann vorstellt, mit dem sich Frys Karriere in kürzester Zeit verknüpfen wird: Hugh Laurie. In ihrem Abschlussjahr schreiben die beiden eine Sketchreihe für die Camebridge Footlights, die einschlägt wie eine Bombe - die BBC wird die "Cellar Tapes" verfilmen, sie gehen auf große Tour und ein Agent nimmt sie unter ihre Fittiche, der ihnen ermöglicht, tatsächlich Karriere in der Komödie zu machen. Das alles klingt so simpel und zufällig, dass man fast versucht ist, den Mann zu hassen - wenn man nicht wüsste, dass er auch andere Seiten hat, die er in diesem Buch aber nur kurz anspricht. Seine manische Depression, die permanente Getriebenheit, Bestleistungen zu geben, weil man Angst hat, nicht zu genügen, die Versagensängste und das Fehlen von Selbstvertrauen in die eigenen Talente - all das klignt in Nebensätzen durch und ermöglicht durchaus einen Blick hinter die Fassade des Komikers, als den man Fry in diesen Jahren wahrnimmt. Seine jahrelange Drogensucht nimmt am Ende des Buches ihren Anfang, so dass man gespannt sein darf, was der nächste Band bietet.
Allerdings wäre eine Besprechung eines Buches von Fry nicht der Rede wert, würde man nicht näher auf seine große Begabung eingehen: auf die Sprache. Leute, wenn ihr die Gelegenheit habt, das Buch auf Englsich zu lesen - tut es! Allein schon dehsalb, weil Fry es geschafft hat, jedes einzelne seiner Kaptel mit dem Buchstaben C zu betiteln und den Leser mit dessen Hilfe durch die Hotspots seiner acht Jahre führt. Und nein, da geht es nicht nur um "Camebridge" und um "Comedy", sondern Wörter, die man im Deutschen nicht in diese Reieh einfügen können wird ;-) Alleine in diese Sprache zu tauchen und bei jedem Satz Frys charakteristische Stimme im Hinterkopf zu haben, die sie einem vorliest, ist ein Leseerlebnis wert!
[Hörbuch] Matthew Pearl - Der Dante-Club (gelesen von Burghart Klaußner)
Boston 1865. Der Dichter Henry Wadsworth Longfellow hat ein Projekt gestartet, dass nicht nur auf Liebe trifft: er will eine vollumfassende englische Übersetzung von Dantes "Göttlicher Komödie" veröffentlichen. Die tradinionalistischen Akademiker sind alarmiert, befürchten sie doch einen zu starken Einfluss der modernen Fremdsprachen im Universitätsbereich. Auch die Politik ist nicht begeistert, ausgerechnet jetzt italinische Kultur zu betonen, hat man es doch mit einer riesigen Zahl an italienischen Einwanderern zu tun, die sich lieber anpassen sollen statt ihre Kulturschätz ezu feiern. Und dann beginnt ein Serienmörder zu wüten, der seine Vorbilder ausgerechnet in Dantes Höllenschlund gefunden zu haben scheint. Der Dante-Club, Longfellows geschätze Übersetzerkollegen, nimmt die Verfolgung auf ...
An diesen sechs CDs habe ich jetzt knapp zwei Monate gehört, was für mich wirklich lang ist. Tatsache ist einfach, dass ich bei diesem Hörbuch immer wieder ein wenig die Lust verloren habe, mich mit ihm zu beschäftigen. Das liegt vor allem an der unglücklichen Mischung einer sehr dialoglastigen und wechselhaften Geschichte mit einem Autor, der trotz aller Versuche bei seiner Figurengestaltung beim Erzählen immer sehr gleich klingt. Dementsprechend habe ich sehr oft den Faden verloren und musste nochmal zurückgehen und mir Kapitel erneut anhören. Für mich war das weniger ein Hörgenuss als vielmehr eine Pflichtaufgabe, die ich halt erfüllen wollte, weil ich mir die CDs eben nunmal ausgeliehen hatte.
Die geschichte selbst ist bestimmt sehr spannend und ich denke, als Buch hätte sie mich sehr beeindruckt. Beim Hören war ich irgendwann überfordert mit den ganzen Namen und den ständigen Wechseln zwischen den Personen. Auch das "Mörderkapitel", in dem man dann mal eben das komplette Leben des Mörders erzählt bekommt bis es dann in den Showdown mündet, war für mich ein wenig befremdlich. SIcher eine abwechslungsreiche Idee zu den üblichen "Mörder-Monologen", aber es wirkte so reingeklatscht. Dann lieber gar nichts über das Motiv verraten ...
Burghart Klaußner bemüht sich redlich, all diese Personen zum Leben zu erwecken. In den meisten Fällen gelingt es ihm auch sehr gut, hier und da aber gerät er für meinen Geschmack zu sehr ins chargieren und macht die Figuren unglaubwürdig. Auch die Hektik am Ende beim Erzählen nehme ich ihm nicht ab, zu bedächtig wirkt dabei immer noch die Stimme. Für mich war es sehr schwer, zwischen den Figuren zu unterscheiden und den sehr langen Dialogen, die auch nocht ein wenig versaubt daherkommen, zu folgen. Leider erfüllt es damit mein wichtigstes Hörbuchkriterium so gar nicht, nämlich mich bei anderen Arbeiten zu unterhalten - wenn ich mich dabei so stark konzentrieren muss, dass ich nichts anderes tun kann, kann ich auch gleich zum Buch greifen. Schade.
An diesen sechs CDs habe ich jetzt knapp zwei Monate gehört, was für mich wirklich lang ist. Tatsache ist einfach, dass ich bei diesem Hörbuch immer wieder ein wenig die Lust verloren habe, mich mit ihm zu beschäftigen. Das liegt vor allem an der unglücklichen Mischung einer sehr dialoglastigen und wechselhaften Geschichte mit einem Autor, der trotz aller Versuche bei seiner Figurengestaltung beim Erzählen immer sehr gleich klingt. Dementsprechend habe ich sehr oft den Faden verloren und musste nochmal zurückgehen und mir Kapitel erneut anhören. Für mich war das weniger ein Hörgenuss als vielmehr eine Pflichtaufgabe, die ich halt erfüllen wollte, weil ich mir die CDs eben nunmal ausgeliehen hatte.
Die geschichte selbst ist bestimmt sehr spannend und ich denke, als Buch hätte sie mich sehr beeindruckt. Beim Hören war ich irgendwann überfordert mit den ganzen Namen und den ständigen Wechseln zwischen den Personen. Auch das "Mörderkapitel", in dem man dann mal eben das komplette Leben des Mörders erzählt bekommt bis es dann in den Showdown mündet, war für mich ein wenig befremdlich. SIcher eine abwechslungsreiche Idee zu den üblichen "Mörder-Monologen", aber es wirkte so reingeklatscht. Dann lieber gar nichts über das Motiv verraten ...
Burghart Klaußner bemüht sich redlich, all diese Personen zum Leben zu erwecken. In den meisten Fällen gelingt es ihm auch sehr gut, hier und da aber gerät er für meinen Geschmack zu sehr ins chargieren und macht die Figuren unglaubwürdig. Auch die Hektik am Ende beim Erzählen nehme ich ihm nicht ab, zu bedächtig wirkt dabei immer noch die Stimme. Für mich war es sehr schwer, zwischen den Figuren zu unterscheiden und den sehr langen Dialogen, die auch nocht ein wenig versaubt daherkommen, zu folgen. Leider erfüllt es damit mein wichtigstes Hörbuchkriterium so gar nicht, nämlich mich bei anderen Arbeiten zu unterhalten - wenn ich mich dabei so stark konzentrieren muss, dass ich nichts anderes tun kann, kann ich auch gleich zum Buch greifen. Schade.
Samstag, 5. September 2015
[Buchgedanken] Stefanie Kasper - Das Haus der dunklen Träume
Frisch getrennt von ihrem Freund stolpert die Journalistin Annika über eine Immobilienanzeige. Der alte Pfarrhof in ihrem Heimatdorf ist zu verkaufen, zwar stark renovierungsbedürftig, aber das Gebäude hatte immer schon eine starke Anziehungskraft auf sie. Kurzerhand kauft sie das Haus, doch schon sehr bald beginnen merkwürdige Träume, in denen sie das Leben der Magd Maria verfolgt, die in den 1750er Jahren in diesem Haus lebte. Als dann auch noch wie aus dem Nichts der Student Victor bei ihr auftaucht und ihr anbietet, bei der Renovierung zu helfen, ahnt sie nicht, dass sie damit eine Kette von Ereignissen lostritt, die sie immer tiefer in die grausamen Erlebnisse Marias ziehen werden ...
Ui, da habe ich mir ja etwas als Rezensionsexemplar ausgesucht. Ich gestehe nämlich: ich habe die Inhaltsangabe gar nicht gelesen, ich fand das Titelbild so spannend. Ja, es ist har nichts besonderes, aber diese drohend dunklen Wolken und die bayerische Kirche auf dem Cover haben mich einfach nicht losgelassen. So grau und bedrückend und genau auf den Titel abgestimmt, gleichzeitig aber unten irgendwie friedlich - ich wollte das Buch einfach lesen. Also habe ich es mir zuschicken lassen und heute Vormittag auf der Couch vernichtet. Es liest sich extrem zügig und gerade die Passagen über Marias Geschichte haben ihren eigenen Reiz, da die Menschen durchgängig Dialekt sprechen. Für mich mit meinem süddeutschen Migrationshintergrund war es toll, wieder mal in die Heimat abzutauchen :-D Als sich dann auch noch herausstellte, dass ich es hier mit einem sehr handfesten Schauerroman zu tun habe, in dem Geister und Séancen einfach mit dazugehören, war ich zunächst irritiert, habe mich dann aber zurückerinnert an die wundervollen "Mystery Romane" aus dem Schneider-Verlag, denen ich als Teenager total verfallen war. War da nicht auch einer dabei mit einem alten schwedischen Pfarrhaus? Ich bin also abgetaucht in eine durchaus geradlinige Geschichte, die mit einem sehr seltenen Phänomen aufwartet, das ich dann auch erstmal dank Smartphone parallel recherchiert und nachgelesen habe - und von dem ich hier kein Wort verrate, damit ihr die allmähliche Aufdeckung nachvollziehen kann.
So ganz begeistern konnte mich das Buch aber nicht immer und das liegt eindeutig an den Figuren, die mir persönlich zu flach sind. Zwar gibt sich die Autorin redlich Mühe, sie mit verschiedenen Charakterzügen auszustatten und sie überraschend handeln zu lassen (wobei sie die meisten Überraschungen bereits verrät, so dass ich als Leser immer mehr weiß als die Personen), aber auf mich wirkt das oftmals wenig glaubwürdig. Kathi zum Beispiel und ihr gesamtes Verhalten wirkt einfach nicht so richtig nachvollziehbar, da hilft auch ein "ja mei, sie ist traumatisiert, da verhält man sich komisch" nicht weiter. Oftmals tun die Figuren weniger die Dinge, die sie als reale Personen in einer solchen Situation machen würden, sondern viel mehr die Dinge, die die Autorin braucht, damit die Handlung voranschreiten kann. Und das ging mir dann am Ende ein wenig auf den Keks, als immer öfter Personen für einen kurzen Auftritt aus dem Hut gezaubert wurden, die noch einen Hinweis oder noch eine Info geben konnten und dann wieder in der Versenkung verschwanden. Das Buch ist halt doch weniger Kinofilm als solide Fernsehproduktion, wenn ich mir den Vergleich mal erlauben darf. Aber dafür ist es echt nicht schlecht und ich habe es sehr gern gelesen :-)
Ui, da habe ich mir ja etwas als Rezensionsexemplar ausgesucht. Ich gestehe nämlich: ich habe die Inhaltsangabe gar nicht gelesen, ich fand das Titelbild so spannend. Ja, es ist har nichts besonderes, aber diese drohend dunklen Wolken und die bayerische Kirche auf dem Cover haben mich einfach nicht losgelassen. So grau und bedrückend und genau auf den Titel abgestimmt, gleichzeitig aber unten irgendwie friedlich - ich wollte das Buch einfach lesen. Also habe ich es mir zuschicken lassen und heute Vormittag auf der Couch vernichtet. Es liest sich extrem zügig und gerade die Passagen über Marias Geschichte haben ihren eigenen Reiz, da die Menschen durchgängig Dialekt sprechen. Für mich mit meinem süddeutschen Migrationshintergrund war es toll, wieder mal in die Heimat abzutauchen :-D Als sich dann auch noch herausstellte, dass ich es hier mit einem sehr handfesten Schauerroman zu tun habe, in dem Geister und Séancen einfach mit dazugehören, war ich zunächst irritiert, habe mich dann aber zurückerinnert an die wundervollen "Mystery Romane" aus dem Schneider-Verlag, denen ich als Teenager total verfallen war. War da nicht auch einer dabei mit einem alten schwedischen Pfarrhaus? Ich bin also abgetaucht in eine durchaus geradlinige Geschichte, die mit einem sehr seltenen Phänomen aufwartet, das ich dann auch erstmal dank Smartphone parallel recherchiert und nachgelesen habe - und von dem ich hier kein Wort verrate, damit ihr die allmähliche Aufdeckung nachvollziehen kann.
So ganz begeistern konnte mich das Buch aber nicht immer und das liegt eindeutig an den Figuren, die mir persönlich zu flach sind. Zwar gibt sich die Autorin redlich Mühe, sie mit verschiedenen Charakterzügen auszustatten und sie überraschend handeln zu lassen (wobei sie die meisten Überraschungen bereits verrät, so dass ich als Leser immer mehr weiß als die Personen), aber auf mich wirkt das oftmals wenig glaubwürdig. Kathi zum Beispiel und ihr gesamtes Verhalten wirkt einfach nicht so richtig nachvollziehbar, da hilft auch ein "ja mei, sie ist traumatisiert, da verhält man sich komisch" nicht weiter. Oftmals tun die Figuren weniger die Dinge, die sie als reale Personen in einer solchen Situation machen würden, sondern viel mehr die Dinge, die die Autorin braucht, damit die Handlung voranschreiten kann. Und das ging mir dann am Ende ein wenig auf den Keks, als immer öfter Personen für einen kurzen Auftritt aus dem Hut gezaubert wurden, die noch einen Hinweis oder noch eine Info geben konnten und dann wieder in der Versenkung verschwanden. Das Buch ist halt doch weniger Kinofilm als solide Fernsehproduktion, wenn ich mir den Vergleich mal erlauben darf. Aber dafür ist es echt nicht schlecht und ich habe es sehr gern gelesen :-)
[Buchgedanken] Max Bentow - Das Hexenmädchen
Nils Trojan wird an einen Tatort gerufen, der sich als eine grausame Folterszenerie entpuppt. Mit einem Stofffetzen geknebelt und mit dem Kopf in den angeheizten Backofen gepresst wird die Leiche eines Mannes gefunden. Schon kurz darauf schlägt der Täter wieder zu, die Polizei ist ratlos. Als dann auch noch die kleine Sophie und ihre Freundin Jule spurlos verschwinden und sich Hinweise ergeben, dass diese Fälle miteinander zu tun haben könnten, sieht sich Trojan plötzlich auf der Spur eines Mörders, der aus dem Märchen zu kommen scheint. Ist es wirklich die "Hexe" von der Jule in ihren Alpträumen verfolgt wird? ...
Das Buch habe ich als Rezensionsexemplar erhalten und ich muss ehrlich gestehen, ich habe es vor allem deshalb ausgewählt, weil ich die Reihe um Trojan ganz nett finde, sie aber nicht um jeden Preis unmittelbar nach Erscheinungstermin kaufen muss. Aber, und hier die große Offenbarung, dieser Band hat mir mal so ausnehmend richtig gut gefallen. Das liegt daran, dass das gesamte Setting irgendwie stimmig märchenhaft ist und man sich sehr lange fragt, wie diese losen Enden denn jetzt miteinander verknüpft werden können und trotz aller Zufälle, die dann letztlich der Auflösung dienen, wirkt das gesamte Buch weniger konstruiert, als ich es beispielsweise beim "Federmann" empfunden habe. Mir hat besonders gefallen, dass Bentow immer wieder Märchenmotive in die Gegenwart überträgt und sie einem nur mal kurz zublitzen, das ist so eine nette Kleinigkeit am Rande, die mich als Leser immer freut, wenn der Autor sich Mühe gegeben hat.
Sprachlich fand ich den Roman extrem gelungen, weil man sofort eintaucht und das Buch nicht mehr weglegen will. Stellt euch einfach vor, dass ich gestern Abend um sechs dieses Buch in die Hand genommen habe und - nur unterbrochen von einer Pause zum Essen und Duschen - abends um elf damit einfach durch war. Diese Geschichte zieht einfach und die Spannung wird bis zum Ende gehalten. Da vergebe ich Bentow sogar die doch recht nervtötende Storyline um Tochter und Exfrau Trojans, die mir persönlich ein wenig auf den Senkel gehen.
Eine Warnung muss ich aber mal aussprechen und zwar erstmalig in einem Krimi. Ich weiß nicht genau, warum, aber das Buch ist mir in den Darstellungen von Gewalt ziemlich nahe gegangen. Grade die Schilderungen um Sophie herum waren mir persönlich viel zu viel, obwohl er dabei gar nicht so deutlich beschreibt wie dann beispielsweise bei den Folterungen mit dem Ofen. Wer damit aber besser klarkommt als ich, der wird hier wirklich einen tollen Thriller in die Hand nehmen.
Das Buch habe ich als Rezensionsexemplar erhalten und ich muss ehrlich gestehen, ich habe es vor allem deshalb ausgewählt, weil ich die Reihe um Trojan ganz nett finde, sie aber nicht um jeden Preis unmittelbar nach Erscheinungstermin kaufen muss. Aber, und hier die große Offenbarung, dieser Band hat mir mal so ausnehmend richtig gut gefallen. Das liegt daran, dass das gesamte Setting irgendwie stimmig märchenhaft ist und man sich sehr lange fragt, wie diese losen Enden denn jetzt miteinander verknüpft werden können und trotz aller Zufälle, die dann letztlich der Auflösung dienen, wirkt das gesamte Buch weniger konstruiert, als ich es beispielsweise beim "Federmann" empfunden habe. Mir hat besonders gefallen, dass Bentow immer wieder Märchenmotive in die Gegenwart überträgt und sie einem nur mal kurz zublitzen, das ist so eine nette Kleinigkeit am Rande, die mich als Leser immer freut, wenn der Autor sich Mühe gegeben hat.
Sprachlich fand ich den Roman extrem gelungen, weil man sofort eintaucht und das Buch nicht mehr weglegen will. Stellt euch einfach vor, dass ich gestern Abend um sechs dieses Buch in die Hand genommen habe und - nur unterbrochen von einer Pause zum Essen und Duschen - abends um elf damit einfach durch war. Diese Geschichte zieht einfach und die Spannung wird bis zum Ende gehalten. Da vergebe ich Bentow sogar die doch recht nervtötende Storyline um Tochter und Exfrau Trojans, die mir persönlich ein wenig auf den Senkel gehen.
Eine Warnung muss ich aber mal aussprechen und zwar erstmalig in einem Krimi. Ich weiß nicht genau, warum, aber das Buch ist mir in den Darstellungen von Gewalt ziemlich nahe gegangen. Grade die Schilderungen um Sophie herum waren mir persönlich viel zu viel, obwohl er dabei gar nicht so deutlich beschreibt wie dann beispielsweise bei den Folterungen mit dem Ofen. Wer damit aber besser klarkommt als ich, der wird hier wirklich einen tollen Thriller in die Hand nehmen.
Freitag, 4. September 2015
[Buchgedanken] Ulla Hahn - Spiel der Zeit
Hilla Palm, das Arbeiterkind aus Dondorf am Rhein, ist erwachsen geworden. Inzwischen studiert sie dank des Honeffer Modells in Köln Germanistik, lebt in einem gut-katholischen Studentinnenwohnheim und ist im Haus ihrer Eltern nur noch zu Besuch. Während sie immer tiefer in die Sprache eindringt, sie auseinandernimmt, neu formt, eine neue Welt entdeckt, verliert sie ganz allmählich die Erinnerung an die Nacht auf der Lichtung, in der sie vergewaltigt wurde. Und dann, in ihrem ersten Karneval so ganz ohne Eltern lernt sie, als Raupe verkleidet, ihren Käfer kennen: Hugo. Germanistikstudent wie sie, aber dank des Namens Breidenbach sehr schnell zuordenbar. Alter Kölscher Geldadel, der der potentiellen Schwiegertochter von Anfang an mit Abneigung begegnet ...
Uff, da habe ich mir was angetan. Ich habe "Das verborgene Wort" und auch den Folgeband "Aufbruch" sehr gerne gelesen und mich gefreut, als ich endlich den dritten Teil bekommen habe. Mit Hilla erwachsen zu werden und ihren Weg zu verfolgen, ist eine Herausforderung im dritten Band, denn hier ist allmählich die erwachsene Hilla (und damit auch die erwachsene Ulla Hahn) zu spüren. Diejenige, die die Sprache liebt und verehrt, die sich Gedanken macht über Dinge, die sonst nie gesagt werden. Das Buch ist angereichert mit einer Vielzahl an Exkursen, so habe ich z.B. mal eben Ezra Pound kennengelernt und für interessant befunden, und einigen Gedichten von Ulla Hahn, die unmittelbar Bezug nehmen auf die geschilderten Szenen und dadurch das Spiel mit der Realität eines autobiographisch gefärbten fiktionalen Texts noch weiterführen. Zum Teil muss ich gestehen, habe ich einfach nur genossen und mein Hirn wenig angestrengt beim Lesen, dabei ist gerade dieser literarische Input echtes Hirnfutter und erfordert aufmerksameres Lesen - während man sich im ersten Band noch ziemlich zurücklehnen konnte.
Darüber hinaus ist das Buch aber vor allem Zeitgeschichte. Hilla ist eine Studentin der 68er, sie stolpert durch die Politisierung des Alltags und die Befreiung der Sexualität, ohne selbst genau zu wissen, wo sie sich einordnen soll und will und muss. Während Hilla im ersten Band die Konfrontation zwischen Elternhaus und Umwelt erlebte, ist es hier die Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Wertesystem, das mit dem der Sechziger konfrontiert wird. Sei es die Frage nach Verhütung oder danach, wie stark man selbst zum Mitläufer mutiert, wenn man eigentlich nur Gefallen tun will - Hillas eigene Orientierung nach links geschieht letztlich mehr zufällig als durch Überzeugung, was sich dann in der Geschichte des Germanistik-Professors Gerhard Fricke gegenspiegelt. Für mich war es faszinierend, in diese Zeit einzutauchen und Hilla auch hier zu folgen, mit ihr zu treiben und einen Weg in diesem Spiel zu finden.
Das Buch war eine Herausforderung. Aber eine absolut positive, nach der ich mich in diesem Jahr geradezu gesehnt habe. Lest es!
Uff, da habe ich mir was angetan. Ich habe "Das verborgene Wort" und auch den Folgeband "Aufbruch" sehr gerne gelesen und mich gefreut, als ich endlich den dritten Teil bekommen habe. Mit Hilla erwachsen zu werden und ihren Weg zu verfolgen, ist eine Herausforderung im dritten Band, denn hier ist allmählich die erwachsene Hilla (und damit auch die erwachsene Ulla Hahn) zu spüren. Diejenige, die die Sprache liebt und verehrt, die sich Gedanken macht über Dinge, die sonst nie gesagt werden. Das Buch ist angereichert mit einer Vielzahl an Exkursen, so habe ich z.B. mal eben Ezra Pound kennengelernt und für interessant befunden, und einigen Gedichten von Ulla Hahn, die unmittelbar Bezug nehmen auf die geschilderten Szenen und dadurch das Spiel mit der Realität eines autobiographisch gefärbten fiktionalen Texts noch weiterführen. Zum Teil muss ich gestehen, habe ich einfach nur genossen und mein Hirn wenig angestrengt beim Lesen, dabei ist gerade dieser literarische Input echtes Hirnfutter und erfordert aufmerksameres Lesen - während man sich im ersten Band noch ziemlich zurücklehnen konnte.
Darüber hinaus ist das Buch aber vor allem Zeitgeschichte. Hilla ist eine Studentin der 68er, sie stolpert durch die Politisierung des Alltags und die Befreiung der Sexualität, ohne selbst genau zu wissen, wo sie sich einordnen soll und will und muss. Während Hilla im ersten Band die Konfrontation zwischen Elternhaus und Umwelt erlebte, ist es hier die Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Wertesystem, das mit dem der Sechziger konfrontiert wird. Sei es die Frage nach Verhütung oder danach, wie stark man selbst zum Mitläufer mutiert, wenn man eigentlich nur Gefallen tun will - Hillas eigene Orientierung nach links geschieht letztlich mehr zufällig als durch Überzeugung, was sich dann in der Geschichte des Germanistik-Professors Gerhard Fricke gegenspiegelt. Für mich war es faszinierend, in diese Zeit einzutauchen und Hilla auch hier zu folgen, mit ihr zu treiben und einen Weg in diesem Spiel zu finden.
Das Buch war eine Herausforderung. Aber eine absolut positive, nach der ich mich in diesem Jahr geradezu gesehnt habe. Lest es!
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