Sonntag, 17. April 2011

Sebastian Fitzek - Der Augensammler

Ich habe das Buch gestern als Bookring zugeschickt bekommen und mich dann direkt ans Lesen gemacht. Eine Badewanne und zwei Zugfahrten später habe ich es auchs chon beendet und versuche jetzt, eine ernsthafte Kritik an diesem Buch ...

Sebastian Fitzek ist für mich der erste deutsche Autor, der es geschafft hat, den Genre des Thrillers auf deutsche Verhältnisse umzudeuten. Damit meine ich, dass es bisher eignetlich noch nie einen Autor gab, dem es gelungen ist, eine typisch deutschen Thriller zu verfassen, also spezifisch deutsche Verhältnisse in einen Roman einfließen zu lassen und dadurch eine glaubwürdigen Thriller zu verfassen. Deutschland ist nciht die USA, wir haben hier halt kein FBI, sondern ein LKA, das irgendwie schon ein bisschen altbackener klingt. Genau das macht seine Bücher aber auch aus, dass sie trotz dieses nicht-thriller-bekannten Hintergrundes absolut spannend sind. Außerdem ist Fitzek ein absoluter Meister der Vermarktung (er pflegt seine Homepage, seinen Twitter-Account etc. dermaßen ausgiebig, dass ich mich manchmal wundere, wann er noch schreibt ;-) ) und der Klientenpflege, und mehr noch: er ist ein Freund von netten Gimmicks in seinen Romanen. In "Der Seelenbrecher" lag ein Post-it mit einer Handynummer bei, die man anrufen konnte und bei der man dann *wird nicht verraten wo* landete. Und auch in "Der Augensammler" ist wieder ein wundervolles Gimmick dabei: nicht nur, dass das gesamte Buch, das einen Countdown beschreibt selbst in den Seitenzahlen rückwärts läuft, sondern - und das ist etwas so wundervolles, dass man sich fragt, warum da nicht eher jemand drauf gekommen ist - sein Dankwort ist cdiesmal bebildert mit cden Fotos der Menschen, bei denen er sich bedankt. find ich klasse, mag ich, macht ihn sympathisch und lässt michd as Buch nochmal lieber lesen.

Ja, und trotzdem sitze ich jetzt hier und weiß nicht so genau ... Irgendetwas hat mich am Buch diesmal noch mehr gestört als an seinen anderen Büchern. Dass er nicht unbedingt ein Meister der ausführlichen Psychogramme seiner Figuren ist, ist okay. Bei den bisherigen Büchern brauchte man das nicht unbedingt, irgendwie lief das alles imemr so rasant ab, dass man es nicht vermisst hat. Aber diesmal ... irgendwie fehlt mir da bei vielen Figuren doch mal eine Motivation, eine klitzekleine Hintergrunderklärung. Viele Dinge wirken wie aus dem "Komm, ich hab noch 'ne Idee für einen Verdächtigen"-Hut gezaubert, werden angeschnitten, aber nicht beendet, andere wären echt interessant, wenn sie einem nicht so lieblos um die Ohren geknall würden (z.B. die verdammt tragische Geschichte, die sich hinter dem ach-so-harten-Bullen befindet). Vor allem Alina bleibt sowas von merkwürdig blass und eigentlich unebdeutend - dabei ist sie doch mehr oder weniger die Hauptfigur des Romans! Und wo wir schon bei Figuren sind: Verdammt, von der Auflösung hab ich mich echt verarscht gefühlt. Während es bisher immer einen Hinweis gab, wird hier halt einfach ein Mörder aus dem Ärmel gezogen, mir kam es fast so vor, als hätte er halt mal alle Namen in eine Losbox gesteckt und dann einen davon gezogen. Das Ende selbst fand ich wieder sehr gut, sehr konsequent durchgezogen und ehrlich, das rettet das Buch dann zwar ein bisschen, aber es macht es insgesamt einfach nicht zu einem Buch, das ich guten Gewissens jedem empfehlen würde. Maximal dann, wenn die Taschenbuchausgabe draußen ist - aber die gebundene kann man sich sparen. Oder ausleihen.

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