Serge und Clara haben kaum Gemeinsamkeiten. Doch die zusammen
durchlittene Kindheit in einer Hippiekommune hat sie für immer
zusammengeschweißt. Die Nachricht ihrer Eltern, nach 35 Jahren wilder
Ehe doch noch heiraten zu wollen, ist eine echte Überraschung. Doch es
gibt Schlimmeres. Vor allem Serge steckt in der Klemme: Statt zu
promovieren, dient er als Investmentbanker schon längst dem elterlichen
Feindbild schlechthin: dem Kapitalismus. Er will das ganz große Geld
machen, im Zweifelsfall mit illegaler Zockerei. Dumm nur, dass 2008 die
Finanzwelt in ihre größte Krise stürzt – und mit ihr Serge …
Zufällig in der Bibliothek gesehen, habe ich natürlich direkt das Buch mitnehmen müssen. Marina Lewycka und ich haben ja eher eine gespaltene Beziehung, entweder ich finde ihre Bücher toll oder ich bin maßlos enttäuscht von den Wendungen, die sie nehmen. "Die Werte der modernen Welt ..." hängt da genau dazwischen, das scheint also auch möglich zu sein. Ich fand die Ausgangssituation wirklich toll, dieses zwischen-zwei-Welten-Schweben von Serge, der eine Heidenpanik vor der möglichen Reaktion seiner Eltern hat, sollten sie jemand erfahren, dass er in der City of London arbeitet. Ihn fand ich als Person sehr nett gezeichnet, auch wenn nicht alle seiner Handlungen für mich nachvollziehbar waren - aber hey, ich bin auch nicht total verknallt in eine Arbeitskollegin. Clara fand ich da schn serh viel blasser gehalten und vor allem ihre Episoden in ihrem Arbeitsumfeld der Schule konnten mich nicht wirklich packen.
Sehr bizarr und gleichzeitig lustig waren die Rückblicke in die Kommunenzeit, vor allem die Diskussionen und politischen Ergüsse, bei denen man beim ein oder anderen Teilnehmer doch eher das Gefühl hat, dass er eine Phrase nachplappert, die irgendwie beeindruckend klingt, aber nicht so wirklich mit dem Thema zu tun hat. Ein bisschen Judäische Volksfront in der englischen Provinz, nicht zu überspitzt dargestellt und gut zum Eintauchen in die Atmosphäre.
Leider ging es dann in der Gegenwart mit immer mehr Bankenkritik weiter und sehr ausführlichen Schilderungen von Serges Lieben und Leiden, was mich aber im Laufe des Lesens ein wenig gelangweilt hat, weil da halt weder was vorwärts ging, noch wirklich klar wurde, was sonst sein könnte. Darunter litten dann die anderen, sehr kurz gehaltenen, Episoden, die weniger ausgestaltet wurden.
Es war kein so schlechtes Buch. Aber halt auch nicht das Beste von ihr.
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