Barbara Havers hat es nicht gerade leicht. Nach ihrer kopflosen Aktion in Italien ist sie bei ihrer Chefin unten durch. Nur mit extremer Anpassung kann sie der Versetzung ins idyllische Nirgendwo entgehen - aber darunter leidet ihre Arbeitshaltung enorm. Auch Lynley fällt das auf und er tut sein Möglichstes, Isabelle Ardrey zu überreden, Havers wieder ein wenig mehr von der Leine zu lassen, aber die ist unerbittlich. Und danns etzt sich ausgerechnet noch Sekretären Dee Havermann in den Kopf, Barbaras Liebesleben und Leben im Allgemeinen zu managen - da kann man sich ja nur noch die Kugel geben. Oder den Vortrag der Feministin Clare Abbott, die Barbara ganz sympathisch findet. Als diese einige Wochen später an einem Herzinfarkt stirbt, vermutet ihre Freundin und Lektorin Rory dahinter jedoch einen Mord - und tatsächlich bietet sich hier die Gelegenheit, dass Barbara, dauerbewacht durch Winston Nkata, endlich wieder beweisen kann, was in ihr steckt ...
So weit die Krimihandlung, die sich auf grob geschätzt etwa ein Drittel des Buches verteilt. Dazwischen macht Elizabeth George das, was sie beherrscht: sie entwickelt ein kleines Soziogramm einer komplett dysfunktionalen Familie. Und zwar das der Familie Goldacre, denn Caroline Goldacre arbeitete bei Clare als Mädchen für Alles. Oder doch nicht? schon sehr schnell hat mich als Leser viel weniger der Mord interessiert als die Frage, wie all diese Informationen über Caroline und ihre Familie mit dem Fall verknüpft sein könnten. Der Mörder ist demnach in diesem Buch absolut keine Überraschung, aber die Frage nach dem Motiv wird sehr lange nicht beantwortet. Stattdessen folgt man Carolnes Mann Alastair zu seiner Geliebten, wird Zeuge des Auseinanderbrechens der Ehe des älteren Sohns (und ganz ehrlich, das Ende, das hier dann angedeutet wird - das finde ich fast noch schrecklicher als aalle anderen im Buch langsam enthüllten Geheimnisse) und vor allem in Carolines Leben, bei dem man als Außenstehender nicht versteht, was da passiert. Ich war völlig fassungslos und fasziniert von der Frau, die der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Romans ist. Darunter leidet allerdings immer wieder die Spannung im Buch selbst, wirklich überraschend ist an dem Krimi so gar nichts, das ist mehr Derrick als Lynley.
Wofür ich aber wirklich dankbar bin: Die Privatgeschichten werden ziemlich stark zurückgefahren. Ja, Lynley darf angemessen leiden und seiner neuen Flamme beim Renovieren helfen, und die Ausflüge in Dees Versuche, Barbara einen Mann zu besorgen, sind nette Anekdoten. Aber ansonsnten konzentriert sich George hier zur Abwechslung wieder mal auf das Drumherum eines netten kleinen Falles, der letztlich sehr unspektakulär ist. Ein nettes Buch, das mich mit dem letzten schon beinnahe wieder versöhnt.
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