Katzen sind cleverer als man für gewöhnlich annimmt. Besonders clevers ind sie allerdings dann, wenn sie ausgerechnet hinter der unsichtbaren Universität aufwachsen und sich von den ratten ernähren, die den dortigen Abfallhaufen nach Fressbarem durchstöbern. Denn dann entwickeln sie ein Bewusstsein. So erging es Maurice, dem Straßenkater. Und weil er ein cleverer Kater ist, hat er auch gleich noch Geschäftssinn entwickelt. Denn eins ist klar - die Welt wird von Geld regiert. Also hat sich Maurice mit seinen Erzfeinden verbündet, den Ratten. Die putzigen kleinen Nagetiere sind ebenso wie er inzwischen in der Lage, zu denken, zu sprechen, zu lesen und sich sehr menschlich zu verhalten. Der Plan ist einfach. Die Ratten fallen in einer kleinen Stadt ein und veranstalten eine hübsche Rattenpage (nichts Großartiges, das Übliche auf-den-Käse-Pinkeln, Stepptanzen vor arglosen Hausfrauen und bloß nicht in die Falle gehen) und dann treten Maurice und der Flötenspieler auf, die die Ratten aus der Stadt jagen. Dumm nur, dass die kleinen Fellknäuel inzwischen nicht nur Lesen gelernt haben, sondern dank des Kinderbuchs "Herrn Schlappohrs Abenteuer" von der friedlichen Utopie eines eigenen Rattenstaates träumen, in dem Tier und Mensch friedlich gemeinsam existieren. Und dann geht bei dem letzten großen Auftrag alles schief, was nur schiefgehen kann ...
Wer hier schon länger mitliest, der weiß, dass ich Pratchett liebe. "Maurice, der Kater" ist aber mein persönliches Highlight. Es ist ein bezauberndes, pastelliges Buch, das man am liebsten mit Illustrationen im Stil einer Beatrix Potter versehen möchte, das gleichzeitig aber über sehr viel mehr anarchisch-typischen Pratchett-Humor verfügt, dass man sich totlachen könnte. Die Figuren sind einfach nur großartig. Sei es Maurice, der sein Bewusstsein ausgerechnet der Tatsache verdankt, dass er die einzige stotternde Ratte der Gruppe vernichtet hat; sei es der alte Rattenchef Gekochter Schinken, dem diese ganze neumodische Kram spanisch vorkommt; oder sei es eine Mafilda Grimm, deren Großtanten nicht nur bezaubernd blutrüstigen Geschichten der Geschwister Grimm zu verantworten haben, sondern die selbst nur in Geschichten zu leben scheint. All das gespickt mit einem hauch Mystery und viel, viel Fabulierlust (die Suche nach der bestimmt vorhandenen Geheimtür in einem Geräteschuppen ist Gold wert!) machen das Buch unglaublich komisch.
Ein Märchen von der Scheibenwelt, so bezeichnet Pratchett selbst das Buch. Es ist das, was ein Märchen ausmacht: sprechende Tiere, geheimnisvolle Aufträge, fiese Gegner und der Glaube, dass das Gute am Ende einfach siegen muss - diese Zutaten atmet das Buch. Eine Geschichte aber eben nicht nur für Kinder, denn die verstehen die Seitenhiebe Pratchetts vermutlich gar nicht alle - werden aber extrem viel Spaß haben mit dem stiefellosen Kater und seiner doch recht katzischen Arroganz Mensch und Tier gegenüber. Und wie so oft im Märchen muss sich dieser Held irgendwann der größten Herausforderung stellen, die er sich vorstellen kann - wenn das nicht packt, dann gar nichts.
Das Buch ist zum Schmunnzeln, zum Schnell-Weglesen - und vor allem zum immer wieder wiederholen. Ideale Nahrung für einen grippekranken Bücherwurm (that's me, hello :-) )
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