Dienstag, 6. Januar 2015

[Buchgedanken] Rebecca Gablé - Das Haupt der Welt

Bei der Eroberung der Brandenburg durch König Heinrich werden der slawische Fürstensohn Tugomir und seine Schwester Dragomira als Geiseln genommen und an den Hoof der sächsischen Könige verschleppt. Dragomira ergreift ihre Chance, sich als Mätresse für Otto, Heinrichs Zweitgeborenen und potentiellen Nachfolger, zu etablieren und wird schnell von ihm schwanger. Ihr Bruder jedoch ist nicht ganz so schnell per Du mit den verhassten Sachsen. Zwar wird er schon bald als Heiler geschätzt, doch spätestens als er sich in die Tochter seines Erzfindes Gero verliebt, ist klar, dass es für Tugomir hart werden wird. Als Otto 936 die Nachfolge seines Vaters antritt, drohen ihm schon bald abtrünnige Herzöge und Intrigen seiner Mutter und seines jüngeren Bruder die Herrschaft zu kosten. Otto ist auf niemand anderen als Tugomir angewiesen, um seine Herrschaft zu sichern ...

Ich hätte nie, nie, nie gedacht, dass ich ein Buch von Rebecca Gablé mal wirklich nicht an einem Tag sondern erst in einer Woche auslese. Im Gegensatz zur Warringham-Reihe hat mich das hier so gar nicht bei der Stange halten können. Immer wieder habe ich es zur Seite gelegt und mich irgendwelchen anderen Dingen gewidmet. Dabei kann ich gar nicht genau festmachen, woran es liegt - es war einfach so ein seltsames Gefühl der Oberflächlichkeit, das mich beim Lesen gestört hat.

Tugomir bleibt als Hauptfigur trotz allem sehr eindimensional und blass. Gerade seine Freierfüße kommen so plötzlich daher, als wäre der Autorin eher eingefallen, dass man da doch was machen könnte ... Sein Verhältnis zu vielen anderen Figuren ist oberflächlich und auch wenn Gablé seine gedanken miteilt, so richtig schlau werde ich nicht aus ihm. Die restlichen Figuren sind extrem eindimensional gehalten, insbesondere die historisch relevanten. Ottos Herrscherzaudern ist so beliebig in alle Richtungen, man fragt sich, warum sein Vater ihm den Vorrang gegeben hat. Einzig Henning, der rebellische Arschloch-Bruder hat am Ende noch hier und da ein paar Szenen, die ihn eben nicht nur als weinerlichen Idioten darstellen, sondern die Figuren mit so etwas ähnlichem wie Leben anreichern. Das ist mein Hauptkritikpuntk: während man bei den englischen Mittelalterromanen das Gefühl hat, wirklich das Leben zu spüren, ist das hier wie ein Museumsschaukasten, in dem man so ein paar Highlights von Otto zu sehen bekommt. "Ui toll 'ne Krone", denkt man sich und geht auch schon weiter zu den Hands-on-Stationen der Warringhams.

Ich folge Rebecca Gablé bei facebook (und wer das noch nicht tut, sollte es spätestens deshalb, um jeden Montag von ihr mit der "Geschichtszahl der Woche" versorgt und unterhalten zu werden), und jeden Montag freue ich mich auf eine lehrreiche und unglaublich komisch erzählte Anekdote aus der Geschichte. Sie kann erzählen, sie kann Dinge greifbar machen und genauso respektlos wie ehrfürchtig sprechen - aber diesen Otto schafft sie mir einfach nich real erscheinen zu lassen. Schade eigentlich, ich hätte es toll gefunden, auch mal das deutsche Königs- und Kaiserhaus erleben zu dürfen ...

1 Kommentar:

  1. Mir ging es da ähnlich. Ich fand Thankmar (so geschrieben? ist schon länger her :P) am sympathischsten, aber nachdem er das Zeitliche gesegnet hat, hatte ich keine Figur mehr, mit der ich mitfiebern konnte. Ich fand "Das Haupt der Welt" nicht schlecht, aber es hat mich nicht völlig mitgerissen.

    KLingt interessant mit der Facebook-Seite - da folge ich Frau Gablé gleich mal^^

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