Sonntag, 18. Januar 2015

[Buchgedanken] Philipp Pullman - Der goldene Kompass

Die elfjährige Lyra wächst inmitten der altehrwürdigen Universität von Oxford auf, mehr schlecht als recht erzogen von den Professoren, Küchenangestellten und vor allem ihren Freunden. Doch als ihr Onkel Asriel im College für eine Expedition in den hohen Norden werben will, erfährt sie unglaubliche Details. Er geht davon aus, dass sich neben ihrer Welt eine Vielzahl weiterer Welten finden lassen, alle verbunden durch eine unsichtbare Materie namens Staub. Kurz nach seiner Abreise wird Lyra von der erfolgreichen und geheimnisvollen Mrs. Coulter als Assistentin abgeholt, während parallel Kinder verschwinden. Als auch Lyras bester Freund Roger unter diesen Kindern ist, macht sie sich auf den Weg in den Norden ...

"Der goldene Kompass" ist der erste Teil von Pullmans "Dark Materies"-Serie, drei Bände, die sich nicht zuletzt auch durch einen Gegenentwurf auszeichnen zu der sehr christlich orientierten Lektüre der Narnia-Chroniken. Die Kirche, die in Lyras Welt die Wissenschaft kontrolliert und in Einklang mit der Bibel zu bringen versucht, bekommt hier (und vor allem in den Folgemonaten) ebenso ihr Fett weg wie Wissenschaft, die ohne Rücksicht auf Verluste agieren möchte. Für ein Jugendbuch ein ziemlich hoher Subtext, der in diese Geschichte eingebettet ist, und ich glaube, genau darin liegt auch mein Problem, das ich schon beim letzten Lesen mit dem Buch hatte: die Geschichte an sich, die extrem spannend sein könnte, bleibt hinter dieser Auflage an einigen Stellen mehr als schwach.

Vielleicht liegt es auch an der deutschen Übersetzung, aber die Figuren sind für mich eigentlich dauerhaft blass geblieben, während die Erzählung zum Teil an mir vorbeigeschwappt ist und ich sie im wahrsten Sinne des Wortes überlesen habe. Dabei wäre z.B. Mrs. Coulter eine so großartige Figur, wenn man sich die Mühe machen würde, sie wirklich auszubauen und ihre Beweggründe mal darzustellen, statt sie nur zu erzählen, wisst ihr, was ich meine? Ich betrachte die Figuren wie im Film, der Zugang zu ihnen ist verwehrt. Auch Schilderungen finde ich im Buch einfach zu wenig, ich kann mir diese Welt - ein wenig Steampunk, ein wenig Oz, ein wenig Erde - einfach nicht so recht vorstellen, sie bleibt eine Kulisse, hinter die ich gar nicht schauen will. Und das hat mich beim Lesen so richtig geärgert - da erfindet Pullman schon eine Welt, und dann erzählt er so gut wie nichts davon, alle Informationen bekommt man maximal nebenbei serviert. Wie nervig ist das denn?

Nein, ein drittes Mal lesen muss ich das Buch jetzt wirklich nicht, es ist nett, aber wirklich anfreunden werden wir uns nicht mehr.

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