Sonntag, 5. August 2012

Jeanette Walls - Schloss aus Glas

Die kleine Jeanette liebt ihre Familie. Ihre Mutter, die Malerin ist und ihren Kindern zutraut, alles zu schaffen, was sie wollen. Ihren Vater, der seinen Traum verwirklichen will, Gold zu finden, um seiner Familie ein Schloss aus Glas bauen zu können. Ihre ältere Schwester Lori, die sich immer und immer wieder überall anstößt, weil sie keine Brille trögt. Und ihren kleinen Bruder Brian, mit dem sie regelmäßig Pfandflaschen sammelt, um Taschengeld zu haben und sich einen 10-Cent-Schokoriegel kaufen zu können. Denn Jeannette führt kein gewöhnliches Leben - ihre Eltern weigern sich, dem konventionellen SWchema zu entsprechen. Wie haben die Sechziger und Siebziger Jahre, und die Familie Walls befindet sich in einem Zustand der permanenten Flucht vor Gläubigern, der Polizei und dem Jugendamt. Jahrelang spricht Jeanette Walls nicht über diese Kindheit, in der sich in Pappkartons schlief und froh war, wenn das Mittagessen aus Margarine mit Zucker bestand, weil wenigstens noch das im Kühlschrank zu finden war. Als sie mit fast vierzig Jahren erfolgreiche Journalistin ist und in New York lebt, sieht sie dort eines Nachts ihre Mutter wieder - eine Obdachlose, die im Müll wühlt, und der festen Überzeugung ist, damit das Leben zu führen, das sie führen will. Und sie beschließt, darüber zu schreiben ...

Ich habe das Buch fast in einem Rutsch gelesen und ich weiß immer noch nicht, ob ich Jeanette Walls bemitleide oder bewundere. Dieses Leben abseits von allem, was ich mir für ein Kind an Sicherheit und Zuverlässigkeit ausmale, beschäftigt mich selbst jetzt, drei Wochen nach Lesen des Buchs, immer noch. Ich bin so sauer auf die Eltern, die vier Kinder in die Welt setzen und nicht willens dazu sind, diese Kinder regelmäßig mit Nahrung zu versorgen. Und gleichzeitig fasziniert es mich, wie Jeanette selbst über diese Kindheit erzählt, wie sie es trotz allem schafft zu zeigen: die Eltern machen das nicht etwas, weil ihnen die Kinder egal sind - sondern gerada aus Liebe zu den Kindern, so absurd das klingen mag. Sie wertet nicht, sie schreibt einfach nur von einer Kindheit im Extremen, die sie zu der Frau gemacht hat, die sie heute ist. Als leser muss ich meine eigene Wertung finden und merke, dass es gar nicht so einfach ist, wenn man beide Seiten berücksichtigt.

3 Kommentare:

  1. Wow, das hört sich interessant an, das Buch werde ich mir merken. Danke für das Posting!

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  2. Ich hab das Buch letzte Jahr gelesen und konnte es kaum aus der Hand legen. Tolles Buch. Sogar meinem Freund hat es gefallen und der liest eigentlich nur Krimis und Thriller.

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  3. Das Buch habe ich sowieso schon auf meiner Wunschliste. Dank deiner Zusammenfassung ist es auf der Liste noch ein bisschen mehr nach oben gerutscht. :)

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