Hildegunst von Mythenmetz ist ein junger Lindwurm, dessen beschauliches Leben als Autor gerade erst im Werden inbegriffen ist. Doch dann stirbt sein Dichterpate und hinterlässt ihm - neben dem Haus, dem Garten und einer nicht enden wollenden Bibliothek - eine Kurzgeschichte. Eine Geschichte, die so perfekt ist, dass Hildgunst den Autor um jeden Preis kennenlernen will. Auch sein Dichterpate kennt ihn nicht, der einzige Hinweis ist, dass der anonyme Wunderknabe sich aufmachte nach Buchhaim - und so beschließt Hildgunst von Mythenmetz, ihm zu folgen. Buchhaim, oder die Stadt der Träumenden Bücher, ist ein Ort, an dem man nicht einfach nur ein bisschen bibliophil ist. Nein, es ist ein Ort, an dem man Literatur atmet und Belletristik verspeist. Eine Stadt, die so sehr vom gedruckten Wort gefangen genommen ist, dass die Suche nach einem Autor darin die Nadel im Heuhaufen zu einem Kinderspiel abfertigt. Schon bald gerät der Hobbydetektiv in ein gefährliches Spiel, das ihn in die unterirdischen Katakomben Buchhaims führt ...
Ich lese in diesem Jahr wirklich extrem viele Bücher noch einmal, dank der schönen Lieblingsbücher-Challenge. "Die Stadt der träumenden Bücher" steht nicht auf meiner offiziellen Liste, aber ich wollte unbedingt noch einmal reinschauen. Schon von der ersten Seite an war ich in der Geschichte wieder mittendrin und habe mich mit sehr offenen Augen durch diese Stadt der Buchliebhaber begeben. Und damit, als kleine Reminiszenz an den Roman, fingen meine Probleme an.
Ich muss gestehen, ich bin - ungewöhnlich für einen Buchblogger - kein so wirklich fanatischer Buchanhänger, für den das gedruckte Wort das einzig Wahre ist und der bei dem Gedanken daran, ein Buch irgendwo anders als in einem Schrank aufzubewahren, nicht automatisch Schnappatmung bekommt. Insofern finde ich das zum Teil sehr extreme "Buchheim ist GENAU die Stadt, in der ich leben muss, denn nur dort werde ich verstanden" doch ein wenig abschreckend. Buchheim ist eine nette Idee, so wie auch das gesamte Buch eine nette Idee ist, die großartig erzählt wird und mit so vielen Ausschmückungen und Details angereichert ist, dass einem der Kopf fast platzen möchte. Mir war das einfach zu viel Ablenkung und zu wenig tatsählicher Ausbau der interessanten Dinge. Hildegunst von Mythenmetz ist so in seinem Buchstaubrausch gefangen, dass er die Fragen, die wichtig wären, nie stellt - beim ersten Mal habe ich das gar nicht so gemerkt, da ging es mir wie ihm, ich wollte einfach nur wissen, was hinter der nächsten Ecke auf mich wartet. Aber es ist, habe ich jetzt beim neuerlichen Lesen festgestellt, nicht mein gesamtes Leben wir dadurch ausgefüllt, durch möglichst atemberaubende Buchlandschaften zu taumeln. Es war nett, das alles noch einmal zu erleben, aber eben wirklich nur nett. Nicht überraschend, nicht bezaubernd, nicht fesselnd. Es fehlte mir bei der Wiederholung ein wenig das, was meine Lieblingsbücher ausmacht: die Überraschung beim neuerlichen Lesen. Ich hatte mich so sehr beim Umblättern daran erinnert, was dann alles passieren würde, dass ich von der Geschichte nicht mehr so sehr gepackt war wie beim ersten Mal. Ich hätte nie gedacht, dass es mir ausgerechnet mit diesem Buch so gehen würde, denn nach dem ersten Mal vor fünf oder sechs Jahren war ich überzeugt, hier einen totalen Klassiker vor mir zu haben. Woran liegt es? Bin ich inzwischen zu sehr an alles gewöhnt? Habe ich zu viel gelesen, um noch überrascht werden zu können? Diese Antwort suche ich immer noch. In der Zwischenzeit kann ich zu "Die Stadt der träumenden Bücher" nur sagen: Ja, sie ist gut, aber ich gäbe viel dafür, das Buch noch einmal zum ersten Mal lesen zu können.
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