Jazz Bashara ist kriminell. Zumindest ein bisschen. Schließlich ist das
Leben in Artemis, der ersten und einzigen Stadt auf dem Mond, verdammt
teuer. Und verdammt ungemütlich, wenn man kein Millionär ist. Also tut
Jazz, was getan werden muss: Sie schmuggelt Zigaretten und andere auf
dem Mond verbotene Luxusgüter für ihre reiche Kundschaft. Als sich ihr
eines Tages die Chance auf einen ebenso lukrativen wie illegalen Auftrag
bietet, greift Jazz zu ...
Dieses Buch ist in meinem amazon-Korb gelandet, kaum dass es ein Veröffentlichungsdatum gab. Nachdem mich "Der Marsianer" ja wirklich extrem begeistert hatte, wollte ich einfach wissen, ob Weir es schafft, mich auch diesmal für Science-Fiction und Naturwissenschaften zu begeistern. Und ich kann schon einmal vorneweg sagen, dass er es mit einigen Abstrichen auch tut.
Wirklich schwach fand ich zunächst einmal die Figuren in diesem Buch. Immerhin, Weir
schafft es ziemlich überzeugend, aus der Sicht einer Frau zu schreiben,
ohne die ganze Zeit über ihr Aussehen zu schwadronieren. Aber ehrlich
gesagt ging mir Jazz ziemlich auf den Keks. Die schnoddrige Art von Mark
Watley wird hier leider so stark überzeichnet, dass ich jedesmal
irritiert war, wenn sie ihr tatsächliches Alter nennt. Sie wirkt
ungefähr so reif wie eine Sechzehnjährige, über deren Verhalten sie sich
die ganze Zeit echauffiert, aus der sie aber einfach nicht
herausgewachsen ist. Die übrigen Personen bleiben leider ein wenig blass und sehr eindimensional, sie machen eg´her die Klischeebesetzung in einem Gangster-Buddy-Movie aus.
Während "Der Marsianer" den Leser und seinen Protagonisten in eine Extremsituation geworfen hat, ist "Artemis" zwar angesiedelt in einem völlig anderen Umfeld, das stellt für Jazz aber ihren Alltag dar. Dementsprechen hält sich Weir weniger damit auf, dem Leser Dinge zu erklären, die nicht wichtig sind für die Hnadlung des Romans. Wir erfahren also zwar einige Dinge über die Polizeistreitkräfte in Artemis, über die Versorgung mit Sauerstoff und den Aufbau der einzelnen Kuppeln, aber er geht dabei viel weniger ins naturwissenschaftliche Detail. Das ist jetzt nicht unbedingt vollkommen schlecht, aber mich hatte grade am ersten Buch fasziniert, dass ich viele Dinge verstanden habe, an denen sich meine Lehrer damals die Zähne ausgebissen haben. In "Artemis" lernt man dafür jede Menge Dinge über Schmelzen und Schweißen, was für mich leider ein wenig ermüdend war. Viel lieber hätte ich noch viele Informationen über die Organsiation des Alltags in Artemis bekommen. Solche Informationen wie der Fakt, dass Artemis kenianischer Staatsboden ist - eine tolle Idee, nebenbei, mal ein Land zu nehmen, das man nicht sofort im Weltall vermutet :-) - hätten für mich viel mehr Leben ins Buch gebracht, viel mehr Realismus in die Science Fiction. Dann hätte auch die eher schwache Handlung - effektiv hatten sowohl mein Freund als auch ich nach kurzer Zeit das Gefühl, dass alles rausläuft auf "Oceans 11 im Weltall" - mit einigen eher redundaten Strängen ("Ach sieh mal an, der ist schon wieder da") deutlich gewonnen, weil ich mich im Buch viel mehr wohl gefühlt hätte. So ist das Buch eben vor allem Popcornkino, das aber nicht den Woah-Effekt hat, den "Der Marsianer" zaubern konnte.
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