Im Hinterzimmer eines Hauses, das sich langsam mit den Schatten der
Vergangenheit füllt, erzählt Magdalena ihrem Enkel die Geschichte ihrer
Familie, die Geschichte eines Jahrhunderts. Sie erzählt von dem Fluch,
der ihr Leben geprägt hat, und wie sie ihren Mann Vicente, der auf
wundersame Weise gezeugt wurde, auf ebenso wundersame Weise
kennenlernte. Es ist die Geschichte einer intensiven Liebe, die viele
Jahre später an einer großen Tragödie zerbricht – einer Tragödie, die
dafür sorgt, dass Magdalenas Enkel der Letzte einer Geschichte ist, die
lange vor ihm begann, und dass es an ihm ist, sich aufzumachen, seine
eigene Erzählung zu finden ...
Diese Rezension schiebe ich jetzt schon einige Wochen vor mir her. Denn nicht viele Dinge machen mir eniger Spaß, als ein Rezensionsexemplar gratis vom Verlag zu bekommen und dann festzustellen, dass dieses Buch und ich einfach keine Freunde werden. Hab ich jetzt einfach ein Buch abgestaubt? Wie kann ich deutlich machen, dass ich mir wirklich Mühe gegeben habe? Mit diesen Fragen habe ich mich jetzt so lange beschäftigt, bis ich das Gefühl hatte, es jetzt einfach versuchen zu müssen. Im Prinzip ist der Grund, warum ich das Buch nicht so richtig mochte, mit einem kurzen Satz gesagt: Jorge Galán und ich, das passt einfach nicht.
Bereits mit den ersten Seiten des Buches war klar, dass Galán zu der Tradition südamerikanischer Erzähler im Stil eines Gabriel Garcia Marquez gehört. Was das bedeutet? Kurz gesagt, zumindest für mich: Verwirrend-absurde Familiengeschichten, die eine tiefe Bedeutung transprtieren, und sich dabei in wunderschönen Sätzen verlieren, die mir Seite für Seite ein größeres Fragezeichen aufs Gesicht malen. Ich habe Literaturwissenschaften studiert, ich kann Romane also durchaus anylsieren, aber ich muss ehrlich zugeben, dass spanische Erzähler sich da bei mir regelmäßig sperren. Ich verstehe sie einfach nicht und bei jeder Handlung, die erzählt wird, frage ich mich, ob das jetzt eine Metapher oder ein Motiv sein soll, ohne aber je zu einer Antwort zu gelangen. Alles, aber auch alles erschint so völlig over the top, sei es die Zeugunsgeschichte Vicentes am Anfang (ging es nicht ein wenig "normaler", musste es wirklich der 93-Jährige sein, der nun die 20-Jährige zum dritten Male schwängert und deren Kinder an ihrem sechsten Geburtstag mysteriös sterben außer eben jener Vincente?), oder Magdalenas übernatürliche Begabung oder die gesamte Erzählung rund um Teresa und ihr Floß ... alles ist hinter einer meterdicken Schicht aus "dies ist wichtig dies ist eine symbolische Handlung" verborgen, dass ich nicht mehr durchdringen kann. Dazu dann eben die Sprache, die zwar wirklich schön klingt, vor lauter Bedeutsamkeit für mich aber sämtliche Bedeutung verliert. Wenn um mich herum nur noch Schilder mit "Achtung, wichtig!" stehen, verliere ich den Überblick, und genauso fühle ich mich beim Lesen dieses Buchs: allein auf weiter Flur ausgestattet mit einem Plastikkompass ohne Nadel und einem Stadtplan, der auffallende Ähnlichkeit aufweist mit dem Schnittmuster eines Wintermantels. Ich habe tapfer Seite um Seite des Romans gelesen, aber ich habe es weder geschafft, mir zu den Personen ein Bild zu machen, noch ihre Motive erkennen zu können oder eine wie auch immer geartete Beziehung aufzubauen. Ein bisschen so wie bei den Gemälden von Velazquez - da, schon wieder ein Spanier - die sehen natürlich wunderschön aus, aber wirklich lebendig wirkt keine der Figuren auf mich. Und genau dieses Gefühl habe ich bei "Mein dunkles Herz" während des Lesens dauerhaft gehabt, dass da keine Lebendigkeit im Buch steckt, sondern nur "Literatur", die ich nicht greifen kann.
Das Buch ist mit Sicherheit nicht schlecht. es ist literarisch höchst anspruchsvoll und war eine mehr als willkommene Abwechslung in meinem Lesealltag. Aber es war einfach keine angenehme Lektüre, sondern ein einziges Fragezeichen.
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