1948, nachdem sie gemeinsam den Zweiten Weltkrieg überlebt haben, kaufen
Anna und Armand – die Großeltern der Autorin – ein altes Steinhaus in
einem abgelegenen, malerischen Dorf in Südfrankreich. Fünf Jahre später
packt Anna ihre Sachen und verlässt Armand. Die Schreibmaschine und die
Kinder nimmt sie mit. Abgesehen von einer kurzen Begegnung, haben die
beiden nie mehr miteinander gesprochen, nie neu geheiratet oder
irgendjemandem offenbart, was sie so unwiederbringlich entzweit hat ...
Als ich mir das Buch über das Bloggerportal als Rezensionsexemplar geholt habe, hatte ich mich auf einen der typischen "düstere Geheimnisse der Vergangenheit werfen ihre Schatten in die Gegenwart"-Romane gefasst gemacht, die ich ja durchaus gerne lese. Irgendwie war es an mir vorbei gegangen, dass es sich hier um die tatsächliche Geschichte der Autorin bzw. ihrer Großeltern handelt und das Buch dementsprechend eher einen Erfahrungsbericht darstellt. Genau das war es aber, was mir das Lesen einerseits erleichtert, andererseits erschwert hat.
Leicht zu lesen war es nicht nur, weil dem Buch eine umfangreiche Tabelle beiliegt, wann Anna und Armand jeweils wo waren, sondern auch, weil ich quasi als Zeuge der Dokumentation der Autorin folge. Das ganze ist gut geschrieben und streckenweise auch sehr schön erzählt, hält mich als Leser bei der Stange und dieFiguren wachsen mir auch deshalb sehr ans Herz, weil sie sehr realistisch sind (na klar, sie sind ja auch lebende Personen) und ihre Handlungen eben mitunter auch seltsam oder nicht nachvollziehbar wirken, weil sie eben keiner ausgedachten Handlungslinie folgen müssen.
Was mir dann jedoch das Buch schwer gemacht hat - so schwer, dass ich zwischendrin mal zwei Wochen Pause gemacht und es fast vergessen habe - waren diese "Selbstfindungspassagen" der Autorin, in denen sie reist, die Liebe findet und bla bla bla. Das war für mich leider ein bisschen mehr Therapiesitzung als Roman und hätte ich einfach nicht gebraucht. Klar, Anna und Armands Geschichte ist quasi der Auslöser für die Autorin und Veränderungen in ihrem Leben und Denken, aber mich persönlich hätte es mehr angesprochen, hätte sie sich einzig auf die Vergangenheit konzentriert und das als Roman erzählt.
Kann ich das Buch trotzdem empfehlen? Ja, durchaus. Es ist interessant und größtenteils gut geschrieben, mit einigen Abstrichen also ein wirklich gelungenes Buch. :-)
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