Babys können so einfach ernährt werden. Mund auf, Brust rein. Dumm nur, dass sie irgendwann eben doch lernen müssen, dass man nicht nur Milch zu sich nehmen sollte, sondern auch andere Nährstoffe benötigt. Normalerweise funktioniert das auf die gute, alte Karottengläschen-Methode - und wer, wie ich, die Weisheitszähne gleich auf einen Schlag gezogen bekommen hat, musste als Erwachsener schmerzhaft lernen, dass diese Karottngläschen echt abartig schmecken.
In England gibt es seit einigen Jahren eine Bewegung, die anders vorgeht. BLW, so die Abkürzung, führt Beikost auf eine Methode ein, die von vielen als deutlich stressfreier beschrieben wird. Wenn das Baby etwa ein halbes Jahr ist, sitzt es mit am Tisch und es wird einfach mal geschaut, ob es sich für Essen interessiert. Und wenn es das tut: bedien dich, Baby. Keine Gläschen oder selbstgemachtes Pürree, stattdessen darf das Baby nach Herzenslust matschen, spielen, eventuell sogar essen. Und lernt auf diese Weise, dass Essen völlig verschieden sein kann, dass es ein Gemeinschaftserlebnis ist und dass es verdammt lecker schmeckt. Kann es wirklich so einfach sein?
Ja, sagen die beiden Autorinnen, die sowas wie die graue Eminenz des BLW sind. In diesem Buch geben sie für interessierte Eltern eine Einführung in die wichtigsten Fragen: was ist BLW, wie funktioniert das eigentlich und worauf muss man achten? Da das Thema bei uns in einigen wenigen (was, wirklich schon???) Monaten ansteht, habe ich die Chance genutzt, ein Rezensionsexemplar zu erhalten. Was mir am Buch sehr positiv aufgefallen ist: die Autorinnen stehen wirklich hinter dem Konzept und man merkt ihre Begeisterung. Selbst ich, die ich eher zur Kategorie "boah, nee, Babysabber" gehöre, habe nach der Lektüre kaum Panik vor eingesauten Tischen, Böden und Babys. Mir hat dabei geholfen, dass in der Mitte etliche farbige Bilder waren, die Kinder beim BLW gezeigt haben, und keins davon gehörte in diese für mich doch etwas abstoßende "sich in Essen wälzen"-Kategorie, die einem bei facebook mitunter begegnen. Auch die Zitate und Erfahrungsberichte von praktizierenden Eltern waren nett eingeschoben und haben das Buch sehr flüssig zu lesen gemacht.
Zusätzlich erhält man Informationen über die richtige Nahrungszusammensetzung für Babys und eine kurze Erklärung der wichtigsten Nahrungsmittelgruppen. Das Buch ist ingesamt sehr kompakt und liest sich wirklich extrem schnell. Und wenn man nochmal was nachschlagen will, ist durch die Kapitelabschlüsse, in der noch einmal alle behandelten Fragen knapp beantwortet werden, schnell gefunden, was einen aktuell interessiert.
Zwei kleine Kritikpunkte habe ich allerdings. Zum einen war das Buch für meinen Geschmack dann doch recht redundant, erst geht es um ein Thema, dann kommt noch ein Erfahrungsbericht mit denselben Themen, dann noch einmal die Abschlussfragen - gelegentlich hätte man echt kürzen können. Was mir aber vor allem gefehlt hat, war die Frage, wie man BLW mit einer allmählichen Mutermilchentwöhnung/Flaschenfütterung kombiniert. BLW bedeutet nämlich, deutlich länger zu stillen und grade dann, wenn es Zähnchen gibt, ist Stillen eben doch nicht für jede Frau die Erfüllung. da hätte ich mir ein wenig genauere Informationen gewünscht, andererseits betrifft das vielleicht auch eher allgemeine Stillliteratur und nicht BLW.
Insgesamt empfehle ich interessierten Eltern, mal in das Buch reinzuschauen. Man bekommt viel Input und eins schaffen die Autorinnen auf jeden Fall: Lust auf das Experiment BLW zu machen.
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