Als ich 13 war, habe ich in einem meiner Schulbücher eine Satire von Ephraim Kishon entdeckt. Beim Lesen fiel mir ein, dass meine Eltern von ihm ein Buch irgendwo im Regal stehen hatten, das ich mir kurzerhand auslieh. Nach knapp zwei Stunden war ich ein ziemlicher Fan und die nächsten Jahre vergingen damit, mir so ziemlich jedes Bastei-Lübbe-Buch zu besorgen, auf dem vorne sein Name stand. Mit 17 bin ich sogar auf die Frankfurter Buchmesse gefahren, um ein Autogramm des Meister der Satire zu erhalten :-p Angefangen hat es alles mit diesem Buch, das ich bis heute nicht meinen Eltern zurückgegeben habe, sondern dass inzwischen vier Umzüge mitgemacht hat, und das ich bis heute immer noch für das beste halte. (Wobei, die erste Liebe ist ja immer was Besonderes ...) Also ist es ja nur selbstverständlich, dass ich es im Rahmen der Lieblingsbuch-Challenge noch einmal gelesen habe. Und zwar schon vor drei Monaten, aber verdammt, ich komm ja gar nicht mehr mit rezensieren hinterher ;-)
"Kein Applaus für Podmanitzki" ist eine Sammlung von Satiren, die sich samt und sonders um den Bereich Theater und Film drehen (mit kurzen Exkursen ins Hörspiel und das Musical), lose zusammengehalten durch den immer wieder auftretenden Jarden Podmanitzki, einen mittelmäßigen Schauspieler, der auf der Bühne nicht den Helden gibt, sondern den hinzurichtenden Volkstribun, dessen Zeilen meistens so gekürzt werden, dass er nur noch stumm über die Bühne stolpert, und der sich deshalb mit diversen anderen Engagements über Wasser halten muss. Diese Figur stolpert als Bindeglied durch eine Reihe von Satiren, verschwindet gelegentlich, um dann aber doch wieder wie ein Schachtelteufel aufzuploppen. Und auch, wenn er gar nicht genau beschrieben wird, hat man doch eine bestimmte Figur dazu vor Augen, einen Schauspieler jenseits des jugendlichen Liebhabers, der den Sprung zum Charakterdarsteller noch immer nicht geschafft hat ... Fast täte er einem Leid, wäre da nicht sein Hang zum Melodramatischen und zum Chargieren, mit dem er dem Publikum jedes Mal beweist, dass es ganz richtig tut mit seiner Einschätzung. Natürlich gibt es auch einige Auftritte der besten Ehefrau von allen (diesmal als bezaubernde Hexe, die den Gatten in die Arme einer alten Bühnenoma treibt)und dem Kritiker I.L.Kunststetter, dessen Willen zur bedingungslosen Vernichtung eines Schauspiels ungebrochen ist.
Die Bühne, so erklärt Kishon, ist ein gnadenloses Irrenhaus, bei dem selbst die Wärter verrückt sind - und das man deshalb einfach lieben muss. Er entführt seinen Leser mitten hinein in diese Welt der Kritiker und Kleinkünstler, setzt sie aus, bis ihnen ebenso schwindelig ist wie dem Erzähler, und holt sie immer wieder zurück auf den Boden der "so ist es wirklich"-Tatsachen. Sei es durch die Überlegungen eines wachsamen Intendanten, wie das nächste Stück durch geschickte Kritikerarrangements auf jeden Fall zum Erfolg wird oder die Beschreibung eines Chansons-Abends, bei dem das Publikum nicht im mindesten versteht, was da gesungen wird - man amüsiert sich einerseits über diesen Irrsinn, andererseits ahnt man, dass es tatsächlich so abgehen könnte hinter den Kulissen. Dabei schaut Kishon genau hin, legt den Finger in die Wunde der Kulturbetreibenden, die kein Geld haben, aber wahre Kunst machen wollen, und bleibt ganz bei seinen Figuren, die er nie vorführt, egal, wie seltsam sie sein mögen.
Was mich aber diesmal beim Lesen gestört hat (und was ich gar nicht mehr so auf dem Schirm hatte), ist die Tatsache, dass das Buch ja nur eine Sammlung völlig verschiedener Satiren ist. Jemand hat einfach alle Satiren zum Thema "Kulturbetrieb" zusammengestellt, einen hübschen Titel überlegt und fertig war das Buch. Blöderweise heißt das aber auch, dass sich hier doch einige Ideen wiederholen und immer wieder variiert werden, bis der Esel halb tot im Stall ankommt und dort in Form einer weiteren Variante den Gnadenschuss bekommt. Da wäre ein bisschen weniger viel mehr gewesen aber nichtsdestotrotz fand ich es schön, mal wieder reingeschaut zu haben :-)
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