Dienstag, 29. November 2016

[Buchgedanken] Oliver Hilmes - Berlin 1936:Sechzehn Tage im August

Ich bin so ein Vier-Jahres-Sportschauer, egal ob Fußball oder Leichtathletik, und irgendwie ist dieses Buch die Kombination aus so ziemlich genau allem, was mich anspricht: mein Lieblings-Sachbuchautor schreibt ein Buch über die Olympischen Spiele 1936, das kann nur was werden.

Oliver Hilmes hat ja bisland nur Biografien geschrieben. Insofern war es für mich ganz interessant, mal zu sehen, wie er ein Buch angeht, das keine Person zum Thema hat, sondern ein Ereignis. Dieses Buch ist dementsprechend kein trockenes Sachbuch, sondern er nähert sich, das vorneweg, dem Ganzen ebenfalls über Personen an.

Für jeden einzelnen der 16 Tage Olympische Spiele stellt er eine Vielzahl von Personen in den Mittelpunkt, die direkt beteiligt sind an der Organisation "Olympia", die als Zuschauer oder Sportler im Stadion sind, die in Berlin das Stadtbild prägen - oder manchmal auch gar keine Verbindung aufweisen, in gewisser Weise aber ebenso die Spiele prägen werden, weil über sie nicht berichtet wird. Mit Hilfe von offiziellen Anweisungen wird sehr schnell klar, dass für die Nationalsozialisten Olympia in erster Linie eine Möglichkeit war, die Friedliebigkeit Deutschlands zu demonstrieren und Sympathien im Ausland zu sammeln. Für zwei Wochen werden in Berlin die Ausgaben des "Stürmer" mal nicht öffentlich ausgehängt, werden Ausgrenzung und Restriktionen nur im ganz Kleinen spürbar. Selbst die Zeitungen berichten überraschend positiv über die Sieger anderer Nationen- klar, werden doch nahezu täglich aus dem Propagandaministerium Anweisungen herausgegeben, wie über die Spiele geschrieben werden darf. Dabei wäre es für mich schön gewesen, auf einzelne Bereiche noch etwas stärker einzugehen, vor allem was die für Deutschland antretenden jüdischen Sportler angeht. Da bleibt das Buch dann doch sehr stark an der Oberfläche und ich hab parallel sehr viel recherchiert und im Internet nachgelesen. Trotz allem sind diese Miniaturen faszinierend und das Buch macht grade auch dadurch Lust auf mehr Informationen.

Wie immer ist das Buch informativ und unterhaltsam geschrieben, im typischen Hilmes-Stil, der einen sehr gut durch die Spiele führt. Insgesamt also eine klare Kaufempfehlung, die als Einstieg in die Olympiade 1936 gut geeignet ist.

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