Vandam war einer von denen, die es losgetreten haben am 17. November
1989, als unten in der Prager Altstadt auf der Nationalstraße die
samtene Revolution ins Rollen kam, die einige Wochen später das
kommunistische Regime hinwegfegte. Damals war Vandam ein junger
Polizist, ein Vorstadt-Held oben in der Plattenbausiedlung des neuen
Prag, die dem Wald abgetrotzt mitten in rauer Natur liegt. Dort oben
haben sie als kleine Jungs heimlich Krieg gespielt, dort hat Vandam nach
seinem Vater gesucht, wenn der wieder einmal angedroht hatte, er würde
sich erhängen, bis er am Ende doch übers Balkongeländer sprang. Fünfundzwanzig
Jahre später wohnt Vandam immer noch in der Plattenbausiedlung seiner
Kindheit. Längst ist er kein Held mehr, sondern ein Verlierer: Wegen
Gewaltexzessen aus dem Polizeidienst entfernt, prügelt er sich als
einsamer Schläger durch Tage und Nächte und hebt im Fußballstadion
regelmäßig die rechte Hand zum Hitlergruß ...
So bin ich eben, kaum habe ich mich an Krimis sattgelesen, suche ich eine Herausforderung und lande, dem bloggerprotal sei Dank, bei einem literarischen Versuch aus der tschechischen Republik. 160 Seiten lang ist er nur, der Monolog eines Verlierers, in dessen Kopf ich schauen kann und den ich dennoch bis zum Ende nicht verstehe. Der redet und redet und redet und mir trotzdem nichts zu sagen hat. Der sich effektiv im Selbstmitleid ergeht und das wortgewaltig hinter Abhandlungen zu Politik versteckt. Eigentlich könnte er einem Leid tun, wenn er nicht so ein Unsympath wäre.
Und genau das macht das Buch für mich so interessant, trotz dieser Figur. Vandam ist eine Person, wie er dir jederzeit begegnen könnte (und wenn ich das richtig verstanden habe, hat der Autor ihn tatsächlich nach einem lebenden Vorbild gezeichnet), und dem man eigentlich zuhören müsste, um die Dinge um ihn herum zu verstehen. Die enttäuschten Hoffnungen nachvollziehen, die verquere Sichtweise akzeptieren und sich einfühlen können - nur so wäre ein Dialog möglich. Und dennoch sträubt sich alles in einem, genau das zu tun, stattdessen würde man ihn gerne wegschieben und sich mit etwas Schönerem beschäftigen. Dass einen Rudis dennoch bei der Stange hält, ist der große Gewinn an diesem Kurzmonolog.
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