Samstag, 7. Januar 2012

Cody McFadyen - Das Böse in uns

Ich habe es wieder versucht...
Vor nichtmal einem Monat habe ich hier quasi geschworen, nie wieder ein Buch von McFadyen in die Hand zu nehmen, aber als ich dann in der Stadtbibliothek "Das Böse in uns" im regal stehen sah, dachte ich, ich geb ihm eine letzte Chance.

Tja, die hat er gründlich in den Sand gesetzt.

Ich habe länger darüber nachgedacht, was mir sowohl an "Ausgelöscht" als auch an "Das Böse in uns" nicht gefallen hat. Zunächst, es ist einfach die Spannungskurve. In diesem Fall hier: ein Serienmörder mit mehr als 140 Opfern, der zwar 20 Jahre lang keinem aufgefallen ist, aber plötzlich gefasst werden will (warum eigentlich???) Während das Ermittlungsteam im Dunkeln tappst (klar, die sind viel zu sehr mit Callies baldiger Hochzeit beschäftigt, als zu ermitteln), ist einem unaufmerksamen Leser bereits bald klar, wohin der Hase läuft und - oh Wunder über Wunder - er läuft natürlich genau dahin, wo die Vermutung hingeht. Und dann das Ende, sowas von unspektakulär und doof, dass ich nichtmal Worte dafür finden will! Das ganze Werk wird darüber hinaus sowas von unspannend erzählt, dass ich mich frage, woher diese euphorische Kritik auf dem Buchrücken kommt, von wegen "verschließen Sie Fenster und Türen"...

Was mir noch weniger gefällt: die Figurenzeichnung. Auch hier sind die Ermittler wieder von ausgesuchter Schönheit (selbst Smokey ist sowas von sexy und attraktiv, dass man als Leser völlig vergisst, dass sie ja eigentlich Narben im Gesicht hat - aber für den Fall der Fälle wird das von McFadyen immer mal wieder lang und breit beschrieben, nur falls man es vergisst). Interessanterweise sind die die Figuren beschreibenden Passagen in den beiden Büchern nahezu identisch, es ist, als hätte er es seit Band 1 vermutlich per Copy&Paste einfach weiterverwendet - wer braucht auch schon tatsächliche Entwicklung in diesen Abziehbildern? - und keine einzige davon hat wirklich Tiefgang. Beispiel gefälltig? Callies Tablettensucht. Seit Jahren abhängig von Vicodin. Ach, die erledigen wir in zwei Seiten mit einer Entziehungskur im Hotelzimmer - und immer schön betonen, dass die Liebe gaaaaanz wichtig ist und so. Erwähnte ich übrigens schon, dass es mich extrem nervt, dass alle seine Frauenfiguren immer nur dem Bild der dauerrolligen Baywatch-Schönheit entsprechen oder mit dem herrlichen Begriff "eine nicht alltägliche Schönheit" belegt werden? Alle sind so toll, so super und so gut drauf - egal, was passiert, dieses Team ist ein Hort ewiger Glückseligkeit...

Zusätzlich zu diesen platten Figuren kommt etwas, was mir bei McFadye einfach sehr sauer aufstößt, und das ist seine Weltsicht. Die Polizei ist für McFadyen anscheinend nur dazu da, nicht das Gesetz durchzusetzen, sondern Rache zu üben. Das erlaubt es dann auch jedem Polizisten, persönliche Rachefantasien auszuleben und alles zu tun, was er will - es ist ja gerechtfertigt durch die hohe Weihe der "Gerechtigkeit". Im Prinzip ist das, was er propagiert, nichts anderes als Selbstjustiz, und das stößt mich an einem Buch ehrlich gesagt ab. Darüber hinaus: Ich glaube einfach, dass er in keinster Weise recherchiert hat, sondern dass er sein Wissen über das FBI und Datenbanken aus anderen Thrillern entnommen hat, jedenfalls wirkt es in vielen Darstellungen einfach nur plump und unglaubwürdig.

Nein, diesmal ist es nicht nur so ein "mal schauen"-Vorsatz, diesmal ist es ein festes Versprechen: McFadyen schreibt in Zukunft ohne mich!

2 Kommentare:

  1. :D ich kenn die Bücher von diesem Autor nicht...... hört sich auch nicht so an als würde das in zukunft was ändern :D

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  2. na da kannst du ja froh sein, dass du das Buch nur ausgeliehen und nicht gekauft hast :)

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