Mittwoch, 25. Oktober 2017

[Rezensionsexemplar] Anna Romer - Am dunklen Fluss

Ruby Cardel war zwölf, als ihre Schwester Jamie nahe der elterlichen Farm in den Tod stürzte. Ein traumatisches Erlebnis, von dem sie sich nie vollständig erholte und das ihre Erinnerung an das ganze folgende Jahr auslöschte. Dennoch scheint es, dass sie nun endlich ihr Glück an der Seite eines erfolgreichen Autors gefunden hat, mit dem sie in einem kleinen australischen Küstenort lebt. Doch als sie zum ersten Mal seit Kindertagen wieder nach Lyrebird Hill zurückkehrt, drängen plötzlich lang verschüttete Bilder in ihr Bewusstsein. Stück für Stück setzt Ruby die Puzzleteile der Ereignisse um Jamies Tod zusammen. Und die Wahrheit, die nun ans Licht kommt, birgt ein tödliches Geheimnis …

 Und da ist wieder einmal mein Lieblingsgenre, das düstere Familiengeheimnis. Bei diesem Buch fehlt im Klappentext der Hinweis, dass der Leser parallel auch die Geschichte von Brenna erfährt, die 1898 mit ihrem Vater und Bruder in Lyrebird Hilll lebt und in eine katastrophale Ehe gedrängt wird. Das kann aber auch daran liegen, dass im gegensatz zu vielen anderen Romanen dieses Genres die beiden Zeitebenen nicht in einer Schleife verbunden sind, sondern effektiv nur eine kleine Überschneidung bilden, die meiner Meinung nach nicht nötig gewesen wäre. Ich hätte mich an Stelle der Autorin auf eine der beiden Handlungen konzentriert und eher zwei eigenständige Bücher draus gemacht, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack.

Von den beidene Ebenen halte ich die Geschichte von Brenna auch für die vielversprechendere. Hier werden nicht nur interessante Themen angesprochen, sondern es gelingt der Autorin auch, die Figuren sehr lebendig zu schildern. Zwar finde ich persönlich die ganzen Verstrickungen und Verrenkungen etwas too much, aber es bleibt alles im Rahmen einer literarischen Glaubwürdigkeit. Vor allem die Schilderungen von Australiens Landschaften hätten mich noch viel mehr gerezt oder ein wenig mehr Darstellung der Kultur und Lebensweise der Aborigines. Da will ich mehr von, Frau Romer, können Sie da nochmal einen ganzen Roman draus machen?

Stattdessen kommt leider immer wieder die diife Gegenwart ins Spiel. Und die zieht, leider muss ich schon wieder sagen, so ziemlich alle Register der bekannten Klischees des Genres. Es treten auf: die Heldin mit Komplexen (natürlich ist sie zu dick und zieht sich komisch an), der mysteriöse Fremde (ehrlich, dem steht "potentieller neuer Partner" bereits beim ersten Auftritt auf der Stirn), der gemeine Ex (buh! und dann auch noch Psychoratgeber-Autor!), die Nahbarin mit dunkeln Andeutungen ... ich könnte ewig so weitermachen. Gekoppelt ist das an Rubys ständige Backflashs in ihr Leben mit Jamie in Lyrebird Hill, die mich aber nicht wirklich mitreißen. Diese angeblich so tolle Jamie ist eigentlich ein ziemliches pubertäres Biest, und die Auflösung des Todes ist ... naja, sie wäre nicht so schlecht, aber die Person, die mir da als Täter präsentiert wird - im Ernst? Das soll ich Ihnen abnehmen, Frau Romer? Nein, das klappt einach nicht, das ist so unglaublich - ich muss es leider sagen - dämlich. Für mich war dieses Ende wirklich eine Enttäuschung, dabei war der restliche Roman gar nichtso übel und hat sich sehr angenehm gelesen.

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