Kennt ihr auch Leute, die eigentlich viel zu nett sind für diese Gesellschaft und deshalb immer auf die Schnauze fallen? Dann kennt ihr Hendrikje, die Protagonistin dieses Romans. tagsüber Kellnerin trämt sie eigentlich davon, als Malerin groß rauszukommen, aber nicht einmal ihre Omi glaubt an sie. Ihre Freunde nutzen sie aus, ihre Chefin findet sie doof, aber eigentlich kommt Hendrikje mit ihrer naiven und dennoch liebenswerten Art ganz gut durchs Leben. Bis das Schicksal einmal zu hart zuschlägt und Hendrikje nicht nur ihre tote Oma, sondern auch einen Berg Schulden und einen zerstörten Gemäldevorrat vor sich hat. Ihr einziger Ausweg: Selbstmord. Aber selbst der scheitert im ersten Anlauf, undd deshalb will sie beim zweiten Mal alles richtig machen - zusammen mit ihren Freunden. Bloß dumm, dass dabei alles schiefgeht und am Ende zwei Tote und noch mehr Chaos auf Hendrikje warten ...
Vielleicht lag es einfach daran, dass die Bücher zuvor alle ein bisschen doof waren - aber ich habe dieses Buch geradezu verschlungen. Hendrikje ist eine Protagonistin, die man am liebsten schütteln, dann in den Arm nehmen und beschützen und stattdessen die Idioten um sie herum schütteln will. Für alle Widrigkeiten in ihrem Leben hat sie eine Entschuldigung, die darauf hinausläuft, dass der Fehler bei ihr liegt und die anderen gar nichts dafür können - Selbstreflexion ist ja immer gut, aber bei ihr geht sie definitiv zu weit. Eine der schönsten Szenen ist die, als sie aus der Badewanne geklingelt wird vom Exfreund, der natürlich nach dem Selbstmord ihre Wohnung übernehmen darf und jetzt schon mal die Küche ausmessen will - so bildlich habe ich selten beim Lesen etwas vor mir gesehen. Das Buch ist eine reine Tragikomödie und ich als Leser habe mich sehr oft in der Rolle der Psychologin wiedergefunden, der Hendrikje diese haarsträubende Geschichte auftischt und die fragt: "Ich hoffe doch, es hat ihn erwischt?" Je länger die Geschichte voranschreitet, desto unbegreiflicher wird es für mich, wie Hendrikje so lange hat überleben können in unserer Welt - und gleichzeitig wünscht man sich, dass es noch viel mehr Hendrikjes gibt. Sie haben vielleicht keinen Namen, den man stöhnen kann, aber dafür haben sie definitiv das Gesprü, alle um sich herum positiv erscheinen zu lassen. Und das ist doch auch mal ein Lesehighlight :-)
Oh, das Buch klingt ja zum brüllen & ein wenig fühle ich mich beschrieben :O Danke für den Tipp, sobald ich nach meiner Klausurenphase wieder an Bücher denken kann ohne ne Panikattacke zu bekommen, werd ich es auf jeden fall genauer anschauen :)
AntwortenLöschenLiebst Julia