Philip S. kommt als Student aus der Schweiz nach Deutschland. Sohn aus gutem Hause, Erziehung durch Kindermädchen und vermögende Eltern, wirkt er als Filmstudent im Berlin der 68er wie ein Fremdkörper und fügt sich gleichzeitig perfekt ein in diese Welt. Seine Freundin und er ziehen schnell zusammen und Philip wird zum Ersatzvater ihres Sohnes. Beide verbringen die Nächte mit Diskussionen über Kommunismus, Philosophie, die Ungerechtigkeit des Staates - und irgendwann ist man mit dabei bei den Demonstrationen gegen den Springer-Verlag, bei den Steinwürfen auf Polizisten. Und dann steht plötzlich die Polizei morgens in deinem Schlafzimmer und durchsucht deine Wohnung, verhaftet dich wegen des Verdachts, ein Terrorist zu sein. Während sie die Notbremse zieht, entscheidet sich Philip S. für das gegenteil - er wird noch radikaler, wagt den Schritt in den Untergrund und den Terrorismus. Bis er 1974 bei einer Fahrzeugkontrolle einen Polizisten erschießt und dabei selbst erschossen wird ...
"Das Verschwinden des Philip S." ist schwer zu beschreiben. Ein Tatsachenroman? Eine Reflexion? Es ist von allem ein bisschen was und nichts ganz. Die Autorin ist die besagte Freundin von Philip S., die nach vierzig Jahren versucht, sich selbst eine Antwort darauf zu geben, warum er zum Terroristen wurde, warum er und nicht sie. Ihn fragen kann man nicht mehr, so bleibt sie die Antwort mehr oder weniger schuldig, sie schildert nur das langsame Abgleiten, das irritierende Anderswerden. Besonders fasziniert hat mich, dass sie ihre eigene Rolle einerseits hinterfragt, andererseits aber auch nicht diskutiert - dass sie sich z.B. weiterhin mit Philip trifft, auch als klar ist, dass er eben nicht mehr ein "Worttäter" ist, sondern nachdem er an den ersten Anschlägen beteiligt war. Das Buch wirft mehr Fragen auf, als es Antworten bietet, genau das finde ich aber sehr spannend daran und werde es auf jeden Fall noch ein bisschen in meinem Regal stehen lassen ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.