Mittwoch, 8. Februar 2012

Julia Crouch - Angsthauch

Rose lebt mit ihrem Ehemann Gareth und zwei kleinen Töchtern in ihrem Traumleben. Gemeinsam haben sie einen alten Hof auf dem Land restauriert, wo Gareth seiner Arbeit als Maler nachgehen kann und Julia sich als Hausfrau und Mutter um die Kinder sorgt. In diese Idylle platzt eines Tages der Anruf ihrer alten Freundin Polly: deren Ehemann - Gareth alter Kumpel, Rose Jugendliebe - ist bei einem Unfall gestorben und sie möchte nun endlich wieder aus Griechenland zurück nach England kommen. Spontan bietet ihr Rose eine Unterkunft an, auch wen Gareth davon nicht allzu begeistert ist. Aber es soll ja nur für ein paar Wochen sein, nur so lange, bis Polly und ihre beiden Söhne einen Start in England gemacht haben und wissen, wie es weitergeht. Und so taucht Polly wieder in Rose Leben auf und mit ihr eine immer unheimlicher werdende Atmosphäre, in der sich Rose immer öfter die Frage stellt, ob Polly wirklich so harmlos ist, wie sie auf alle Außenstehenden wirkt...

Hmmm, ich kann nicht sagen, dass ich von dem Buch enttäuscht bin. Ich hatte erwartet, dass das Buch in eine völlig andere Richtung geht als die, die mir am Ende offeriert wurde. Und dennoch hat mich dieses Psychogramm in den meisten Hinsichten überzeugt, es war schlüssig. Allerdings muss man dafür in Kauf nehmen, dass Rose eine Person ist, die in jedem Fall Freunde haben möchte und die ein klitzekleines bisschen naiv ist. Deren Welt, die sie sich aufgebaut hat, einfach bonbonfarben ist und die alle anderen Farben beharrlich zu ignorieren gelernt hat (man erfährt im Laufe des Buches auch zumindest im Ansatz, warum). Akzeptiert man ales Leser das, wird man mit einem wirklich spannenden Roman belohnt, den man zwar nicht immer und immer wieder lesen will, der aber durchaus seine Qualitäten für einen kalten Wintertag hat.

Nur, MrsCrouch, können wir beim nächsten Mal vielleicht versuchen, die Figuren nicht permanent saufen zu lassen? Mal ehrlich, das was die an Alkohol verschlingen, das war für mich noch nichtmal während meiner Studienzeit üblich. Zwei Flaschen Wein am Abend ist standard, dazu kommt den tag über verteilt noch mindestens Scotch, Whisky, Gin Tonic, etwas Champagner, Wein, und noch ein bisschen merh Wein. Die Figuren haben für mich alle ein latent verdrängtes Alkoholproblem...

Friedrich Torberg - Der Schüler Gerber


Der Schüler Kurt Gerber ist 17 und ein Schüler, wie so viele in dem Alter waren: intelligent genug, um gute Leistungen zu erringen, aber zu faul, um die Anstrengung zur sehr guten Leistung auf sich zu nehmen. Zu Beginn des letzten Schuljahres, seines Matura-Jahres, dem Jahr, in dem er "in die Welt treten" und "erwachsen" werden soll - ja, in genau diesem jahr geht es in seinem Leben drunter und drüber. Da ist seine Liebe zu einer Mitschülerin, die eigentlich nur auf einen kleinen Flirt aus ist; da ist die ständige Sorge um seinen herzkrankne Vater; und dann ist da Dr. Kupfer. Kupfer ist Mathematiklehrer mit einem ausgeprägten Hang dazu, seine Schüler zu demütigen, und der Schüler Gerber ist in diesem Schuljahr sein erklärtes Ziel. Kurt steht, ohne zu wissen warum, schon vor Ende der Sommerferien auf der Abschussliste des Mannes, der sein Klassenlehrer werden wird. Er nutzt jede Gelegenheit dazu, Kurt zu zeigen, wer von ihnen beiden am längeren Hebel sitzt, und Kurt hat immer mehr Angst, durch das Abitur zu fallen. Bis er es nicht mehr aushält und - nur Minuten vor Verkündigung des Abiturergebnisses - Selbstmord begeht.

"Der Schüler Gerber" stammt aus dem Jahr 1930, aber bereits sein Hauptthema - Schul- und Leistungsdruck - macht das Buch so aktuell wie eh und je. Es aber nur darauf zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht werden. In diesem Buch mit seiner geschliffen-geradlinigen Sprache, seiner neutral-sachlichen Erzählebene eines alles überblickenden Autors wird man als Leser hineingeführt in die miefige Welt der Spießbürger, die genauso miefige Welt der Anti-Spießer, und steht am Ende wie auch Kurt vor der Frage, ob das wirklich das ist, was man "das Leben" nennt. Das Buch hat mich abgeholt und mitgenommen, und was will ich von Literatur mehr?

Leonie Swann - Garou


Leonie Swanns Erstling "Glenkill" hatte mich vor ein paar Jahren wirklich beeindruckt. Ich fand es unglaublich spannend, wie sie es geschafft hat, einen Krimi zu entwickeln, dessen Plot selbst den Ermittlern völlig unklar war, und trotz allem eine Lösung herbeizuführen, die logisch erschien und lustig war. Deshalb habe ich mich gefreut, als mir jetzt auch endlich der Nachfolger "Garou" in der Stadtbibliothek in die Hände fiel...

In "Garou" wurde die Schafsherde um Miss Maple, das klügste Schaf Irlands, von Rebecca übernommen, der Tochter ihres alten Besitzers. Rebecca wurde von ihrem Vater dazu verpflichtet, mit den Schafen nach Frankreich zu fahren und so sind unsere Schafe plötzlich mit einem Land konfrontiert, in dem alle Menschen nicht so sprechen wie Rebecca, andere Schafe dafür aber wie diese Menschen, und zu allem Überfluss ist plötzlich Winter und neben der Weide liegt eine Leiche (zum Glück kein Schaf, finden die Schafe - zum Glück kein Mensch, die Menschen). Also alles in allem Routine für die Schafe, wären da nicht die etwas irre erscheinenden Ziegen von der Nachbarweide und die Gerüchte, das alles sei das Werk eines Werwolfs, eines Garou. Klar, dass die Herde wieder einmal neugierig wird und Ermittlungen aufnimmt.

Das also, kurz zusammengefasst, der Inhalt, der wirklich vielversprechend klingt. Trotzdem hat das Buch bei mir einen faden Nachgeschmack hinterlassen, den ich auch nach einem Monat Nackdenken noch nicht genau beschreiben kann. Es ist einfach ... totgetreten, wenn man es negativ sagen möchte. Irgendwie ein fader aufguss vom ersten Band, ohne dessen Funken zu schlagen. Der Fall wirkt langatmig und ich kann ihm als Leser kaum noch folgen, eben gerade auch, weil Leonie Swann diesmal versucht, ein wenig mysteriösere Figuren einzubauen. Ehrlich, bei der ersten unterhaltung mit den Ziegen hatte ich das Gefühl, mein Hirn würde grade eine Runde in der Achterbahn drehen, ohne dass ich wusste, worauf das alles hinauslaufen sollte. Und so ging es mir bei vielen Szenen - die sind nett, im einzelnen betrachtet, einige (die interessanten Versuche der Schafe, ein Auto mit einer für Autos modifizierten Gute-Nacht-Geschichte zu starten) sind wirklich komisch, aber insgesamt wirkt das alles so zusammenhanglos und ohne ein wirklich Ziel. Es plätschert alles dahin und dann ist die letzte Seite da und man hat einen Täter und alles könnte gut sein, hätte man als Leser nicht das Gefühl, dass einem irgendetwas wesentliches entgangen sein muss. Und das, so schlimm es klingt, ist es einfach nicht. Schade, ich hatte mich gefreut auf dieses Buch. Ich ärgere mich nicht, es gelesen zu haben, aber ich hätte es auch nicht vermisst, hätte ich es nicht gelesen.

Lang, lang ist es her ;-)



Und auch ich bin wieder da. Hat ein bisschen gedauert, aber wenigstens kann ich jetzt offiziell sagen: ich habe die erste Lehrprobe erfolgreich hinter mich gebracht und fühle mich gut. Nur dass ich jetzt erstmal eine Woche Krankenstand feiern darf, weil mich irgendein heimtükischer Virus übermannt hat! Aber dafür kann ich die zeit auf der Couch nutzen, endlich mal wieder all die Posts zu schreiben, die mir so durch den Kopf gingen in den letzten Wochen...