Samstag, 7. Januar 2012

Na, wer erkennt den Herrn hier?



Ich schaue grade arte und bin völig hin und weg: da läuft eine bisher sehr gute Dokumentation über Friedrich den Großen mit Spieleinlagen. Und der Regisseur hat es gewagt, sich bei der Besetzung einfach nur davon leiten zu lassen, wer der Person tatsächlich ähnlich sieht - und Friedrich wird gespielt von:

Anna und Katharina Thalbach.

Die beiden passen wie die Faust aufs Auge. Von der Reibeisenstimme über die riesigen Augen udn die Körperhaltung leben sie diesen Friedrich mehr als ich bei einem anderen schauspieler je erwarten würde.

Cody McFadyen - Das Böse in uns

Ich habe es wieder versucht...
Vor nichtmal einem Monat habe ich hier quasi geschworen, nie wieder ein Buch von McFadyen in die Hand zu nehmen, aber als ich dann in der Stadtbibliothek "Das Böse in uns" im regal stehen sah, dachte ich, ich geb ihm eine letzte Chance.

Tja, die hat er gründlich in den Sand gesetzt.

Ich habe länger darüber nachgedacht, was mir sowohl an "Ausgelöscht" als auch an "Das Böse in uns" nicht gefallen hat. Zunächst, es ist einfach die Spannungskurve. In diesem Fall hier: ein Serienmörder mit mehr als 140 Opfern, der zwar 20 Jahre lang keinem aufgefallen ist, aber plötzlich gefasst werden will (warum eigentlich???) Während das Ermittlungsteam im Dunkeln tappst (klar, die sind viel zu sehr mit Callies baldiger Hochzeit beschäftigt, als zu ermitteln), ist einem unaufmerksamen Leser bereits bald klar, wohin der Hase läuft und - oh Wunder über Wunder - er läuft natürlich genau dahin, wo die Vermutung hingeht. Und dann das Ende, sowas von unspektakulär und doof, dass ich nichtmal Worte dafür finden will! Das ganze Werk wird darüber hinaus sowas von unspannend erzählt, dass ich mich frage, woher diese euphorische Kritik auf dem Buchrücken kommt, von wegen "verschließen Sie Fenster und Türen"...

Was mir noch weniger gefällt: die Figurenzeichnung. Auch hier sind die Ermittler wieder von ausgesuchter Schönheit (selbst Smokey ist sowas von sexy und attraktiv, dass man als Leser völlig vergisst, dass sie ja eigentlich Narben im Gesicht hat - aber für den Fall der Fälle wird das von McFadyen immer mal wieder lang und breit beschrieben, nur falls man es vergisst). Interessanterweise sind die die Figuren beschreibenden Passagen in den beiden Büchern nahezu identisch, es ist, als hätte er es seit Band 1 vermutlich per Copy&Paste einfach weiterverwendet - wer braucht auch schon tatsächliche Entwicklung in diesen Abziehbildern? - und keine einzige davon hat wirklich Tiefgang. Beispiel gefälltig? Callies Tablettensucht. Seit Jahren abhängig von Vicodin. Ach, die erledigen wir in zwei Seiten mit einer Entziehungskur im Hotelzimmer - und immer schön betonen, dass die Liebe gaaaaanz wichtig ist und so. Erwähnte ich übrigens schon, dass es mich extrem nervt, dass alle seine Frauenfiguren immer nur dem Bild der dauerrolligen Baywatch-Schönheit entsprechen oder mit dem herrlichen Begriff "eine nicht alltägliche Schönheit" belegt werden? Alle sind so toll, so super und so gut drauf - egal, was passiert, dieses Team ist ein Hort ewiger Glückseligkeit...

Zusätzlich zu diesen platten Figuren kommt etwas, was mir bei McFadye einfach sehr sauer aufstößt, und das ist seine Weltsicht. Die Polizei ist für McFadyen anscheinend nur dazu da, nicht das Gesetz durchzusetzen, sondern Rache zu üben. Das erlaubt es dann auch jedem Polizisten, persönliche Rachefantasien auszuleben und alles zu tun, was er will - es ist ja gerechtfertigt durch die hohe Weihe der "Gerechtigkeit". Im Prinzip ist das, was er propagiert, nichts anderes als Selbstjustiz, und das stößt mich an einem Buch ehrlich gesagt ab. Darüber hinaus: Ich glaube einfach, dass er in keinster Weise recherchiert hat, sondern dass er sein Wissen über das FBI und Datenbanken aus anderen Thrillern entnommen hat, jedenfalls wirkt es in vielen Darstellungen einfach nur plump und unglaubwürdig.

Nein, diesmal ist es nicht nur so ein "mal schauen"-Vorsatz, diesmal ist es ein festes Versprechen: McFadyen schreibt in Zukunft ohne mich!

Freitag, 6. Januar 2012

Sharon Bolton - Bluternte


Die Fletchers haben sich ihren Traum erfüllt: die fünfköpfige Familie hat ein Haus gebaut, in einem leinen Dorf mitten im englischen Nirgendwo. Gut, dass das Baugrundstück ausgerechnet an den Friedhof grenzt, mag auf den ein oder anderen etwas verstörend wirken; dass die Dorfbewohner althergebrachten traditionen wie der Bluternte (der jäährlichen Hausschlachtung) huldigen, wirkt eher archaisch-interessant. Doch der zehnjährige Tom ist der festen Überzeugung, dass jemand sie beobachtet, und spätestens, als die alkoholabhängige Gillian behauptet, ihre zweijährige Tochter sei vor einigen Jahren nicht bei einem Hausbrand ums Leben gekommen, sondern wäre immer noch irgendwo dort draußen im Moor, schwant auch dem neune Vikar, dass die Dorfidylle einige düstere Geheimnisse verbirgt...

Wow, der war wirklich gut. Ich habe in letzter Zeit mehrere Thriller gelesen und ich muss sagen: keiner hat mich so in den Bann geschlagen wie "Bluternte". Sharon Bolton legt Spuren aus, das ganze Buch über weiß man nicht, ob das übernatürliche Schauern nicht vielleicht doch real sein könnte, und zu krönenden Abschluss serviert sie dann ein echt überraschendes, vielschichtiges Ende. Ich hatte das Bucha us reiner Verlegenheit im Dezember als Quartalskauf beim BErtelsmann-Club gekauft, und ich muss sagen: ich sollte mich öfter einfach für Büchr nach dem Titelbild entscheiden, wenn dann sowas bei rauskommt :-)

Mittwoch, 4. Januar 2012

Anthony Horowitz - Das Geheimnis des weißen Bandes

Sherlock Holmes wird vermutlich nie zu einer ausgestorbene literarischen Figur werden - diese einfache Feststellung lässt sich schon daran sehen, dass die BBC es meisterhaft geschafft hat, eine Serie zu etablieren, die Holmes ins 21.Jahrhundert versetzt und wunderbar funktioniert. Ich habe auch meinen Teil daran, denn ich lese Sherlock-Holmes-Geschichten sehr, sehr gerne. Das hat meinen Mann dazu animiert, mir dieses Weihnachten ein Buch zu schenken, das sich als "der neue Sherlock-Holmes-Roman" verkauft.

Erst war ich ein wenig skeptisch - Holmes nachschreiben? Wer wagt so ein Sakrileg? Und wie gut kann es werden? Nun, nachdem ich das Buch innerhalb eines Tages verschlungen habe, kann ich dazu folgende Antwort geben:

Herr Horowitz, Chapeau!

Anthony Horowitz ist selbst großer Holmes-Fan und hat mti seinem Roman mehr geschaffen als einfach nur nette Fan-Fiction für zwischendurch. Sie Buch fügt sich literarische meisterhaft in Arthur Conan Doyles Werk ein, gleichzeitig präsentiert er einen relativ modernen Fall, der auf den Leser des 21.Jahrhunderts vermutlich ähnliche Auswirkungen hat wie die Originale auf die Engländer Queen Victorias: du willst einfach wissen, wer es war.

"Das Geheimnis des weißen Bandes" ist ei Abenteuer, das der alternde Doktor Watson schreibt, weil er sich jahrelang nicht dazu durchringen konnte, von diesem Fall zu schreiben. Das merkt man ein wenig, das "Sprachalter" des Romans wirkt älter und ergeht sich zum Teil in großväterlichen Betrachtungen über Elend und Leid, was Doyle vielleicht nicht unbedingt so mit aufgenommen hätte. Aber worum geht es?

1890 erhält Sherlock Holmes den Besuch eines Kunsthändlers, der sich und seine junge Ehefrau von einer Person aus seiner Vergangenheit bedroht sieht. Bei den Ermittlungen stoßen Holmes und Watson in ein Wespennest, der berühmte Detektiv wird wegen Mordverdachts verhaftet und schon bald muss man erkennen, dass dieser Fall sich zum gefährlichsten des Sherlock Holmes entwickeln wird...

Ich habe mich sehr gut unterhalten beim Lesen des Buchs. Es war spannend, es gab herrliche Dialogpassagen (allein die Begüßungszeremonie zwischen Holmes und Mycroft ist so unglaublich gelungen :-D ) und der Fall hatte genug Spannung, um über 400 Seiten aufrecht erhalten zu werden. Sicher, nur dem Meisterdetektiv war es möglich, diese Schlüsse zu ziehen - der arme Dr.Watson hat eignetlich nie eine Chance, aber er nimmt es gelassen hin - aber für den Leser ist das Rätselraten amüsant und, das vor allem, autenthisch Holmes. Wenn er auch bei Horowitz ein wenig mehr Gefühl zeigen darf als üblich, ist hier wirklich Holmes wiedererweckt worden und muss sich nicht hinter seinem Vorbild verstecken. Und das ist mehr, als man verlangen kann.

Dienstag, 3. Januar 2012

Okay, ich hab ein bisschen übertrieben...



Dank meines Stammforums habe ich es 2011 auch mal gewagt und alle meine gelesenen Bücher in einer Collage festgehalten. Es sieht ein bisschen viel aus...

Tana French - Totengleich

Obwohl Cassie Maddox Detective bei der Dubliner Sitte ist, wird sie eines Tages zu einem Mordschauplatz gerufen. Denn das Opfer, eine junge Studentin, hat eine erschreckende Ähnlichkeit mit ihr. Cassie, die ihre Karriere als Undercover-Ermittler begonnen hat, wird von ihrem alten Chef darum gebeten, in die Rolle des Mordopfers zu schlüpfen, denn er glaubt, in ihrer seltsamen WG mit vier anderen Studenten den Mörder finden zu können…

Es gibt Krimis, die sind einfach zu lang – und genau dieses Problem hat „Totengleich“, ein Wälzer von 778 Seiten. Denn während bis Seite 500 eine spannende Story mit durchaus gelungener Erzählkunst präsentiert wird und man als Leser fieberhaft umblättert, verliert die Geschichte ab den fünfhunderter Seiten immer mehr an Fahrt und vor allem auch an Glaubwürdigkeit. Wobei, es ist jetzt ja nicht so, dass der Ausgangsplot sonderlich realistisch ist - aber trotz allem findet man es interessant und bewundert es fast schon, dass sich Tana French so viel Zeit lässt mit ihrem Plotaufbau. Bis etwa Seite 500 also schluckt man alles, was Tana French präsentiert, aber ab einem gewissen Zeitpunkt kann oder will man es auch nicht mehr mitmachen. Ab da schlägt es um, wird das Buch zäh, die Autorin ergeht sich immer länger in eloquenten Passagen, in denen nichts passiert, und ich gestehe, dass ich immer mehr quer gelesen habe, um endlich, endlich den Täter präsentiert zu bekommen und die kryptischen Andeutungen Caddies nicht mehr ertragen zu müssen. Das ist verdammt schade, denn bis dato wäre es ein echter fünf Sterne Krimi gewesen – aber danach schwächt er so ab, dass ich ihn maximal Durchschnitt finde. Gut geschrieben, aber viel zu wenig Spannung - leider.

Montag, 2. Januar 2012

Ursula Poznanski - Erebos

Das neue Jahr ist grade mal einen Tag alt und schon habe ich das erste Buch durch. Ja, ich habe es geschafft, ein Buch innerhalb grade mal acht Stunden zu lesen, okay, sagen wir die Wahrheit, es aufzusaugen. Gestern Abend in der Badewanne habe ich angefangen und plötzlich war ich total aufgeweicht und das Wasser kalt – zweieinhalb Stunden habe ich einfach nur gelesen.

Du hast nur eine Chance, es zu spielen…
An Nicks Schule in London geht etwas vor sich. Immer mehr Schüler werden in den Bann eines Computerspiels namens „Erebos“ gezogen, das sehr schnell süchtig macht. Als auch Nick endlich eine der begehrten CDs erhält, gelangt auch er schnell in die Fantasywelt des Spieles, erschafft sich einen Avatar und akzeptiert die Regeln: mit niemandem darüber zu sprechen, dann zu spielen, wenn das Spiel es vorschreibt, sich nicht als Spieler zu outen und alles zu tun, was das Spiel möchte, um weiter aufzusteigen. Aber das Spiel scheint mächtiger zu sein als alles, was man sich vorstellen kann – und es verlangt Gegenleistungen.

Wow, ich bin beeindruckt. Ich hatte schon fast Angst, dass es sich bei „Erebos“ um ein Werk handelt, bei dem das Ende dann entweder komplett abdriftet in die Richtung „Das Böhöhöhse ist dort draußen“ oder mit einer dummen Auflösung enttäuscht. Beides war nicht der Fall. Das Buch ist intelligent in seiner Story, gut erfunden und behält einen Zug bei, der absolut süchtig macht. Das liegt einerseits an der Action in der Geschichte selbst, andererseits aber auch eindeutig an der Beschreibung der Welt von „Erebos“, die irgendwie an WoW erinnert, gleichzeitig aber viel schöner wirkt. Die Figuren sind gut gezeichnet, die Ideen sehr gut ausgestaltet . das ist mal wieder ein Jugendbuch, das seine Auszeichnungen verdient!

Frohes neues Jahr

Ein neues Jahr und viele ungelesene Seiten liegen vor mir – und der feste Wille, jetzt auch mal regelmäßig zu posten und mich mit dem Layout meines Blogs näher zu beschäftigen. Bis es so weit ist, probiere ich wenigstens mal aus, wie es funktioniert, über Word zu bloggen ;-)