Curaçao, 1961. An einem Septembermorgen bringt der Taxifahrer Roy Tromp
seinen zwölfjährigen Sohn Max zum ersten Mal in die weiterführende
Schule zu Bruder Daniel. Max ist der erste in seiner Familie, der sie
besuchen kann, und erweist sich als talentierter Junge, der davon
träumt, Lehrer zu werden und den gesellschaftlichen Aufstieg aus der
Armut zu schaffen. Bruder Daniel, der selbst von der Insel stammt, will
ihm dabei helfen. Denn so prächtig der azurblaue Dodge Matador ist, mit
dem Roy seinen Sohn zur Schule bringt, so bettelarm ist die Familie des
Trinkers und Spielers. Vierzig Jahre später ist der Traum geplatzt und
Max, der längst selbst Vater eines erwachsenen Sohnes ist, verschwindet
aus heiterem Himmel in die Niederlande, womöglich für immer ...
Ahhh, die Karibik. Mal ehrlich, wenn man das Wort hört, hat man doch sofort weiße Sandstrände vor Augen, schmeckt förmlich den Cocktail und hört liebliche Musik - Zeit, sich entführen zu lassen auf die Niederländischen Antillen. Und festzustellen, dass das Leben dort eben auch nicht nur ein Dauerurlaub ist, sondern ebenso seine Schattenseiten aufweist. Über 40 Jahre lang verfolgt man an der Seite Bruder Daniels das Leben der Männer der Familie Tromp und damit auch das Leben der Arbeiterklasse und die politische Entwicklung der Insel. Das wird mit genug Lokalkolorit durch die landeseigene Sprache, durch Gepflogenheiten und Erklärungen geliefert, dass ich als Leser mich freue, gleichzeitig etwas zu lernen und unterhalten zu werden. Was mir dabei jedoch nicht ganz so gefällt, ist die Erzählperspektive durch Bruder Daniel, der zwar alle Beteiligten seit Jahrzehnten kennt, aber eben nicht in ihrer Haut steckt. So schleichen sich gelgentlich Längen ein, wenn er klarmachen will, wie eine Person ich fühlt, statt dass ich als Leser den direkten Weg gehen kann und deren Perspektive einnehme. Andererseits beobachte ich dadurch die Personen sehr viel besser und hinterfrage ihre Handlungen auch durchaus mehr als in anderen Romanen, es kann also durchaus hilfreich sein.
Ich finde das Buch insgesamt aber durchaus gelungen. Vor allem, wie gesagt, weil es einen Einblick in eine doch eher fremde Welt bietet und mit einigen Klischeevorstellunge bezüglich der Karibik aufräumt. Die Personen sind lebensecht und wachsen einem auch ans Herz, je länger man ihnen folgt, und besonders Roy ist mit Ecken und Kanten ausgestattet, aber auch trotzdem jemand, den man nicht missen will. Ja doch, das Buch ist gut, man sollte sich aber ein wenig Zeit nehmen für die Lektüre, statt sie einfach nur schnell zu verschlingen und sofort zum nächsten Buch zu schreiten.
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