Es gibt Personen, die selbst nach ihrem Tod noch eine Aura umgibt, dass man vor ihnen niederknien möchte. Oder zumindest ihren Namen nur sehr, sehr leise und ehrfürchtig aussprechen möchte. Heinrich George muss ein solcher Fall sein - oder, wie ihn selbst seine Söhne heute noch nennen "George" ist ein solcher Fall.
Heinrich George gehört zu der alten Schauspielgarde der Zwanziger und Dreißiger Jahre. Als Theatermensch feiert er Triumphe, Goethes Götz von Berlichingen ist seine Paraderolle.Und 1933 steht er wie alle anderen Künstler plötzlich vor der Frage, was zu tun ist: sich it den Nazis arrangieren oder emigrieren? George entscheidet sich für Ersteres, versucht unpolitisch zu bleiben und lässt sich gleichzeitig für Propagandafilme buchen. Spielt den kommunistischen Vater in "Hitlerjunge Quex", hält im Krieg tapfere Durchhalteansprachen, wird hofiert und bleibt gleichzeitig immer dre Polterer, der zuhause Gemälde angeblich entarteter Maler offen aufhängt ...
Das Buch - Nebenprodukt des Films "George", der letztes Jahr in der ARD lief - ist der Versuch einer Annäherung an diesen Menschen. Weniger eine Spurensuche, denn dazu wird zu wenig nachgefragt, sondern vielmehr eine Sammlung von Interviews bzw. Erinnerungen seiner Wegbegleiter. Seien es die zwei Söhne, deren ehrfürchtiges Nichtwissen um den Vater immer wieder durchscheint, seien es Kollegen aus der Zeit des Natioanlsozialismus und Mitgefangen aus dem Lager, in dem George schließlich starb, sie alle geben ihre Eindrücke von ihm wieder und schaffen es, ein irritierendes Bild vieler Facetten zu malen, die George aber dennoch nicht immer greifbar werden lassen. Niemand außer ihm kann beantworten, warum er sich so verhielt, wie er es tat. Mich als Leser hat das Buch mit sehr vielen Fragen zurückelassen, gleichzeitig aber auch mit sehr vielen spannenden Informationen versorgt, die ich so nicht parat hatte. Als Ergänzung sicher nicht übel, als einzige Informationsquelle fehlt mir aber zu viel Autorenarbeit.
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