Donnerstag, 3. Mai 2012

Hans Fallada - Ein Mann will nach oben

Der 16jährige Karl Siebrecht bricht nach dem Tod seines Vaters aus der Provinz auf nach Berlin, um die Hauptstadt zu erobern. Man schreibt das Jahr 1906 und Karl wäre in der Stadt verloren, träfe er nicht schon im Zug Rieke Busch, eine patente Vierzehnjährige, die ihn unter ihre Fittiche nimmt. Und so verfolgt der Leser Karls Weg nach oben, der geprägt ist, vom Scheitern, von Erfolgen, und von den Frauen, die Karls Leben prägen.

Mein zweiter Fallada und ebenso gut wie der erste, wenn auch unter ganz anderen Bedingungen. Während ich bei "Jeder stirbt für sich allein" vor allem von der geschilderten Geschichte gefessel war, hat mich in diesem Fall das dichte Lokalkolorit im Roman einfach gepackt. Es war grandios, Karl durch die Großstadt zu folgen, und Riekes Berliner Schnauze bringt immer genau die richtigen Worte im richtigen Moment hervor. Der langsam wachsende Erfolg der Gepäckbeförderung, die Karl mit seinem Freund Kalli aufzieht, freut mich als leser einfach, weil ich mit den Personen so mitfiebere. Fallada ist ganz dicht an seinen Figuren dran, nimmt den Leser an die Hand und Karls Geschichte habe ich bis 1914 gut folgen können. Aber danach ist ein ziemlicher Bruch drin im Lesefluss. Die kreigsjahre werden völlig unterschlagen und Karl kommt 1919 aus der Gefangenschaft nach Hause heiratet urplötzlich Rieke und ich frag michd ie ganze Zeit, wie er überhaupt auf diese Idee verfallen ist. Da wqird nichtmal angedeutet, dass er sich seine Liebe einbildet, das ist einfach so ... willkürlich gewählt. Fallada verarbeitet da anscheinern dvor allem seine eigene, sehr unglückliche Ehe, aber diese Motivation seiner Figuren sit eifnach nicht nachvollziehbar. Dazu kommt, dass der Roman bis ca. 1930 spielt, also auch rein in die Wirtschaftskrise, und das, wo zuvor schon die Inflation von 1923 beschrieben wird. Ich hatte das Gefühl, jetzt wiederholt sich nochmal alles von vorn. Aber gut, das hatten die Menschen in diesen Jahren vermutlich auch...

Nichtsdestotrotz war das Buch unglaublich gut, ein paar Falladas stapeln sich hier noch, ich freu mich schon drauf, sie zu lesen.

2 Kommentare:

  1. Danke für die Rezension! Ich hab mit "Der Trinker" angefangen und habe vor kurzem "Jeder stirbt für sich allein" gelesen. Fallada gefällt mir bisher wahnsinnig gut und "Ein Mann will nach oben" ist gerade auch auf meinen Wunschzettel gelandet. :)

    LG

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  2. Bitte schön - ich hab dank deinem Blog auch "Der Trinker" besorgt :-)

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