Hamburg, 1947. In der britischen Besatzungszone versuchen die Menschen mehr schlecht als recht durch den Winter zu kommen. Zu ihnen gehört auch Kommissar Stave, der in diesem klirrenden Winter mit einer Mordserie konfrontiert wird. Alles nimmt seinen Anfang mit einer weiblichen Leiche, die nackt in einem Trümmergrundstück gefunden wird ohne einen einzigen Hinweis auf ihre Identität. Schon bald finden sich dazu die Leichen einer weiteren Frau, eines kleinen Mädchens und eines alten Mannes. Doch was haben die vier gemeinsam? Staves Ermittlungen führen ihn hinein in eine Welt, in der Fälschungen und Lügen für die Menschen aus purer Not zum Alltag geworden sind, in der die letzten vierzehn Jahre noch immer Schatten werfen, in die die niemand eintauchen will, und in der er selbst sich immer wieder die Frage stellen muss, wie viel Wahrheit er herausfinden will ...
Hmmm ... Ich habe dieses Hörbuch vor einiger Zeit schon im CD-Player gehabt und schiebe die Rezension seitdem vor mir her. Ich fand den Fall wirklich nur leidlich spannend, die Auflösung hat sich schon sehr früh zumindest für mich erahnen lassen. Das fand ich besonders schade, denn eigentlich beruft sich Rademacher auf einen realen Fall aus Hamburg im Jahr 1947, der bis heute als ungeklärt gilt, und für mich war die Lösung schon sehr an den Haaren herbeigeschrieben. Garniert wurde das Ganze dann mit sehr vielen Beschreibungen von Elend, Leid und Alltag der unmittelbaren Nachkriegszeit im kältesten Winter 1947 - die an und für sich bestimmt interessant sind, für mich aber auch wahnsinnig langatmig daherkamen. Allein die Beschreibung der Szene, wenn Stave morgens aufsteht, hat mir fast die Lust verdorben, weiterzuhören, weil mich nicht jede kleine Kleinigkeit interessiert. Dass wir dann auch noch in einer Zeit sind, in der Polizeiermittlungen halt nicht per Telefon und Computer, sondern in guter alter Fußarbeit erledigt werden müssen, vergeht auch zwischen zwei Hinweisen, die den Fall mal weiterbringen, eine so unendlich lange Zeitspanne, dass ich abzuschweifen beginne. Und darin lag für mich die größte Schwäche dieses Buches, das so immer weniger Krimi und immer mehr Sittengemälde sein wollte, und dann so viel reingepackt hat, dass ich langsam die Lust auf alles verloren habe. Wenigstens eine der Stories hätte man doch erst in Band zwei oder drei auftauchen lassen können, so hatte ich das Gefühl, das dient in erster Linie dem Seitenfüllen, weil es im Fall so gar nicht weitergeht.
Immerhin war das Hörbuch dank des Sprechers nicht langweilig. Burghart Klaußner spricht Hamburgerisch, radebrecht englischen Akzent, parliert in dezentem Französisch, und schafft für die Figuren individuell erkennbare Sprechweisen, die mich bei der Stange halten. Seine Klangfarbe und dieses Variationenreichtum sind es dann auch, die das Hörbuch für mich wieder zu einem echten Tipp werden lassen, denn so langatmig der Fall auch sein mag, am Ende wollte ich halt doch hören, wie es weitergeht ;-)